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Südtirol - die Rotweine

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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragSa 20. Nov 2021, 13:28

EThC hat geschrieben:
olifant hat geschrieben:... alle Vernatsch' sind so oder ähnlich - aber nicht jeder Winzer wird nun extra für dich einen Vernatsch als Naturwein auflegen :lol: :lol: :lol:
..zumindest für mich sind die von mir bisher probierten Vernatsche alles Andere als so oder so ähnlich. Und das hier ist auch kein Naturwein... :mrgreen:


Kein Naturwein? Wenn ich da mal die Homepage des Betriebs zum "Rot" zitieren darf ...
Dieser gemischte Satz ist für uns nicht nur ein wichtiger Lagenwein sondern auch der Inbegriff eines Naturweines. Der traditionelle Eppaner Verschnitt mit Blauburgunder und jeglicher Verzicht auf Zusatzstoffe unterstützt und verstärkt den Charakter dieses Weines.


Hast du da eine eigene Interpretation, welche über die des Hofs hinausgeht? :lol:
Grüsse

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EThC

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragSa 20. Nov 2021, 17:41

olifant hat geschrieben:Hast du da eine eigene Interpretation, welche über die des Hofs hinausgeht? :lol:
...ich halte mich da an das, was mittlerweile so allgemeiner Konsens hinsichtlich Naturwein zu sein scheint (was Offizielles gibt's ja nicht), demnach müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

bio-dynamische, mindestens biologische Bewirtschaftung
keine synthetischen Stoffe im An- und Ausbau
gesundes Lesegut
keine Anreicherung (weder Zucker noch Säure)
Spontanvergärung
keine Schönung
keine Filtration
keine oder nur minimalste Schwefelung bei der Füllung (wobei das anscheinend der strittigste Punkt ist)


Davon erfüllt Abraham bzw. der rote Upupa sicher einiges, aber eben nicht alles; das fängt schon damit an, daß Abraham kein Bioweingut ist, jedenfalls nicht offiziell. Dabei nehme ich den Abrahams ihre Erläuterungen über ihr Verständnis des naturnahen Weinbaus gerne ab, aber ihre Weine bewegen sich letztlich auch stilistisch irgendwo zwischen dem konventionellen Weinbau und der "richtigen" Naturweinszene, ähnlich wie übrigens Garlider auch (dort habe ich auch die Auskunft erhalten, daß man sich eher zwischen diesen beiden Welten sieht). Was ich übrigens grundsätzlich sympathisch finde. Es gibt halt zum Glück doch mehr Schubladen als nur "konventionell" und "Naturwein"...
Viele Grüße
Erich

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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 22. Nov 2021, 08:46

EThC hat geschrieben:...ich halte mich da an das, was mittlerweile so allgemeiner Konsens hinsichtlich Naturwein zu sein scheint (was Offizielles gibt's ja nicht), demnach müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

bio-dynamische, mindestens biologische Bewirtschaftung
keine synthetischen Stoffe im An- und Ausbau
....



Ob das wirklich "allgemeiner Konsens" oder deine persönliche Sicht der Dinge ist, lass ich mal dahin gestellt. Wie du selber schon angemerkt hast, gibt es doch einige Winzer, die sich bewusst die Möglichkeit eines Eingriffs mit "angemessener Chemie" im Weinberg vorbehalten, sofern Sie dies für notwendig erachten, da Diese bspw. bio-/biodyn-Möglichkeiten mit Kupfer noch kritischer sehen. Müssen wir jetzt nicht diskutieren ...
Auch Pranzegg hat m.E. schon Naturwein produziert, als noch nicht auf Biodyn umgestellt war, bzw. auch nicht absehbar war, das er dies tun wird. In diesem Sinn sehe ich die Weine von Abraham durchaus als "Naturwein". Eine Kategorie nicht "ganz natürlicher" Naturwein ist halt noch nicht erfunden.
Grüsse

