Es gibt kaum ein Großes Gewächs 2011, das so kontrovers bewertet worden ist wie St. Antonys Orbel. Ich habe mal gesammelt:
Dirk Würtz schreibt: "St.Antony hat mit dem 2011er Orbel ebenfalls ordentlich 'einen rausgehauen'. Der Wein hat eine ganz spezielle Aromatik, die mich sehr an Feuerstein erinnert und er hat Druck! "
Niko Rechenberg meint: "Stein, Stein, Gertrude Stein 93".
Im Falstaff gibt es zwei Einträge, beide von Stephan Reinhardt:
1. "Goldgelbe Farbe. Enorm reife Fruchtaromen mit deutlicher Überreife, Trockenfrüchte, Honignoten. Sehr süß am Gaumen, feinrassig, passt dennoch geschmacklich so gar nicht in die Kategorie Grosses Gewächs. Fast schon etwas breit. 87"
2. " Mittleres Gelb. Etwas bitter und hefig am Gaumen, auch etwas alkoholisch, gute, druckvolle Länge, dicht, aber im Ende doch wuchtig. 88+"
Nachdem ich den Wein selbst probiert habe, glaube ich, dass die erste Beschreibung sich auf St. Antonys Orbel bezieht und die zweite auf einen anderen Wein.
Und schließlich äußert sich Marcus Hofschuster (wein-plus): "Verschlossene, erdige und getrocknet-pflanzliche bis tabakige, mit Luft auch mineralische Nase mit medizinalen Tönen und sehr verhaltenen gelbfruchtigen Noten. Etwas gedeckte, ganz trockene Frucht im Mund, wieder getrocknet-pflanzliche und erdige Töne, etwas Hefe, feine, lebendige Säure, leicht gedeckt und gerbstoffig am Gaumen, hat aber Substanz, Schmelz und gute Nachhaltigkeit, wieder ein wenig medizinal, auch wachsig, gewinnt mit Luft aber deutlich an Saftigkeit, mineralische Töne, sehr guter Abgang. Braucht Zeit. 88+"
Ich selbst habe notiert: "Gleich nach Ankunft des Pakets die erste Flasche in den Kühlschrank gestellt und dann probiert. Sehr florale Nase: Jasmin- und Orangenblüten plus etwas Akoholisches. Am Gaumen: Ja auch etwas Jasmin, Pfirsich, Orangenzeste, ein bisschen Honig, auch Kräuteriges (eine Spur Salbei?). Ein Riesling der etwas anderen Art. Für 16 Euro sehr OK. " Und dann habe ich 90 Punkte gegeben. Der Wein erinnert mich entfernt an Kühns Amphorenriesling, der auch völlig atypisch - aber meiner Meinung hach große Klasse - ist.
Gibt es weitere Meinungen zu diesem Wein?
Riesling GG Orbel 2011 von St. Antony
- Charlie
- Beiträge: 1065
- Registriert: Mo 6. Dez 2010, 15:13
- Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
- Wohnort: Berlin, Heidelberg
- Kontaktdaten:
Re: Riesling GG Orbel 2011 von St. Antony
"Getrude Stein", also fett?
Charlie
http://weinlagen.info/
http://weinlagen.info/
Re: Riesling GG Orbel 2011 von St. Antony
Nein, schon tot.Charlie hat geschrieben:"Getrude Stein", also fett?
-
- Beiträge: 1535
- Registriert: Di 23. Nov 2010, 19:21
Re: Riesling GG Orbel 2011 von St. Antony
Die 2011 GGs von St. Anthony präsentierten sich in Wiesbaden sehr merkwürdig. Nicht wie Rieslinge, sondern eher wie die gerade in Mode kommenden "Naturweine".
"Ein Leben ohne Riesling ist zwar möglich, aber sinnlos!"
- octopussy
- Beiträge: 4405
- Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
- Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
- Wohnort: Hamburg
Re: Riesling GG Orbel 2011 von St. Antony
Sehr interessant. Ich kenne den Orbel nur aus 2006 und 2007 und fand ihn für den Preis (unter dem heutigen Ortswein-Preisniveau) jeweils sehr gut. Vielleicht lege ich mir auch mal ein oder zwei Flaschen von diesem sehr interessant klingenden 2011er in den Keller. Selbst wenn er nicht meinem Geschmack entsprechen sollte, finde ich doch etwas aus der Norm fallende Weine oft die Zeit und das Geld wert.
