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Flasche in Etappen trinken

Von Korken, Kapseln, Kellermessern
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R. Pickman

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Flasche in Etappen trinken

BeitragSa 20. Jun 2020, 03:13

Moin Moin,
ich habe vor nicht allzu langer Zeit mit dem Wein trinken begonnen, weshalb ich um Verständnis für meine Unkenntnis diverser Begrifflichkeiten ect. bitte. Ich bin jetzt an einem Tosone der Traube Nero d'Avola aus Sizilien aus dem Jahr 2017 hängen geblieben, ein meiner Meinung nach delikater Wein, welcher, bei nicht übermäßigem Verbrauch, auch einem leichten Geldbeutel zuzumuten ist.
Hier entsteht nun mein Problem, da ich I. das Trinken aufgegeben habe, II. mein Geldbeutel nicht allzu strapazierfähig ist und III. und das ist der springende Punkt ich alleine trinke, weshalb ich nicht mehr als ein Glas trinken möchte, da spätestens in der Hälfte des zweiten die Geschmacksnerven aufgrund des Alkohol betäubt werden, was ich wir weder leisten will noch kann.
Aus diesem Grund suche ich eine funktionsfähige Möglichkeit den Wein nach Anbruch, nach Möglichkeit, noch zwei bis drei Wochen lagern zu können, ohne das der Geschmack verfällt.
Folgende Möglichkeiten habe ich nach Recherche und Überlegung gefunden:
I. Eine Vakuumpumpe: Einerseits hört sich diese Möglichkeit zwar in der Theorie gut an, leider fehlt mir jedwede Expertise das zu beurteilen, außerdem waren die Rezensionen wenig Aussagekräftig da sie hauptsächlich auf die Verwendung zum Hinauszögern vom Umwandlungsprozesses eines einjährigen Pfälzer Weißweines zu Essig, sowie der Einlagerung erstklassiger Spirituosen wie Jim Beam und Captain Morgen, hier möchte ich kurz anmerken das der alleinige Versuch Spirituosen für Langfristige Lagerung mit einer Vakuumpumpe vorzubereiten, mal ganz abgesehen von der Qualität eben jener, schlicht lächerlich ist.
II. Glasmurmeln: Theoretisch hört auch das sich gut an, wobei ich wieder aus ähnlichen Gründen keinen verwertbaren Informationen beziehen konnte.
III. Die Idee welche mir selbst noch gekommen ist, wäre das umfüllen in mehrere kleine Flaschen, hierzu habe ich allerdings gar nichts gefunden.
Nun wäre ich Ihnen sehr dankbar, sollte mir jemand sagen können warum die obig angeführten Methoden funktionsfähig oder nicht funktionsfähig sind, oder mich gegebenen Falls über eine andere Methode aufklären könnte.
Mit Dank und in Hochachtung
R. Pickman
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amateur des vins

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Re: Flasche in Etappen trinken

BeitragSa 20. Jun 2020, 08:13

Moin!

"Vakuumpumpe" (eher leichter Unterdruck) habe ich selber hier und die Benutzung aufgegeben: Bei uns wird eine Flasche typischerweise leer, und wenn nicht, dann meist am nächsten Tag. Hochwertige Weine halten auch mal 5 Tage durch (einige Mitforisten werden sagen: länger), aber 2-3 Wochen: schwierig.

Torsten (thvins hier im Forum) arbeitet regelmäßig mit abgefüllten Miniflaschen; vielleicht mal anschreiben. Ich bin da sehr skeptisch, weil ich denke, durch den Umfüllvorgang bringt man mehr Sauerstoff ein, als mit einem kleinen Volumen in der Flasche ausgetauscht wird. Ich habe aber auch nicht den Bedarf, das zu überprüfen.

Du könntest von vornherein nach halben Flaschen Ausschau halten. Allerdings schränkt das die Auswahl natürlich ein.

Bleibt die sehr teure "Platinlösung" Coravin. Für den schmalen Geldbeutel ist die aber nichts. Von kommerziellen Lösungen mit Schutzgas fange ich erst gar nicht an.

Ich denke tatsächlich, bei Deinen Randbedingungen würde ich wohl auch mit kleinen Flaschen experimentieren.

PS: Wichtig: ab in den Kühlschrank! Die Chemie läuft dann deutlich langsamer ab
Besten Gruß, Karsten
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thiloV

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Re: Flasche in Etappen trinken

BeitragSa 20. Jun 2020, 09:12

Hallo,

ich habe sehr ähnliche Begebenheiten, auch ich trinke den Wein meist allein und auch nur wenig am Abend. Ich habe zwei der vorgeschlagenen Methoden ausprobiert und kann Dir Feedback geben:

1. Vakuumpumpe:
Die ist mein Mittel der Wahl, wenn ich vorhabe, eine Flasche in ein paar Tagen leerzumachen. Mein Eindruck ist, dass der Reifungsprozess etwas verlangsamt wird, so lange die Flasche noch mehr als halbvoll ist. Je größer das abzupumpende Volumen, desto kleiner der Effekt. Für ein paar Tage (ca. 5-6) geht das gut, aber für zwei bis drei Wochen ist meine Einschätzung, dass das im Allgemeinen nicht funktioniert.

