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- Registriert: Mi 7. Sep 2011, 11:29
Gestern abend haben wir meine neuen Riedel Sommeliers Burgunder Grand Cru getestet. Vergleichsmaßstab war mein bevorzugtes Standardglas "für jeden Tag", Stölzle Quatrophil Burgund. Verkoster waren vier erfahrene Weinliebhaber ohne private oder geschäftliche Verbindungen zu einer der beiden Manufakturen. Die Gläser wie auch die Weine waren auf eigene Kosten beschafft worden und waren keine Gratisgaben, weder von Herstellern noch von einschlägigen Händlern.
Weine:
R&C Schneider Spätburgunder R 2008
Voillot Pommard "Les Pèzerolles" 1er Cru 2010
Fenocchio Barolo Bussia 2010
Oikonomou Liatiko Grande Reserve 1999 (Kreta)
Oikonomou Liatiko Grande Reserve 1998 (Kreta)
Podere San Giacomo Brunello di Montalcino 2006
Generell wirkten die Weine aus dem Riedelglas in der Nase zunächst zurückhaltender, während einem die Aromen aus dem Stölzleglas förmlich in die Nase sprangen. Das liegt sicher daran, dass Stölzle als bauchiges Glas mit engerer Öffnung die Aromen stärker konzentriert, während das Riedelglas unten schlanker und oben breiter ist und sich zudem ganz oben nach außen öffnet. Wir empfanden das Riedelglas in dieser Hinsicht generell angenehmer. Deutliche Unterschiede beim Trinken gab es bei den ersten drei Weinen, bei den anderen waren sie nicht so extrem:
- Schneiders "R", jetzt auf dem Punkt und gut zu trinken, profitierte deutlich vom Riedelglas, wirkte komplexer, strukturierter, machte noch mehr Spaß als aus dem einfachen Glas. Wir fragten uns sogar, ob wir erkannt hätten, dass in beiden Gläsern ein- und derselbe Wein war, wenn wir nicht gewusst hätten, was wir trinken.
- Auch der Pommard, noch sehr jung, aber jetzt bereits gut zu trinken, profitierte vom Riedelglas. Auch hier setzte es dem Wein ein zusätzliches Glanzlicht auf.
- Der Barolo präsentierte sich - im Gegensatz zur Baroloprobe bei Harti vor einem Jahr - unzugänglich: kaum Frucht, kratziges Tannin. Das Riedelglas förderte die Problematik dieses Weins noch mehr und deutlicher zutage als das Stölzleglas: ein Wein, den man noch für mindestes fünf Jahre im Keller verschwinden lassen sollte, und wenn man ihn dann doch trinkt, auf keinen Fall aus dem Riedel Bourgogne GC.
- Die beiden Kreta-Weine waren sehr unterschiedlich, der 1999er phantastisch und jetzt auf dem Punkt mit feinen rosinigen Noten, der 1998er dagegen deutlich zu alt, wenn auch noch gut trinkbar. Beide Gläser arbeiteten die Eigenschaften der Weine gut heraus. Wieder konzentrierte das Stölzleglas den Geruch stärker als das sich oben nach außen öffnende Riedel Bourgogne GC. Geschmacklich lagen die beiden Gläser dann recht dicht beieinander, wobei im Riedelglas die Altersnoten des 1998ers stärker zutage traten.
- Der Brunello wirkte am Gaumen hart und tanninbepackt, war in der Nase deutlich angenehmer als am Gaumen. Hier wäre ein ganz anderes Glas, z.B. Bordeaux, wahrscheinlich besser gewesen.
Fazit: In der Tat ist das Riedel Bourgogne GC ein "analytisches" Glas. Insbesondere Burgundern setzt es, wenn sie gut sind, noch ein zusätzliches Glanzlicht auf. Dieses Erlebnis hatte ich übrigens auch bei meinem ersten "Versuch" mit diesem Glas und einem Saumagen 2013 von Rings vor ein paar Tagen. Bei unreifen bzw. verschlossenen sowie bei altersschwachen Weinen werden die Probleme deutlicher, wenn man das Riedelglas benutzt. Die Unterschiede waren bei den beiden Burgundern und beim Nebbiolo deutlicher ausgeprägt als bei den beiden anderen Weinen. Die Theorie, auf die wir uns dann geeinigt haben, ist, dass das Riedelglas aufgrund seiner besonderen Form (nach außen geöffnet) den Wein beim Trinken mit mehr Luft in Kontakt bringt. Solche Gläser entsprechen zwar nicht dem ästhetischen Zeitgeist und wirken gegen Zalto, Gabriel und Quatrophil fast schon barock, aber sie funktionieren: design follows function.
