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Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
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EThC

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 13:16

OsCor hat geschrieben:Cabernet Dorsa war mir bisher nicht als Piwi geläufig

...ich hab nochmal nachgeschaut, ist anscheinend keine Piwi-Sorte, war halt der Cuvée-Parter bei dem verlinkten Lisa Bunn-Wein, ist aber auch eine dieser Neuzüchtungen, die eher unter dem Radar laufen.
OsCor hat geschrieben:Die Grundfrage in diesem Thread ist aber: Wie empfindet jemand, der viel Erfahrung mit „konventionellem” Wein hat, die Piwi-Sorten; ist da gelegentlich Lust zum Probieren da oder ist das ganz aus der Welt?

...wie schon angedeutet, ich bin nicht aktiv auf der Suche danach, aber ab und zu erreichen mich solche Sachen und manchmal ist das Zeug auch richtig gut. Vorbehalte habe ich keine, aber ausgewiesener Fanboy bin ich da bis jetzt auch nicht. Ich hab' aber irgendwie vor einem mühevoll erarbeiteten demeter-Pinot noir mehr Hochachtung als vor einem solchen Piwi-Rotwein, der mehr oder weniger vor sich hin gewachsen ist...
Viele Grüße
Erich

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OsCor

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 15:26

EThC hat geschrieben:Ich hab' aber irgendwie vor einem mühevoll erarbeiteten demeter-Pinot noir mehr Hochachtung als vor einem solchen Piwi-Rotwein, der mehr oder weniger vor sich hin gewachsen ist...
Na, ich weiß nicht, Piwis werden doch in aller Regel von Biowein-Erzeugern gepflanzt, oder? Da dürfte, was Bodenbearbeitung und Laubarbeiten angeht, der gleiche Aufwand anfallen - ebenso im Keller.

Gruß
Oswald
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EThC

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 16:57

OsCor hat geschrieben:Piwis werden doch in aller Regel von Biowein-Erzeugern gepflanzt, oder?

...soweit ich mitbekommen habe, sind die Piwis auch bei Nebenerwerbswinzern recht beliebt, einfach weil damit weniger Arbeit verbunden ist. In Norditalien experimentieren einige namhafte Güter auch mit den Piwi-Sorten, soweit ich weiß, vorwiegend Bronner und Solaris. Auch der aktuell höchst gelegene Weinberg in Südtirol ist mit Solaris bepflanzt (weiß aber nicht, ob ausschließlich).
Viele Grüße
Erich

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UlliB

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 17:03

OsCor hat geschrieben: Da dürfte, was Bodenbearbeitung und Laubarbeiten angeht, der gleiche Aufwand anfallen - ebenso im Keller.

Nein, das ist eben nicht so.

Der Aufwand im Keller ist zwar der gleiche, der Aufwand im Weinberg aber deutlich reduziert. Wenn man pilzempfindliche "klassische" Rebsorten wie Pinot biologisch anbaut, muss man bezüglich präventiver Maßnahmen praktisch nonstop unterwegs sein, beim geringsten Bedarf die zulässigen Präparate ausbringen, penible Laubarbeit machen, um Feuchtenester zu vermeiden, und verliert trotzdem, wenn es dumm läuft, einen erheblichen Teil der Ernte. Die PiWis sind da halt deutlich robuster, auch wenn man sie nicht völlig vernachlässigen kann - die Resistenz ist nur relativ, aber nicht absolut. Der Aufwand ist schon deutlich geringer, und der Ertrag stabiler.
Piwis werden doch in aller Regel von Biowein-Erzeugern gepflanzt, oder?

Auch das stimmt so nicht. Die Möglichkeit, mit deutlich weniger Pflanzenschutzmitteln auszukommen als bei klassischen Sorten, macht PiWis auch im ansonsten konventionellen Anbau interesssant. Moderne Fungizide sind nicht nur teuer, man beschäftigt ja auch Menschen damit, sie auszubringen - und das in manchen Jahren mehr als ein dutzend mal.

Schau Dich mal in Deiner Gegend um - da findest Du mit Sicherheit Erzeuger, die PiWi-Anlagen im Minimalschnitt bearbeiten. Ich habe mir das mal vor ein paar Jahren bei einem Erzeuger am Rande des Kaiserstuhls angesehen und war echt beeindruckt - da setzt buchstäblich niemand mehr einen Fuß in den Weinberg, da Rebschnitt, Laubarbeit, gelegentlicher Pflanzenschutz und Ernte zu 100% mechanisiert ablaufen. Der Arbeitsaufwand ist da tatsächlich dermaßen reduziert, dass man preislich mit Basisweinen aus Billigländern konkurrieren kann. Das Produkt ist sicher nichts für Weinfreaks, aber diese Arbeitweise schafft zumindest eine Perspektive, im Weinbau überleben zu können.

