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Schäfer-Fröhlich

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Lars Dragl

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragFr 2. Dez 2022, 20:32

Hallo,

gerade im Glas, nachdem er zwei Std. in der Karaffe kalt gestellt wurde: S-F Schiefergestein 2021

Helles Strohgelb, die Kohlensäure, die der Wein beim Umfüllen hatte -das war einiges- ist komplett verflogen. In der Nase zurückhaltend und ziemlich fein nach Zitrusfrüchten, reifem Apfel, hellem Pfirsich, nicht perfekt reifer Ananas und ziemlich viel Schiefer; hefige Töne oder gar der berühmte S-F-Stinker sind nur zu erahnen. Im Mund glockenklar und schwerelos, aber nicht nur hingehaucht, sondern alles mit Hand und Fuß. Auffällig unauffällig ist die mäandernde Säure, die perfekt eingebunden erscheint, aber nach dem Abgang immer mal wieder aufblitzt. Von einem "Rasiermesser" fehlt bisher jede Spur. Das schmeckt alles so leicht und verspielt; und zeigt wirklich einen tollen Trinkfluss. Wer glaubt, er bekommt hier ein GG auf dem Niveau, das S-F sonst abliefern, der wird enttäuscht sein, denn der Wein ist schon leichter (ich bin hier aber nicht so der Kenner). Mir kommt es auch so vor, als sei der Wein noch nicht völlig einwandfrei zu beurteilen. Da zeigen sich immer mal wieder Qualitäten/Eindrücke, die beim nächsten Schluck nicht zu finden sind. Auch die Restsüße grüßt mir manchmal etwas zu freundlich. Der erste Eindruck und die Trinkfreude sind jedoch schon richtig gut. Potential sehe ich reichlich. Die Proportionen, der Schiefer und die Finesse lassen mich an die Mosel denken.
Von dem Wein kenne ich sonst nur der 15er und den 18er. Bisher würde ich sagen, der 21er überschattet diese schon ein wenig, ist aber ebenfalls ein Wein der leisen Töne. Mal sehen, was sich da noch tut.

Herzliche Grüße

Lars
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amateur des vins

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragFr 2. Dez 2022, 21:27

Danke, Lars! Der Schiefergestein ist als "Zweites Gewächs" schon ziemlich interessant, finde ich. 2021 habe ich noch nicht probiert (iirc); danke für die Erinnerung.
Lars Dragl hat geschrieben:Wer glaubt, er bekommt hier ein GG auf dem Niveau, das S-F sonst abliefern, der wird enttäuscht sein, denn der Wein ist schon leichter
Wer glaubt denn sowas? Die GG gehen für das zweieinhalb- bis dreifache über den Tisch. Ich nehme allerdings an, daß "das Leichte" ganz überwiegend jahrgangsbedingt ist; das Felseneck war auch deutlich anders als in früheren Jahren.
Besten Gruß, Karsten
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Lars Dragl

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragFr 2. Dez 2022, 22:01

amateur des vins hat geschrieben:Wer glaubt denn sowas? Die GG gehen für das zweieinhalb- bis dreifache über den Tisch. Ich nehme allerdings an, daß "das Leichte" ganz überwiegend jahrgangsbedingt ist; das Felseneck war auch deutlich anders als in früheren Jahren.


Hallo,

da kannst du ja mal auf CT schauen und die Bewertungen von den "Profis" könnten auch zu dieser Annahme verführen. Ist einfach viel Marktgeschrei, wenn du mich frägst. Der Wein ist für das was er ist jedoch toll.

Herzliche Grüße

Lars
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amateur des vins

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragSo 4. Dez 2022, 17:37

Lars' schöne Notiz nahm ich zum Anlaß, seit gestern die zweite Reihe anzutesten:

S-F, Vulkangestein 2021
S-F, Schiefergestein 2021


Wenn man so will, die inoffiziellen "1G" aus dem Stromberg (Vulkangestein) und Felseneck (Schiefergestein). Stimmt nicht ganz, aber angenähert schon. Beide kosten um die 20 €, Vulkangestein (Schraubverschluß) etwas darunter und 15 % weniger als Schiefergestein (Naturkork), der knapp darüberliegt. Beide sind mit 12 Umdrehungen angegeben.

