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Balthasar Ress

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Budi

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Balthasar Ress

BeitragMo 17. Dez 2012, 19:27

Mit der 2011er Kollektion würde ich behaupten, dass das Weingut einen eigenen Thread im Rheingau-Ordner verdient hat.
Die Weine wurden ja durchaus kontrovers diskutiert. Also idealer Stoff für ein Weinforum! ;)

http://budisfoodblog.wordpress.com/2012/12/17/balthasar-ress-verkostung-2011/

Bild

Hier mal meine Notizen zu den vier diskutierten 2011er Rieslingen:

Bei diesen vier Weinen aus dem Rheingauer Haus Balthasar Ress (seit 2011 unter Betriebsleitung von Dirk Würtz) handelt es sich um eine kontrovers diskutierte Kollektion. Nicht nur die Tatsache, dass von den vier Weinen, die als “Erstes Gewächs” angestellt wurden, zwei Rieslinge von der Prüfkommission abgelehnt wurden, sondern auch weitere unter Weintrinkern hitzig geführte Gespräche, machen diese vier Rieslinge wohl zu absoluten hate-it -or -love-it – Weinen.

Da bleibt nur eins übrig: Selbst probieren und ein Urteil bilden!



Zunächst möchte ich die beiden “Ersten Gewächse” besprechen, die vielleicht auch weniger kontrovers diskutiert wurden und typischer ausfallen:



Riesling Hattenheimer Nussbrunnen Erstes Gewächs 2011, Rheingau

Sattes gelb im Glas, minimale Kohlensäure beim Einschenken. Anfangs zeigt sich die Nase etwas herber und vor allem sehr rauchig ausgeprägt. Außerdem stinkt die Nase ein wenig nach Sponti aber auch ein wenig nach Keller. Die unangenehmen Noten verschwinden jedoch relativ schnell im Glas. Am Gaumen zieht sich diese Aromatik fort und es kommen noch Grapefruit und Aprikose hinzu. Das Gesamtpaket wirkt sehr kräftig, pendelt sich dann mit zunehmendem Luftkontakt ein, sodass der Nussbrunnen ruhiger und harmonischer wirkt. Der Riesling hat eine schöne Dichte und Tiefgang.

Hier bin ich sehr gespannt, wie sich der Wein entwickeln wird!



Riesling Rüdesheimer Berg Schlossberg Erstes Gewächs 2011, Rheingau

Aus der legendären Lage Berg Schlossberg besitzt der Riesling von allen Weinen das satteste gelb im Glas. Direkt nach dem Einschenken strömt einem ein sehr fruchtreifer und reintöniger Riesling entgegen. Allein die Nase bietet schon weniger Stoff zur Diskussion mit ihren reifen Steinobstfrüchten und Zitrusnoten.

Am Gaumen zeigt sich der Wein rund, rieslingtypisch und fruchtbetont. Durch den hohen Alkohol von 14 Vol.% gesellt sich eine ganz leichte Süße zur Frucht hinzu. Besonders am zweiten Tag spricht mich der Wein an. Eine vibrierende Säure, Kraft und Länge zeichnen diesen würzig-fruchtigen Riesling aus, der mich ein wenig an die trockenen Rieslinge aus dem Elsass erinnert.

Für mich ist das der ansprechendste Wein der Kollektion mit mächtig Potenzial für viele Jahre Lagerung!



Rüdesheimer Berg Rottland Riesling 2011, Rheingau

Weiter geht es mit dem Rüdesheimer Berg Rottland, der keine “Erstes Gewächs”-Bezeichnung bekommen hat.

Hier nun ein Riesling mit etwas blasserem gelb. Die Nase zeigte sich am ersten Tag noch zurückhaltend, wenn auch schon eine sehr individuelle Nase erkennbar war. Ein Mix aus würzigen Aromen und einem ausgeprägteren Brennessel-Ton und Sesam bei insgesamt kaum anwesender Frucht. Am Gaumen zeigt sich der Berg Rottland dann wieder als ein kräftigerer Rieslingtyp von hoher Komplexität. Im Abgang sind ganz leicht medizinische Noten dabei. Direkt aus der Flasche wirkt der Wein aber im Abgang noch etwas kurz und insgesamt verschlossen.

