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Ökonomierat Rebholz

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amateur des vins

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Re: Ökonomierat Rebholz

BeitragDi 11. Jan 2022, 23:18

Eine Verkostungsnotiz würde heute nicht entstehen, soviel war klar. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort stolperte ich wieder einmal über das Unterforum "Auf ein Glas...". Könnte ich auch nur annähernd mit susas Eloquenz schreiben, und würde ich diesen Bereich nicht als quasi sakrosankt betrachten, würden diese Zeilen womöglich dort entstehen. So aber bleibe ich hier, einmal mehr in tiefem Bedauern, sie nie kennengelernt zu haben, und mit großem Vergnügen in ihren Beiträgen stöbernd.

Manche Weine transzendieren ihre Herkunft: Die reduzierte Erwartung, die an die Rebsorte, die Lage oder den Winzer geknüpft ist, wird von der sinnlichen Erfahrung ad absurdum geführt, oder geradezu konterkariert. Analyse ist keine Option; Hedonismus ist angesagt!

Bekanntermaßen bin ich ein Fan von Rebholz' Großen Gewächsen vom Weißburgunder. Aber unter allen, die mir bisher begegnet sind, ist der Mandelberg 2017 der Primus inter pares. Nie die Rebsorte verleugnend, sondern im Gegenteil klar modellierend, spottet er über all' die Clichés, die dieser nachgesagt werden. Nicht belanglose Easy-Drinking-Lieblichkeit findet man, sondern Straffheit, Zug und eine beeindruckende kräuterige Vielschichtigkeit. Ein großer Wein, der mühelos allen Schubladen entspringt und einen Moment wunschlosen Glücks kreïert.

À la votre, susa!
Besten Gruß, Karsten
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Stu

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Re: Ökonomierat Rebholz

BeitragMi 12. Jan 2022, 18:40

amateur des vins hat geschrieben:Nachdem ich gestern im "Sternerestaurant" passable, aber überteuerte Weinbegleitung hatte, durfte es heute 'was "reelles" sein:

Rebholz, Chardonnay R 2017

(…) Da wir hier ja öfter mal über "Deutschen Chardonnay wie im Burgund" diskutiert haben: (…). Ohne daß ich bewußt darüber fabuliert hätte, fiel mir auf, daß dieser Wein hier womöglich "burgundähnlicher" ist als viele dieser Favoriten. Man denke an Meursault, nur daß ich die Säure dort höchst selten einmal so perfekt angetroffen habe.
(…)


Ich habe den Original-Post auf die Schnelle nicht gefunden, nur das Zitat auf der vorangehenden Seite. So ziemlich das Gleiche habe ich mir neulich beim 2019er Chardonnay R gedacht. Nicht gerade karg, das Holz ist da, viel Frucht und eine butterigkeit. Aber ich musste auch an Meursault denken und war ziemlich angetan.
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amateur des vins

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Re: Ökonomierat Rebholz

BeitragMi 12. Jan 2022, 18:57

Stu hat geschrieben:Ich habe den Original-Post auf die Schnelle nicht gefunden, nur das Zitat auf der vorangehenden Seite.
Josef zitierte 1:1. Original hier.

Bei Rebholz bin ich primär bei den Weißburgundern unterwegs. Chardonnays habe ich nur ein paar; die sind mir im Vergleich z.B. zu meiner "Benchmark" Joblot doch recht sportlich bepreist. Danke für die Erinnerung! Ich werde demnächst auch mal einen 19er probieren und auch 20er zur Probe besorgen.
Besten Gruß, Karsten
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Stu

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Re: Ökonomierat Rebholz

BeitragSo 16. Jan 2022, 13:30

amateur des vins hat geschrieben:Bei Rebholz bin ich primär bei den Weißburgundern unterwegs. Chardonnays habe ich nur ein paar; die sind mir im Vergleich z.B. zu meiner "Benchmark" Joblot doch recht sportlich bepreist. Danke für die Erinnerung! Ich werde demnächst auch mal einen 19er probieren und auch 20er zur Probe besorgen.


Die Weißburgunder muss ich mal probieren, die hatte ich bisher so gar nicht auf dem Schirm. Darf ich fragen, wo du deine Joblots beziehst? Ich habe das Gefühl, dass die meisten namhaften Burgunder mittlerweile bei 25-30€ losgehen. Die meisten davon sind auch sehr gut, keine Frage, aber da liegen von einigen Weingütern in Deutschland schon die Top-Qualitäten.