2. Umfüllen in kleinere Flaschen:
Das habe ich mir hier im Forum abgeschaut (Danke an Torsten ;) ) und bin begeistert. Ich habe mir kleine, dunkle Apothekenflaschen besorgt mit 100 mL offiziellem Volumen und mit Schraubverschluss. Da passen ca. 114 mL rein, was bei mir einen Abend reicht. Wenn ich eine neue Flasche Wein öffne, fülle ich mir fünf solcher Fläschchen ab (bis zum Flaschenrand vollmachen, in den Keller stellen) und trinke den Rest der Flasche über zwei Abende um zu sehen, wie sich der Wein mit viel Luft über 24 Stunden ändert. In den kleinen Fläschchen ist der Wein durch den Lufteintrag beim Umfüllen etwas weiter als in der Originalflasche, aber mein Gefühl ist, dass er über Monate in diesem Zustand bleibt und nur langsam weiterreift, etwas schneller als bei der Reifung in der Originalflasche. So hab ich immer ca. fünf Flaschen Wein offen und kann jeden Abend etwas anderes trinken.
Das Einzige 'Problem' ist, dass das Abfüllen mehr Aufwand ist, als zum Beispiel das Abpumpen mit der Vakuumpumpe. Aber Du kannst es für wenig Investitionen selbst ausprobieren.
Allerdings habe ich mit dieser Methode noch nicht versucht, wirklich alte Weine aufzubewahren. Da hätte ich dann doch Sorge, dass der Umfülllufteintrag ausreicht, um den Wein kaputtzumachen.

Ich hoffe das hilft, viele Grüße, Thilo
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port_ellen

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Re: Flasche in Etappen trinken

BeitragSa 20. Jun 2020, 10:58

lieber R,

dazu hatten wir mal einen längeren austausch im bordeaux 2014 thread, zum nachlesen: seiten 63-65.

einige von uns (darunter auch ich) praktizieren das umfüllen in kleinere flaschen schon länger mit guten erfahrungen.
ich nehme die 0.375er flaschen und schrauber oder glasstopfen und dann kühl stellen (i.d. regel keller).

gruss, matthias
...and you may ask yourself - well...how did I get here ?
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R. Pickman

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Re: Flasche in Etappen trinken

BeitragMo 22. Jun 2020, 05:10

Moin Moin,
Danke dafür, ich glaube ich werde mich erst mal am Umfüllen in kleinere Flaschen versuchen, wahrscheinlich probier ich auch mal die Version mit den Murmel, also das man den Wein mit Glasmurmeln ausfüllt und somit das Volumen wieder ab den Korken bringt.
Gruss R. Pickman
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JoergBoerg

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Re: Flasche in Etappen trinken

BeitragMo 22. Jun 2020, 15:06

Ich hatte mal was von einer Untersuchung gehört, in der viele (alle?) bekannten Verfahren verglichen wurden und das Ergebnis was sehr eindeutig: Kühlen (aber nicht Keller sondern eher 7°C).
Alles andere hatte im Vergleich nur marginalen Effekt.

In Kombination mit der Flaschenaufteilung ist das wahrscheinlich eine sehr gute Variante.
In Münster gab es eine Weinbar in der man sehr viele Weine in 0,2l Karaffen bestellen konnte und die teilten die Weine auch nach dem Öffnen entsprechend auf.
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thvins

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Re: Flasche in Etappen trinken

BeitragDo 6. Aug 2020, 12:49

Die Geschichte mit dem Umfüllen in kleine Flaschen war eigentlich aus der Not heraus geboren und stammte aus dem Grübeln darüber, wie wir bei der Priorat - ten years after 2004 mit den vielen Flaschen umgehen wollten... Klar war, dass wir bei der Doppeltblindprobe zu zweit die Flaschen nicht leer machen können. In den Jahren zuvor hatte jeder seine Flaschen hinterher ausgetrunken, dann kam uns die Idee mit dem Umfüllen, was uns erlaubte, dass jeder von jeder Flasche noch eine dritte Runde in aller Ruhe nachverkosten konnte. Bei dann über 60 - 70 Flaschen zieht sich das Ganze dann natürlich auch zeitlich hin...

Dadurch haben wir das Verfahren derart entwickelt, dass wir nach dem Öffnen zunächst die Miniflaschen abfüllen (randvoll), erst danach wird der Rest der Flasche für die Probe doppelt dekantiert. Klar findet während des Umfüllens ein minimaler Luftaustausch statt, aber nicht in dem Maße wie beim Dekantieren. Inzwischen haben wir das auch mit 15 und 20 Jahre alten Weinen aus dem Priorat erfolgreich so gehandhabt. Und im Extremfall befindet sich der Wein über einige Monate in den Miniflaschen, bevor er erneut in der 3. Runde ins Glas kommt.

Inzwischen nutze ich das Verfahren auch außerhalb der großen Proben, einfach um etwas abwechslungsreicher trinken zu können oder wenn ich weiß, dass die Flasche nicht alle werden wird. Ich bewahre die Minifläschchen in der Regel dann im Keller auf, im Kühlschrank höchstens mal was Weißes oder einen Rosé, wenn der in den nächsten Tagen getrunken werden soll.
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
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