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Koehler-Ruprecht

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Michl

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Re: Koehler-Ruprecht

BeitragFr 9. Jul 2021, 21:05

Vielleicht noch als Info für dich, Bernd, und alle Interessierten: 11 hat 13,5 % Alk, alle anderen Jahrgänge 12,5.
Viele Grüße

Michl
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Bernd Schulz

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Re: Koehler-Ruprecht

BeitragFr 9. Jul 2021, 21:13

Sodele:

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Durch alle vier Weine zieht sich für mich ein ganz deutlich wahrnehmbarer gemeinsamer roter Faden, aber gleichzeitig transportieren sie klar die Jahrgangsunterschiede.

Michl hat geschrieben:Was man nicht in Punkte fassen kann, ist der Charakter dieser Weine. Für mich ist der Koehler-Ruprecht-Stil singulär, herausragend und eine ungemeine Bereicherung der Weinwelt.


Dieser Aussage mag ich nicht widersprechen!

Herzliche Grüße

Bernd
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Bernd Schulz

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Re: Koehler-Ruprecht

BeitragFr 9. Jul 2021, 21:16

Michl hat geschrieben:Vielleicht noch als Info für dich, Bernd, und alle Interessierten: 11 hat 13,5 % Alk, alle anderen Jahrgänge 12,5.


Das entspricht nicht nur den Gegebenheiten des Jahrgangs, sondern auch meinem sensorischen Eindruck ;) .

Herzliche Grüße

Bernd
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Michl

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Re: Koehler-Ruprecht

BeitragFr 9. Jul 2021, 21:48

Ich habe jetzt auch den letzten Schluck verputzt und bin richtig "befriedigt". Für mich spiegeln die Punkte nicht ganz mein Erlebnis. Das war insgesamt wirklich wunderbar und die Weine gewannen mit Reife eine Tiefe, die wirlich alles Warten belohnt hat. Mir fällt es gerade schwer diesen Eindruck in Worte zu fassen, es ist eben nicht eine besonders auffällige Kompelxität oder ein besonderes Geheimnis, das diese Weine, auch 11 und 10 nicht, auszeichnete, sondern eine geradezu zwingende Persönlichkeit, die aber eben nicht vordergründig, effektheischend oder geltungsbedürftig auftrat, sondern ganz in sich ruhte. Das waren Weine, die gar nicht kompetitiv auftraten, sondern sich völlig genügten und dennoch, vor allem 11 und 10 tollen Druck zeigten. Bin gespannt, was Josef und Marzemino noch schreiben...
Viele Grüße

Michl
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EThC

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Re: Koehler-Ruprecht

BeitragSa 10. Jul 2021, 09:16

...von der beschriebenen Vertikale kenne ich nur den 10er, den fand ich vor gut eineinhalb Jahren schlicht wundervoll! Im Keller hab ich ein Vierergespann von 2015 bis 2018 für so eine Vertikale zurückgelegt, bin mir noch unsicher, wie lange ich da noch warten soll / muß / kann...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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stollinger

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Re: Koehler-Ruprecht

BeitragSa 10. Jul 2021, 13:17

Moin,

ich habe es dann auch endlich geschafft, meine Eindrücke zu sammeln. Vielen Dank Michl, das war wirklich ein spannendes und auch inspirierendes Weinerlebnis! Ich habe die Weine im Wesentlichen schon am Donnerstag verkostet, meine Eindrücke sind also unbeeinflusst von Bernd, Michl und Marzemino entstanden.

Koehler-Ruprecht - Kallstadter Saumagen - Riesling Spätlese trocken - 2013:

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Die Nase ist recht vielseitig und interessant, angenehme Intensität, der Fruchtausdruck nicht so klar. Insgesamt ein würzig-herber, leicht süßlicher, Gesamteindruck. Im Mund findet sich dieser würzig-herbe Tonus wieder, hier eher etwas frischer, ohne Fruchtsüßeeindruck. Ja, wie Michl das beschreibt, dass [die Säure] feinziselierten Charakter offenbart und sogar leicht expressiv im Abgang auffächert stimmt. Bei mir hat das aber dazu geführt, dass ich nach Hinten die Tiefe vermisst habe; die Struktur, erreicht nicht die Vielschichtigkeit der Aromatik. Wohl ein typisches Problem der Erwartungshaltung und nicht die des Weins.

