Hallo Gerald,
klar sind Ansätze und "Sorgen" andere, aber das Konzept an sich sollte schon übertragbar sein.
Das spannende ist ja auch grade, dass thematisch nichts vorgegeben war für die Sessions und man sich mit allem möglichen einbringen konnte. Wer ein interessantes Thema hatte schlug es einfach vor und los gings. Eigentlich genau wie hier im Forum - wer einen interessanten Thread hat, eröffnet ihn einfach und die anderen gehen hin und diskutieren mit oder hören sich den Vortrag an. Oder lassen es bleiben. Man konnte sich für ein Thema entscheiden oder auch gegen alle - und hat dann die Stände der Sponsoren besucht oder mit anderen in einer kleinen Ecke geplaudert. Keinerlei Zwang, genau wie hier. Niemand muss alles lesen (gut, wir Admins sollten uns vielleicht bemühen...), aber er kann lesen, was ihn interessiert. Und kann sich einbringen, wo er etwas wissen will, Fragen stellen, wo er eine Meinung hat, diese kund tun, wo er auch Experte ist, sein Wissen weitergeben.
Also in übertragenem Sinne auch eine Art Forum, aber real... Nichts anderes passierte da...
Weiter im Text:Sonnabend 16.00 Uhr der Break - die Verkostungszone wurde eröffnet - auch hier ein Überangebot an Wein, zahlreiche Sponsoren waren vetreten, bei deren Ständen man kosten konnte, dazu die soziale Weinprobe aller Teilnehmer. Jeder hatte zwei verschiedene Flaschen mitgebracht, die meisten nicht nur eine davon, so dass genügend Leute von jedem Wein probieren konnten.
Alle Flaschen wurden mit einem Aufkleber versehen mit Namen und Webseite des Einbringenden, und alles kam zwanglos auf die Tische, wo sich jeder nach Gusto bedienen durfte. Einzige klitzekleine Kritik meinerseits (aber das konnte man nicht vorhersehen, und so hatte man diese Erfahrung nicht...) - man brachte die Weine in mehreren Kategorien nacheinander auf den Tisch, durch das insgesamte Überangebot allerdings war es am Ende so, dass zum Schluss doch fast alle Flaschen draußen standen und auch in vielen Flaschen der ersten Runde waren noch so viele Reste... - die deutschen Weißen standen so 3 Stunden zur Verfügung und aufgrund der vielen Flaschen wurden die meisten kaum leer, die internationalen Rotweine standen nur die letzten 30 Minuten auf dem Tisch, viele Leute waren schon "weinsatt" und hier blieb vieles unprobiert.
Vielleicht besser dann doch alle Flaschen zugleich auf die Tische bringen. Vielleicht auch nur einen Wein pro Teilnehmer. Ich bin mir sicher, dass selbst das Orgateam die Reste schwer wegtrinken kann...
Ich begann zunächst draußen am Portugalstand, Peer F.Holm hatte Importeure und Händler portugiesischer Weine anggeschrieben und so um die 30 verschiedene Flaschen erhalten.
http://vinocamp.viniportugal.de/ich hatte hier von den Roten gefühlte 8 probiert, vielleicht auch zwei, drei mehr... - verschiedene Regionen unterschiedlichster Stile, aber alle von interessanter, sehr hoher Qualität und gutem PGV. Notizen machte wohl niemand dazu, zu hoch das Angebot an Wein, zu verlockend, das soziale vor Ort zu pflegen. Also mit den Umstehenden die Eindrücke teilen, aber niemand notierte sich etwas.
Stattdessen trank man mit den Umstehenden und unterhielt sich zu den Weinen, die man grad im Glas hatte und das ging von einer Cordula Eich und Dirk Würtz Cuvée für den Discounter über alte (1962!) und junge Rieslinge bis hoch zum 1994er Ducru-Beaucaillou, mit dem ich mich wieder versöhnt habe (nun hab ich auch weniger Angst vor den noch in meinemKeller davon liegenden Flaschen). Da jeder sein Namenskärtchen trug, konnte man oft auch Wein und Mitbringer zusammen bringen und mit dem Spender zu seinem Wein diskutieren.