Viel spannender dann der Flaschenrest am zweiten Tag. Nun hat man immer noch die würzig-vegetative Aromatik, die aber auch mit einer angenehmen Frucht einhergeht. Vor allem kommt aber nun die mineralische Seite des Rieslings zur Geltung. Der Riesling erscheint mir völlig atypisch im Vergleich zu den üblichen Rheingauer-Gewächsen, jedoch nicht uninteressant und damit eigenständig. Die Cremigkeit und Mineralik verleiht dem Berg Rottland durchaus Charakter.

Auch hier zeigt sich, dass die Weine allesamt noch sehr jung sind. Da dieser Riesling aber so eigenwillig ist, wage ich keine Prognose für die zukünftige Entwicklung. Auch hier wird es interessant zukünftig ein Auge auf den Wein zu werfen!



Riesling Hattenheimer Engelmannsberg 2011, Rheingau

Der Engelmannsberg zeigt sich im Vergleich zum Berg Rottland dann schon deutlich fruchtiger. Ein Riesling von reduktivem Typ. In der Nase hat man fruchtige Aromen von reiferen Äpfeln und Steinobst, die dezent von Kräutern begleitet werden. Auch eine zart florale Note zeigt sich bei diesem Riesling. Mit etwas Luft kommt bei dem am Gaumen leicht hefigen Riesling auch eine schöne Mineralik zur Geltung. Das Kräuterthema wird wieder aufgenommen und eine leichte Adstringenz untermauert die mineralische Komponente des Rieslings. Für mich ein relativ typischer Rheingauriesling, der nicht wirklich aus dem Raster fällt.



Ich hatte das Glück, die Rieslinge im kleineren Kreis zu verkosten, sodass man sich austauschen konnte. Auch in der Gruppe fielen die Urteile sehr kontrovers aus und manche Weine schwankten zwischen Begeisterung und Abneigung, je nach Verkostungzeit. Bei allen Rieslingen fiel mir auf, dass die Weine mit zunehmendem Luftkontakt attraktiver wurden und meist erst am zweiten Tag aufblühten und sich harmonischer zeigten. Zeichen, dass die Weine Substanz für die nächsten Jahre haben. Letztendlich bleibt es sehr spannend, die Weine in ihrer Entwicklung zu beobachten. Die Ress-Kollektion bekennt ganz klar Farbe und will nicht jedem Gaumen schmeicheln. Man wird die Weine lieben oder nichts mit ihnen anfangen können. Wenn sich diese klare Linie nun über die kommenden Jahre konstant weiterzieht, kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Weine ihre Anhänger finden werden und sich die Frage der Atypizität relativiert. Den Sprung haben ja beispielsweise auch die Weine Philippis aus Kallstadt geschafft.

Auch spannend bleibt die Zukunft in Betracht auf die Entwicklung dieses Weinstils. Werden diese Rieslinge es schaffen dem Rheingau ein neues klares Gesicht zu verleihen oder wird hiermit eine Nische bedient werden?

Massentauglich wird diese Stilistik dann wohl eher nicht. Viel mehr handelt es sich um absolute Freak-Weine, die man gerne unter weinaffinen Leuten verkostet. Hier findet man ja auch ordentlich Gesprächsstoff. Mit anderen Worten: Die aktuelle Ress-Kollektin könnte eigentlich nicht passender sein, für einen Jahrgang der unter Leitung eines Weinbloggers entstanden ist.
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Moulis

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Re: Balthasar Ress

BeitragDi 18. Dez 2012, 09:24

Schön das es für Ress jetzt einen eigenen Thread gibt.
Derzeit eines meiner Lieblingsweingüter:)
Die 2011er habe ich zwar, aber noch nicht probiert, ich tobe mich an älteren Jahrgängen der GG aus (2003-2007).
Hattest du Gelegenheit den Resspekt zu probieren?
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Moulis

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Re: Balthasar Ress

BeitragDi 18. Dez 2012, 18:44

Neulich hatte ich den
Riesling Spätlese Nussbrunnen 2008
im Glas.