P.s: kennst du den Kalk & Stein von Rings? Der könnte auch was für dich sein.
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amateur des vins

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Re: Ökonomierat Rebholz

BeitragSo 16. Jan 2022, 14:58

/offtopic
Stu hat geschrieben:Ich habe das Gefühl, dass die meisten namhaften Burgunder mittlerweile bei 25-30€ losgehen. Die meisten davon sind auch sehr gut, keine Frage, aber da liegen von einigen Weingütern in Deutschland schon die Top-Qualitäten.
Für Joblot liegst Du damit ziemlich genau richtig. Aber was auch immer man als "namhaft" erachtet: Man muß sich ja auf jene nicht beschränken. Im Mâconnais z.B. lassen sich durchaus bezahlbare Weine finden. Und selbst an der Côte d'Or findet man sehr gute Basisburgunder für um die 20€, exemplarisch sei Bernard Moreau genannt.

Rebholz' Chardonnay R liegt inzwischen übrigens eher bei 40€; das muß man schon wollen, auch stilistisch. Aber es geht auch noch deutlich kostspieliger. Und ob einem die die "echten" Burgunder, obwohl in der lokalen Hierarchie unten, nicht mindestens genausogut wie die "deutschen Top-Qualitäten" gefallen, ist damit auch noch nicht gesagt.

Im übrigen finde ich, daß die Preise für deutschen Chardonnay im Vergleich zu gut gemachten anderen Burgunderrebsorten zunehmend häufig nicht gerechtfertigt sind; Ausnahmen bestätigen die Regel.
Stu hat geschrieben:kennst du den Kalk & Stein von Rings? Der könnte auch was für dich sein.
Rings läuft bei mir unter dem Radar, obwohl Marko das Weingut zu empfehlen nicht müde wird und eine Stichprobe durchaus schöne Ergebnisse brachte. Muß ich mal wieder einer Überprüfung unterziehen...
Besten Gruß, Karsten
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Der Wein-Schwede

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Re: Ökonomierat Rebholz

BeitragSo 16. Jan 2022, 16:45

Rings Kalk & Stein Ch+WB habe ich probiert.
Ist ein guter und anständiger Wein, aber nicht mit einem Joblot 1er Cru Chardonnay zu vergleichen.
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Stu

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Re: Ökonomierat Rebholz

BeitragSo 16. Jan 2022, 23:38

Der Wein-Schwede hat geschrieben:Rings Kalk & Stein Ch+WB habe ich probiert.
Ist ein guter und anständiger Wein, aber nicht mit einem Joblot 1er Cru Chardonnay zu vergleichen.


Preislich ist er vermutlich auch eher auf Höhe eine Basis-Bourgogne. Ich hatte den auch eher angeführt, da amateur de vins meinte, er wäre eher bei Weißburgunder unterwegs. Ich finde das eine nette Cuvee mit sehr dezentem Holzeinsatz. für 19€ ab Hof sicherlich nicht verkehrt.

Verallgemeinern kann man das eh nicht. Viele Weine aus dem Burgund, dich ich vor gut 10 Jahren gerne getrunken habe kosten, mittlerweile nicht mehr 30-40 sondern 60-80. Da ich nicht immer so viel ausgeben möchte, schaue ich mich wo anders um.
Es gibt tolle Chardonnays aus Deutschland und Österreich um die 15€, die ich gar nicht jedes Mal mit dem Burgund vergleichen muss. Ich freue mich auch, wenn Winzer einfach mal selbstbewusst einen Pfälzer Chardonnay keltern, ohne Immer nur das Burgund nachzuahmen.
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amateur des vins

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Re: Ökonomierat Rebholz

BeitragFr 1. Jul 2022, 19:07

Was für Riesling gilt, gilt auch für andere Premiumweine: Die Preise ziehen in der Spitze so deutlich an, daß es angeraten scheint, sich nach Alternativen umzuschauen:

Rebholz, Siebeldinger Weisser Burgunder Vom Muschelkalk 2014

Beim Nachkauf eigentlich ganz anderer Weine stolperte ich über einen Bestand etwas älterer Exemplare dieses Weines. Ein bißchen war ich ja schon am Zweifeln, jedoch:

Die Robe ein völlig jugendliches Strohgelb!
Die Nase leicht gereift, mit Substanz, aber auch Frische. Sehr milde reife Zitrone, etwas frischer Basilikum und - Muschelkalk (sic!). :lol:
[+10'] Am Gaumen leicht cremige Textur. Aromen wie in der Nase, plus deutlich herbe Grapefruit (das Weiße), zum Ende hin vereinzelt kurz in's Metallische kippend.

