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Wasserpreise in der Gastronomie

Alles was interessant ist, aber keinen direkten Bezug zu Wein hat
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mixalhs

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Wasserpreise in der Gastronomie

BeitragFr 26. Apr 2013, 20:39

Das Folgende könnte auch unter der Rubrik "Wow, da bleibt mir die Spucke weg" stehen.

Unlängst wurde bei Nikos Weinwelten über das neue Restaurant von Tim Raue berichtet - nun ja: mehr über die gelungene Einweihungsveranstaltung. Inzwischen sind Speise- und Getränkekarte online. Das Essen ist nicht ganz billig. OK, wenn die Qualität stimmt. Die Weinpreise liegen im Durchschnitt bei 400% des marktüblichen Endverbraucherpreises. Sehr üppig kalkuliert und für mich schon grenzwertig.

Bei den Preisen für's Alkoholfreie bleibt mir aber wirklich die Spucke weg:

- der Dreiviertelliter Wasser für 12,50 Euro und - noch extremer -
- 2 dl Cola für 7,50 Euro (Literpreis 37,50)

In meinen Augen ist das unanständig. Was meint Ihr? Wo ist bei Euch die Schmerzgrenze?
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sorgenbrecher

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Re: Wasserpreise in der Gastronomie

BeitragFr 26. Apr 2013, 20:58

das halte ich auch -bei aller anerkennung seiner kochkunst- für völlig überzogen und werde auch deshalb das restaurant nicht besuchen. es gibt nun wirklich auch im sternebereich genug auswahl an restaurants mit fair kalkulierten getränkepreisen und ich für meinen teil bezahle lieber ein paar euro mehr für das eigentliche menü anstatt über die getränke abgezockt zu werden. inzwischen schaue ich mir die preisstruktur der restaurants immer vorher an, da ich mich dort wohlfühlen möchte und bei fair kalkulierten preise gern auch ausgiebig in der weinkarte wildere und dann auch mal ein fläschchen mehr bestelle.
Gruß, Marko.
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joern_ribu

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Re: Wasserpreise in der Gastronomie

BeitragFr 26. Apr 2013, 21:30

Getränke- und dabei viel mehr die Weinpreise in der Gastronomie sind auch für mich immer eine durchaus zweischneidige Sache. Man sollte sich aber bevor das "Bashing" losbricht, genau schauen in welcher Gesamtstruktur man sich bewegt. Und Tim Raue betreibt in Berlin ein Zwei-Sterne-Restaurant, ohne Hotellerie im Hintergrund. Ich war dort erst neulich essen, und nicht nur dort sondern noch in ein paar anderen Sterne-Restuarants in Berlin (wer mehr dazu wissen will, möge im Forum der Restaurant-Ranglisten nachlesen). In der Gesamtschau muss ich dazu sagen, dass bei Tim Raue das PGV sehr gut war, jedenfalls was die Mittagskarte und das Angebot offener Weine angeht.
Am Vorabend war ich im "Esszimmer" des Adlon essen, ebenfalls zwei Sterne. Offene Weine gibt es da erst gar nicht, der Sommelier empfiehlt zu einem 130.- € Menü zwei halbe Flaschen, die auf 200.- € herausgekommen wären. Der dann von mir gewählte Grauburgunder Spätlese trocken von Dr. Heger kam auch auf gute 70.- €, unter 65.- € findet sich nichts auf der Karte (bei Tim Raue geht es immerhin schaon zwischen 40 und 50.- € die Flasche los). Das empfand ich dann schon nicht mehr ganz so toll, sowohl was die Sommelier-Leistung als auch die Getränkepreise anging. Das Menü dagegen war das Beste was ich bisher gegessen habe.
Noch bei einem anderen Vergleich schneidet Tim Raue eigentlich ganz gut ab. Im"Vau" von Kolja Kleeberg sind die Weinpreise auch ganz ordentlich, zumindest die offenen Weine. Da fängt es auch erst bei 7.-/8.-€ das Glas (0,1 l) an, für Flaschen die auch kaum über 10.-/12.- € Endpreise liegen dürften. TR fängt dagegen mit 4.- € an, und der Wein gefiel mir zu dem Essen dort gut. Ich war auch im Vau mittags essen - und für praktisch den gleichen Betrag war mir Tim Raue deutlich lieber - innovativer, aufregender, urbaner. Ich würde da jedenfalls wieder gerne hingehen wenn ich in Berlin bin.
Für mich gilt insgesamt, wenn ich Gourmet-Küche genieße, dass die Preise von Wasser oder Espresso für mich eher nebensächlich sind - ob nun 7.-€ die Flasche oder 12,50 € macht im Endeffekt bei einem Abend, an dem man insgesamt pro Person deutlich über 100.- € liegen kann, nicht mehr so viel aus... Sterne-Küche, vor allem wenn man über einen Stern hinausgeht, ist vielleicht ebenso wenig mit "normalen" PLV-Masstäben messbar wie Bordeaux ;)

Just my 2 cents ;)

Jörn
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Jörn
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mixalhs

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Re: Wasserpreise in der Gastronomie

BeitragFr 26. Apr 2013, 21:40

Das Problem scheint nicht Tim Raue zu sein, sondern die Kempinski-Kette, die Tim Raue für ihr neues Restaurant im Adlon-Karree eingekauft hat. Das passt zu Deinem Bericht über die Weinpreise im Esszimmer des Adlon. Bei Tim Raue in der Rudi-Dutschke-Straße esse ich gern und finde die Getränkepreise adäquat: keine Schnäppchenpreise aber auch nicht überteuert.

