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Wittmann

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jessesmaria

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Re: Wittmann

BeitragSo 2. Mai 2021, 20:51

jessesmaria hat geschrieben:Ich hab jetzt mal den Niersteiner und den Gundersheimer 2019 bestellt und werde berichten.


Den Niersteiner soeben geöffnet. Gefällt mir extrem gut, noch besser als der Westhofener. Extrem viel Spannung und dabei noch mehr Frucht als letzterer, weniger primär ins Zitrische und Salzige gehend. Schiefer ist halt doch gut.
Wahrscheinlich wäre es jetzt aufschlussreich, den Gundersheimer gegenzutrinken... mal schauen. Leider habe ich den Estate nicht da, mich würde der Unterschied im direkten Vergleich interessieren, denn immerhin kostet der nur die Hälfte...
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jessesmaria

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Re: Wittmann

BeitragDi 1. Jun 2021, 21:38

Nachdem sich der Estate 2020 neulich im Duell beweisen musste, ist nun der 2020er "Vom Kalkstein" dran. Auch ein Gutswein, aber was für ein Unterschied! Die Eisbonbon-Nase ist weg, stattdessen eine fantastische Synthese von filigraner Mineralität und reifer gelber Frucht.
Die paar Euro mehr auf jeden Fall wert.

Übrigens: beim Bremer Weinkontor (auch über Vivino) für nur 11,50€ – ein Fehler? Wenn ja, sollte man ihn schnell ausnutzen. Das müsste eigentlich der Preis für den Estate sein. Ab Hof und anderswo kostet der "Vom Kalkstein" 4€ mehr!

https://www.bremer-weinkolleg.de/Weissw ... yIQAvD_BwE

https://www.vivino.com/DE/de/wittmann-r ... d=24446060
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Lars Dragl

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Re: Wittmann

BeitragMi 9. Jun 2021, 17:25

jessesmaria hat geschrieben:Nachdem sich der Estate 2020 neulich im Duell beweisen musste, ist nun der 2020er "Vom Kalkstein" dran. Auch ein Gutswein, aber was für ein Unterschied! Die Eisbonbon-Nase ist weg, stattdessen eine fantastische Synthese von filigraner Mineralität und reifer gelber Frucht.
Die paar Euro mehr auf jeden Fall wert.


Hallo!

Den "vom Kalkstein" 2020 von Wittmann habe ich auch mal probiert:

Mittlers Strohgelb, wenig feine Kohlensäure. Sehr süße Nase nach Mango, Melone und kandierten Früchten, wie Ananas und Zitrone. Dezent hefige und mineralische Anflüge. Einen leichten Muskatton, oder eine Note nach süßem Pfeifentabak bilde ich mir auch ein. Am Gaumen gut ausgewogen und trockener als die Nase vermuten lässt. Sicherlich kein Wein für die "Steinlutscher-Fraktion". Die Säure bleibt diskret und die Kalksteinmineralik gibt dem Wein eine feine Struktur mit. Die Länge ist ordentlich und von einer gewissen Substanz darf man sicherlich sprechen. Könnte sein, dass der mit etwas Reife noch charaktervoller wird. Blind hätte ich den nicht als Riesling erkannt.

Der Wein ist durchaus gut, mir ist die Aromatik allerdings zu lieblich und hat mir mitunter auch Assoziationen in Richtung Marmelade beschert. Wer sonst keinen Riesling mag, sollt den mal probieren.

Grüße

Lars
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Gerlach

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Re: Wittmann

BeitragMi 9. Jun 2021, 21:02

Kompliment an Lars für diese seine, meine Eindrücke von Wittmanns Kalkstein-Riesling weit übertreffenden Weinsprachausdruckfähigkeitssassoziationen (nur den süssen Pfeifentabak hätte ich nach 30 Jahren Abstinenz davon nicht mehr geruchserinnert). Das ist ein every-body-darling-Riesling, offenbar jahrgangsbedingt jetzt schon sehr charmant-zugänglich, dadurch aber auch mit geringer Spannung und reizarm. Einzig die Kalksteinnote hebt ihn für meinen Geschmack von einem Allerwelts-Riesling ab. Wird vielleicht noch - zweite Flasche schiebe ich nach ganz unten im Regal
Der in diesem Forum neulich erwähnte Preis von 11,5 EUR bei einem Bremer Weinhändler passt schon, der reguläre Preis nicht mehr. Wittmann geht mir in den vergangenen Jahren im Basis-Bereich zu sehr auf Nummer Sicher und gleichzeitig preislich immer mehr nach oben - im Gleichschritt mit H.O.Spanier , dessen Basis für meinen Geschmack mehr wagt.
Gruß, Bernd
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jessesmaria

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Re: Wittmann

BeitragFr 11. Jun 2021, 20:50

Die "feine Struktur", "ordentliche Länge" und "gewisse Substanz" kamen bei mir auch rüber, deshalb finde ich das PLV absolut gut, immerhin ist es ja ein Gutswein.