Ralf

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EThC

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 22. Nov 2021, 10:51

olifant hat geschrieben:Ob das wirklich "allgemeiner Konsens" oder deine persönliche Sicht der Dinge ist, lass ich mal dahin gestellt.
...wenn man mal diverse Quellen nach Naturweindefinitionen absucht, sind die sich fast durchweg einig und was ich da aufgelistet habe, findet man groß mehrheitlich bei allen Quellen. Insofern ist meine persönliche Sicht der Dinge hier nur die, daß sich hier die größten Übereinstimmungen zeigen, aber ich bringe da keine eigene Definition ein.

Darüber hinaus bedienen die unbestrittenen Naturweine auch ein gewisses, deutlich abweichendes Geschmacksbild bzw. Stilistik, welche ich beim Upupa rot gar nicht finde; hier ist das Geschmacksbild für mich eher klassisch ausgerichtet, nur halt nicht typisch Vernatsch. Was aber wiederum nicht heißt, daß ich den Wein in die konventionelle Ecke schieben würde, er steht halt einfach sehr sehr schön für sich ohne eine der allgemein eingeführten Schubladen komplett beschlagnahmen zu wollen...
Viele Grüße
Erich

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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 22. Nov 2021, 11:10

EThC hat geschrieben:Darüber hinaus bedienen die unbestrittenen Naturweine auch ein gewisses, deutlich abweichendes Geschmacksbild bzw. Stilistik, welche ich beim Upupa rot gar nicht finde; hier ist das Geschmacksbild für mich eher klassisch ausgerichtet, nur halt nicht typisch Vernatsch. Was aber wiederum nicht heißt, daß ich den Wein in die konventionelle Ecke schieben würde, er steht halt einfach sehr sehr schön für sich ohne eine der allgemein eingeführten Schubladen komplett beschlagnahmen zu wollen...


Mensch Erich, sei nicht so doktrinär, was die Verwendung des Begriffs "Naturwein" anbelangt. Es ist ja der Punkt, dass es auch mal bei "allgemein anerkannten unbestrittenen" Naturwein-Produzenten Weine vorkommen, die nicht auf den ersten Schluck wie solche wirken und umgekehrt. Darf dann ein Wein eines unbestrittenen Naturweinwinzers, der evtl. gar nicht typisch "Naturwein" schmeckt, dann Naturwein heissen?

P.S. Lass dir von jemandem gesagt sein, der gerne und viel Vernatsch trinkt, einen Vernatsch zu keltern, der nicht "typisch" Vernatsch schmeckt ist für Südtrioler Winzer gar nicht so einfach. Bei den Südtroler "irgendwie Naturwein oder doch auch nicht so ganz oder unbestritten" Winzern findest du hingegen, sofern diese Vernatsch oder entsprechende Derivate im Portofolio haben, stets Vernatsch, der erst mal so gar nicht nach Vernatsch schmeckt.

P.S.P.S. Und letzendlich kann's mir auch egal sein wie der Begriff Naturwein verwendet wird. Für meinen Geschmack machen die Abrahams Naturwein, ob sie jetzt Kuhhörner verbuddeln oder nicht :lol:
Grüsse

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dylan

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 22. Nov 2021, 11:17

olifant hat geschrieben: ob sie jetzt Kuhhörner verbuddeln oder nicht :lol:


Na ja, solange es keine Schwiegermütter sind, denn das würde unweigerlich zu Fehltönen im Wein führen. ;)

Grüße

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EThC

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 22. Nov 2021, 11:28

olifant hat geschrieben:Mensch Erich, sei nicht so doktrinär, was die Verwendung des Begriffs "Naturwein" anbelangt.
...doktrinär will ich da gar nicht sein; da die Definition ja nicht in Stein gemeißelt ist, gibt's da natürlich auch einen deutlichen Ermessensspielraum bzw. eine gewisse Grauzone, zuallererst beim Winzer selbst. Nur wenn ich den Wein im Glas habe, kommt mir persönlich halt der Naturweingedanke nicht in den Sinn, jedenfalls nicht in "klar wie Kloßbrühe"-Manier...
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UlliB