Caveat: Das hier Gesagte gilt natürlich nur im Vergleich zum Quatrophilglas von Stölzle. Mit Zalto, Gabriel oder welchem anderen Glas auch immer würde ein solcher Versuch vielleicht anders ausgehen.
Weine:
R&C Schneider Spätburgunder R 2008
Voillot Pommard "Les Pèzerolles" 1er Cru 2010
Fenocchio Barolo Bussia 2010
Oikonomou Liatiko Grande Reserve 1999 (Kreta)
Oikonomou Liatiko Grande Reserve 1998 (Kreta)
Podere San Giacomo Brunello di Montalcino 2006
Generell wirkten die Weine aus dem Riedelglas in der Nase zunächst zurückhaltender, während einem die Aromen aus dem Stölzleglas förmlich in die Nase sprangen. Das liegt sicher daran, dass Stölzle als bauchiges Glas mit engerer Öffnung die Aromen stärker konzentriert, während das Riedelglas unten schlanker und oben breiter ist und sich zudem ganz oben nach außen öffnet. Wir empfanden das Riedelglas in dieser Hinsicht generell angenehmer. Deutliche Unterschiede beim Trinken gab es bei den ersten drei Weinen, bei den anderen waren sie nicht so extrem:
- Schneiders "R", jetzt auf dem Punkt und gut zu trinken, profitierte deutlich vom Riedelglas, wirkte komplexer, strukturierter, machte noch mehr Spaß als aus dem einfachen Glas. Wir fragten uns sogar, ob wir erkannt hätten, dass in beiden Gläsern ein- und derselbe Wein war, wenn wir nicht gewusst hätten, was wir trinken.
- Auch der Pommard, noch sehr jung, aber jetzt bereits gut zu trinken, profitierte vom Riedelglas. Auch hier setzte es dem Wein ein zusätzliches Glanzlicht auf.
- Der Barolo präsentierte sich - im Gegensatz zur Baroloprobe bei Harti vor einem Jahr - unzugänglich: kaum Frucht, kratziges Tannin. Das Riedelglas förderte die Problematik dieses Weins noch mehr und deutlicher zutage als das Stölzleglas: ein Wein, den man noch für mindestes fünf Jahre im Keller verschwinden lassen sollte, und wenn man ihn dann doch trinkt, auf keinen Fall aus dem Riedel Bourgogne GC.
- Die beiden Kreta-Weine waren sehr unterschiedlich, der 1999er phantastisch und jetzt auf dem Punkt mit feinen rosinigen Noten, der 1998er dagegen deutlich zu alt, wenn auch noch gut trinkbar. Beide Gläser arbeiteten die Eigenschaften der Weine gut heraus. Wieder konzentrierte das Stölzleglas den Geruch stärker als das sich oben nach außen öffnende Riedel Bourgogne GC. Geschmacklich lagen die beiden Gläser dann recht dicht beieinander, wobei im Riedelglas die Altersnoten des 1998ers stärker zutage traten.
- Der Brunello wirkte am Gaumen hart und tanninbepackt, war in der Nase deutlich angenehmer als am Gaumen. Hier wäre ein ganz anderes Glas, z.B. Bordeaux, wahrscheinlich besser gewesen.
Fazit: In der Tat ist das Riedel Bourgogne GC ein "analytisches" Glas. Insbesondere Burgundern setzt es, wenn sie gut sind, noch ein zusätzliches Glanzlicht auf. Dieses Erlebnis hatte ich übrigens auch bei meinem ersten "Versuch" mit diesem Glas und einem Saumagen 2013 von Rings vor ein paar Tagen. Bei unreifen bzw. verschlossenen sowie bei altersschwachen Weinen werden die Probleme deutlicher, wenn man das Riedelglas benutzt. Die Unterschiede waren bei den beiden Burgundern und beim Nebbiolo deutlicher ausgeprägt als bei den beiden anderen Weinen. Die Theorie, auf die wir uns dann geeinigt haben, ist, dass das Riedelglas aufgrund seiner besonderen Form (nach außen geöffnet) den Wein beim Trinken mit mehr Luft in Kontakt bringt. Solche Gläser entsprechen zwar nicht dem ästhetischen Zeitgeist und wirken gegen Zalto, Gabriel und Quatrophil fast schon barock, aber sie funktionieren: design follows function.
Caveat: Das hier Gesagte gilt natürlich nur im Vergleich zum Quatrophilglas von Stölzle. Mit Zalto, Gabriel oder welchem anderen Glas auch immer würde ein solcher Versuch vielleicht anders ausgehen.