Der hat mich nicht so sehr überzeugt.
Süße war natürlich da, aber zu wenig tiefe und Frucht.
Etwas dünn auf der Brust. Helles Gelb.
Nur ein Hauch Melone, und ein kurzer Abgang.
Da gibt es in der Preislage deutlich besseres.
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Oh Dae-Su

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Re: Balthasar Ress

BeitragDi 18. Dez 2012, 19:58

Hoppala,

nachdem es einen neuen Thread gibt, kann ich meinen Senf zu dreien der Erste Lage '11 Rieslingen hinzufügen. Einer der Gesellen hatte leider einen Korkgeschmack :(

http://wine-zeit.blogspot.de/2012/12/we ... lagen.html



.......

Weingut Balthasar Ress Riesling Hattenheimer Nussbrunnen Erstes Gewächs 2011, Rheingau


Die Farbe des Riesling Nussbrunnen erschien mir für einen sehr jungen Riesling ziemlich satt, nahezu saftig, klar und ziemlich anziehend. Am ersten Tag kam mir die Nase sehr würzig, robust, leicht petrolig, sehr kraftvoll, darüber hinaus relativ rauchig, weniger karg als die anderen Rieslinge und aufgrund seiner Jugendlichkeit etwas angenehm „sponti -stinkig“ vor. Die Frucht wurde vor allem von Grapefruit und sehr verhaltenen kandierte Zitronen zu geprägt. Diese Eindrücke bestätigten und harmonisierten sich an den kommenden Tagen. Wobei ab dem dritten Tag meiner Ansicht nach auch etwas mehr blumige Eigenschaften zutage traten.

Was den Geschmack angeht, zeigte dieser schon ab dem ersten Tag, dass er vermutlich einiges Potential innehat. Er zeigte viel Kraft, war auch recht robust, sicher noch ein wenig zu rauchig, aber konnte schon mit viel jugendlicher Frucht (hauptsächlich exotische Aromen) aufwarten. Von der Struktur her kam mir der Geschmack etwas zuträglicher und vielleicht auch ein wenig breiter angelegt vor als bei den anderen verkosteten Rieslinge. Am zweiten und dritten Tag meinte ich im Nussberg seltsamerweise ein wenig mehr petrolige Aromen aufzuschnappen. Warum? Kann ich eigentlich nicht sagen! Eher etwas seltsam. Abgesehen davon kam er mir gesamtheitlich an den Folgetagen noch etwas ausbalancierter und zugänglicher vor. Wobei man zu keinem Zeitpunkt auf die Idee kam, dass es sich nicht um einen eher doch zurückgezogenen und viel zu jungen Wein handelte. Vielleicht fehlte es dem Riesling ein wenig an Raffinesse und Eleganz um mich noch mehr zu beeindrucken. Mir kam er schon etwas draufgängerisch und muskulös vor.

Meiner Ansicht nach ein anständiger Wein **** (was in Punkte übersetzt wohl etwas zwischen 86 und 88 Punkte bedeutet, sicher mehr zur 88 tendierend) mit vielleicht viel Potential zu höheren Weihen ;-)


Weingut Balthasar Ress Riesling Hattenheimer Engelmannsberg 2011, Rheingau


Der Engelmannsberg präsentierte sich in meinem Glas als ein ziemlich heller Riesling. Für das Alter nicht weiter überraschend. In der Nase kündigte sich das aufkommende Übel schon an: feuchte Wellpappe und weiterer für Kork-Beeinflussung typischer Modergestank. Am Gaumen glücklicherweise nicht ganz so ausgeprägt. Ich konnte sogar ein wenig verhaltene Zitronenaromen, eine leichte Nussigkeit und etwas diffuse feuchte Kieselstein-Aromatik aufschnappen. Doch letztlich zerstörte der Kork und die damit verbundene Bitterkeit jegliche Möglichkeit den Wein einigermaßen beschreiben zu können. Schade!



