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Wagner-Stempel

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Bernd Schulz

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Re: Wagner-Stempel

BeitragMo 8. Aug 2022, 06:15

amateur des vins hat geschrieben:Es gibt kein "VDP-Preisfindungssystem". Es gibt einen Markt, an dem auch ein paar VDP-Weingüter teilnehmen.


Karsten, es gibt eine "VDP-Qualitätspyramide", die der Abgrenzung von Qualitäten und damit von Preisen dient. Und wenn angesichts dieser "Pyramide" ein Lagenwein (aus einer "Großen Lage"!) 4,50 Euronen weniger kostet als der trockene Ortswein, finde ich das befremdlich und damit bemerkenswert. Du kannst gerne anderer Meinung sein.

amateur des vins hat geschrieben:Das weißt Du natürlich alles, weshalb ich davon ausgehen muß, das es sich nur einmal mehr um VDP-Bashing, durchsetzt mit einer ordentlichen Prise Süßwein-Bias, handelt. Letzterer sei Dir gegönnt, ersteres finde ich in dieser Frequenz ermüdend.


Kanne es sein, dass du gerade etwas stärker ad personam als ad rem argumentierst? ;)

Herzliche Grüße

Bernd
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UlliB

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Re: Wagner-Stempel

BeitragMo 8. Aug 2022, 08:56

amateur des vins hat geschrieben:Es gibt kein "VDP-Preisfindungssystem".

Karsten,

ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass es bei der Einführung der damals noch dreistufigen Qualitätspyramide klare Vorgaben des VDP zur Preisgestaltung gegeben hat. Die betrafen zum einen den Mindestpreis für ein GG sowie die Preisrelation zum Orts- und Gutswein. Ok, die Wortwahl war nicht "Vorgabe", sondern "Empfehlung", da ein Verband ja keine verbindlichen Preisvorgaben machen darf, aber die meisten Winzer haben es schon so verstanden und sich daran gehalten. Dass die Marktrealität bei den Top-Betrieben die Vorgaben längst obsolet gemacht haben, ist sicher richtig. Aber es gibt im VDP ja auch weniger bekannte Betriebe, die sich erkennbar schwer mit den Vorgaben getan haben und zum Teil immer noch tun.

Die Preisrelation zwischen GG und restsüßem Wein aus gleicher Lage ist tatsächlich interessant. Aktuelles Beispiel Emrich-Schönleber: Halenberg GG 2021 - 49 €, Halenberg Spätlese 2021 - 24 €, Halenberg Auslese 2021 - 34 €.

Bei einem Besuch vor einigen Jahren auf dem Gut habe ich Werner Schönleber gefragt, ob Arbeitsaufwand und Traubenqualität für die Spätlese geringer als für das GG ist. Seine klare Antwort: nein, das ist nicht so. Und für die Auslese sei der Aufwand sogar größer und der Ertrag niedriger als beim GG.

Auf die darauf folgende Frage, wie sich dann die Preisrelation ergibt, zuckte er mit den Schultern und sagte, dass restsüße Weine ganz schwer zu verkaufen sind und die Leute nicht bereit seien, für eine süße Spät- oder Auslese von der Nahe den selben Preis wie für ein GG zu bezahlen. Rein wirtschaftlich betrachtet müsse man die Produktion dieser Weine eigentlich einstellen.

Gruß
Ulli
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amateur des vins

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Re: Wagner-Stempel

BeitragMo 8. Aug 2022, 09:53

Das ist es ja, was ich schreibe: Es ist der Markt, und daß Nachfrage nicht 1:1 Qualität abbildet, ist eine Binse. Insofern ist die Frage, warum das so ist, längst und zur Genüge geklärt.

Und deshalb unterstelle ich Dir, Bernd, daß Deine Ausgangsfrage keine Wissensfrage ist, sondern eine rhetorische, mit dem Ziel, einmal mehr Deine hinlänglich bekannte Abneigung gegen den VdP (und Deine Vorliebe für süße gegenüber trockenen Weinen) zu dokumentieren.

Ulli, falls Du die "historische VDP-Preisempfehlung" in ihrem Kontext verlinken könntest, würde ich darüber gerne nachlesen.
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Wagner-Stempel

BeitragMo 8. Aug 2022, 10:06

amateur des vins hat geschrieben:Und deshalb unterstelle ich Dir, Bernd, daß Deine Ausgangsfrage keine Wissensfrage ist, sondern eine rhetorische, mit dem Ziel, einmal mehr Deine hinlänglich bekannte Abneigung gegen den VdP (und Deine Vorliebe für süße gegenüber trockenen Weinen) zu dokumentieren.