Bei dem Wahnsinnsweinangebot der sozialen Weinprobe hätte man sogar auf die Party in der Winebank in Hattenheim verzichten können. Aber die war nun mal im Programm und so wurde zwei Orte weiter gefahren und dort in einem der nobelsten Keller gefeiert, die es wohl in Deutschland gibt. Wer mag, kann hier für gutes Geld ein Schließfach für seine besten Weine mieten und diese hier bewundern lassen... Sicher nicht die preiswerteste Alternative der Weinlagerung, aber eine der nobelsten und mit perfekten Konditionen.
Aux Fins Gourmets gehört wohl auch zu den größeren Nutzern, eines der Schilder reputierter Firmen verwies darauf...
Hier in den alten Kellergewölben wurden Weine des jungen VDP präsentiert, es war recht riesling- und damit säurelastig, aber auch ich fand schließlich einen Wein, an dem ich so viel Gefallen fand, dass ich mich daran festhielt... Fragt mich nicht, was es war, ein Gunderloch Kabinett hab ich mir gemerkt. Ansonsten wurde gequatscht und noch mehr getanzt. Dirk Würtz an den Barriques, Turntables and back vocals...
Irgendwann nach 1.00 Uhr nahmen sich die Camper dann ein Taxi, nachdem wir etliche Male penultimo (den vorletzten) getrunken hatten.
Ich hatte dann noch eine kleine Überraschung für Ingo und Co., sprich die kleine überschaubare Campergemeinde - ich hatte noch einen Rest Prior Pons 2004 (diesen hatte ich neben dem Guinardera 2006 auch in die soziale Weinprobe eingebracht), der allerdings schon seit einer Woche offen war (die Flasche, die ich mit Chezmatze am Wochenende zuvor antrank) - erstaunlich, wie gut sich der Wein über 7 Tage stabil gehalten hat. Aber das war nur das Vorgeplänkel.
Ich hatte auch noch Reste der Probeflaschen der Degustacio-Reihe - ich war ja diszipliniert und hielt mich während meiner Session an das "Kein Alkohol während der Sessions" Gebot.
Aber so konnten nun noch vier, fünf Leute mit mir drei große Syrah - Weine probieren, von denen 2 sogar in die Weltklasse gehören. Das Degustacio - Projekt der gemeinsamen Flasche kann guten Gewissens starten... Meine Mitverkoster waren sehr angetan, vielleicht kommt ja Ingo damit noch aus der Deckung - auf seinem Blog, bei den Weinfreaks oder vielleicht schreibt er ja sogar demnächst ab und an bei uns mit?
Zum Sonntag morgen pünktlich um 10.00 Uhr war der Saal wieder voll, Leichen gab es keine - auch das einen Beifall wert, nach dem gestrigen Nachmittag /Abend und der für viele sehr kurzen Nacht.
Die Sponsoren erhielten ihre Redezeit, leider nahm der erste Redner von Felix Solis so viel Zeit für seine Vorstellung in Anspruch, dass andere gar nicht mehr zu Wort kamen oder sich extremst beeilen mussten. Der CIVB hatte eine Live-Schaltung zur Vinexpo vorbereitet, wo der Quiz-Gewinner Christoph Raffelt vom Originalverkorkt - Blog der Vinocamp Deutschland Außenposten war.
Noch einmal gab es nach dem Mittagessen weitere Sessions, ich nahm noch an einer Diskussionsrunde zu Weinführern in Deutschland teil, kam aber in der durch Dirk aufgeheizten Debatte nicht mehr zu Wort, aber schließlich ist ja grade der Gault Millau und dessen Verkosterverquickungen ein Spezialthema auf seinem Blog. Und interessant war auch die Präsentation von Cordula Eich zu ihrem Supermarktweinführer, der nicht wenige fragen aufwarf.
Jawohl, es gibt sie wirklich (auch wenn ein berühmter Weinjournalist ihre reale Existenz bestreitet -
http://drinktank.blogg.de/eintrag.php?id=2935 ) - der Dirk hatte schon längst aufgeklärt, wen wir hier zu erwarten haben...
http://wuertz-wein.de/wordpress/2010/09 ... pper-2011/Und auch wenn sie durch viele Fragen durch musste, a la "wer zahlt das Schmerzensgeld für das Testen all der Discounterweine?", behauptete sie stets Witz und innere Leidenschaft für ihr Projekt des Superschoppenshoppers. Sicher eine der interessantesten Begegnungen für mich an dem Wochenende, hatte ich doch nicht wie erwartet einen Alien sondern eine sehr nette aufgeschlossene und äußerst sympathische junge Frau getroffen.
http://www.superschoppen.com/cordula-eich.htmlOhnehin waren ja diverse Originale unterwegs - auch das war enorm interessant, ich möchte stellvertretend für alle netten Begegnungen nur noch zwei erwähnen.
