Seit gestern im Glas:
Pranzegg, Caroline 2010Zuletzt (und zuerst) hatte ich den 2010er vor knapp 2 Jahren.
Meine Kurznotiz damals ist auch heute nicht verkehrt, aber ein bißchen mehr fällt mir schon dazu ein:
Die Robe ist fast klar; goldgelb, etwas heller als Apfelsaft, und mit ganz leichtem Grauschleier, der womöglich doch von Schwebstoffen herrührt.
Der Wein kommt ja aus einem gemischten Satz mit ca. 35% Sauvignon blanc und Chardonnay, und ca. 15% Viognier und Manzoni Bianco. Konsequenterweise dominiert zunächst der SB-Charakter; mit der Zeit übernimmt der Chardonnay. Hefestand und Holz verleihen Kraft. Ich finde gelbes Steinobst, reife Birne, Quitte, Physalis und etwas Orchideenblüte, wohl vom Viognier. Feine grüngemüsige Noten. Zarte Rauchigkeit. Im Hintergrund eine(!
) kandierte Orangenscheibe.
Am Gaumen leicht cremige Textur, dann zarter phenolischer Grip und eine frische, fast pikante Säure. Ein Hauch von Ingwer, einschließlich angedeuteter Schärfe. Milde Zitrone, etwas nussig und fast eine winzige Spur Malz.
Im Abgang wieder kandierte Orange und leicht herbe Kräuter. Lang!
Die immerhin 14 Umdrehungen in diesem Jahr sind komplett unauffällig.
Mit anderen Weinen von Martin Gojer, speziell den roten, habe ich ja durchaus meine Schwierigkeiten. Aber die Caroline liebe ich! Die Frische, bei durchaus kraftvoll-cremigem Charakter, ist für einen über 11 Jahre alten Weißwein beeindruckend. Auch die Komplexität braucht sich nicht zu verstecken. Dabei ist er wunderbar balanciert und vermeidet auch die mitunter anstrengenende "Naturweinigkeit" seiner Geschwister. Das dürfte vermutlich am damals noch fehlenden Schalenkontakt liegen,
wie Martin Gojer selber erklärte. Auch die weitestgehende Abwesenheit brotiger/mostiger Noten dürfte darauf zurückzuführen sein. Mir kommt das sehr entgegen, und ich bin gespannt, wie mir jüngere Jahrgänge gefallen werden (ein paar Versuche hatte ich ja schon)...