JPO hat geschrieben:Aber: die Schwarm-Erfahrung aus diesem Forum zeigt doch, dass es selbst bei weniger exklusiven Riesling-GGs idR keinen Zweck hat, eine Flasche vor ihrem 5. Lebensjahr zu öffnen (auch meine Erfahrung), sondern deine Vermutung mit den 10 Jahren ist zumindest für die Spitzenweingut-GGs eher die Regel.
Also im Fall des Forums von "Schwarm" zu sprechen, scheint mir ein bisschen gewagt...
amateur des vins hat geschrieben:Sondern, daß es innerhalb des hiesigen Schwarms eine Präferenz für Altweine gibt, warum auch immer.
Ist das so? Ich sehe eher eine weit verbreitete Hoffnung, die Weine zu einem unbestimmt in der Zukunft liegenden Zeitpunkt in einer besonderen Verfassung zu sehen. Eine Hoffnung, die wohl zum Weininteressiertemdasein dazu gehört, aber vielleicht in der Mehrheit der Fälle eine Hoffnung bleibt.
Persönlich muss ich zugeben, dass ich in der letzten Zeit nach mehreren Verkostungen mit älteren Weinen dazu übergegangen bin, diese wegzutrinken. Ein Weinfreund, dessen Meinung ich sehr schätze, wiederholte immer wieder, dass die Weine zu alt wären und Weine seines Erachtens von vielen in zu hohem Alter getrunken werden würden. Mir gab das zu denken, denn "statistisch" gesehen war das eindeutig so. Wichtiger aber war sein zentrales Argument, dass Weine schnell an Frische, Vitalität und Spannung verlieren, sich im Laufe der Reifung aromatisch annähern (zu diskutierende These: Terroir ist eher in der Jugend als im Alter zu schmecken), und sukzessive schließlich die immer gleichen Aromen von Malz, Melasse und Sherry entwickeln (er bezog sich auf Riesling/Chardonnay). Das war sicherlich provokant formuliert, aber er sprach eben auch von einer bald zu schmeckenden "Hinfälligkeit" und das hat bei mir dann tatsächlich einen Bewusstseinswandel ausgelöst. Meine Hoffnung auf einen besonderen Trinkzeitpunkt war allzu oft erkauft mit einem Mangel an Spannkraft und Vitailtät und so schön Reifearomen auch sein können, sie wirken nicht selten zu kontemplativ und eben nicht belebend.
2. These: Gute Weine werden mit der Zeit anders, aber nicht besser. Ich bin mir nicht sicher, ob ich der These zustimmen möchte. Ich habe schlichtweg zu wenige Weine über einen längeren Zeitpunkt verfolgt, aber zum Nachdenken regt die These sicherlich an und ich werde in Zukunft häufiger bessere Weißweine ganz jung trinken und Rotweine deutlich früher öffnen, als ich es bisher anstrebte.