Gefreut hatte ich mich schon im Vorfeld auf ein Kennenlernen von Iris Rutz-Rudel, die mit der Domaine Lisson in Olargues in Südfrankreich ein sehr interessantes Weingut betreibt. Bin ja lang genug in der Gegend unterwegs gewesen...
Sie gehört zu den aktiven deutsch-französischen Bloggern und ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit - "meine Eltern waren schon froh, dass ich als 18 Jährige 1968 nicht bei der RAF mitmachte" - rebellisch gut und erfrischend anders sind ihre Weine, die sich in kein Schema einpassen, wodurch sie wohl auch in keinem Weinführer Frankreichs zu finden ist. Die Etiketten werden handgeklebt mittels Scotch..., die Weine sind keiner AOC, keinem VDP-Statut unterworfen, sie werden als Vin de (tres bonne) table deklariert... Man sucht sie nicht, man findet sie und sie offenbaren sich.
http://weingut-lisson.over-blog.com/art ... 29046.htmlMitten bei der Sozialen Weinverkostung stehe ich neben einem Typen, den ich als allerletzten hier erwartet hätte. Ein Schrank von Mann, von oben bis unten tätowiert, diverse Ringe und Piercings, Rockerkluft - und redet kulturvollst über Wein...
http://www.facebook.com/photo.php?fbid= ... =1&theater"Gestatten der Weinpunk. Und dort sind meine Weine..." Marco Giovanni Zanetti, genannt Zanzo macht schräg gute Weine im Veneto (nicht dass ich jetzt doch noch zum Italienfan werden muss, bissel angefixt bin ich schon...) Der Weißwein war schon überzeugend gut, noch besser aber gefällt mir der rote namens Weinpunk - autochthones Zeug mit Schraubverschluss und Suchtpotential - und weil Punker nicht die reichsten sind, ist auch dieser Wein bezahlbar!
Und da sich der Weinpunk nicht nur für Priorat interessiert, sondern sich dort auch bestens auskennt, werden sich wohl hoffentlich unsere Wege auch wieder einmal kreuzen. Sollte er mal zu einer Prioratprobe nach Bernburg kommen, nehme ich gern anstelle der Umlage Weinpunk-Flaschen...
- der Leckersmilie fehlt hier noch also verbal: Leckersmilie...
Da Statistik und Rankings gewissermaßen trockene Dinge sind, war ich spätestens nach dem interessanten Vortrag von Theo Huesmann
http://www.genussblogs.net/ wieder so nüchtern, dass ich beschloss, nicht mehr an irgendwelchen Weinen zu naschen, sondern mich auf den Weiten Weg nach Ost zu machen...
Zwei Stunden zeitiger als beim hinweg saß ich im Auto. Zunächst fand ich wenigstens hinter Frankfurt auf dem Rasthof einen Tramper, der noch bis nach Polen wollte, und der mich bis zum Rasthof Eisenach vom Sekundenschlaf abhielt. Dann konnte ich fast eine Stunde lang oberhalb von Erfurt auf der Autobahn Richtung Sömmerda warten, bis man die Autos zweier verrückter Raser von der Betonbegrenzung gekratzt hatte, aber glücklicherweise bekam ich dann an meinem persönlichen Kultimbiss für Thüringer Röster (da gibt es jetzt sogar einen Führer drüber!) zwischen Kölleda und dem Abzweig nach Wiehe noch die letzte Bratwurst und einen dringenst benötigten Kaffee...
Nicht notwendig gewesen wäre die blöde Umwegkutscherei von Querfurt nach Eisleben, die nochmals eine halbe Stunde Fahrtverlängerung nach sich zog, bloß weil irgendwas zwischen Querfurt und Eisleben voll gesperrt war, aber nicht erkennbar war, was genau...
Am Ende war ich dann auch nicht zeitiger zu Hause, mein Zweistunden - Vorsprung war auf Null geschrumpft - aber dafür war ich glücklich und voller schöner Erinnerungen angekommen...
Auf diese Art und Weise möchte ich noch mal dem gesamten Orga-Team ganz lieb Dank sagen für das, was dort auf die Beine gestellt worden war - ganz großes Kino bzw. Filmfest...
Superidee meinerseits, dort hingefahren zu sein...