Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

Tja, aber die "Ausstattung" wirkt auf viele uns so besonders abstrus wegen der unpassenden Überhöhung im Vergleich zum Inhalt.

Es wird aber Leute geben, die es als Selbst-Belohnung ansehen, sich den Wein zu kaufen oder die (erfolgreich) Wertschätzung zeigen, wenn sie diesen Wein zum Essen bei Freunden mitbringen oder verschenken. Und das dann eben auch über diese Flasche - so wie vielleicht auch mal über die Korb-Flasche beim Chianti oder diese groteske Sonderform für lagenlose "Riesling-Hochgewächse" in den 90ern. Es geht beim Weintrinken nicht nur um die geschmackliche Produktqualität, erst recht nicht bei vielen Gelegenheitstrinkern. Wenn wir grobe Fehlerhaftigkeit (die dem Rolland-Bdx. meines Wissens keiner bescheinigt hat) mal außen vor lassen, ist eine Basisqualität schon mal das erste Häkchen auf der Anforderungsliste, aber auch nicht mehr. Zum Produkterlebnis gehört mehr. Das ist in allen Bereichen so, wenn man von den - beim Wein nicht anders als bei anderen Produkten - immer nur eine kleine Minderheit darstellenden Liebhabern, Freaks, Experten absieht.
Ich habe, glaube ich, irgendwo weiter vorn im Thread diese gönnerhafte Attitüde kritisiert, die z. B. Priewe gegenüber der potentiellen Ziegruppe dieses Weins zeigte, à la, "ICH weiß ja, was für ein mediokres Zeug das ist, aber dem Pöbel wird's schon munden". Auch wenn es davon vielleicht schwer abzugrenzen ist, aber darauf will ich nicht hinaus. Sondern eher darauf, dass es sich eben für viele der Käufer nicht um Betrug o. Ä. handeln wird, wenn sie diesen Wein kaufen, ihn vielleicht auch nur "ok" finden, aber doch insgesamt mit einem Erlebnis verbinden, bei dem sie sagen, "doch, das war jetzt mal was anderes".

Viele Grüße
Guido

Gute Bordeaux-Weine haben den Ruf teuer zu sein. Dass dem nicht so sein muss, beweist die Zusammenarbeit von EDEKA und dem französischen Weinmacher Michel Rolland. Daraus entstanden ist ein vollmundiger Rotwein aus den Rebsorten Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Petit Verdot, der in Deutschland ausschließlich bei EDEKA erhältlich ist.

Michel Rolland wählt für seinen Bordeaux ausschließlich beste Weintrauben aus ausgesuchten Lagen, die nach einem speziellen Verfahren vinifiziert werden. Das Ergebnis überzeugt: „Der Bordeaux bezaubert durch einen langen Nachhall und die schöne Harmonie zwischen Frucht und Finesse“, so Michel Rolland. Diese Ausgewogenheit zeigt sich im Glas, in der Nase und schließlich am Gaumen. Der Rotwein beeindruckt Weinliebhaber mit seiner tiefdunklen granatroten Farbe. Er verströmt feine Noten von Trockenfrüchten, Vanille, Zimt und Pfeffer. Seine angenehme Toastnote wird durch einen teilweisen Holzfassausbau erreicht. Die Tanninstruktur ist gut ausbalanciert und besonders elegant.

Für den hohen Qualitätsanspruch steht er mit seinem Namen: Jede Flasche ziert ein zinnüberzogenes Siegeletikett mit der Signatur „M. Rolland“.

Das ist doch ein stinknormaler Werbetext. Sowas Ähnliches steht auch auf jedem 2,99 Euro Chilenen hinten drauf. Ich bin ganz bei Ulli: sich hier als König des guten Geschmacks zu gerieren und zu meinen, der Rolland Bdx sei eine Kundenverarsche, weil er ja sooo schlecht ist, ist etwas gewagt, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Und zum Ruf von Michel Rolland: lasst das doch seine Sache sein. Herr Rolland wird schon wissen, was er für Projekte macht und was nicht.

Es geht beim Weintrinken nicht nur um die geschmackliche Produktqualität, erst recht nicht bei vielen Gelegenheitstrinkern.

Siehe auch die schweren Flaschen der Riesling GGs oder die extrabreiten Flaschen einiger High-End-Burgunder. Die würden das nicht so in den Markt geben, wenn sie nicht der Meinung wären, dass eine High-End Flasche auch für einen besonders hochwertigen Wein steht.

Tja, aber die "Ausstattung" wirkt auf viele uns so besonders abstrus wegen der unpassenden Überhöhung im Vergleich zum Inhalt.

