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Wagner-Stempel

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UlliB

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Re: Wagner-Stempel

BeitragDi 12. Jul 2022, 20:49

amateur des vins hat geschrieben:Ich habe mich noch garnicht so sehr mit 2020 beschäftigt. Worin würde diese allgemeine Problematik bestehen?

Zwei Faktoren: ein sehr warmer Jahrgang (der bekommt Riesling häufig nicht) plus sehr hohe Erträge, die auch bei Betrieben, die die sonst im Griff haben, nach oben entgleist sind. Das Ergebnis sind zwar früh zugängliche, fruchtbetonte, aber extrakt- und säurearme Weine - siehe hier: die gerade mal 6,1 Gramm sind für Riesling ja schon ziemlich wenig, aber bei 2020ern durchaus nicht untypisch.

Ein Vergleich, der von vielen Verkostern nach der VDP-GG-Probe häufig gezogen wurde, ist der zum Jahrgang 2011. Der lief ebenfalls genau in diesem Schema, und im Rückblick kann man sich fragen, ob in Deutschland in den 10er Jahren für Weißweine nun der 11er oder der 18er der schwächste Jahrgang war. Sollte sich im weiteren Verlauf bestätigen, dass 2020 ein Wiedergänger vom 2011er ist, sollte man davon besser nur sehr wenig im Keller haben. Jedenfalls ist das kein Jahrgang, von dem man größere Mengen kaufen sollte, ohne vorher verkostet zu haben.

Gruß
Ulli
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tomwine

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Re: Wagner-Stempel

BeitragDi 12. Jul 2022, 21:17

Ich bin auch kein großer Fan des 2020er Jahrgangs, aber ich habe mir gerade einmal die Mühe gemacht, die Bewertungen von Vinum und von Wein+ für die 2020er herauszusuchen. Man ist sich erstaunlich einig bei der Bewertung: für den Porphyr vergeben beide 89 Punkte und für den Heerkretz sind es jeweils 93 Punkte.
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amateur des vins

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Re: Wagner-Stempel

BeitragDi 12. Jul 2022, 21:24

Nicht, daß es etwas an meinem Urteil ändern würde, aber:
Was bedeutet das in der Relation? Wo liegen die Jahrgangsspitzen, und wie werden die Weine in anderen Jahren bewertet?
Besten Gruß, Karsten
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tomwine

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Re: Wagner-Stempel

BeitragDi 12. Jul 2022, 21:48

Porphyr vielleicht einen Punkt mehr, Heerkretz 1-2 Punkte mehr.
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tomwine

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Re: Wagner-Stempel

BeitragDi 12. Jul 2022, 21:54

Ich bin ja auch kein großer Fan des 2020er und beim 2018er sieht es ähnlich aus. Den Rest seit 2015 finde ich allerdings sehr gut und 2021 schließt da ziemlich nahtlos an.
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amateur des vins

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Re: Wagner-Stempel

BeitragMi 13. Jul 2022, 09:27

Ich hab jetzt mal in den Originalverkorkt-Podcast OVP162 – im Gespräch – Daniel Wagner und die 2020er Rieslinge aus Ersten und Großen Lagen reingehört. Nicht alles, aber signifikante Passagen.

Ich glaube herausgehört zu haben:
  • Daniel Wagner war superzufrieden mit dem Jahrgang
  • er gibt zu, daß die Säure eher niedrig ist (und das, obwohl er im Gespräch großzügig von 6,1 auf 7 g/l aufrundet), aber pH und Mineralik würden Frische verleihen
  • er strebt trockene Weine an und empfindet 3,3 - 3,7 g/l als niedrig
Für mich war das aufschlußreich.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Wagner-Stempel

BeitragSa 16. Jul 2022, 18:15

Gerade im Glas:

Wagner-Stempel, Sylvaner Reserve 2020

Fahlgelb.
Nase straff und kühl; deutlich, aber maßvoll Holz, etwas Stein. Sonst wenig; vielleicht etwas undefinierte weiße Frucht. Ich habe wenig Erfahrung mit der Rebsorte, aber meine, daß der Eindruck nicht untypisch ist.
Am Gaumen zunächst genauso, plus ein wenig Mandarine/Nektarine. Dann fährt eine ziemlich aggressive und deutlich abgesetzte zitronige Säure dazwischen, die auch den Abgang dominiert und lange an der Zunge hängenbleibt. Ganz leicht klebrig, deutet auf etwas RZ hin.
[+30'] Ein Hauch nicht ganz reifer Banane kommt hinzu.

Wenn ich mir darauf jetzt einen Reim machen sollte... :roll: :twisted:

Expertise: 13 %, S 6,6, RZ 3,6
Besten Gruß, Karsten
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UlliB

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Re: Wagner-Stempel

BeitragSa 16. Jul 2022, 19:39

amateur des vins hat geschrieben:Wenn ich mir darauf jetzt einen Reim machen sollte... :roll: :twisted:

Ja, und wenn ich Dich bitten würde, daraus mal einen Reim zu machen - wie würde der denn nach 1x Chardonnay, 2x Riesling und 1x Silvaner klingen?

Gruß
Ulli
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Bibbel

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Re: Wagner-Stempel

BeitragSa 16. Jul 2022, 19:48

Mein Rat wäre, solche Weine mal 3-4 Jahre nach Erscheinen zu verkosten. Erst dann kann man sich imho einen Reim daraus machen.

An Karsten jetzt mal konkret: der 15er Heerkretz, den du bei Michael so mochtest kam wohl aus meinem Keller und den hättest du 2016 auch nicht gemocht (ich hatte den damals mal probiert).
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amateur des vins

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Re: Wagner-Stempel

BeitragSa 16. Jul 2022, 20:36

UlliB hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Wenn ich mir darauf jetzt einen Reim machen sollte... :roll: :twisted:
Ja, und wenn ich Dich bitten würde, daraus mal einen Reim zu machen - wie würde der denn nach 1x Chardonnay, 2x Riesling und 1x Silvaner klingen?
Das mit dem Reim war zwar primär eine Anspielung auf die ziemlich auffällige, abgesetzte und zitrische Säure. Aber gerne versuche ich ein allgemeineres Fazit:

Der Chardonnay war erfreulich; die Säure auf der guten Seite von grenzwertig. Interessanterweise der einzige Wein von den probierten, der nicht 3-4 g RZ hatte, sondern nur 1,3. Die Rieslinge, wie auch schon der 2017er Heerkretz (siehe hier im Thread), waren ok, aber langweilig. Der Sylvaner schien mir ein bißchen zuviel Säure verpaßt bekommen zu haben; das war nicht balanciert, wenn auch nicht schlimm.

Demgegenüber steht eine einzelne Erfahrung letztens mit einem wirklich schönen 2015er Heerkretz.

Unter'm Strich ist das nicht interessant genug, als daß ich darauf Mühe verwenden wollte (aber auch nicht so schlecht, daß ich nichts mehr damit zu tun haben wollte). Vielleicht probiere ich bei Gelegenheit mal wieder was, aber danach Ausschau halten werde ich erstmal nicht.
Zuletzt geändert von amateur des vins am Sa 16. Jul 2022, 20:46, insgesamt 1-mal geändert.
Besten Gruß, Karsten
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