Koehler-Ruprecht - Kallstadter Saumagen - Riesling Spätlese trocken - 2012:

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Der von mir wahrgenommene süßliche Eindruck in der Nase wird von Michl mit Karamell-Oberton treffend beschrieben. Den Wein habe ich wirklich deutlich anders als Bernd wahrgenommen. Wie Michl, vermute ich hier eine schlechte Flasche, vielleicht ein zu durchlässiger Korken. Merklich oxidierte Aromatik, im Mund auch eine entschwindende Charakteristik, die Flasche hatte ihre besten Zeiten schon hinter sich.

Mein persönlicher Favorit, Koehler-Ruprecht - Kallstadter Saumagen - Riesling Spätlese trocken - 2011:

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Im Vergleich zum 2013er ist der recht würzige Grundton auch vorhanden, hier aber mehr ätherisch geprägt. Mir gefällt die malzige Altersüße, das Mehr an Substanz balanciert die Säure für meinen Geschmack besser; bin halt nicht so säure-affin, wahrscheinlich gehe ich auch den zugänglicheren 13.5vol% auf den Leim :lol: . Das brandige, was Bernd und Michl beschreiben, ist mir nicht aufgefallen. Ich trinke Weißweine gerne sehr kalt, aber wenn man drauf achtet, ist der Wein schon eine Spur brandig.

Koehler-Ruprecht - Kallstadter Saumagen - Riesling Spätlese trocken - 2010:

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Hier kommt dann wohl wieder meine geringe Säure-Affinität zum tragen. Bernd und Michl nehmen die Säure als rassig, spannungsvoll und mitreißend wahr, ich empfinde sie als zu präsent und nicht harmonisch an den Rest des Weins angebunden. Ich finde, diese jugendlich, frische Struktur und Haptik passt nicht richtig zu der doch deutlich gereiften Aromatik.

Das sind für meinen Geschmack alles Weine, die sich nicht aufdrängen. Sie sind sehr natürlich, unverfälscht; vornehm zurückhaltend, sie drängen sich nicht auf. Die Weine haben schon etwas Besonderes, das muss man aber auch entdecken wollen. Ich halte es für gut möglich, dass mir das bei einer Einzelflasche entgangen wäre, eine solche Vertikale vermittelt da einen tollen Eindruck, danke Michl!

Ich hatte ja eingangs geschrieben, dass mich die Weine inspiriert haben, zum nachdenken gebracht haben - dass war nicht nur eine Höflichkeitsfloskel - ich will beschreiben warum: Ich finde die Weine frei von jeglicher oenologischer Betonung. Es ist kein deutliches Hefelager, kein Fass, kein BSA schmeckbar. Keine expressive Frucht und keine reduktive Vinifizierung, keine Gerbstoffbetonung. Nichts, was besondere kellertechnische Prägung verleiht. Kein Element des Weins, Aromen, Struktur, Körper etc. ist besonders im Mittelpunkt.

Der Jahrgangsunterschied ist wahrnehmbar, aber ich finde ihn auch nicht deutlich betont. Deshalb würde ich vermuten, dass die unprätentiöse Art, der Winzer, der sich im Hintergrund hält, auch im Weinberg, nicht nur im Keller, Einzug gehalten hat.

Ich habe mich gefragt, warum? Am plausibelsten finde ich die Antwort, dass das Ziel war, die Lagencharakteristik heraus zu arbeiten. Alle Weine haben so eine, von mir etwas holprig als pflanzlich-würzig-Ingwer-kandiert beschriebene - von Michl treffender durch Heilkräuter und besonders Kamille - Grundcharakteristik. Mal etwas ätherischer, mal mit malziger Süße, mal mit etwas Frucht.

