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Knipser

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ChezMatze

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Knipser

BeitragDi 17. Mai 2011, 11:41

Ein neuer Thread für das Weingut Knipser, und jetzt fange ich ausgerechnet mit einem Wein an, den sicher die wenigsten bislang getrunken haben. Aber die Knipsers machen ja sehr viele Weine, ungeheuer viele für ein "trockenes" Weingut, da werden die normaleren Exemplare sicher auch noch kommen.

Am Samstag hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben den 2005er Gelben Orleans *** getrunken. Die drei Sterne stehen für Barriqueausbau, und das spürt man auch gleich. Zunächst mal eine schlanke Rieslingflasche, darin ein heller Saft von erstaunlichem Duft. Ich hatte den Wein zu einer Blindprobe mitgebracht (http://chezmatze.wordpress.com/2011/05/ ... n-orleans/), und wir waren alle ziemlich verwirrt. In der Nase Marzipan und Honeysuckle, dazu vanilliges Holz. Ich rufe alle Herkunftsregister ab, aber nichts passt, immer gibt es ein ausschließendes Element. Am Gaumen weiter Holz, leichtes Moussieren, gelbe Noten, der Wein wirkt sehr jung und sollte - falls jetzt getrunken - auf jeden Fall vorher dekantiert werden. Aber viel geeigneter erscheint es mir, den Wein noch liegen zu lassen. Die bissige Säure, die man dem Orleans ansonsten ja zuspricht, ist hier schön eingebunden.

Ein sehr interessanter Wein, der stark polarisiert. In erster Linie wegen des präsenten Holzeinsatzes. Aber eine großartige Bereicherung des Weinspektrums in Deutschland, ach nein, in der ganzen Welt. 19 € habe ich dafür bezahlt, das ist mehr als fair.
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fafnir

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Re: Knipser

BeitragDi 17. Mai 2011, 11:47

die knipser waren immer schon sehr experimentierfreudig. paßt ja auch, wenn man studierter chemiker ist.
ihre roten verdienen allergrößten respekt, die weißen schmecken für uns halt immer nur nach laumersheim. da bleiben wir lieber in deidesheim und drumherum.


gruß aus dem weinparadies


may
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ChezMatze

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Re: Knipser

BeitragDi 17. Mai 2011, 13:09

Schmeckt nur nach Laumersheim? Puh ;) Aber ich gebe Dir natürlich vollkommen Recht, von den Lagen der "Côte" sind die Laumersheimer qualitativ weit entfernt. Aber das ist ja immer so eine Sache. Wahrscheinlich sind Hubacker oder Brunnenhäuschen auch keine besonders tollen Lagen. Jedenfalls wüsste ich nicht, weshalb sie das sein sollten. Glaubst Du, manche "Flachland-Winzer" sind allgemein überbewertet? Oder sind sie so viel besser als die "Hügel- und Steillagen-Winzer", dass sie selbst die Nachteile schlechterer Lagen ausgleichen können?

(Würde mich zwar interessieren, weiß aber nicht, ob das hier ins Thema passt...)

