Hallo Weinfreunde,
mit erschrecken habe ich eben das Penny Prospekt aufgeschlagen und gesehen das dort nächste Woche Mazedonischer Rose angeboten wird.
1 Liter für 83 Cent....welch ein Wahnsinn.
Es handelt sich um ein Cuvee aus verschiedenen Rebsorten.
Habe dazu mal ein paar Fragen an die Kenner / Profis unter euch
Was soll das für eine Qualität sein ?
Wie überleben Winzer die Ihre Trauben für so etwas hergeben , bzw was bleibt Ihnen von diesem Preis.
Das teuerste an einem Liter ist sicher die Glasflasche ?
Wie denkt ihr über so etwas ?
Mazedonischer Rose bei Penny für 0.83 €
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Re: Mazedonischer Rose bei Penny für 0.83 €
Was ich unmittelbar denke ist, dass der Preis nicht für jeden in der Produktions-/Vertriebskette kostendeckend sein kann. Sonst denke ich in Ermangelung weiterer Daten erstmal nichts darüber, es wäre Spekulation.Florian Tison hat geschrieben: Wie denkt ihr über so etwas ?
Wenn ich PENNY-Kunde wäre, würde ich mir eine Flasche mitnehmen, sie an einem der letzten Terrassen-Tage dieses Jahres öffnen und versuchen, ihn vorurteilsfrei (sagen wir ehrlicher: "vorurteilsarm") zu testen.
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Re: Mazedonischer Rose bei Penny für 0.83 €
Viel interessanter in diesem Zusammenhang: wie überleben die Leute die den Kram saufen?wie überleben die Winzer...?
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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Re: Mazedonischer Rose bei Penny für 0.83 €
Das überleben weder die Winzer noch die Trinker man muss doch nicht jeden Sch...dr...saufen, bei 0.83 Cent braucht man keine Vorurteile beiseite legen, das kann nur Dreck sein!!!
Gruß
Ralf
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Re: Mazedonischer Rose bei Penny für 0.83 €
Na ja, das scheint mir schon ein etwas schlichter Zugang zum Thema, wenn man im Einzelfall vom Preis auf die Qualität schließt, ohne das Produkt überhaupt probiert zu haben.
Vielleicht haben die Produzenten die - langfristige - Nachfrage falsch eingeschätzt und stehen nun vor vollen Lagern, die sie dringend für die nächste Ernte benötigen und verkaufen die Überstände um Spottpreise. Traurig für die Hersteller, muss aber noch lange nicht bedeuten, dass das Produkt schlecht ist.
Leider dürfte er bei penny in Ö nicht erhältlich sein, sonst würde ich ihn schon einmal probieren, um das Vorurteil zu bestätigen oder widerlegen ...
Grüße,
GErald
Vielleicht haben die Produzenten die - langfristige - Nachfrage falsch eingeschätzt und stehen nun vor vollen Lagern, die sie dringend für die nächste Ernte benötigen und verkaufen die Überstände um Spottpreise. Traurig für die Hersteller, muss aber noch lange nicht bedeuten, dass das Produkt schlecht ist.
Leider dürfte er bei penny in Ö nicht erhältlich sein, sonst würde ich ihn schon einmal probieren, um das Vorurteil zu bestätigen oder widerlegen ...
Grüße,
GErald
Re: Mazedonischer Rose bei Penny für 0.83 €
Das BIP pro Kopf in Mazedonien lag in 2013 bei ca. 5.000 USD (https://de.wikipedia.org/wiki/Mazedonien). Arbeitsstunden kosten dort verschwindend wenig. Den Wein in einen Tanklaster packen, ab damit nach Deutschland und hier abfüllen lassen.
Man schaue sich auch mal an, was Fasswein in Deutschland kostet (siehe Artikel zu "Kommentar zu Fassweinmarkt XXX"). Da liegen wir also auch im 70 bis 90 Cent pro Liter Bereich.
http://www.dlr-rnh.rlp.de/Internet/glob ... QAAS868ZU6
Und hier sprechen wir über deutliche höhere Lohnkosten, auch für die Saisonarbeiter aus Osteuropa.
Man schaue sich auch mal an, was Fasswein in Deutschland kostet (siehe Artikel zu "Kommentar zu Fassweinmarkt XXX"). Da liegen wir also auch im 70 bis 90 Cent pro Liter Bereich.
http://www.dlr-rnh.rlp.de/Internet/glob ... QAAS868ZU6
Und hier sprechen wir über deutliche höhere Lohnkosten, auch für die Saisonarbeiter aus Osteuropa.