Ich finde die Grundcharakteristik ist emanzipiert vom Jahrgang und nach der Verkostung hat sich bei mir der Gedanke geformt, dass sei wohl die Charakteristik des Kallstadter Saumagen. Ich habe dann mal auf die Homepage von Koehler-Ruprecht gesehen, da steht zu Kallstadter Saumagen: Die Weinlage „Kallstadter Saumagen” gibt es seit 1810/36. Sie liegt am westlichen Ortsrand und gilt als die beste Lage von Kallstadt, ja als eine der besten Lagen Deutschlands. Im Saumagen findet man vor allem Kalksandstein, der den Rieslingen ihre typische Mineralität verleiht. :? :oops: Habe ich mir vielleicht einen ziemlichen Quatsch zusammen gereimt, war aber trotzdem sehr unterhaltsam. Mineraltät habe ich in den Weinen mal gar nicht wahrgenommen. Ich bin auch nach wie vor fest überzeugt, dass Mineralität im Wein eben keine Lagencharakteristik ist, sondern im Wesentlichen durch eine reduktive Vinifikation und Schwefel in den Wein gebracht wird.

Auffällig fand ich auch, wie von Michl eingangs beschrieben, dass die Weine für das Alter schon fortschrittlich gereift waren. Für meinen Geschmack teilweise schon etwas weit fortgeschritten. Sie wirken sehr niedrig geschwefelt, vielleicht liegt es aber auch einfach nur an der Permeabilität der verwendeten Korken, vielleicht ist es aber auch der Art und Weise der Weinbereitung geschuldet. Alles Mutmaßungen von mir ohne Indizien.

Vielen Dank noch mal für deinen Aufwand, Michl.

Liebe Grüße (an alle), Josef
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Michl

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Re: Koehler-Ruprecht

BeitragSa 10. Jul 2021, 14:47

Lieber Josef, vielen Dank auch für deine ausführlichen Eindrücke. Tendenziell bist du wohl derjenige, der die Qualität der Weine, zumindest wenn ich mich als Fazit an deinen Schulnoten orientiere, am zurückhaltendsten beurteilt. Wenn du schreibst, dass du Weißweine gerne "sehr kalt" trinkst, dann liegt das aber auch möglicherweise daran. Ich würde behaupten, dass gerade Weine von K-R eine gewisse Temperatur brauchen (mehr noch aber Luft und Zeit), um ihre Nuancen zu zeigen. Andererseits schätzt du ja aber auch die Weißen von Claus Schneider und da würde ich dasselbe behaupten... :roll: vielleicht und wie so oft ist es aber auch einfach nur eine Frage des Geschmacks ... :lol:
Interessant ist für mich dann aber wiederum, welche Begriffe du verwendest. Eiunmal mehr zeigt sich, dass wir alle unterschiedlich geeicht sind, auf Estragon wäre ich bspw. nie gekommen, aber ja, nachdem ich gerade in meinen Garten gegangen bin und ein Blatt zerrieben habe, das passt auch sehr gut, wenn man die Aromatik nur als Hauch in die Nase lässt.
Wenn du überlegst, ob die Weine besonders "terroirbetont" sind, dann würde ich das trotz des problematischen Begriffs durchaus so sehen wollen. Mir scheint jedoch diesbezüglich v.a. der Keller und auch das Holzfass bedeutsam zu sein. Probiere einmal Rieslinge von anderen Winzern aus der gleichen Lage, das ist dann schon etwas ganz anderes (und für mich auch weniger interessant).
Ich kann mich noch erinnern, dass der GM in den nuller Jahren von unsauberen Fass- bzw. Kellernoten unkte und das Weingut auch abstufte. Für mich war das Unsinn, v.a. weil die Weine sicherlich die denkbar ungeeignetsten Probenweine für Weinführer sind, da sie jung in der Regel ziemlich wenig beeindrucken und vor allem immens Luft brauchen und sich z.T. über Stunden dramatisch entwickeln. Das gilt v.a. für die höheren Qualitäten, die -R- und -RR- Ebene. Erwischt man sie im richtigen Alter, zählen sie für mich jedoch zu den eindruckvollsten Rieslingen überhaupt. Ich hatte das Glück, zu denjenigen zu gehören, welche die 98er Auslese -R- trinken durften. Für mich war dieses Weinerlebnis das wohl bedeutendste im Weißweinbereich überhaupt und im Nachhinein würde ich diesem Wein wohl 100 P geben. Seither kaufe ich jeden Jahrgang blind und trinke sie in der Regeln nicht vor dem 7. Jahr. Mal schaun, vielleicht können wir irgendwann ja auch mal -R- Weine angehen. Die Fläschen haben sich meines Erachtens gut bewährt. Ich konnte keinen Qualitätsverlust feststellen.
Viele Grüße