Beide nach dem Einschenken mit deutlichem CO₂ und ununterscheidbar fahlgelb.
In der Nase der Vulkangestein weißfruchtig, kühl und - Nomen est Omen - leicht mit der Rauchigkeit des Strombergs. Der Schiefergestein etwas wärmer, voller, gelber, Und auch hier leicht der namensgebende Schiefercharakter herausgearbeitet.
Am Gaumen der Vulkangestein wieder mit heller Aromatik; Zitrone und leicht unreifer grüner Apfel. etwas Grip. Bricht etwas abrupt weg, aber die zitronensaure Note bleibt stehen. Der Schiefergestein genau wie in der Nase etwas voller, wärmer. Auch hier leichter Grip; die Säure nicht zu anstrengend und gelber, irgendwo zwischen Grapefruit und etwas Mandarine. Dichter und auch kompletter, da ohne Loch.
[+1d] Das CO₂ ist ausgegast. Das Loch beim Vulkangestein ist heute nicht unbedingt kleiner geworden. Irgendwie wirkt er etwas anämisch; wässrig und im Abgang grünapfelig-sauer. Der Grip scheint heute geringfügig deutlicher. Der Schiefergestein ist heute wieder etwas voller und ohne signifikantes Loch, aber auch etwas dünn. Im Abgang Grapefruit-Mesokarp und ebenfalls etwas apfelige Säure, wenngleich nicht so ausgeprägt.
Beide trinken sich für mich etwas mühsam; Spaßweine sind es für mich nicht.

Ich finde hochspannend, wie anders als Lars ich die Weine (bzw. den Schiefergestein) wahrnehme: Beispielsweise habe ich den Restzucker (Vulkangestein: 5,4 bei 8,4 GS, Schiefergestein: 6,1 bei 8,1 GS) - obwohl ich mich da eigentlich für eher empfindlich halte - garnicht besonders deutlich wahrgenommen, obwohl die Säure jetzt auch nicht exorbitant hoch ist. Ziemlich sicher war aber kein BSA im Spiel. Zudem empfinde ich die Weine zwar als leicht, aber weder "verspielt" noch mit "tollem Trinkfluß"; im Gegenteil finde ich beide ziemlich anstrengend zu trinken. Dabei ist der Schiefergestein noch der wesentlich stimmigere Wein; der Vulkangestein ist nochmal deutlich schwieriger.

Gemessen an diesen Weinen, bin ich vorsichtig, was die Einschätzung des 2021er Jahrgangs angeht. So toll ich die GG fand (s.o.), so schwer tue ich mich mit diesen Weinen aus der zweiten Reihe. Mir scheint es so, als wären grandiose Ergebnisse möglich gewesen, wenn die Substanz hinreichend hoch war. Anderenfalls aber scheinen Weine entstanden zu sein, die nicht unbedingt schlecht sind, aber mir jedenfalls nicht wirklich Spaß machen. Bei Seehof empfand ich das ähnlich iirc.
Besten Gruß, Karsten
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Créot

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragSo 4. Dez 2022, 21:48

Spannend, Karsten, Ähnliches habe ich auch schon woanders gehört/gelesen - etwas zugespitzt, dass 2021 etwas zu sehr gehypt ist, wahrscheinlich, weil man sich nach all den superheißen Jahren wieder nach einem kühlen Jahrgang gesehnt hat und deshalb die Schwächen in Struktur und Dichte unterbelichtet hat. Ich habe leider viel zu wenig 2021 getrunken, um da substanziell etwas beitragen zu können, aber ich werde schauen, dass ich die ein oder andere Flasche aufmache, bevor ich mir mehr in den Keller lege (6 Schiefergesteine liegen da nun aber schon seit dem Black-Friday ...)