Weingut Balthasar Ress Riesling Rüdesheimer Schlossberg Erstes Gewächs 2011, Rheingau

Die Farbe des Schlossberg kam mir fast so satt und „saftig“ gelb vor wie die des Nussberg. Das Bouquet erschien mir, mit leichten Schwankungen, über die ganzen drei Tage hinweg ziemlich attraktiv, fruchtverwöhnt (reife gelben Zitronen und auch nicht zu wenig Steinobst), dem Alter bzw. Jugend entsprechend verständlicherweise etwas zurückhaltend, durchaus tiefgründig und bei weitem am elegantesten.

Der Geschmack erschien mir die ersten Stunden wesentlich verhaltener als das die Nase zunächst andeutete. Dann, und die folgenden Tage, zeigten sich immer mehr und intensiver die schon erwähnten Fruchtaromen. Gepaart wurde die Frucht mit sehr verhaltenen Petrolnoten, einer feinen Würzigkeit und sicherlich auch mit einer anständigen von mineralischen Noten geprägten Tiefgründigkeit. Der Nachhall des Abgangs war überdurchschnittlich lang, sehr kraftvoll und vielleicht noch etwas zotig herb. Nun ja, war ja auch noch ein Baby! Daher für mich kein Problem. Eher ein Problem war die etwas stärkeren Süße und der merkbare Alkohol am ersten Tag. Glücklicherweise minimierte sich dieser Eindruck an den folgenden Verkostungstagen. Zusammenfassenden würde ich meinen, dass der Schlossberg der schon zugänglichste, wenn man man bei hochwertigen jugendlichen Weinen von so etwas überhaupt reden kann, eleganteste und wahrscheinlich überzeugende Wein der vier (bzw. drei) Rheingauer Rieslinge war.

Meiner Ansicht nach ein sehr anständiger Wein ***** (was in Punkte übersetzt wohl etwas zwischen 89 und 91 Punkte bedeutet) mit sicher viel Potential zu MEHR!


Weingut Balthasar Ress Riesling Rüdesheimer Berg Rottland 2011, Rheingau

Der Berg Rottland war einzige Wein dem ich ganze vier Tage lang beobachtet habe. Im Glas erschien er mir sehr hell. Fast schon ein wenig blass. Die Nase zeigte sich am ersten Tag sehr schüchtern, wenn nicht total verschlossen. Ich meinte etwas pfeffrige, krautige, grüne und algige Noten zu riechen. Am zweiten Tag gab es schon gewisse Veränderungen hin zu verhaltenen Fruchtaromen von Zitrusfrüchten und einigen festen mineralischen Anklängen. Dennoch alles sehr zurückgezogen, verhalten und für mich persönlich weniger attraktiv. Am dritten und vierten Tag schien der Wein sich immer mehr in Richtung „Offenheit“ und weg von „Verbarrikadierung“ zu bewegen. Schlussendlich meinte ich im Bouquet des Berg Rottland ein ansprechendes Maß an Eleganz und Würze feststellen zu können. Diese rührte eindeutig von mineralischen Eindrücken her.

Wie bei der Nase, so auch beim eigentlichen Geschmack, hatte ich am ersten und zweiten Tag gewisse Probleme. Der Wein erschien mir sehr zurückgefahren und ziemlich abweisend. Auch der zunächst sehr kurze Abgang und die etwas eigenwillige körperliche Substanz machte mir ein wenig zu schaffen. Zumindest schien mir der Alkohol gut eingebunden und die Säure angenehm präsent. Eine strenge Mineralik war sicher schon vernehmbar, doch mit Fruchtaromen war nicht viel los! Auch sonst konnte ich nicht viel Ausdruckskraft wahrnehmen. Ab dem dritten Tag kam für mich mehr Bewegung in die Sache. Ich meinte mehr Kraft, schon fast etwas Cremigkeit und aufkommende grünliche Würze mit wesentlich präziserer Mineralik zu vernehmen. Sogar Fruchtaromen von herben grünen Zitronen und Zitronenschalen, die mir etwas bissig, aber ebenfalls erstaunlich intensiv vorkamen, zeigten sich am vierten Tag. Sogar der Abgang zivilisierte sich ein wenig und hallte länger nach! Ich meine, dass der Wein über die Tage in eine positive Richtung ging. Es ist doch wahrscheinlich anzunehmen, dass diese Viertagesentwicklung für eine positive Zukunft spricht! Vom Zustand des jetzigen Zeitpunkt zu schließen, würde ich meinen, dass es nicht meine bevorzugte Art von Riesling ist. Aber das ist natürlich mein persönliches "Problem" ;-)