Michl
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Kle

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Re: Koehler-Ruprecht

BeitragSa 10. Jul 2021, 15:49

EThC hat geschrieben:Im Keller hab ich ein Vierergespann von 2015 bis 2018 für so eine Vertikale zurückgelegt, bin mir noch unsicher, wie lange ich da noch warten soll / muß / kann...


das habe ich auch (auf Deine Empfehlung bestellt, glaube ich) und nachdem ich den 2015er kurz darauf probiert hatte, habe ich die anderen ganz weit weggestellt... Allmählich nimmt die Neugier trotzdem überhand.

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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Bernd Schulz

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Re: Koehler-Ruprecht

BeitragSa 10. Jul 2021, 16:49

stollinger hat geschrieben:Ich trinke Weißweine gerne sehr kalt...


Wenn ich Weißweine (oder auch Rotweine) sehr kalt trinke, bekomme ich (ganz subjektiv) sensorisch nicht mehr viel auf die Reihe. Welche Temperatur genau verstehst du denn unter "sehr kalt", Josef?

stollinger hat geschrieben:Auffällig fand ich auch, wie von Michl eingangs beschrieben, dass die Weine für das Alter schon fortschrittlich gereift waren.


Ich bin da nicht bei euch: Für meine Begriffe waren diese trockenen Weine überhaupt nicht fortschrittlich gereift.

Michl hat geschrieben:Interessant ist für mich dann aber wiederum, welche Begriffe du verwendest. Eiunmal mehr zeigt sich, dass wir alle unterschiedlich geeicht sind, auf Estragon wäre ich bspw. nie gekommen


Ich wäre auch nie auf Marzeminos Gummi, getrocknete Ananas und schwarze Walnuss gekommen, ohne diese Aromen völlig von der Hand weisen zu wollen. In der Tat können die Assoziationen je nach Verkoster sehr unterschiedlich ausfallen.....

Michl hat geschrieben: Ich hatte das Glück, zu denjenigen zu gehören, welche die 98er Auslese -R- trinken durften. Für mich war dieses Weinerlebnis das wohl bedeutendste im Weißweinbereich überhaupt und im Nachhinein würde ich diesem Wein wohl 100 P geben.
.

Die 1998er Auslese -R- hatte ich ebenfalls schon im Glas. Seinerzeit hatte Werner Elflein den Wein irgendwo aufgetrieben und in eine von ihm organisierte Verkostung eingebracht. Das liegt allerdings schon so um die 15 Jahre zurück; an dieses Monument von einem trockenen Riesling werde ich mich aber zeitlebens erinnern. Ein komplexerer trockener Weißwein ist mir seitdem nicht mehr begegnet, und an der 100-Punkte-Marke kratzte der Wein damals auch für mich.

Herzliche Grüße

Bernd
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stollinger

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Re: Koehler-Ruprecht

BeitragSa 10. Jul 2021, 17:40

Bernd Schulz hat geschrieben:Welche Temperatur genau verstehst du denn unter "sehr kalt", Josef?

Der Kühlschrank hat angeblich 8°C, ich lasse den Wein dann halt im Glas wärmer werden. Manchmal nehme ich auch eine Kühlmanschette, dann ist er noch kälter.

Störend finde ich bei der Verkostung, teilweise auch beim einfachen Weingenuss, eine hohe Luftfeuchtigkeit und einen hohen Luftdruck. Im Sommer sitze ich oft im Treppenhaus, das hat eine Kaminwirkung und die Luft ist angenehm trocken.

Bernd Schulz hat geschrieben:Ich bin da nicht bei euch: Für meine Begriffe waren diese trockenen Weine überhaupt nicht fortschrittlich gereift.

Das gibt mir wirklich Anlass, meine Aussage zu überdenken. Ich bekomme gar nicht so selten ältere Rieslinge vorgesetzt. Auch wenn trocken auf dem Etikett steht, wirklich richtig trocken sind aber die wenigsten. Muss ich in Zukunft besser drauf achten.

Grüße, Josef
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