Viele Grüße, Matze
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fafnir

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Re: Knipser

BeitragDi 17. Mai 2011, 17:29

wir wissen auch nicht, ob das hier hin gehört, aber trotzdem:
über die optische attraktivität der weinbergslagen in pfalz und rheinhessen kann man gewiss unterschiedlicher meinung sein. wir haben viele davon, natürlich auch hubacker und die achse morstein, brunnenhäuschen und kirchspiel schon selbst erwandert und finden sie ausgesprochen gutaussehend (auch wegen der schönen natursteintürme). steilagen beeindrucken den betrachter natürlich in der regel mehr, vorallem wenn man da mal mitarbeiten darf.....
wichtiger als die optische attraktivität der lagen ist aber wohl deren boden. ob steil -, hang-, oder flachlage spielt da heute keine rolle mehr für die qualität, das wärmere klima der vergangenen zwanzig jahre hat die weine von reben aus interessanten bodenarten, die früher ob ihrer beschaffenheit (z.B. kühler kalkmerkel) und oder höherer lage nicht immer vollreife qualitäten bescherten, in den blickpunkt des interesses der weinfreunde gerückt (denken wir bloss an halenberg, felseneck oder hubacker).
vielleicht sind diese winzer mit "späteren" lagen (und denen gehört die zukunft) aber ehrgeiziger und "hungriger" als etablierte traditionsgüter. (ein blick in die gängigen weinführer könnte das bestätigen.) und wenn sie diesen sogar "beine machen", weil ja konkurrenz bekanntlich das geschäft belebt, haben wir weinfreunde schliesslich alle etwas davon.

gruss aus dem weinparadies

may
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ChezMatze

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Re: Knipser

BeitragDo 19. Mai 2011, 00:09

Nur ganz schnell, weil's immer weniger passt ;)

Klar spielen jede Menge Faktoren eine Rolle, allein die physisch-geographischen: Klima, Boden, Gestein, Hydrologie, Wind, Bewuchs, dann noch die fast unendlich vielen Bearbeitungs- und Kellermöglichkeiten. Was die kühleren Lagen anbelangt, bin ich auch sehr der Meinung, dass sie in heißen Jahren prinzipiell mehr Spiel und Finesse reinbringen als ein Unnerschberger Sonnenbrändle.

Was den gern genannten Klimawandel anbelangt, bin ich da immer etwas skeptisch. Gut, die Durchschnittstemperatur ist seit dem Jahr 1900 um, sagen wir mal, gut ein Grad gestiegen. Sehr gut möglich, dass das langfristig so weitergeht. Aber kurzfristig ist das doch ziemlich vage. Wer sagt mir denn, ob nicht in den nächsten fünf Jahren drei vom "Typ 2010" dabei sind? Da werden so ganz über den Daumen wahrscheinlich die höher klassifizierten Lagen doch die besseren Bedingungen bieten.

Allerdings, und da stimme ich völlig zu: Innovative Winzer haben dort die besten Chancen, wo der Erwartungsdruck nicht so hoch ist, also im Zweifelsfall nicht bei den Groß- und Renommierbetrieben. Ich bin mal gespannt, wie es den aufgestiegenen Fünf-Trauben-GM-Betrieben wie Knipser oder Keller da ergehen wird. Von denen erwarten die Leute doch jetzt immer "beeindruckende", "überwältigende" Weine. Das zieht manchmal auch eine komische Klientel an. Ob die sich zukünftig trauen, echt polarisierende Sachen zu machen? (Ob sie das je gemacht haben oder einfach "nur" tadellose Arbeit leisten, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt)
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Birte

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Re: Knipser

BeitragDo 19. Mai 2011, 05:49

ihre roten verdienen allergrößten respekt, die weißen schmecken für uns halt immer nur nach laumersheim


??? Ich weiß wohl, dass die Meisten das so sehen. Vor allem in größeren Runden und bei Menschen, die Angst vor deutschem Rotwein haben, kommen die roten Knipser hervorragend an. Mit der Begründung: "Schmeckt nicht deutsch." Aber gerade das stört mich. Mit Cuvee Gaudenz kann man mich jagen. Ich finde den Holzeinsatz unsensibel. Seinen Sauvignon Blanc aus 2009 hingegen fand ich excellent und alles andere als provinziell.
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beerenauslese