Gestern habe ich den Westhofen Morstein Kabinett (fruchtsüß) 2020 geöffnet, der für kurze Zeit bei Lobenberg limitiert zu 16,20€ zu haben war und jetzt für ca. 25€ zu bekommen ist. Von diesem Wein hab ich mir nach Lobenbergs Beschreibung deutlich mehr erwartet. Ich kenne bislang nur Kabinette von der Mosel, dieser ist deutlich fetter, fast ein wenig klebrig-süß mit deutlicher Hefenote, dabei aber irgendwie geheimnislos, zu glatt. Guter Trinkfluss, aber mir zu schwer (bei nur 8,5%) und eintönig. Die "spannend tänzelnde Mineralität" (laut Wittmann selbst) sehe ich nicht.

Da ich letzte Woche (allerdings zum Essen bei lebhafter Gesellschaft, daher nicht mehr absolut präzise in Erinnerung) erst einen 2016er Kabinett von Ludwig Breiling geöffnet hatte, geht der Wittmann diesmal leider nicht ins Duell, ich kann süßen Wein nur in Maßen genießen. Den Breiling (für weniger als halb so viel Geld) habe ich aber als deutlich facettenreicher in Erinnerung, vielleicht auch wegen des Alters.

Vielleicht ist an der Selbstkritik doch was dran? – "Denn prinzipiell ist Philipp der Meinung, dass man diesen filigran-tänzelnden Stil lieber Saar und Mosel überlassen sollte [...]" (Quelle: Lobenberg)

Mal schauen, ob die restlichen Flaschen über die Jahre noch interessanter werden, kaufen werde ich in Zukunft wahrscheinlich keine Süßweine mehr aus Rheinhessen.
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Judo

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Re: Wittmann

BeitragFr 11. Jun 2021, 21:19

Mosel als Referenz halte ich auch für schwierig. Hatte in den letzten Wochen einige süße Sachen von der Nahe. Das war im Stil auch deutlich anders. Nicht schlechter, aber eben anders. Rheinhessen würde ich mir prinzipiell auch eher kompakter als filigran vorstellen.
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Bernd Schulz

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Re: Wittmann

BeitragFr 11. Jun 2021, 21:49

Judo hat geschrieben:Rheinhessen würde ich mir prinzipiell auch eher kompakter als filigran vorstellen.


Das ist gemäß meinen Erfahrungen auch ganz klar so.

jessesmaria hat geschrieben:....kaufen werde ich in Zukunft wahrscheinlich keine Süßweine mehr aus Rheinhessen.


Die Reaktion kann ich erst einmal nachvollziehen, aber ich habe schon sehr, sehr schöne Süßweine aus Rheinhessen getrunken. Die meisten davon kamen vom Roten Hang; diverse Gunderloch-Auslesen z.b. ließen sich vor etlichen Jahren für vergleichsweise wenig Geld auf Ebay schießen. Die enorme Leichtigkeit und verspielte Finesse der besten M-S-R-Weine kann man von süßen rheinhessischen Rieslingen freilich nicht erwarten, aber dafür zeigen sie andere Qualitäten, die auf ihre Art auch faszinierend wirken können.

In Zukunft kaufen würde ich an deiner Stelle keine Süßweine mehr von endlos gehypten 5-Sterne-VDP-Überdrüberbetrieben aus dem rheinhessischen Hügelland... :twisted: ;)

Herzliche Grüße

Bernd
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EThC

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Re: Wittmann

BeitragFr 11. Jun 2021, 22:03

Bernd Schulz hat geschrieben:In Zukunft kaufen würde ich an deiner Stelle keine Süßweine mehr von endlos gehypten 5-Sterne-VDP-Überdrüberbetrieben aus dem rheinhessischen Hügelland... :twisted
...für mich die attraktivste Süßweinquelle aus Rheinhessen ist Seehof aus Westhofen... :D
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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jessesmaria

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Re: Wittmann

BeitragFr 11. Jun 2021, 23:00

Bernd Schulz hat geschrieben:In Zukunft kaufen würde ich an deiner Stelle keine Süßweine mehr von endlos gehypten 5-Sterne-VDP-Überdrüberbetrieben aus dem rheinhessischen Hügelland... :twisted: ;)


Das sicher nicht. :twisted:
Ich glaube euch gerne, dass es überragende Süßweine aus Rheinhessen gibt, aber ich sehe da für mich gerade keinen Bedarf, da ich sowieso nur sehr gelegentlich Lust auf Süßwein habe und im Zweifel lieber auf Rheinhessen verzichte als auf die Mosel.
Das mögen Äpfel mit Birnen sein, aber Wittmann selbst hat den Vergleich ja ins Spiel gebracht. ;)
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Herr S.

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Re: Wittmann

BeitragSa 19. Jun 2021, 15:33

Moin moin,

gestern im Glas:

Bild

Deutlich feiner und balancierten als die parallel getrunken Säure-Wuchtbrumme von Mosbacher aus 2010. Ein Wein, der gerade solo seine mannigfaltigen Qualitäten ausspielen kann.

Viele Grüße,
Björn
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"Not that we needed all that for the trip, but once you get locked into a serious drug-collection, the tendency is to push it as far as you can." (Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas)
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