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Schloss Reinhartshausen

BeitragVerfasst: So 25. Aug 2013, 18:14
von Schönibert
Hallo zusammen,

ich bewerte hier eigentlich keine Weine mangels Talent, aber die heute vor mir stehende Flasche möchte ich dennoch kurz vorstellen. Und einen Schloss Reinhartshausen-Thread gibt es noch nicht, also sei der hiermit eröffnet. :)

Aus meinem an anderer Stelle hier im Forum besprochenen schimmeligen Weinkeller mitgenommen habe ich eine bei einem Abverkauf für kleines Geld vor einiger Zeit gekaufte Flasche Schloss Reinhartshausen Hattenheimer Hassel QbA 1977. Es ist überall nachzulesen, dass das nicht nur für Rheingauer kein tolles Jahr war. Meine Hoffnungen in die Flasche waren demnach eigentlich Null.

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Ich machs kurz: Der Korken war intakt und aus der Flasche floss ein wunderbar goldener und nach öligen alten Lappen duftender Wein, der auch am Gaumen keinerlei Fehler aufwies. Meiner Meinung nach hat dieser Wein sein Trinkfenster auch mit 36 Jahren noch nicht verlassen, hier ist alles gesund. Natürlich habe ich hier keinen komplexen Blockbuster im Glas, aber in Anbetracht der zur Rede stehenden Parameter ist der Wein in diesem Zustand eine tolle Überraschung.

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Re: Schloss Reinhartshausen

BeitragVerfasst: Mo 26. Aug 2013, 10:04
von Charlie
Schön! Aber das hier ".... bewerte hier eigentlich keine Weine mangels Talent ..." ist kein Argument ;-)

Re: Schloss Reinhartshausen

BeitragVerfasst: Sa 18. Jan 2014, 15:37
von Schönibert
Leider starkt abgebaut hat diese 1983er Schloss Reinhartshausen Erbacher Steinmorgen Riesling Spätlese (halbtrocken -> auf einem Etikett auf dem Flaschenhals vermerkt).

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Der Korken ist intakt und lässt sich beim ersten Versuch ziehen. Er ist ca. bis zur Hälfte feucht. Der Wein ist dunkelorange mit deutlich braunen Reflexen.

Wenngleich fehlerfrei, riecht der Wein ausgemergelt wie ein alter, staubiger Filz. Dahinter lassen sich latent zwar die Trauben erahnen, die für diese halbtrockene Spätlese verwendet wurden und vielleicht so eine herbe Birnenschale. Insgesamt erinnert das alles aber eher an einen trockenen Sherry und schmeckt im Prinzip auch so. Ernsthaft servieren würde ich den Wein nicht mehr. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht, das Geheimnis dieser 30 Jahre alten Flasche zu lüften.

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Auch hier keine Alkoholangabe auf der Flasche. Damals offensichtlich noch keine Pflichtangabe.

Re: Schloss Reinhartshausen

BeitragVerfasst: So 19. Jan 2014, 03:09
von Charlie
Alkangaben wurden 85 Pflicht (glaub ich)

Schade, denn 83 ist oft sehr gut und der beste Jahrgang der schwierigen 80er

Re: Schloss Reinhartshausen

BeitragVerfasst: So 19. Jan 2014, 12:16
von Schönibert
Möglicherweise wurde die Flasche zwischenzeitlich schlecht gelagert, kenne die Historie nicht.

Re: Schloss Reinhartshausen

BeitragVerfasst: Di 11. Feb 2014, 19:07
von Schönibert
Insgesamt einigermaßen erfreulich präsentierte sich diese Erbacher Rheinhell 1990er Spätlese. Der Korken war nur mit viel Feingefühl, schräg eingedrehtem Gewinde und einer Portion Glück in einem Stück aus der Flasche zu ziehen, er steckte ganz schön fest drin bei gleichzeitiger Substanzauflösung. Farblich war der Wein fehlerfrei, sonnengelb bis zum äußersten Rand.

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Auch sensorisch ist hier meines Erachtens noch alles recht intakt. Der Wein hat für mich sehr stark diesen ganz typischen Geruch gereiften Rieslings, aber da sind auch sehr gelbfruchtige Aromen und ein etwas darunterliegendes, vollmundiges, leicht butteriges Aromagemisch, das ich nicht erwartet hatte. Insgesamt wird die Süße aber von einer für mich überraschend starken Säure unterdrückt. Hinzu kommt ein leicht herber Einschlag, der einen gar nicht mal so kurzen Nachhall hat.

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Re: Schloss Reinhartshausen

BeitragVerfasst: Fr 21. Mär 2014, 15:41
von weinbotschafter
Kabinett2007
Am ersten Tag Strohgelb , mineralisch , wenig Frucht, etwas müde wirkend ,
2 Tag lebendiger und frischer , Apfelschale, Zitrusfrüchte, kurz und schlank
schlechtes PLV 79 :D

Re: Schloss Reinhartshausen

BeitragVerfasst: Fr 18. Apr 2014, 16:17
von Schönibert
Da sich der Korken dieses 1964 Hattenheimer Stabel Riesling Spätlese Cabinet bereits beim Ansetzen des Korkenziehers in die Flasche verabschiedet hat, habe ich den Wein durch ein Sieb dekantiert und keine Erwartungen mehr gehabt. Der Wein ist...braun, riecht penetrant nach rosinigem Sherry und ist komplett durchoxidiert. Selbst bei wohlwollenster Auslegung ist der Wein jenseits aller Trinkfenster und neben einer noch marginal vorhandenen Süße belegt eine taninartige Staubigkeit den Gaumen. Keine weitere Trinkaufforderung.

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Fußnote: Weiß einer was über die Lage Stabel? Das sagt mir gar nichts, habe ich weder bei Reinhartshausen, noch woanders schonmal gesehen.

Re: Schloss Reinhartshausen

BeitragVerfasst: Fr 18. Apr 2014, 20:26
von Ralf Gundlach
Hallo Schöni,

die Lage Stabel gehört mittlerweile zum Nussbrunnen. Das kann man nachlesen in " Vinothek der deutschen Weinberg-Lagen Rheingau" von Ambrosi/Breuer, kann man gebraucht noch ganz gut für wenig Geld bekommen über ebay oder Booklooker, meine Auflage ist von 1982. Ich vermute mal, dass die Untrinkbarkeit auf schlechte Lagerung zurückzuführen ist, denn normalerweise müsste ein solcher Spätlese Cabinet von Reinhartshausen aus einem solchen Jahrgang noch Spaß machen.

Gruß

Ralf

Re: Schloss Reinhartshausen

BeitragVerfasst: Fr 18. Apr 2014, 21:17
von Schönibert
Hallo Ralf,

danke, sehr interessant! Aus dem Nussbrunnen habe ich schon viele gute Weine getrunken.

Ich denke, dass Du Recht hast, was die Lagerung dieser Flasche betrifft. Der Korken war fertig, bestimmt undicht. Das Teil war knapp 50 Jahre alt und davon nur einen Bruchteil in meinem Keller.