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Re: Knipser

BeitragDo 19. Mai 2011, 08:33

Hallo,

ich war im April in der Pfalz und natürlich auch auf dem Weingut Knipser. Es war ein sonniger Tag - Man konnte sich aussuchen in der Sonne auf Holzbänken zu verkosten, oder im urigen Verkostungssaal. Es war eine nette Bedienung eines jungen Mannes, der sehr viel zu tun hatte....Wir waren bestimmt zur gleichen Zeit 25 Weinliebhaber.
Der SB 10 war schon ausverkauft und die GG wurden völlig selbstverständlich auf den Tisch gestellt. Mein "Lieblingsweißer" war der Grauburgunder (3 Sterne) 2005. Vollmundig schmackhaft - Große Empfehlung: 18.- Euro. Den Weg zu Knipser mache ich aber eigentlich nur wegen den roten! Großartig war der Großkarlbacher für 16,20 und natürlich das GG Kirschgarten 2007 und mein Liebling das GG Burgweg 2007(ehemals : im Großen Garten). Alle genannten habe ich gekauft und kann diese ausnahmslos empfehlen!

Gruß
Johannes
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ChezMatze

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Re: Knipser

BeitragDo 19. Mai 2011, 11:53

Eine dumme Frage:

Habe gerade spaßeshalber den aktuellen Gault Millau aufgeschlagen, nachdem ich mir die Riesling Halbstück Reserve von 2004 gekauft hatte.

Jetzt finde ich da zwei verschiedene Einträge in derselben Liste. Der Alkoholgehalt bei beiden ist exakt gleich, die Bezeichung "Reserve" auch, nur einer wird als Spätlese gelistet, kostet 24 €, soll bis 2013 "haltbar" sein und wird mit 90 Punkten bewertet.

Beim anderen wird der Preis auf Anfrage mitgeteilt, er soll sich bis 2019 halten und bekommt 92 Punkte. Beide Jahrgang 2004, klar.

Sind das verschiedene Weine, verschiedene Abfüllungen? Oder ist der Redaktion ein Versehen unterlaufen, weil sie bei dem einen den Preis (noch) nicht wussten. Dadurch kann je nach Sortierkriterium ein Wein in einer Excel-Tabelle ja schon mal ganz woanders stehen. Mich machen diese unterschiedlichen Bewertungen stutzig, aber es soll ja schon mal jedem passiert sein, dass er denselben Wein an unterschiedlichen Tagen unterschiedlich gesehen hat...
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Herr S.

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Re: Knipser

BeitragFr 20. Mai 2011, 18:50

Hallo Matze,

ich kann Dir leider nicht helfen, allerdings kann ich Dir dAten an die Hand geben um den falschen Eintrag zu identifizieren: Heute im Glas:

2004 Riesling Halbstück Reserve
Bild

93 Punkte von mir dafür, und das ist wohl konservativ benotet. Wer mehr als eine Flasche davon hat (Juchu, ich bin einer davon!!! :D ), eine jetzt trinken, den Rest in relevanten Abständen! Ein geiler Stoff, vermutlich das Beste was Laumersheim in Sachen Riesling kommen kann (so toll sind die Lagen im Pfalz-Vergleich ja nicht). Apropos, komtm die Halbstück Reserve aus Laumersheimer Lagen oder einer anderen Provinenz?

Viele Grüße,
Björn
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"Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug-collection, the tendency is to push it as far as you can." (Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas)
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ChezMatze

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Re: Knipser

BeitragFr 20. Mai 2011, 20:35

Na Björn,

wenn Du jetzt zu Fuß zu Knipser gehst, kannst Du sicher mal nachfragen, die müssten's ja schließlich wissen. Deine Notiz bestärkt mich aber einerseits darin, dass ich den "richtigen" Wein gekauft habe - und dass ich ihn auch bald aufmache. Hier im Kölner Wein-Depot haben sie ja eigentlich immer ausreichend Nachschub, und zwar die ganze Palette. Kommt wohl daher, dass die sich schon seit Jahrzehnten kennen, als noch kein Hahn nach den Knipser'schen Weinen krähte.

Passend zum Sommer: Hat schon jemand den Rosé "Clarette" getrunken? Soll ja ein sehr schönes Exemplar sein.

Viele Grüße, Matze
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