Zu einer zusammenfassenden Bewertung fehlt mir bei diesem Wein dennoch jegliche Kompetenz. Er war mir schlichtweg zu eigen in seinem noch sehr jungen und verschlossenem Zustand um ihn in irgend einer Weise nur annähernd verlässlich kategorisieren zu können. Schaun mer mal in paar Jahren!


Letztlich waren es für mich eigenständige, aber etwas schwierige Weine ...

Gruss

Chris
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Bottlebinder

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Re: Balthasar Ress

BeitragSo 6. Jan 2013, 17:02

Wir hatten uns aus Neugier über Weihnachten das "Bewertungspaket" mit 50% Bewertungsrabatt geholt. Hier unsere Bewertungen:

Hattenheim Engelmannsberg Riesling 2011

Auge: klares strahlendes hellgelb, viel Fett, klare Tränen
Nase: elegant nach Schmorbirne mit Nelken und Apfel
Gaumen: Litschie, Apfel, weiße Johannesbeere, ausgewogener Körper mit feiner Säure, lang anhaltender Abgang, ein Wein der elegant und erfrischend zugleich ist.


Rüdesheim Berg Rottland Riesling 2011

Auge: helles strohgelb, sehr verzögerte Tränenbildung
Nase: zurückhaltend, nach Stunden zu erahnen - grüner Apfel, Holunderblüten, Weinbergpfirsich
Gaumen: rassige Säure, Zitrusfrüchte, grüner Apfel, leicht adstringierend, anfangs Alkohol spürbar, bedarf mehrjähriger Lagerung.


Rüdesheim Berg Schlossberg Riesling Erstes Gewächs 2011


Auge: klares strohgelb, verzögert klare Tränen
Nase: Birne und Pfirsich
Gaumen: voller Körper, Weinbergpfirsich, Birne, Quitte, Alkohol steht noch neben der Frucht, deutliche Restsüße, längere Flaschenlagerung kann hier mehr Komplexität bringen.


Hattenheim Nussbrunnen Riesling Erstes Gewächs 2011

Nach dem Öffnen sehr verschlossen, keine Bewertung möglich, erst nach 7 Tagen zugänglich, nach 10 Tagen:
Auge: klares hellgelb, anhaltende engstehende Tränen
Nase: Birne, Mirabelle, Grapefruit
Gaumen: Bratapfel, weiße Johannisbeeren, Grapefruit, rassige Säure, langer Abgang, ein Wein mit großem Potential, der aber langer Flaschenlagerung bedarf.


Zusammenfassend kann nur der Hattenheimer Engelmannsberg sofort mit viel Freude getrunken werden. Die anderen Weine sind noch viel zu jung zum Verkosten. Daher ist der Verkostungsrabatt sehr gerechtfertigt. Die Ersten Gewächse haben wirklich viel Potential. Ich habe aber zu wenig Erfahrung mit Jungweinen, um eine ernst zu nehmende Prognose abzugeben, womit hier noch gerechnet werden kann. Jedenfalls waren die Ersten Gewächse, insbesondere der Nussbrunnen, nach einer Woche wie verwandelt und machten erst dann auch Freude.
Grüße
Mathias
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Ollie

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Re: Balthasar Ress

BeitragFr 17. Mai 2013, 17:56

Neulich habe ich es auch (und endlich einmal) zu Ress geschafft. Etwas grossformatiger Ansatz mit der Vinothek, den ganzen Hochglanzbroschueren und ueberhaupt, aber es gilt halt das Motto hike the price until it sells. Die bereits anwesende Kundschaft schien insofern hervorragend ins Konzept zu passen...