Grüße
Stefan
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EThC

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragSo 4. Dez 2022, 22:02

Créot hat geschrieben:- etwas zugespitzt, dass 2021 etwas zu sehr gehypt ist, wahrscheinlich, weil man sich nach all den superheißen Jahren wieder nach einem kühlen Jahrgang gesehnt hat und deshalb die Schwächen in Struktur und Dichte unterbelichtet hat.
...dabei sollte man nicht vergessen, daß kühlere Jahre im Mittel einfach länger brauchen als wärmere. Der Fehler wurde auch 2010 schon auf breiter Front gemacht; daß sich da nach 6 bis 10 Jahren teils wahre Granaten entwickelt haben, will von den lautesten A-Jahr-Auguren heute keiner mehr wissen. Wenn man allerdings mehr auf Blockbuster steht, sollte man 21 in der Tat grundsätzlich meiden und auf 2022 warten (den Jahrgang werde ich aller Voraussicht nach allenfalls homöopatisch in den Keller nehmen).
Viele Grüße
Erich

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amateur des vins

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragSo 4. Dez 2022, 22:14

EThC hat geschrieben:Der Fehler wurde auch 2010 schon auf breiter Front gemacht; daß sich da nach 6 bis 10 Jahren teils wahre Granaten entwickelt haben, will von den lautesten A-Jahr-Auguren heute keiner mehr wissen. Wenn man allerdings mehr auf Blockbuster steht, sollte man 21 in der Tat grundsätzlich meiden
Das hat mit Blockbustern herzlich wenig zu tun. 2010 hatte hohe Säure (deulich höher als 2021, meine ich), aber auch Substanz darunter. An der scheint es mir bei den 2021ern doch auf breiterer Front ein wenig zu mangeln.

Und ich sag ja nicht, daß das nicht alles noch toootaaal Toll werden kann. :mrgreen:
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragSo 4. Dez 2022, 22:29

...einen signifikanten Substanzmangel kann ich 2021 jetzt nicht zuschreiben, zumindest nicht aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen. In 10 Jahren sind wir dann schlauer... :lol:
Viele Grüße
Erich

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragMo 5. Dez 2022, 19:18

S-F, Vulkangestein 2021
S-F, Schiefergestein 2021


Update [+2d]:
Einmal mehr wird mir vor Augen geführt, wie subjektiv und situationsbezogen diese Einschätzungen sind.
Zum einen war das CO₂ mitnichten komplett raus; der Schiefergestein zischte vernehmbar, als der aufgesteckte Korken rauskam. Beim Vulkangestein mit Schrauber hingegen nichts dergleichen. Dann kann ich heute, zwei Tage nach dem Öffnen, tatsächlich die Restsüße deutlich(er) wahrnehmen, insbesondere beim Schiefergestein. Und letztlich wirken die Weine heute balancierter; vor allem der Vulkangestein hat heute kein so eklatantes Loch.

Das alles führt zwar nicht dazu, daß ich heute in Begeisterungsstürme ausbreche, aber es relativiert mein Urteil etwas.
Besten Gruß, Karsten
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Lars Dragl

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Re: Schäfer-Fröhlich

BeitragDo 8. Dez 2022, 19:19

Hallo,

wegen Krankheit blieb der Korken bei meinem Schiefergestein 2021 seit Freitag in der Flasche. Heute gab es schon ein Glas und mir gefällt der Wein nun noch etwas besser. Auch ohne Karaffe kein CO2 mehr, jetzt mit leichtem Stinker (blühender Birnbaum), die Säure etwas agiler, der Abgang salziger und mineralischer; der RZ jetzt sehr gute eingebunden. Interessant finde ich, dass die Frucht etwas wärmer daher kommt, aber gerade im Abgang dann auch leicht grüne Anflüge (nicht ganz reife, noch harte Birne) zeigt. Der Wein war heute im Sophienwald Bordeauxglas, was ein relativ großes Glas für Weißwein ist, aber gerade wegen der hohen und etwas engeren Öffnung gut als solches funktioniert. Was ich eigentlich sagen wollte: der Wein füllt dieses Glas spielend aus bzw. zeigt hier keinerlei Schwächen.
Die Säure hat mit den Weinen aus 2010 (die ich hatte) aber nicht viel gemeinsam; sie ist momentan für ein kühles Jahr immer noch etwas zahm. Positiv formuliert ist sie aber auch schön reif. Angeblich reifen solche Weine ja ganz gut; den 2010ern, bei denen die Sache ja etwas anders gelagert war, hat man das tatsächlich mitunter abgesprochen.

Herzliche Grüße

Lars
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