Hallo Guido,

nicht unbedingt. Man muss kein Weinkenner sein, um die Aufmachung als protzig bis ordinär zu empfinden. Als Verpackung für ein Produkt, das seine vermeintliche Wichtigkeit "heraushängen" lässt. So etwas kann unabhängig davon befremdlich wirken, welche Qualität geboten wird und ob man sich das betreffende Auto, die Kleidung, Einrichtung etc. leisten kann und will.
Die von Stephan erwähnte GG-Aufmachung will sicher auch angeben – ob mit Protzerei, ist dann Geschmackssache, denn:

Die würden das nicht so in den Markt geben, wenn sie nicht der Meinung wären, dass eine High-End Flasche auch für einen besonders hochwertigen Wein steht.

gilt ähnlich ja auch für die Gutenberg-Bibeln.

Gruß, Kle


...und PS: Das ordinär-Protzige macht natürlich misstrauisch gegenüber dem Inhalt, der so etwas nötig zu haben scheint.

Schon richtig, aber bei Bordeaux wird's mit 8 Euro schon verdammt eng.

Eng sicher - aber nicht unmöglich ... mein Biokistenlieferant hat zwei Bordeauxs in dieser Preisklasse im Sortiment, beide habe ich schon gekostet und die waren deutlich besser als der Edeka-Rolland ...

Schon richtig, aber bei Bordeaux wird's mit 8 Euro schon verdammt eng.

So extrem eng nun auch wieder nicht - jeder gut sortierte Händler hat in dieser Preisklasse einen einigermaßen passablen BDX im Angebot.

Erschwerend kommt hinzu, dass es beim Edeka-Rolland völlig unerheblich ist, ob BDX auf dem Etikett steht oder nicht. Blind würde ich den Wein sonstwohin stecken, aber auf Bordeaux würde ich erst einmal nicht tippen...

Insofern reden wir hier über einen Bordeaux, der nicht wirklich als Bordeaux zu erkennen ist.

Viele Grüße

Bernd

Schon richtig, aber bei Bordeaux wird's mit 8 Euro schon verdammt eng.

Eng sicher - aber nicht unmöglich ... mein Biokistenlieferant hat zwei Bordeauxs in dieser Preisklasse im Sortiment, beide habe ich schon gekostet und die waren deutlich besser als der Edeka-Rolland ...

Sicher, wenn man sucht, kann man auch im Bordelais fündig werden. Nur werden von solchen Weinen keine 600.000 Flaschen für die Supermarkt-Distribution erzeugt.

Auch wenn ich mich wiederhole: man muss den Kontext betrachten, in dem dieser Wein sich bewegt. Und dieser Kontext ist: Supermarktregal, Bordeaux, Massenproduktion - in genau dieser Dreierkonstellation. Dass sich in anderen Konstellationen Billigeres, zugleich Besseres, und dadurch insgesamt Preiswürdigeres finden lässt, bestreite ich nicht. Aber in dieser Dreierkonstellation wird es sehr, sehr schwierig.

Gruß
Ulli

Ok ok...dann ist es kein Betrug. Nehme ichs zurück. Es ist ja auch so, dass ich den Wein "gar nicht verstehe", weil ich die dicken Dinger aus dem Süden mag. Vielleicht war da wirklich ein "Ein Hochgenuss für Weinliebhaber" im Glas und ich habe es eben einfach nicht verstanden, weil ich zu blöd und generell eingeengt bin. Was maße ich mir auch an, dass überhaubt beurteilen zu wollen, wo doch ein weltweit anerkannter Önologe dort "Für den hohen Qualitätsanspruch steht er mit seinem Namen" eben Rolland mit seinem Namen steht.

Nein, es tut mir total leid, dass ich das mißverstanden habe und es lediglich der ganze normale Schwachfug war, der generell überall drauf steht ...dann eben so.

Es ist nur schade für die Leute, die echt denken, sie gönnen sich mal was "echt Gutes". Aber auch das haben wir schion ausdiskutiert...

Ulli, genau die gleiche Diskussion mit den gleichen Argumenten hatten wir übrigens vor einem knappen Jahr - siehe Seite 20/21 in diesem Faden....

Herzliche Grüße

Bernd

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Aber in dieser Dreierkonstellation wird es sehr, sehr schwierig.

Absolut. Insbesondere, da man ja auch nur "ausgewählte Weinberge" benutzt. Hier wurde nicht irgendwas abgefüllt. Das darf man nicht vergessen! ...sorry, der musste sein.