Die Bitternote ist etwas zu ausgeprägt für mich; die dürfte gerne dezenter sein, obwohl sie eigentlich noch im Rahmen ist. Zum Essen ist sie ziemlich unauffällig, und man muß schon genau hinschmecken. Ansonsten aber geradezu verblüffend jugendlich, dazu ausgewogen - schön! Ich habe nicht wirklich damit gerechnet, daß der Wein sich in dieser Frische präsentieren würde. Überraschung!

Auch von Rebholz' WB hatte ich über lange Jahre ausschließlich die GG Mandelberg und Im Sonnenschein gekauft. Diesen Vom Muschelkalk kenne ich im wesentlichen aus dem ehemaligen Bistro Glügk, wo er mir mehrfach ausgezeichnet mundete. Obwohl mir jetzt gerade der direkte Vergleich fehlt, bin ich im Sinne des Vergleichs "GG vs. 1G" an einem ähnlichen Ort wie bei den Rieslingen: Das "1G" ist ziemlich gut, der Abstand zum GG signifikant, die Preisdifferenz gerade so bemessen, daß maximal unklar ist, ob ich zum GG oder zum 1G tendiere.
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amateur des vins

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Re: Ökonomierat Rebholz

BeitragMi 31. Aug 2022, 19:58

Diese Flasche muß wohl seit geraumer Zeit im WK vor sich hin darben. Offenbar hat sie sich vor der Arrivage-Verkostung gedrückt:

Rebholz, Im Sonnenschein GG 2020
          WB


Sattes Fahlgelb.
Rebsortentypische Nase, jedoch das Gegenteil von pudrig oder breit: straff. Neben den üblichen weißen Früchten und Blüten reife Zitrone, Nektarine(!) und sehr dezent grüne Noten, die auf nebulöse Art am ehesten mit "Blattwerk" beschrieben scheinen.
Am Gaumen dicht und kraftvoll, aber straff und mit für WB sehr lebendiger, fast knackiger Säure über dezent cremigem Körper. Alle Aromen aus der Nase finden sich wieder. Im Abgang ganz leicht vegetabile Herbheit.

Ich weiß ja, daß es hier die Tendenz gibt, GG jedweder Provenienz unangetestet laaange liegen zu lassen. Aber dieser Wein war trotz seines geringen Alters die reine Freude: Keine Spur von jugendlicher Ungehobeltheit oder Imbalance; stattdessen sehr, sehr harmonisch und ausgewogen mit einiger Komplexität. Ich habe noch 'was davon und bin durchaus gespannt, wohin die Reise gehen wird. Aber ob er wirklich signifikant besser wird? Ich habe so meine Zweifel.

Mir war übrigens bewußt, daß ich den Bruder Mandelberg bereits angetestet hatte. (M)eine Notiz habe ich hier vergebens gesucht, aber in meinen Unterlagen eine relativ nichtssagende vom 01.01.2022 gefunden, die auch nicht wirklich irgendeine Art von Vergleich zuläßt.

Ganz generell ist mein Clichée der beiden Rebholz-WB-GG, daß der Mandelberg tendenziell etwas dunkler, manchmal dezent erdig daherkommt, während der Im Sonnenschein (nomen est omen!) sich meist heller, strahlender präsentiert. Zumindest letzteres könnte man durch den heutigen Eindruck bestätigt sehen.
Besten Gruß, Karsten
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glauer

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Re: Ökonomierat Rebholz

BeitragMi 31. Aug 2022, 23:56

amateur des vins hat geschrieben:Diese Flasche muß wohl seit geraumer Zeit im WK vor sich hin darben. Offenbar hat sie sich vor der Arrivage-Verkostung gedrückt:

Rebholz, Im Sonnenschein GG 2020
          WB

Ich weiß ja, daß es hier die Tendenz gibt, GG jedweder Provenienz unangetestet laaange liegen zu lassen. Aber dieser Wein war trotz seines geringen Alters die reine Freude: Keine Spur von jugendlicher Ungehobeltheit oder Imbalance; stattdessen sehr, sehr harmonisch und ausgewogen mit einiger Komplexität. Ich habe noch 'was davon und bin durchaus gespannt, wohin die Reise gehen wird. Aber ob er wirklich signifikant besser wird? Ich habe so meine Zweifel.


Worauf beruhen denn die Zweifel. Gerade dieser Wein von Rebholz hat ja schon relativ lange gezeigt dass 15 Jahre und auch mehr keinerlei Problem sind. Wir haben gerade 2008 (einer meiner absoluten Lieblinge) 2012 auf Vorlage, ich werde berichten.
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