Gruß
Ulli
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OsCor

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 18:16

Danke, Ulli, wieder was gelernt.
UlliB hat geschrieben:Schau Dich mal in Deiner Gegend um - da findest Du mit Sicherheit Erzeuger, die PiWi-Anlagen im Minimalschnitt bearbeiten. Ich habe mir das mal vor ein paar Jahren bei einem Erzeuger am Rande des Kaiserstuhls angesehen
Bei wem war das, wenn ich fragen darf? Piwis zu Billigpreisen bin ich noch nie begegnet. Kann ja nur in einem flurbereinigten Teil sein, wo man maschinell arbeiten kann.

Bin gerade vorher auf das Weingut Isele in Achkarren gestoßen. Die bauen Piwis bereits seit 28 Jahren aus. Da sind also auch schon etwas reifere Rebstöcke vorhanden. Die Preise sind schon ein wenig ambitioniert, aber für ein paar Testflaschen sollte es reichen.

Gruß
Oswald
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UlliB

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 18:51

OsCor hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:Ich habe mir das mal vor ein paar Jahren bei einem Erzeuger am Rande des Kaiserstuhls angesehen
Bei wem war das, wenn ich fragen darf?

Rieflin in Bischoffingen. Der hat neben klassischen Sorten (aus konventionellen Anbau) auch Weine aus Muscaris, Solaris, Johanniter und Regent im Angebot - für 5 bis 6€ die Flasche. Das ist nun wirklich nichts besonderes, aber alles sauber und anständig.

Da gibt es auch einen schönen Gutsausschank, eigentlich eher eine Straußwirtschaft, wegen der ich ursprünglich mal da gelandet bin. Kann ich durchaus empfehlen - vielleicht darf die ja irgend wann einmal wieder aufmachen :|

Gruß
Ulli
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OsCor

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 20:02

Vielen Dank!
Da ich Wein vorzugsweise zum Essen trinke, sind gerade solche einfacheren Weine genau das Richtige für mich - auch wegen des problemloseren Pairings. Es gibt ja glücklicherweise inzwischen jede Menge Winzer hier, deren Basisweine weit über dem Niveau liegen, das ich noch vor 20-25 Jahren erlebt habe.
Bis jetzt bin ich mit den Pandemie-Umständen ziemlich gut zurecht gekommen. Aber langsam dämmert es mir, dass ich vielleicht zu spät angefangen habe, mich bei Winzern umzuschauen. Auch das Projekt „Weinverkostung in der Gruppe”, das ich mit einem hiesigen Weinhändler angehen wollte, scheint sich im Nebel zu verlieren. Dieser Händler bietet auch Piwis an.

Gruß
Oswald
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Ralf Gundlach

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragSo 6. Dez 2020, 20:24

Michael Fiebrich`s Pinotin gehört ja auch zu den Piwi-Sorten. Ich habe vom 2019er 2 Flaschen und werde berichten.

Gruß

Ralf
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Gerald

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragMo 7. Dez 2020, 08:59

Der im Vorjahr probierte Donauriesling hat mir auch ziemlich gut gefallen, nicht zuletzt auch in Bezug zum kleinen Preis (6 Euro). Ich könnte mir vorstellen, dass da wirklich tolle Weine möglich wären, wenn sich einmal viele Winzer ernsthaft mit der Sorte beschäftigen - was bisher leider noch nicht der Fall ist.

Grüße
Gerald
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Gerald

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Re: Werden PIWIs je eine Chance bei Weinliebhabern haben?

BeitragDo 2. Sep 2021, 09:11

Ich habe jetzt den zuvor erwähnten Donauriesling vom Weingut Pleil/Wolkersdorf (Weinviertel) zwei Jahre später nachverkostet. Weiterhin recht attraktiv, ganz vorsichtig - angesichts des günstigen Preises von 6 Euro - glaube ich aber doch zu behaupten, dass er zumindest im Reifeverhalten keine echte Konkurrenz für einen "richtigen" Riesling sein dürfte. Ich würde ihn vielleicht eher als Mitbewerber von Muskateller & Co sehen. Aber auf jeden Fall toll, dass auch PiWi sehr anständige Weine hervorbringen können.

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Grüße
Gerald
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