Sehr interessant ist übrigens Folgendes: Jancis Robinson hat auf ihrer Seite berichtet, wie sie neulich durch den Niersteiner Pettenthal gewandert sind und sie ganz viele Rotweinstöcke gesichtet hat. Felix Peters gab dann einen ausführlichen Kommentar ab, dass St. Antony in nicht unerheblichem Maße Lemberger Stöcke in ihren Niersteiner Lagen (Pettenthal, Hipping und Brudersberg) gepflanzt haben, weil einzelne Parzellen seiner Meinung nach vom Boden und Klima her besser für Lemberger als für Riesling geeignet sind. Nächstes Jahr sollen die ersten Lemberger Lagenweine präsentiert werden. Man darf gespannt sein.
Sehr interessant ist übrigens Folgendes: Jancis Robinson hat auf ihrer Seite berichtet, wie sie neulich durch den Niersteiner Pettenthal gewandert sind und sie ganz viele Rotweinstöcke gesichtet hat. Felix Peters gab dann einen ausführlichen Kommentar ab, dass St. Antony in nicht unerheblichem Maße Lemberger Stöcke in ihren Niersteiner Lagen (Pettenthal, Hipping und Brudersberg) gepflanzt haben, weil einzelne Parzellen seiner Meinung nach vom Boden und Klima her besser für Lemberger als für Riesling geeignet sind. Nächstes Jahr sollen die ersten Lemberger Lagenweine präsentiert werden. Man darf gespannt sein.
Beste Grüße, Stephan
Re: Riesling GG Orbel 2011 von St. Antony
Wenn man in Berlin wohnt, kann es durchaus passieren, dass sich so muffige Klischees im Hirn festsetzen. In Köln und in Kopenhagen ist man da weiter.BerlinKitchen hat geschrieben:Die 2011 GGs von St. Anthony präsentierten sich in Wiesbaden sehr merkwürdig. Nicht wie Rieslinge, sondern eher wie die gerade in Mode kommenden "Naturweine".
Re: Riesling GG Orbel 2011 von St. Antony
@Birte: Wo bitte ist das Klischee? Und dann würde mich noch - ernsthaft - interessieren, in welcher Beziehung man in Kopenhagen und Köln weiter ist als in Berlin. Genauer gesagt, wer in Kopenhagen und Köln ist denn zu einem klischeefreien Urteil über die Weine von St. Antony gekommen, und wie sieht das Urteil aus? Womit wir dann wieder bei der Sache wären, um die es hier eigentlich geht: die extrem divergierenden Bewertungen dieser Weine.
Hier noch eine Meinung aus Dänemark, die ich zu den GGen von St. Antony gefunden habe:
Mit scheint, dass die Mehrheit der Verkoster die GGe von St.Antony eher untypisch findet. Mir ging's beim Orbel auch so. Gibt es noch weitere Erfahrungen? Wie sind die so stark divergierenden Bewertungen (im Extrem 93 von Rechenberg vs. 70-80 von Langdahl Jørgensen) zu erklären?
Hier noch eine Meinung aus Dänemark, die ich zu den GGen von St. Antony gefunden habe:
(Rene Langdahl Jørgensen, http://www.vinexpert.dk)St. Antony har lavet direkte fæle vine med urenheder, botrytis eller det, der er værre!
Mit scheint, dass die Mehrheit der Verkoster die GGe von St.Antony eher untypisch findet. Mir ging's beim Orbel auch so. Gibt es noch weitere Erfahrungen? Wie sind die so stark divergierenden Bewertungen (im Extrem 93 von Rechenberg vs. 70-80 von Langdahl Jørgensen) zu erklären?
Re: Riesling GG Orbel 2011 von St. Antony
Da hast Du etwas gründlich missverstanden. Mein Kommentar bezog sich nicht auf St. Antony. Ich kenne die Weine nicht. Mein Kommentar bezog sich auf den Vergleich mit "Naturweinen". Den Naturweinen haften ziemlich viele Kilschees an und die sind in dem Zusammenhang bedient worden. Natürlich werde ich zukünftig solche Seitenhiebe ignorieren und mich nur noch im entsprechenden Thread dazu äußern.
@Martin Diese Form des Nachtretens ist natürlich wirklich übel...
@Martin Diese Form des Nachtretens ist natürlich wirklich übel...