Es trifft überhaupt nicht zu, dass ich restsüße gegenüber trockenen Weinen bevorzuge. Momentan trinke ich aus einem bestimmten Grund sehr viele restsüße Weine, phasenweise war das (immer mal wieder) schon ganz anders.

Insofern handelt es sich tatsächlich um eine Unterstellung. Befrage doch mal Weinfreunde, die mich persönlich kennen, wie z.b. Ulli oder Ralf zu meinen angeblichen Vorlieben!

Beste Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Mo 8. Aug 2022, 10:12, insgesamt 1-mal geändert.
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EThC

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Re: Wagner-Stempel

BeitragMo 8. Aug 2022, 10:10

...nach VDP-Zahlen wurden für 2020 folgende Durchschnittspreise je Eintelflasche erzielt:

Gutswein: 10,00 €
Ortswein: 13,00 €
Erste Lage: 19,00 €
Große Lage: 35,00 €

wobei mit ca. 37 Mio. Flaschen insgesamt 462,5 Mio. Euronen von den Mitgliedsbetrieben umgesetzt wurden, über alles also etwa 12,50 EUR / Flasche. Dem wird ein Durchschnittspreis für den Liter deutschen Weins von 3,69 Euronen je Liter entgegengestellt, wobei der VDP auch hier den beliebten Fehler macht bzw. es unterläßt hinzuzufügen, daß dies der vom DIW nur für Weine aus dem LEH ermittelte Durchschnittspreis ist, Fachhandel und ab-Hof-Verkäufe etc. sind hier nicht mit erfaßt.

An die Empfehlungen zu "unverbindlichen Preisempfehlungen" kann ich mich auch erinnern, interessant wäre in dem Zusammenhang auch, wieviel von dem o.g. Umsatz bzw. Flaschenpreis an den VDP geht (darüber steht natürlich nichts in den "Facts & Figures 2020"), schließlich kostet der Verband mit seiner ganzen Verwaltung und den nicht wenigen Veranstaltungen ja auch einiges an Geld, sowohl direkt über den VDP als auch über obligatorische Aufwendungen der Weingüter selbst.

Übrigens sind in 2015 bei praktisch gleicher Mitgliederzahl mit 31 Mio. Flaschen nur 296 Mio. EUR umgesetzt worden, ca. 9,50 EUR / Fläschchen, also gut 32 % Preissteigerung innerhalb von 5 Jahren...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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amateur des vins

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Re: Wagner-Stempel

BeitragMo 8. Aug 2022, 10:27

Bernd Schulz hat geschrieben:Es trifft überhaupt nicht zu, dass ich restsüße gegenüber trockenen Weinen bevorzuge.
Das ist der Eindruck, den ich hier gewonnen habe, zuletzt bestärkt durch die "untrockenen" Pairits-Weine. Wenn der nicht zutrifft, nehme ich das zurück und bitte um Pardon für die Unterstellung.

Interessant, daß Du die Hauptkritik "VdP-Bashing" nicht dementierst.
Besten Gruß, Karsten
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Bernd Schulz

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Re: Wagner-Stempel

BeitragMo 8. Aug 2022, 11:41

amateur des vins hat geschrieben:Interessant, daß Du die Hauptkritik "VdP-Bashing" nicht dementierst.


Nein, die dementiere ich nicht. Ich habe massive Probleme mit der Politik des Vereins und mache daraus keinen Hehl. Größere Probleme habe ich allerdings auch mit dem denglischen Wörtchen "Bashing". Man muss es nur schnell zücken, und schon hat man jede wie auch immer geartete Kritik auf einfache Weise außer Kraft gesetzt....

UlliB hat geschrieben:....Bei einem Besuch vor einigen Jahren auf dem Gut habe ich Werner Schönleber gefragt, ob Arbeitsaufwand und Traubenqualität für die Spätlese geringer als für das GG ist. Seine klare Antwort: nein, das ist nicht so. Und für die Auslese sei der Aufwand sogar größer und der Ertrag niedriger als beim GG.

Auf die darauf folgende Frage, wie sich dann die Preisrelation ergibt, zuckte er mit den Schultern und sagte, dass restsüße Weine ganz schwer zu verkaufen sind und die Leute nicht bereit seien, für eine süße Spät- oder Auslese von der Nahe den selben Preis wie für ein GG zu bezahlen. Rein wirtschaftlich betrachtet müsse man die Produktion dieser Weine eigentlich einstellen.


