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Alexander Gysler

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stollinger

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Alexander Gysler

BeitragSo 3. Jan 2021, 18:50

Hallo,

Winzerbesuche sind dieses Jahr für mich eher schwierig, ich komme wenig rum, deshalb hatte ich von mir bis dato ungetrunkenen Winzern vor einiger Zeit mal ein paar Probierpakete bestellt.

Ich habe etwas überlegt, ob ich jetzt für Alexander Gysler extra einen Faden erstelle oder nicht, ich hätte das natürlich auch unter Diverse Winzer einstellen können und habe auch keine Problem damit, wenn es entsprechend verschoben wird.

2019 in Deutschland gefällt mir weintechnisch recht gut, das war ein Grund, warum ich gerne Weingüter abseits der viel diskutierten Güter probieren wollte. Warum bestimmte Weingüter stärker als andere diskutiert und getrunken werden, ist für mich schwer nachvollziehbar, ich treibe mich nicht auf Instagramm und Facebook herum, ich vermute, da werden viele Trends gesetzt. Auch der VDP und bestimmte Händler sind im Marketing ja sehr aktiv, und das findet sich dann doch auch hier wieder. Ich will das jetzt gar nicht als Kritik verstehen, bzw. eine Grundsatzdiskussion lostreten, ich freue mich aber immer, wenn Weingüter abseits der Marketingmühle ins Zentrum einer Diskussion geraten.

Bis jetzt habe ich erst drei Weine, davon kein Riesling, und einen Schäumer getrunken, bin noch am Einstieg ins Sortiment. Bis hierhin empfinde ich die Weine als zurückhaltend, sehr reintönig und ausgeglichen. Sie haben einen angenehmen, sanften Schmelz und sind herb-animierend, was mir recht gut gefällt. Vor einiger Zeit hatte ich ja das PdP 2019er Gutsriesling-Paket [Link] verkostet. Besonders wegen der Reintönigkeit, dazu die Demeterbewirtschaftung, finde ich das Gebotene von Alexander Gysler sehr wertig und im Vergleich ausgesprochen fair bepreist. Ob man den Stil mag, das muss man für sich wissen.

Ich muss sagen, die Scheurebe und den Weißburgunder habe ich zur falschen Jahreszeit geöffnet. Das sind beides frische, leichte und anregende Weine, die sich im Frühsommer oder Sommer deutlich besser trinken als im November/Dezember.

Weingut Alexander Gysler - Sonnentau Scheurebe trocken - 2019:

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Frisch, klar, geradlinig und leichtfüssig. Trotz des angenehm niedrigen Alkohols nicht substanzlos, der Wein wirkt trocken auf mich, vielleicht ist da etwas Restzucker im Spiel, man irrt sich dabei ja schnell.

Weingut Alexander Gysler - Sternenglanz Weißburgunder trocken - 2019:

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Den Weißburgunder habe ich nicht nur zur falschen Jahreszeit, sondern auch zu jung geöffnet, ich meine etwas Zeit auf der Flasche wäre nicht schlecht. Anfangs war der Wein doch etwas dropsig-limonadig, was mit der Zeit verschwunden ist. Was ich ganz interessant fand, ich habe den Wein Anfang Dezember geöffnet, zwei Tage von genascht, dann viel Stress im Dezember gehabt, was bei mir immer dazu führt, dass ich keine Lust auf Alkohol habe. Erst an Heiligabend gab es wieder Alkohol, nach diesen 19 Tagen habe ich auch die halbvolle Flasche von dem Weißburgunder wieder aus dem Kühlschrank genommen und muss sagen, der Wein war noch gut in Schuss. Etwas Frische und Fruchtausdruck hatte der Wein eingebüßt, aber immer noch mit einer guten Struktur und einem angenehmen Mundgefühl. Ich will jetzt nicht sagen, dass es dem Wein wirklich zuträglich war, finde es aber schon ein Qualitätsmerkmal, wenn ein Wein nach so langer Zeit offen immer noch stabil, strukturiert und ohne merkliche off-Aromatik ist.

Weingut Alexander Gysler - Feldstärke Grauburgunder trocken - 2019:

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Das war mein Favorit von den getrunkenen Weinen. Ich hatte mir nicht allzuviel erwartet und war wirklich sehr angetan. In der Nase so eine ganz leicht süßliche Würze, im Mund tonisch-herb, klar, puristisch mit Substanz, aber trotzdem angenehm leicht und sehr animierend.

Nur um keinen falschen Eindruck zu vermitteln, die Weine sind alle eher zurückgenommen, subtil, ich glaube gerade gegen Weine, die eine sehr frische Säure, oder eine sehr expressive Aromatik haben, erscheinen die Weine im direkten Vergleich etwas bieder; das sind keine Blockbuster oder Alleinunterhalter. Sie sind aber auch mehr als einfache Terrassenweine, wenn man sich auf die Weine einlässt, sind sie entspannte und interessante Begleiter.

Die wirken auf mich schwach extrahiert, aber trotzdem findet man eine sehr schöne, herbe, anregende, reife Phenolik. Wahrscheinlich ist das auch eine Qualität des Jahrgangs 2019, mir ist das schon bei vielen Weinen aufgefallen und es ist ein Merkmal, was mir sehr gefällt. Die Säure ist eher zurückhaltend, die Weine haben aber eine sehr sanfte und leicht schmelzige Textur, die ich mit Feinhefelager assoziiere. Die Weine wirken trocken, vielleicht ist es aber auch etwas Restzucker, was die Textur unterstützt. Die Klarheit und homogen hohe Qualität assoziiere ich mit sehr gesunden Reben und Lesegut.

Einzig der Schäumer konnte mich nicht so richtig überzeugen.

Weingut Alexander Gysler - Pinot Brut Blanc de Noir - 2015:

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Ich habe die Perlage als eher grob empfunden, die war auch recht schnell aus dem Glas verschunden, dann wirkte der Wein zu plakativ-süß. Ich hatte das Gefühl, dass der aromatisch reduzierte, puristische Charakter durchaus gut mit Extra Brut oder Brut Natur funktioniert hätte, ich glaube, das wäre mir lieber gewesen.

Ich hatte mir die Weine ab Hof bestellt, da gibt es auch immer mal wieder Pakete mit attraktiven Konditionen, fair bepreist finde ich sie eh. Wer sich von der Stilistik angesprochen fühlt, dem kann ich die Weine empfehlen.

Grüße, Josef

p.s: Nach dem Gegenlesen des Textes merke ich, dass ich sehr viele Worte für mehr Meinung und wenig Inhalt verwendet habe, etwas langwierig, was ich so schreibe. Marketing eher so 4(-). Wein haben wir wohl eh alle genug, Falls Sie also vorhaben sich in den nächsten Wochen einen neuen Wein zuzulegen, dann kann es eigentlich keine andere Alternative geben, als der mit dem grauen Schraubverschluss.

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