VDP. Gutswein

2012 Rheingau Riesling trocken, EUR 8
Och joh.

2012 "Von Unserm" Riesling trocken, EUR 9.50
Ordentlich. Sehr trocken ausgebaut (2 bis 3 g/l RZ), das ist schon die herausragende Eigenschaft dieses Weins.

2012 "Von Unserm S" Riesling "Alte Reben" trocken, 13%, 3 bis 4 g/l RZ, EUR 17.50 (ab Oktober 2013)
In der Nase kaum Frucht, aber viel "dunkle" Mineralik. Am Gaumen sehr straff, viel Kraft und Saft, wirkt aber noch sehr zugeschnuert (Edit: Fuelltermin unbekannt) und fast etwas hart (aber keine unreife Saeure oder so). Wiederum sehr zurueckgenommene Frucht. Stattdessen wieder diese eigenwillige, "dunkle" Aromatik (die sich uebrigens durch alle Weine zog wie ein roter Faden). Holzeinfluss? Gute Laenge. Interessanter, aber nicht wirklich "schoener" Wein, viel Rheingau-atypischer als z.B. die Weine von PJK. Von Ruedesheimer Lagen, aber ich vermute mal die Lehmlagen, nicht vom Berg (Bischofsberg, Magdalenenkreuz usw). Weniger aus Ueberzeugung als aus Neugier, wohin die Reise geht, koennte man ein paar Flaschen einkellern. - Falls der Wein als Proxy fuer die kommenden GGs zaehlen kann, steht und noch etwas bevor (viele Hofschusterpunkte). Leider war die Jahrgangspraesentation schon rum und alle GG-Fassproben waren ausgetrunken.


VDP.Ortswein

2012 Ruedesheimer Riesling trocken, 12%, EUR 12.50.
Nu joh.


VDP.Erste Lage

2012 Hattenheim Engelmannsberg Riesling trocken, 12%, 3 g/l RZ, EUR 22.30 (in Subs EUR 20.00)
Ordentlich, aber ist nicht haengengeblieben. Robuster Preis!


VDP.Grosse Lage

2011 Ruedesheimer Berg Rottland Riesling trocken, EUR 29.70
Wie oben bereits gesagt, auch hier wieder diese dunkle Aromatik in der Nase und am Gaumen. Viel Kraft, Alkohol nur muehsam eingebaut, mal sehen, ob der Wein sich ueber die Zeit retten kann. Wieder extrem verhaltene Frucht, dafuer wohl das, was man brutalstmoegliche Mineralik nennen kann (Wie ich das schreibe, laufen mir selbstverstaendlich Traenen ueber die Tastatur etc. pp.). Wirkt wie ein Breuer auf Steroiden, Stil haariger, grunzender Bauarbeiter vs. Finesse und fuellige Frucht, zu der der Rottland bei anderen Winzern faehig ist. Ist das Teil von lehmreichen Lagen?! Not quite what I expected, aber auch hier: interessanter Wein, aber dass da noch etwas kommen soll, ist reine Glaubenssache. - Ich merke erneut, dass Hofschuster ein gaenzlich anderes Verstaendnis von Weinqualitaet allgemein und vom Rheingau speziell hat. Und ich denke, wir sind beide ziemlich stolz darauf. Ich sehe den Wein eher bei sehr gut (90-91).

2010 Hattenheimer Riesling trocken, EUR 25.60
In der Nase wie eine Botrytisauslese. Am Gaumen aber sauber, sehr trocken und fest, im ordentlichen Abgang leichte Schaerfe. Hier scheint das Jahr doch zuzuschlagen. Bereits sehr entwickelte Aromatik (haette problemlos als 2007er durchgehen koennen). Dafuer, dass der Wein aus einer fast leeren Flasche kam, haelt er sich gut, also breche ich nicht den Stab ueber ihn.