Es ging mir nicht um Tim Raue, sondern allgemein um Schmerzgrenzen für nicht-alkoholische Getränke. Und einen "mark up" von mehr als 2000% bei der Cola finde ich einfach unanständig. Konsequenz: essen ohne zu trinken?
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joern_ribu

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Re: Wasserpreise in der Gastronomie

BeitragFr 26. Apr 2013, 21:50

Ok, da habe ich nicht gleich geschaltet, dass es um das neue Projekt von Raue ging. Und, nun ja, diese Getränkepreise dienen sicher zur "Grundfinanzierung" des Restaurants. In anderen Ländern gibt es Preise für das "Gedeck" - wäre das besser, wenn dadurch das Getränk ein paar Euro günstiger würde? Denn der Effekt ist letzlich gleich, eine Art Servicegebühr, Eintrittskarte oder wie auch immer man es nennen mag. Letztlich entscheidet ja zum Glück der Gast, ob er so ein Restaurant aufsucht oder nicht - und es gibt genügend Alternativen, insbesondere in Berlin ;)
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Jörn
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MichaelWagner

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Re: Wasserpreise in der Gastronomie

BeitragMo 29. Apr 2013, 11:33

naja, 400%-Kalkulation bei den Getränken ist doch eigentlich ziemlich human und auch in der "normalen, gehobenen Gastronomie" absolut üblich. Muss auch sein, da mit dem Essen eigentlich kaum Geld verdient wird. Den Ansatz bei Cola 2000% zu kalkulieren finde ich super, denn wer bei Raue ne Cola bestellt, gehört eigentlich noch härter bestraft :lol:
Naja im Ernst: die Diskussion ist ähnlich gestrickt wie die Gehaltsdebatten im Profi-Fußball. Die Stadien sind trotzdem ausverkauft ;)
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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thvins

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Re: Wasserpreise in der Gastronomie

BeitragMo 13. Mai 2013, 20:19

Gefunden im Restaurant vom Clos Figueres in Gratallops (zugegeben auf der Toilette, aber Anne Josephine Cannan meint es damit dennoch ernst) - auf Katalan die deutliche und unmissverständliche Ankündigung:

Wir haben KEINE Coca Cola - und wir werden nie welche haben!

Dafür wie überall im Priorat sind die Weinpreise im Restaurant fair kalkuliert und liegen wie generell dort bei ca. 80 bis vielleicht 120% der Vor-Ort -Ladenpreise. Wasser ist meist auf dem Tisch und auch der Kaffee danach wird selten extra gerechnet. Die Küche ist anständig bis katalanisch raffiniert, man geht meist sehr zufrieden und ohne riesiges Loch im Geldbeutel aus dem Lokal, auch wenn keine Fernsehstars aufkochen, so verstehen sie doch ihr Handwerk. In Berlin und Co. geb ich mich dann auch mal mit einer Currywurst auf die Faust zufrieden, damit ich z.B. in Porrera Nit de Nin weit günstiger im Restaurant trinken kann als wenn ich die Flasche im Laden kaufe... Ich kann nur das Geld ausgeben, welches für das Hobby "Leben" übrig ist...

Jeder muss halt sehen, wo er seine Präferenzen setzt. Wer es sich leisten kann und will, dem machen 7,50 € oder 12,50 € für ein Glas Wasser bei einer Rechnung pro Nase von über 100 € dann wirklich den Kohl nicht mehr fett, wer wirklich rechnen muss, der isst weder bei Tim Raue, noch bestellt er in Porrera eine Flasche Nit de Nin.

Einig sind sich aber die Genießer dann doch alle wieder, dass es in derartigen Restaurants nicht zwingend Coca Cola geben muss... ;)
und wenn doch, dann sind 2000% Aufschlag auch ein angemessenes Entgelt für die Lagerhaltungskosten und die viele Cola, die am Ende wegen des Verfallsdatums an die Tafel gegeben werden muss... :o
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
jetzt mit richtiger Startseite...
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Moulis

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Re: Wasserpreise in der Gastronomie

BeitragMo 13. Mai 2013, 20:51

Da lob ich mir die Provinz ;)
Neulich zu einem sehr guten Essen eine Flasche Chat. Dauzac 2005 für 59€.
:mrgreen:
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mixalhs

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Re: Wasserpreise in der Gastronomie

BeitragMo 13. Mai 2013, 21:17

.... und ich lobe Frühsammers Restaurant in Berlin mit toller Küche, angemessenen Preisen und Wasser gratis:

"In unseren Menus enthalten sind: salziger und süsser Gruss aus der Küche,3erlei Süppchen, hausgemachtes Feingebäck und unser Hauswasser"

Es geht doch, oder?
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DUO-Vin

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Re: Wasserpreise in der Gastronomie

BeitragMi 11. Sep 2013, 09:32

MichaelWagner hat geschrieben:naja, 400%-Kalkulation bei den Getränken ist doch eigentlich ziemlich human und auch in der "normalen, gehobenen Gastronomie" absolut üblich. Muss auch sein, da mit dem Essen eigentlich kaum Geld verdient wird. Den Ansatz bei Cola 2000% zu kalkulieren finde ich super, denn wer bei Raue ne Cola bestellt, gehört eigentlich noch härter bestraft :lol:
Naja im Ernst: die Diskussion ist ähnlich gestrickt wie die Gehaltsdebatten im Profi-Fußball. Die Stadien sind trotzdem ausverkauft ;)


Voilà. 100% Richtig, wer in einem Restaurant der gehobenen Gastronomie eine Cola zum Essen bestellt gehört bestraft! :D
400% finde ich schon übertrieben. Ich habe ein Restaurant in Belgien und wir rechnen mit 300% maximal. Je höher die Flasche im Einkauf kostet,
desto niedriger wird der Koeffizient. So kommen bei teuren Bordeaux zB "nur" 200%.
Bei uns in Belgien ist es jedoch üblich je nach Restaurant 400-700% zu machen.
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