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Re: DIAM-Korken

BeitragVerfasst: Sa 22. Jan 2022, 19:32
von sorgenbrecher
Ich habe zuletzt immer häufiger Naturkork gehabt, wo zuvor jeder einzelne Korken auf TCA geprüft wurde und belastete aussortiert. Ist für mich eine gute Lösung.

Die Korkindustrie hat in den letzten Jahren vermehrt nach Methoden gesucht, wie man Naturkorken produzieren kann, die kein Trichloranisol (TCA) beinhalten. Die Firma M.A.Silva hat ein vollautomatisches Verfahren entwickelt, welches es ermöglicht, TCA fast zur Gänze auszuschließen. Am 19. Oktober wurde das sogenannte „One by one“-Verfahren in der HBLA und BA Klosterneuburg vorgestellt.

Mit dem neuen Messverfahren kann jeder Kork einzeln („One by one“) überprüft werden, d.h., er wird zerstörungsfrei mittels Gasphasenspektroskopie innerhalb kürzester Zeit analysiert. Korken mit über 0,5ng/l 2,4,6-TCA werden direkt ausgeschieden und kommen nicht zum Kunden. „One by one“-geprüfte Korken sind um etwa 30% teurer als herkömmliche Premiumkorken.
Das neue Testverfahren erhielt die Silbermedaille in der Kategorie „Abfüll- und Verpackungstechnologie“ beim Innovationspreis der „Intervitis Interfructa Hortitechnica 2016“.

Re: DIAM-Korken

BeitragVerfasst: Sa 22. Jan 2022, 20:40
von Fasano
Dann hat sich DdC abgesichert und nicht alle Flaschen mit DIAM Korken abgefüllt. Sonst wäre das Angebot des Tauschen ja nicht möglich gewesen....
Keine Verkostungsnotiz auf cellartracker etc. weisst auf dieses Problem hin?

Re: DIAM-Korken

BeitragVerfasst: Sa 22. Jan 2022, 21:33
von Ollie
Als ich mit der Dame vom Versand die Disposition für die Paletten machte, meinte sie nur, ich hätte Glück, ich seiner einer der letzten gewesen, die die "Korkflaschen" bekommen hätte. Es waren ja nur ganz, ganz wenige nicht unter DIAM abgefüllt worden.

Und nur weil auf CT nichts erwähnt wird, heißt es ja nicht, daß das Problem nicht vollumfänglich existiert, ne.

Cheers,
Ollie

Re: DIAM-Korken

BeitragVerfasst: Di 5. Jul 2022, 13:42
von RoCo-2
Wie ich sehe, beschäftigt euch das Thema Agglomeratkorken immer noch.
Den Abschlussbericht könnt ihr hier nachlesen:

https://www.infowine.com/de/fachartikel/suberins%C3%A4ure_%E2%80%93_eine_potenziell_geschmacksaktive_substanz_die_von_einigen_agglomerierten_korken_freigesetzt_wird_sc_20177.htm
oder hier die englischen Versionen:
https://www.researchgate.net/publication/356085214_Suberic_acid_-_a_potentially_flavor-active_contaminant_released_by_some_agglomerated_corks
bzw.
https://www.infowine.com/en/technical_articles/suberic_acid_%E2%80%93_a_potentially_flavor-active_contaminant_released_by_some_agglomerated_corks_sc_19997.htm

Fast Zeitgleich mit meiner Wahrnehmung von Veränderungen durch Agglomeratkorken (2014) erschien auf Winehog ein (Werbe-)Bericht über den besonderen "technischen Korken". Sehr interessant ist, dass Steen bei der Vergleichsverkostung deutliche Veränderungen bei der Reife wahrnahm. Leider hat er sie nicht ganz richtig interpretiert. Suberinsäure macht aus stimmige Weine mit harmonischen Ansätzen, ungehobelte Jünglinge. Leider wird in der Weinwelt dieser Charakterzug mit "Potential" gleichgesetzt. Das ist ein schwerwiegender Irrtum.

Naturkork / TwinTop (Zweischeibenkork)
Auch Naturkork, welcher zu ca. 40% aus Suberin besteht, kann Suberinsäure abgeben. In der Anfangszeit der Forschung verkostete ich Weine bei denen ich zu 100% auf Agglomeratkorken getippt habe. Jeder Naturkorken ist ein Unikat. Messungen belegten, dass der Gehalt von Suberinsäure bei Naturkorken stark voneinander abweicht. Somit kann es bei gleicher Abfüllungen große sensorische Schwankungen geben.

Agglomeratkorken
Durch die Massenproduktion von Agglomeratkorken fallen diese Schwankungen weg. Die Weine werden im gleichem Umfang durch nahezu identische Mengen an Suberinsäure im gleichem Umfang sensorisch und im Reifeverhalten verändert.

Warum und wieso die Weininstitute, Winzer, Önologen und andere Fachleute diese Veränderung nicht erkannt haben, könnt ihr im Bericht nachlesen.

Re: DIAM-Korken

BeitragVerfasst: Mi 6. Jul 2022, 09:59
von Lars Dragl
Hallo Rolf,

gut, dass du dich nicht unterkriegen lässt! Unlängst habe ich ein Fl. Lustau Almacenista Manzanilla mit Agglomeratkorken aufgemacht. Im Geruch war nichts festzustellen. Der Abgang war allerdings massiv fehlerhaft und der Wein letztendlich nicht zu trinken. Was ich trotzdem geschluckt habe, hat mir noch am nächsten Tag einen kratzigen Hals beschert.