Genau auf solche Sachverhalte, wie Ulli sie viel kenntnisreicher als ich beschreibt, wollte ich hinaus mit dem, was ich direkt unter meine VKN im gestrigen Posting von 21:50 als Kommentar gesetzt habe.

Herzliche Grüße

Bernd
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UlliB

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Re: Wagner-Stempel

BeitragMo 8. Aug 2022, 13:16

amateur des vins hat geschrieben:Ulli, falls Du die "historische VDP-Preisempfehlung" in ihrem Kontext verlinken könntest, würde ich darüber gerne nachlesen.

Nein, dazu kann ich leider nichts verlinken. Das passierte im zeitlichen Zusammenhang mit dem Rollout des (damaligen) VDP-Klassifizierungskonzepts vor rund 20 Jahren, und ist mittlerweile ebenso wie die darauf folgende längere Diskussion bei taw im Internet-Nirwana verschwunden, oder ist jedenfalls nicht mehr aufzufinden.

Ich erinnere mich aber noch gut an die Zahlen: das GG sollte mindestens 25 Euro kosten, der Gutswein etwa ein Drittel davon, der Ortswein die Hälfte. Durch das deutlich spätere Hinzukommen der VDP.Erste Lage - Weine haben sich die Relationen etwas verschoben, aber wie Du aus den Zahlen von Erich sehen kannst, liegen Orts- und Gutsweine auch heute noch gar nicht so weit von der ursprünglichem Empfehlung entfernt.

Damals hatte ich im zeitlichen Zusammenhang mit der VDP-Preisempfehlung mehrere VDP-Winzer besucht, die sich ernsthafte Sorgen machten, ob die Preisvorstellung für das GG nicht völlig überrissen ist. Preise von 25 Euro / Flasche (bzw. kurz vorher knapp 50 DM) für einen trockenen Wein wurden damals nur von sehr wenigen Betrieben erzielt. Diese Sorge war zumindest für die renommierteren Betriebe offensichtlich unbegründet...

Gruß
Ulli
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Kle

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Re: Wagner-Stempel

BeitragMo 8. Aug 2022, 16:18

UlliB hat geschrieben:Das passierte im zeitlichen Zusammenhang mit dem Rollout des (damaligen) VDP-Klassifizierungskonzepts vor rund 20 Jahren, und ist mittlerweile ebenso wie die darauf folgende längere Diskussion bei taw im Internet-Nirwana verschwunden, oder ist jedenfalls nicht mehr aufzufinden.

es war auch die Zeit, in der immer wieder gefragt wurde, warum zumeist süße und vergleichsweise wenig trockene deutsche Weine Spitzenbewertungen bekommen. Mario Scheuermann betonte damals, der deutsche Weinbau könne erst dann wieder zu den führenden Weinbauländern aufschließen, wenn seine trockenen Weine deutlich höhere Preise erzielten, was forciert werden müsse. Er hat hier die Lage ebenso gut eingeschätzt wie einst mit seiner Prognose, twitter werde zu einem Leitmedium werden. Damit sorgte er bei taw eher für Befremden.

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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Ursula

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Re: Wagner-Stempel

BeitragFr 11. Nov 2022, 18:26

Hallo Forum,
Startschuß ins Wochenende mit zwei von uns noch nicht verkosteten Rieslingen:

21er Kiedricher Turmberg, Riesling Trocken von Robert Weil, 13 Vol% , 49er Naturkork
mein erster 21er Rheingauer; sehr weinig, viel Gehalt, aber im Moment langweilg auf hohem Niveau.Wirkt ein
bißchen gewollt, braucht gewiß noch etwas Zeit,muß man mögen.

19er Binger Scharlachberg, Riesling GG trocken von Wagner-Stempel, 13 Vol%, 49er Naturkork
tiefgründiger Duft nach Marzipan,Waldboden und auch Kräuterwürze.Kraft, noble Fülle, lange anhaltender
Nachhall im Mund, zartes Bitterl und etwas spürbarer Alkohol im Abgang.

Mundwässernd ist dieser Scharlachberg nicht, ein rechter Trinkfluß will sich nicht einstellen, aber der Genuß
wert in kleinen Probierschlücken ist enorm. Da hat man auch länger was davon !! Mal was anderes, gefällt mir
sehr. Würde ich fast als " groß" bewerten. Gerne 94 P.


Gruß Ursus
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