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Rheinhessen - Diverse

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EThC

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Re: Rheinhessen - Diverse

BeitragMi 22. Feb 2023, 10:03

Bernd Schulz hat geschrieben:Aber lieber als in vielerlei Hinsicht mehr oder minder austauschbare Weine habe ich solche mit einem individuellen Charakter im Glas.
...im Zeitalter von Globalisierung und Klimawandel ist es auch aus meiner Sicht ganz normal, daß man die verschiedenen Rebsorten auch mal in anderen Regionen ausprobiert und schaut, was da so geht. Auch im Bordelais sind nunmehr aus diesen Gründen auch ein paar "exotische" Sorten zugelassen, u.a. auch Touriga Nacional und Alvarinho. Aber auch früher war das schon normal, die Rebsortenspiegel der einzelnen Länder und Regionen sind ja nichts, was seit hunderten von Jahren statisch dasteht. Es gibt eine große Zahl von Sorten, die heute in der einen Region als heimisch angesehen werden und in der Ursprungsregion quasi ausgestorben sind. Ob sich eine Sorte dann durchsetzen kann oder ein Exot bleibt, zeigt sich dann schon, laß die Leute einfach machen, mir ist im Zweifel Vielfalt lieber als Einfalt. Wir hatten in D auch schon mal Zeiten (vor der Reblaus), in denen eine Rebsortenvielfalt von min. 300 Sorten herrschte, die Reblauskatastrophe sorgte dann für eine Zäsur, die Vielfalt wurde vor gut 100 Jahren per Gesetz auf 18 Sorten eingedampft, 1956 waren's laut Bundessortenliste sogar nur noch 12. Heute sind wir immerhin schon wieder bei 294 zugelassenen Sorten und das ist auch gut so! Und wenn Du keinen Carmenère oder Verdicchio bianco oder Touriga Nacional aus D trinken magst, ist das natürlich i.O. gibt ja noch 291 andere (plus die aus aktuellem Versuchsanbau). Ich habe aber festgestellt, daß zumindest einzelne Rebsorten mit Migrationshintergrund wie Chenin blanc und Viognier in D ganz eigene Stilistiken hervorbringen können, die zumindest meinen Erfahrungsschatz klar positiv erweitert haben, bei anderen wie z.B. Cabernet Sauvignon bin ich persönlich wiederum nicht so begeistert, würde aber deren Anbau deswegen nicht in Frage stellen wollen...
Viele Grüße
Erich

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tomwine

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Re: Rheinhessen - Diverse

BeitragMi 22. Feb 2023, 16:47

Ich hatte vor kurzem einen gereiften (älter als 10 Jahre) Syrah von Ziereisen im Rahmen einer privaten (Blind-)Verkostung im Glas. Der Wein konnte bei der starken Konkurrenz, die sich auf ähnlichem Preisniveau bewegte, durchaus mithalten.
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tomwine

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Re: Rheinhessen - Diverse

BeitragMi 22. Feb 2023, 16:53

Und 14,5% Alkohol sind heute doch auch schon nicht mehr so ungewöhnlich. Die Frage ist doch eher, wie sind die 14,5% eingebunden. Ich hatte auch schon einen AMON-Ra im Glas, der mir durchaus Spaß gemacht hat und der hat noch einmal einen Prozentpunkt mehr Alkohol.
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OsCor

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Re: Rheinhessen - Diverse

BeitragMi 22. Feb 2023, 19:14

Es mag schon sein, dass 14,5% Alkohol nicht mehr ungewöhnlich sind. Die Genießerseite in uns mag sich ja daran gewöhnen, aber auch gut eingebunden ist der Alkohol im Körper wirksam.
Da denke ich jedesmal daran, wenn ich hier eben dieses „gut eingebunden” lese - und ich denke auch: Reden wir uns das schön?

Sorry für OT
Oswald
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EThC

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Re: Rheinhessen - Diverse

BeitragMi 22. Feb 2023, 19:40

OsCor hat geschrieben:Reden wir uns das schön?
...ich kann nur für mich reden und meine diesbezüglich nein. Ich freue mich regelmäßig, wenn auf den Flaschen nur "12", "11" oder gar "10" steht und der Wein (trotz in der Regel trocken) keine Symptome von Schwindsucht zeigt. Bei den Hochprozentern bin ich dagegen erst mal skeptisch, selbst zum Kauf schreite ich da meist nur nach vorherigem Probieren. Letztlich siegt der Geschmack, aber das Bewußtsein um den Alk-Gehalt bleibt. Insgesamt sind die Umdrehungen meiner Weine eher rückläufig, was zum einen damit zusammenhängt, daß das Bio- und / oder Naturzeugs bei mir zunimmt und ich auch eher "cool climate" trinke...
OsCor hat geschrieben:Sorry für OT
...noch haben wir den Bezug zu Noras Bericht und den 14,5er Rotweinen von Peth-Wetz ja nicht verloren...
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: Rheinhessen - Diverse

BeitragMi 22. Feb 2023, 20:06

OsCor hat geschrieben:Es mag schon sein, dass 14,5% Alkohol nicht mehr ungewöhnlich sind. Die Genießerseite in uns mag sich ja daran gewöhnen, aber auch gut eingebunden ist der Alkohol im Körper wirksam.
Da denke ich jedesmal daran, wenn ich hier eben dieses „gut eingebunden” lese - und ich denke auch: Reden wir uns das schön?