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragSa 11. Dez 2021, 09:28

Merlot "Brenntal" 2012 (Kellerei Kurtatsch) 14,5%Vol. Sortenrein ausgebauter Merlot zählt nicht unbedingt zu meinen Favoriten. Es gibt in Bordeaux ein paar vom rechten Ufer, die sich zu luftigen Höhen aufschwingen (auch preislich), meistens ist da aber doch ein wenig Cabernet (meistens C. Franc, auch mal C. Sauvignon) dabei. Außerdem soll es erstklassige Merlots aus Mittelitalien geben, da kann ich aber nichts dazu sagen, Masseto ist mir für einen Versuch dann doch etwas zu teuer 8-)

Der hier zieht sich aber recht gut aus der Affäre. Immer noch sehr dunkel, am Rand ziegelfarben.In der Nase Pflaume und reife Brombeere, sehr dezent Holz, dann ein Hauch Minze. Im Gaumen dicht, trotz 14,5%Vol. nicht alkoholisch, feine Säure, stimmig. Gut. Das könnte auch ein Mittelklasse-St. Emilion aus einem warmen Jahr sein.

Gruß
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UlliB

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragSo 12. Dez 2021, 17:04

Blauburgunder 2013 (Niedrist) 13,5%Vol. Recht dunkles, aber bis in den Kern transparentes Ziegelrot. Zurückhaltende Nase, etwas Himbeere, kaum Holz. Schöne Struktur, Säure und Tannine stimmig, aber die Aromatik bleibt auch mit viel Luft sehr leise und defensiv. Und ich glaube auch nicht, dass da noch sehr viel mehr kommen wird - da ist zwar nichts Fehlerhaftes, aber auch nichts, was irgendwie begeistern könnte. Zurückhaltung kann gut sein, hier hinterlässt sie aber nur eine gewisse Leere. Pinot noir geht auch in Südtirol deutlich besser.

Gruß
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olifant

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Re: Südtirol - die Rotweine

BeitragMo 13. Dez 2021, 09:26

UlliB hat geschrieben:Blauburgunder 2013 (Niedrist) 13,5%Vol. Recht dunkles, aber bis in den Kern transparentes Ziegelrot. Zurückhaltende Nase, etwas Himbeere, kaum Holz. Schöne Struktur, Säure und Tannine stimmig, aber die Aromatik bleibt auch mit viel Luft sehr leise und defensiv. Und ich glaube auch nicht, dass da noch sehr viel mehr kommen wird - da ist zwar nichts Fehlerhaftes, aber auch nichts, was irgendwie begeistern könnte. Zurückhaltung kann gut sein, hier hinterlässt sie aber nur eine gewisse Leere. Pinot noir geht auch in Südtirol deutlich besser.

Gruß
Ulli


Ja, die Aromatik der Eppaner und Girlaner Lagen, was Blauburgunder anlangt, im Vergleich zu den Montaner Lagen, ist aus meiner Sicht in einigen Jahren, wie du es ausdrückst, doch eher leise und devensiv. Erzeuger, die das mit Konzentration und Power auszugleichen versuchen, die gibt es in dieser region ja auch, haben dann zwar kräftigere Weine, aber das aromatische Spiel der anderen Talseite wird dadurch auch nicht errreicht. Inzwischen "bevorzuge" ich zumeist BB aus dem Montaner Raum, die m.E. zumeist auch ein komplexeres und dauerhafteres Reifeverhalten zeigen.
Dennoch liefert Niedrist m.E. in manchen Jahren, zumeist den eher kühleren - klassischen, sehr gelungenen BB ab. Den 13er hatte ich nicht im Glas, dürfte aber ein eher warmes Jahr gewesen sein.
Grüsse

Ralf

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