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Re: Mazedonischer Rose bei Penny für 0.83 €
na dann spielen wir die gesamte Kalkulation mal durch:
Verkaufspreis bei Penny: 0,83
abzgl. Mwst (19%): 0,70 Euro
abzgl. Handelsspanne Discount (20%): 0,56 Euro
Transport Fasswein nach D (ca 2 Cents): 0,54 Euro
Füllkosten Kellerei (ca. 5 Cents): 0,49
Umschliessung (Flasche, Etikett, Karton= billigst ca. 30 Cents)= 0,19 Cents
Von den verbleibenden 19 Cent muss der Wein produziert werden und die Kellerei wird idR nicht nur Ihre Füllkosten von 5 Cent decken wollen, sondern eine kleine Marge haben wollen. Sagen wir mal so 3 Cent.
Da bleiben für den Weinerzeuger so über den Daumen ca 15 Cents für den Inhalt der Flasche.
Lassen wir die Lohnkosten des Wen-Erzeugers mal außen vor, stehen ihm 15 Cents zur Deckung von:
Maschinenkosten Keller (Fassraum, Pumpen, Filter), Gebäudekosten, Maschinenkosten Weinberg (Schlepper, diverse Anbaugeräte, Erntegerägtschaft, Presse...), Materialkosten Keller, Materialkosten Weinberg (Pflanze, Drahtrahmen, Spritzmittel etcppp) zur Verfügung. Diese Kosten sind egal wo auf der Welt relativ gleich.
Problem ist natürlich: es hat noch keiner gearbeitet. Selbst wenn nun die Arbeiter 10 Euro die Stunde mitbringen würden, wäre der Laden in einem Jahr insolvent.
Fassweinpreis Deutschland: die Realität sieht folgendermaßen aus: der gebotene Preis liegt in dem o.g. Bereich. Es findet aber kein Handel statt, weil niemand für den Preis verkauft. Im übrigen reden wir hier dann immer noch über ein Preissegment in dem Folgendes gehandelt wird: die absolut unterste akzeptable Qualität für Großabfüller. Für den Handel unter Weingütern kannst Du mal das 2 bis x-fache je nach Qualität ansetzen.
Ein schlichter Zugang zum Thema ist, zu denken, dass das alles noch halbwegs vernünftiges Zeug ist, nur damit man seinen Kauf vor sich selbst rechtfertigt...
Gruß, Michael
Verkaufspreis bei Penny: 0,83
abzgl. Mwst (19%): 0,70 Euro
abzgl. Handelsspanne Discount (20%): 0,56 Euro
Transport Fasswein nach D (ca 2 Cents): 0,54 Euro
Füllkosten Kellerei (ca. 5 Cents): 0,49
Umschliessung (Flasche, Etikett, Karton= billigst ca. 30 Cents)= 0,19 Cents
Von den verbleibenden 19 Cent muss der Wein produziert werden und die Kellerei wird idR nicht nur Ihre Füllkosten von 5 Cent decken wollen, sondern eine kleine Marge haben wollen. Sagen wir mal so 3 Cent.
Da bleiben für den Weinerzeuger so über den Daumen ca 15 Cents für den Inhalt der Flasche.
Lassen wir die Lohnkosten des Wen-Erzeugers mal außen vor, stehen ihm 15 Cents zur Deckung von:
Maschinenkosten Keller (Fassraum, Pumpen, Filter), Gebäudekosten, Maschinenkosten Weinberg (Schlepper, diverse Anbaugeräte, Erntegerägtschaft, Presse...), Materialkosten Keller, Materialkosten Weinberg (Pflanze, Drahtrahmen, Spritzmittel etcppp) zur Verfügung. Diese Kosten sind egal wo auf der Welt relativ gleich.
Problem ist natürlich: es hat noch keiner gearbeitet. Selbst wenn nun die Arbeiter 10 Euro die Stunde mitbringen würden, wäre der Laden in einem Jahr insolvent.
Fassweinpreis Deutschland: die Realität sieht folgendermaßen aus: der gebotene Preis liegt in dem o.g. Bereich. Es findet aber kein Handel statt, weil niemand für den Preis verkauft. Im übrigen reden wir hier dann immer noch über ein Preissegment in dem Folgendes gehandelt wird: die absolut unterste akzeptable Qualität für Großabfüller. Für den Handel unter Weingütern kannst Du mal das 2 bis x-fache je nach Qualität ansetzen.
