2011 Wagner-Stempel - Impressionen aus dem Wingert
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2011 Wagner-Stempel - Impressionen aus dem Wingert
Siefersheimer Heerkretz im Morgenlicht Anfang Oktober ©Weingut Wagner-Stempel
Der schmale Grat
"Der „Null11er“ des 21. Jahrhunderts zauberte uns in den vergangenen Wochen stets ein Lächeln ins Gesicht. Doch so glücklich und zufrieden wie wir am Ende auch sind, so ungewiss und kritisch war
zuweilen der Jahresverlauf im Rückblick.
Ein milder Winter brachte schon frühzeitig im Jahr die Vegetation in Gang und als Mitte März fast sommerlich anmutende Temperaturen herrschten, war ein überaus frühzeitiger Austrieb der Reben Mitte April die logische Folge. Eine frühsommerliche Periode von März bis Mitte Juni begleitete uns bei allen Frühjahrsarbeiten im Weinberg. Die geringen Niederschläge während dieser Periode sorgten auch für ein vergleichsweise langsames Wachstum der Triebe. Perfekte Bedingungen für die „Arbeit im Wingert“.
In diese Idylle fiel die Nacht zum 4. Mai. In den frühen Morgenstunden hatte sich die Luft auf -4° Grad Celsius abgekühlt, und dies führte in weiten Teilen Rheinhessens aber auch in der Pfalz, in Franken und anderen Regionen zu gravierenden Schäden an den Reben. Die kleinen, jungen Triebe erfroren schlichtweg. In Siefersheim waren nur vereinzelt einige Tal- und Kessellagen betroffen, und so kamen wir ohne nennenswerte Schäden mit einem „blauen Auge“ davon.
Die Rebblüte begann am 25. Mai am Höllberg, einer der frühesten Termine der letzten Dekaden, und es zeigte sich unter so idealen Bedingungen eine starke Gescheinsausbildung mit vielfach drei Trauben pro Trieb bei moderater Verrieselung. Schon zu diesem Zeitpunkt war absehbar, dass der „Null11er“ rein quantitativ sehr viel besser ausfallen könnte als sein Vorgängerjahr.
Für uns bedeutete dies jedoch auch einen erheblichen Arbeitsaufwand in den kommenden Wochen die Ausdünnarbeiten und Laubwandregulierung an die gegebenen Bedingungen anzupassen.
Der weitere Witterungsverlauf von Mitte Juni bis zur zweiten Septemberwoche brachte vielfach warmes, aber auch sehr wechselhaftes Wetter mit sich. Unser Hauptaugenmerk richtete sich wie in den Jahren zuvor auf die bestmögliche Vorarbeit im Weinberg, die Wetterkapriolen möglichst schadlos und gesund zu überstehen. Schlanke, lichte Laubwände, eine gut durchlüftete Traubenzone, Teilentblätterung auf der Morgenseite und Begrünung in den Rebgassen – ein Bündel an Winzerarbeit, das uns den gesamten Sommer hindurch auf Trab hielt.
Rieslinganlage in der Heerkretz Mitte August – alle Arbeit geleistet – jetzt ist es die Natur, die den Rest vollbringen muss
Die teils kräftigen Regenschauer mit heftigen Gewittern und feuchtwarmen Nächten sorgten das eine oder andere Mal für reichlich nervliche Anspannung. Insbesondere die subtropisch anmutenden Wochenenden im August und Anfang September stellten die Weinberge auf eine echte Probe. Ergiebige Regenfälle und hochsommerliche Temperaturen sorgten für „Treibhausbedingungen“ und ließen uns um die Gesundheit der bereits leicht süßen Trauben bangen. Es war ein schmaler Grat in dieser Phase - nur ein, zwei Regengüsse mit drei, vier schwülwarmen Tagen mehr hätte womöglich so schwierige Verhältnisse wie im Jahrgang 2006 zur Folge gehabt.
Aber auch in dieser Phase sind wir mit „leichten Blessuren davongekommen“, und in der zweiten Septemberhälfte sorgte eine stabile Wetterlage für einen derart schönen „Altweibersommer“ wie wir ihn bisher nur selten erlebt haben. Sonnige, trockene Witterung über Wochen hinweg bis weit in den Oktober hinein bescherte uns eine letzte Reifephase, wie sie schöner kaum hätte ausfallen können.
Perfekt ausreifende Weißburgundertrauben am Siefersheimer Goldenen Horn – ein Traum
Die Lese startete am 19. September mit verschiedenen Burgunderparzellen und zog sich bis weit in den Oktober hinein. Gerade die Rieslinge in der Heerkretz bekamen in den kühlen Nächten Mitte Oktober den „letzten Schliff“ und fast traditionsgemäß wurde der Weinberg am Ajaxturm als letzte Parzelle am 24.Oktober gelesen.
Selten hatten wir eine solch entspannte und perfekte Leseperiode erlebt. Das Traubengut sah derart optimal, goldgelb reif aus und konnte so auf den Punkt gelesen werden, wie wir es nur in ganz wenigen Ausnahmejahren bisher erleben konnten. Die Zuckerwerte waren über alle Sorten hinweg sehr gut, die Säurewerte ebenfalls im optimalen Bereich und vor allen Dingen war auch der Ertrag wieder normal. Im Rückblick auf die vergangene Dekade kann man vorausgreifend konstatieren: Es wird wohl ein typischer „ungerader Jahrgang“. Hohe Fruchtreife, goldgelbe Schalen, voller Körper, frische aber nicht pikante Säure – dem 07er nicht ganz unähnlich..."
Daniel Wagner
Riesling am Ajaxturm in der Siefersheimer Heerkretz Anfang Oktober - es dauerte noch 3 Wochen bis zur Lese
Grüße aus Berlin,
Martin Zwick
http://www.berlinkitchen.com
"Ein Leben ohne Riesling ist zwar möglich, aber sinnlos!"
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Re: 2011 Wagner-Stempel - Impressionen aus dem Wingert
Weingut Wagner-Stempel, Siefersheim,Rheinhessen.
Freue mich zu lesen dass die Menge bei WS sehr viel besser ausfiel als in 2010 und es auch wieder ausreichend Basisqualitäten geben wird. Daniel schreibt weiter das das Traubengut optimal, goldgelb gelesen wurde, dann kann mann sich über die 2011er Weine, die deutlich trockener sein werden als in 2010 sicherlich freuen.
Mein lieblings 2010er Gutswein war die Scheurebe, ein richtiger Charmeur. Leider schon ausgetrunken!
Freue mich zu lesen dass die Menge bei WS sehr viel besser ausfiel als in 2010 und es auch wieder ausreichend Basisqualitäten geben wird. Daniel schreibt weiter das das Traubengut optimal, goldgelb gelesen wurde, dann kann mann sich über die 2011er Weine, die deutlich trockener sein werden als in 2010 sicherlich freuen.
Mein lieblings 2010er Gutswein war die Scheurebe, ein richtiger Charmeur. Leider schon ausgetrunken!