Was mich inzwischen echt schockt ist, wie viele Topbetriebe (auch BIO) sich darauf einlassen (müssen). Der Kunde will es eben so, zumindest einige. Das nimmt kein gutes Ende!?

Danke und herzliche Grüße

Lars

Re: DIAM-Korken

BeitragVerfasst: Mi 6. Jul 2022, 13:30
von RoCo-2
Hallo Lars,
vielen Dank für deine freundlichen Worte. Auch ich finde es erschreckend.
Es ist schwierig die Winzer zu erreichen.

Leider ist es so, dass Journalisten, bzw. die Medien für die sie arbeiten, Angst haben diese Information zu verbreiten.
Auch Wein-Plus hat einen Rückzieher gemacht. Jetzt wo die Ergebnisse auf dem Tablett liegen.
Über den Kanal wurde damals eine große Aufmerksamkeit, auch im Ausland, erreicht.
Die Weininstitute (Geisenheim, Awri, Bordeaux ....) trauten sich da auch nicht ran. Sie sind durch Aufträge der Industrie entmündigt. Die Industrie weiß schon wo sie die Gelder sinnvoll einsetzt.
Und was man nicht irgendwo öfters ließt oder hört wird von Önologen und Winzern selten wahrgenommen.

Also bleibt mir nur Winzern direkt den Link zum Bericht zuzusenden. Im Prinzip müsste ich den Bericht jedem Winzer zukommen lassen, die Winzer die den Verschluss nicht verwenden sind ebenso wichtig, wie die die ihn verwenden. Denn jene bisher standhaften Winzer könnten ja auch schwach werden.

Tut euch keinen Zwang an, wer Zeit und Lust hat, kann gern die Links mit Winzern teilen.
Hat den Vorteil, dass eure Lieblingsweine "suberinsäure-frei" bleiben oder werden.

Gute Zeit und herzliche Grüße
Rolf

PS. Natürlich könnt ihr mir auch gern eure Agglo-Winzer mitteilen.

Re: DIAM-Korken

BeitragVerfasst: So 16. Okt 2022, 16:13
von Rieslingfan
Kürzlich hatte ich meine erste mit einem DIAM-Korken verschlossene Weinflasche geöffnet.
Es handelte sich um den Spätburgunder 2020 Gutswein von Wittmann.

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Ab den "Aus ersten Lagen Weinen" verwendet er dagegen Naturkorken.

Über die Qualität der DIAM-Korken kann ich nichts sagen, zumindest sieht der Korken wertig und "natürlich" aus und ist mir lieber als dieses Korkgebrösel herkömmlicher Presskorken, denen man manchmal begegnet.

Laut Herstellerseite sind DIAM-Korken durchaus hochwertig, was die Materialien und die Funktion anbelangt.

Dennoch scheint aber Wittmann die DIAM-Korken nicht ganz so hoch einzuschätzen, da er sie nur innerhalb der Gutsweine (Spätburgunder) einsetzt, ansonsten aber in den höheren Klassen auf Naturkork setzt.

Re: DIAM-Korken

BeitragVerfasst: So 16. Okt 2022, 16:33
von amateur des vins
Rieslingfan hat geschrieben:Ab den "Aus ersten Lagen Weinen" verwendet er dagegen Naturkorken.
[...]
Dennoch scheint aber Wittmann die DIAM-Korken nicht ganz so hoch einzuschätzen, da er sie nur innerhalb der Gutsweine (Spätburgunder) einsetzt, ansonsten aber in den höheren Klassen auf Naturkork setzt.
Diese Aussagen sind falsch: viewtopic.php?f=29&t=5900&p=145662&hilit=Morstein+diam#p145662

Re: DIAM-Korken

BeitragVerfasst: So 16. Okt 2022, 17:30
von EThC
Rieslingfan hat geschrieben:Laut Herstellerseite sind DIAM-Korken durchaus hochwertig, was die Materialien und die Funktion anbelangt.
...nun bin ich doch etwas erstaunt, daß der Hersteller so positiv über sein Produkt berichtet :!: :o :mrgreen:

Aber im Ernst: hast Du diesen Faden mal intensiver durchstöbert? Die Diskussion über DIAM ist ja durchaus kontrovers. Ich selbst habe zwar noch keine sooo auffälligen Effekte erlebt, die ich dem DIAM direkt zuschreiben könnte, aber dennoch halte ich diese Art des Verschlusses für reichlich überflüssig. Entweder richtig guter Kork oder gleich ein Schrauber, dieses Zwischengedöns kann man sich m.E. sparen...

Re: DIAM-Korken

BeitragVerfasst: So 16. Okt 2022, 17:32
von Ursula
hallo Rieslingfan,

ich kann Kartstens Einwurf nur bestätigen. Wir haben das 19er Morstein GG kürzlich auch mit einem DIAM verschlossen angetroffen. Etwas erstaunt durchaus, aber der Wein war sehr vielversprechend, nur zu jung.

DIAM wird mittlerweile auch von nicht wenigen Erzeugern in Burgund und in der Champagne eingesetzt ( hat mir ein Weinfreund berichtet ) und wird offenbar auch immer mehr bei Topprodukten verwendet.

Ich habe nichts dagegen, aber ein hochwertiger Naturkork ist halt ( zumindest für uns ) alleine vom Gefühl her schon sympathischer.

Gruß Ursus