Ein schlichter Zugang zum Thema ist, zu denken, dass das alles noch halbwegs vernünftiges Zeug ist, nur damit man seinen Kauf vor sich selbst rechtfertigt...
Gruß, Michael
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Re: Mazedonischer Rose bei Penny für 0.83 €
Hallo Michael,
wenn man von einer Vollkostenkalkulation ausgeht, hast du natürlich Recht. Nur übersiehst du, dass es in Einzelfällen Situationen geben kann, wo man diese nicht anwenden kann.
Wie schon oben geschrieben: angenommen, der Produzent hat die Nachfrage falsch eingeschätzt und sitzt jetzt auf einer großen Menge Wein, der unbedingt weg muss. Die Vollkosten von - sagen wir mal - 50 ct/lt bezahlt ihm niemand (Mazedonien als Herkunft ist halt auch nicht das große Kaufargument). Er kann jetzt den Wein um 5 ct/lt auf einmal verkaufen oder ihn statt dessen entsorgen (was vermutlich noch Kosten verursacht).
Es ist natürlich klar, dass er das nicht auf Dauer so machen kann. Aber in einem Jahr ist das durchaus eine nachvollziehbare Sache, finde ich.
Grüße,
Gerald
wenn man von einer Vollkostenkalkulation ausgeht, hast du natürlich Recht. Nur übersiehst du, dass es in Einzelfällen Situationen geben kann, wo man diese nicht anwenden kann.
Wie schon oben geschrieben: angenommen, der Produzent hat die Nachfrage falsch eingeschätzt und sitzt jetzt auf einer großen Menge Wein, der unbedingt weg muss. Die Vollkosten von - sagen wir mal - 50 ct/lt bezahlt ihm niemand (Mazedonien als Herkunft ist halt auch nicht das große Kaufargument). Er kann jetzt den Wein um 5 ct/lt auf einmal verkaufen oder ihn statt dessen entsorgen (was vermutlich noch Kosten verursacht).
Es ist natürlich klar, dass er das nicht auf Dauer so machen kann. Aber in einem Jahr ist das durchaus eine nachvollziehbare Sache, finde ich.
Grüße,
Gerald
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Re: Mazedonischer Rose bei Penny für 0.83 €
Möglich ist immer alles, aber der Erzeuger (wenn es denn einen einzigen mazedonischen Erzeuger gäbe der so ein Geschäft alleine stemmen könnte) hätte gerade in einem Jahr die Marge von 10 Jahren verloren und wird demnächst über den Steuerzahler abgewickelt. Falls nicht, bitte ich um die Adresse dieses gönnerhaften Finanzinstituts
In der Realität setzt sich die Gesamtmenge ohnehin aus vielen kleine Einzelmengen von verschiedenen Erzeugern zusammen, die diese Weine aus bestimmten Gründen nicht selbst brauchen...
In der Realität setzt sich die Gesamtmenge ohnehin aus vielen kleine Einzelmengen von verschiedenen Erzeugern zusammen, die diese Weine aus bestimmten Gründen nicht selbst brauchen...
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Re: Mazedonischer Rose bei Penny für 0.83 €
Auf den gleichen Betrag war ich auch gekommen: 15 Cent / Liter, vielleicht auch 20 Cent...MichaelWagner hat geschrieben: Da bleiben für den Weinerzeuger so über den Daumen ca 15 Cents für den Inhalt der Flasche.
Irgendwie scheint für dieses Geld aber doch so Einiges unterwegs zu sein. Beispiel Faber Sekt - regelmäßig für 2 Euro und ein paar Zerquetschte pro 0,75er im Handel zu finden, manchmal auch für den Kampfpreis 1,99 €. Das hört sich zunächst mal bessr an, ist es aber nicht, wenn man weiß, dass pro Flasche 1,02 Euro Sektsteuer fällig sind (auf die dann als Steuersteuer auch noch die MwSt. erhoben wird) und eine Sektflasche wegen der geforderten (und in D zu zertifizierenden) Druckfestigkeit deutlich teurer ist als eine Stillweinflasche gleicher Größe. Etwas teurer dürfte die Herstellung von Sekt wohl auch noch sein als die von Stillwein. Am Ende landet man für den Ausgangswein preislich in der gleichen Größenordnung wie beim Mazedonier. Da der Faber-Produzent sich rühmt, mittlerweile über eine Milliarde Flaschen verkauft zu haben, sind für den Preis alleine hierfür mindestens 750 Millionen Liter Wein gehandelt worden...
Ob das Ausgangsprodukt allerdings jemals an einer Rebe gehangen hat
Gruß
Ulli