2008 Assmannshaeuser Hoellenberg Spaetburgunder trocken, 12.5%(!), EUR 28.50
Nur en passant probiert, weil ich weg musste, aber gar nicht schlecht! Wer kann, sollte unbedingt die roten GGs probieren. (Ein kleiner Einstiegsroter hingegen war grausam.)


Kleines Fazit:
Zwar alles sehr anstrengende Weine, aber falls die Zeit weist, dass aus ihnen etwas wird, ist das ziemlich interessanter Stoff, der hier auf Flasche kommt. Ich denke mal, mit etwas Uebung wird man die Ress-Weine blind herausschmecken koennen, allzu allgegenwaertig ist dieser "dunkle" Ton. Fuer meine Begriffe verschuettet er auch die Lagenunterschiede; gerade den Berg Rottland habe ich so noch nie gehabt.

Dass die Weine wirklich knalltrocken (und in der Jugend etwas unschmelzig) daherkommen, verstaerkt den "eigenwilligen Charakter" der Weine, von dem allerorten schwadroniert wird (und der fast en Charakter eines Marketinggags hat, sorry). Ambitionierte Preisgestaltung; der "Alte Reben" ueberzeugte am meisten. Man wird ja sehen, wie's kommt.

Dass es "schoener" und v.a. billiger(!) geht, zeigte aber im direkten Anschluss J.B. Becker. Dazu spaeter mehr im entsprechenden thread.

Cheers,
Ollie
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theater69

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Re: Balthasar Ress

BeitragDi 11. Jun 2013, 14:50

Moin,

das Experiment "Unterwasserlagerung" ist beendet: http://www.balthasar-ress.de/media/foto ... resspekts/

Das Ergebnis würde mich schon interessieren - kaufen würde ich den so speziell gelagerten Wein allerdings nicht. Das hat aber mehr mit meiner persönlichen Einstellung zum Winzer zu tun ...
LG
Andreas

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Gerald

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Re: Balthasar Ress

BeitragDi 11. Jun 2013, 14:57

Ja, lustige Aktion. Der tiefergehende Sinn ist mir allerdings nach wie vor nicht klar geworden. Denn wo der fundamentale Unterschied zur Lagerung im Keller liegen soll - gleiche Temperatur vorausgesetzt - ist mir schleierhaft. Vielleicht möchte man - angelehnt an die "feinstofflichen Energien" der Kuhhörner bei den Biodynamikern den vitalisierenden Effekt der Wassergeister oder Ähnliches nützen? :?

Gehört meiner Meinung nach eigentlich fast in unseren "Wein-Voodoo"-Thread ...

Grüße,
Gerald
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Gerald

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Re: Balthasar Ress

BeitragDi 11. Jun 2013, 15:02

Auf facebook gibt es dazu eine Erklärung von Dirk Würtz:

Weil Wein unter Wasser, bei konstanter Temperatur und ohne UV-Licht ganz anders und viel besser reift. Und weil es Spaß macht...


Das mit dem Spaß kann ich gut nachvollziehen, den Rest weniger. Ein guter Keller sollte ebenfalls konstante Temperaturen haben (vielleicht besser als der See über den Jahresverlauf?). Und dass in Ress' Keller UV-Licht ein Problem darstellt, das scheint mir doch auch eher unglaubwürdig.

Bin schon neugierig, wer als erster einen in der Walpurgisnacht am Blocksberg vergrabenen Riesling anbietet :D

Grüße,
Gerald
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Markus Vahlefeld

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Re: Balthasar Ress

BeitragDi 11. Jun 2013, 15:09

Gerald hat geschrieben:Das mit dem Spaß kann ich gut nachvollziehen

Er meinte nicht DEN Spaß, sondern den anderen, wo das Marketing und die PR gut laufen. Bringt ja auch Spaß... ;)
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