- Markus Vahlefeld
- Beiträge: 1689
- Registriert: Do 4. Nov 2010, 10:43
Re: Riesling GG Orbel 2011 von St. Antony
Die beiden von St. Antony präsentierten GGs in Wiesbaden waren wirklich sehr speziell. Das Pettenthal brillierte mit einem leichten Holzeinfluss, der offenbar von den gebrauchten Pieces zu kommen scheint. Dabei ist der Wein sehr entspannt und souverän. Damit meine ich, dass er ganz und gar nicht gekünstelt wirkt und anders als die "Holzweine" von von Winning auch nicht gemacht, sondern gelassen erscheint. Mir gefiel er in seiner völligen Eigenständigkeit sehr gut, auch wenn er von der Aussage her völlig anders ist als das Pettenthal von Kühling-Gillot.
Der Orbel ist momentan wirklich etwas für Rabauken, weil der Wein etwas verschlossen und hart wirkte. Aber er hatte sehr ehrliche und kantige Anlagen, die mir ebenfalls gut gefielen. Die Assoziation mit "Naturweinen" kann ich sogar nachvollziehen, weil die Weine eine sehr eigene Stilistik aufwiesen. Wobei ich mit "Natur" eher das "nicht Zurechtgebogene" meine.
Den Kommentar von Stephan Reinhardt kann ich nur insofern nachvollziehen, als dass er eine andere Vorstellung von Grossem Gewächs hat als ich. Sobald ein Wein "wuchtig" ist und eine milde Säure aufweist, bekommt er bei StR Punktabzug. Sein Ideal ist so eine Art trockene Kabinettwein mit viel Säure und trotzdem vollem Körper. Das ist IMHO auch der Grund, warum so viele Winzer Schrott produzieren und präsentieren. Es führt dazu, dass vor allem in warmen Jahren Teile der Trauben zu früh gelesen, mit vollreifen Partien verschnitten werden und dann noch schön künstliche Säure drauf und fertig ist der "Kritikerwein", der "tänzelnd" und "lebendig" ist.
Just my 2cents
Der Orbel ist momentan wirklich etwas für Rabauken, weil der Wein etwas verschlossen und hart wirkte. Aber er hatte sehr ehrliche und kantige Anlagen, die mir ebenfalls gut gefielen. Die Assoziation mit "Naturweinen" kann ich sogar nachvollziehen, weil die Weine eine sehr eigene Stilistik aufwiesen. Wobei ich mit "Natur" eher das "nicht Zurechtgebogene" meine.
Den Kommentar von Stephan Reinhardt kann ich nur insofern nachvollziehen, als dass er eine andere Vorstellung von Grossem Gewächs hat als ich. Sobald ein Wein "wuchtig" ist und eine milde Säure aufweist, bekommt er bei StR Punktabzug. Sein Ideal ist so eine Art trockene Kabinettwein mit viel Säure und trotzdem vollem Körper. Das ist IMHO auch der Grund, warum so viele Winzer Schrott produzieren und präsentieren. Es führt dazu, dass vor allem in warmen Jahren Teile der Trauben zu früh gelesen, mit vollreifen Partien verschnitten werden und dann noch schön künstliche Säure drauf und fertig ist der "Kritikerwein", der "tänzelnd" und "lebendig" ist.
Just my 2cents
Re: Riesling GG Orbel 2011 von St. Antony
[OT]
Ciao
Peter
[/OT]
Haha, in Ö ist's (nicht bei allen Krikern, Ausnahmen bestätigen die Regel) genau andersrum, ein Wein, der nicht mindestens 13 % Alc aufweist, hat von vornherein keine Chance. Und mit 14 % ist man auf der sicheren Seite.Markus Vahlefeld hat geschrieben:Den Kommentar von Stephan Reinhardt kann ich nur insofern nachvollziehen, als dass er eine andere Vorstellung von Grossem Gewächs hat als ich. Sobald ein Wein "wuchtig" ist und eine milde Säure aufweist, bekommt er bei StR Punktabzug. Sein Ideal ist so eine Art trockene Kabinettwein mit viel Säure und trotzdem vollem Körper. Das ist IMHO auch der Grund, warum so viele Winzer Schrott produzieren und präsentieren. Es führt dazu, dass vor allem in warmen Jahren Teile der Trauben zu früh gelesen, mit vollreifen Partien verschnitten werden und dann noch schön künstliche Säure drauf und fertig ist der "Kritikerwein", der "tänzelnd" und "lebendig" ist.
Ciao
Peter
[/OT]