Dosis = Konzentration x konsumiertes Volumen. Heißt: wer im Alleingang eine Flasche mit 11,5%Vol. niedermacht, hat mehr Alkohol zu sich genommen als derjenige, der eine halbe Flasche mit 14,5%Vol. getrunken hat.

Entscheidend für die gesundheitlichen Effekte ist die Dosis und darüber hinaus mit recht hoher Wahrscheinlichkeit auch die Dosisfrequenz, d.h. die Frage, wie häufig bzw. regelmäßig Alkohol getrunken wird. Direkte schädigende Effekte auf das Epithel von Mundhöhle, Speiseröhre und Magen, wie sie bei Spirituosen auftreten, sind auch bei 14,5% noch nicht zu erwarten.

Letzten Endes ist alles eine Frage des Umgangs - und da sehe ich zumindest keine fundamentalen Unterschiede zwischen Weinen mit wenig und mit viel Alkohol. Wer sich ernsthaft Sorgen um seine Gesundheit macht, sollte von Wein ganz die Finger lassen.

Gruß
Ulli
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dylan

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Re: Rheinhessen - Diverse

BeitragMi 22. Feb 2023, 20:41

Im vergangenen Jahr hat mir ein Freund einen Merlot (2018 Grand Vintage) von Peth - Wetz vorgesetzt.
Der Wein hatte schlanke 15,5 Umdrehungen. Der Versuchung, den Wein mit Zimstange, Sternanis und Nelken aufzuhübschen,
haben wir widerstanden. Aber auch so ein ideales Getränk, falls die Heizung mal wieder ausfällt.

Grüße

dylan
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Nora

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Re: Rheinhessen - Diverse

BeitragMi 22. Feb 2023, 21:17

15,5 % haben die neueren Jahrgänge nicht mehr, aber immerhin noch 14,5 %. An dem Abend jedenfalls fiel mir das geschmacklich nicht negativ auf.

VG, Nora
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Bernd Schulz

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Re: Rheinhessen - Diverse

BeitragMi 22. Feb 2023, 22:03

Der Klimawandel wird besonders gerne als Begründung für deutsche Versuche mit Sorten, die bislang bei uns nicht heimisch waren, hergenommen. Er hat aber dazu geführt, dass wir im Hinblick auf Riesling, Spätburgunder, Silvaner etc. mittlerweile in einer Häufigkeit/Folge, von der man früher nur träumen konnte, qualitativ hervorragende Jahrgänge erleben. Und interessanterweise sind die Weine von guten deutschen Erzeugern zuletzt nicht permanent alkohollastiger geworden; vielmehr ist eher das Gegenteil zu beobachten: Es gibt wieder etliche schöne trockene Rieslinge und auch Spätburgunder, die nicht über die 12-Volt-Grenze kommen. Insofern scheint es mir offenkundig, dass es aus klimatechnischen Gründen derzeit keineswegs nötig ist, über die Neubestockung der deutschen Wingerte mit ganz anderen Sorten nachzudenken...

In meinem beruflichen Fachgebiet ist mittlerweile noch weit häufiger als im Weinbau eine Tendenz zur Internationalisierung auszumachen; die früheren (sich unter anderem im Klangbild) stark unterscheidenden nationalen Schulen spielen kaum noch eine Rolle. Ich empfinde es (ohne irgendeinen Anflug von Chauvinismus!) am Ende als große Verarmung, wenn die Oboen/Oboisten in Paris, London, Berlin, München, Moskau, Mailand und Sydney mehr oder minder gleich klingen. Entdeck- und erlebbare Vielfalt entsteht nun mal durch die Betonung regionaler oder auch nationaler Unterschiede.

Auch wenn mir hier im Thread massiver Gegenwind ins Gesicht bläst, bleibe ich bei meiner Position, dass es im Sinne einer möglichst farbenreichen Palette von Stilen nicht sinnvoll ist, überall alles Mögliche zu machen (was nicht heißt, dass man überhaupt nie etwas Neues ausprobieren soll). Dass ich eine Minderheitenmeinung vertrete, halte ich schon aus....ich hoffe das jedenfalls ;) :oops: ....

dylan hat geschrieben:Im vergangenen Jahr hat mir ein Freund einen Merlot (2018 Grand Vintage) von Peth - Wetz vorgesetzt.
Der Wein hatte schlanke 15,5 Umdrehungen. Der Versuchung, den Wein mit Zimstange, Sternanis und Nelken aufzuhübschen,
haben wir widerstanden. Aber auch so ein ideales Getränk, falls die Heizung mal wieder ausfällt.

:mrgreen:

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Rheinhessen - Diverse

BeitragMi 22. Feb 2023, 22:31

Bernd Schulz hat geschrieben:Auch wenn mir hier im Thread massiver Gegenwind ins Gesicht bläst, bleibe ich bei meiner Position, dass es im Sinne einer möglichst farbenreichen Palette von Stilen nicht sinnvoll ist, überall alles Mögliche zu machen (was nicht heißt, dass man überhaupt nie etwas Neues ausprobieren soll).
Es geht nicht um "eine möglichst farbenreiche Palette". Die Winzer machen, auf was sie Bock haben - aus persönlichen Vorlieben, oder aus Marktdruck. Du kannst das mögen oder nicht, aber permanentes "Moppern" finde ich etwas ermüdend - zumal es sinnlos ist.
Besten Gruß, Karsten
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