"Der Weinführer und die Winzerin"

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BerlinKitchen
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"Der Weinführer und die Winzerin"

Beitrag von BerlinKitchen »

Das hab ich ja auch noch nicht erlebt............

http://wuertz-wein.de/wordpress/2012/04 ... #more-5100

Grüße aus Berlin,
Martin Zwick
http://www.berlinkitchen.com
Zuletzt geändert von BerlinKitchen am Fr 13. Apr 2012, 13:50, insgesamt 1-mal geändert.
"Ein Leben ohne Riesling ist zwar möglich, aber sinnlos!"
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Gerald
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Re: "Der Weinführer und die Winzerin"

Beitrag von Gerald »

Stellt sich nur die Frage, ob der vermeintliche "Sieg" sich nicht ins Gegenteil verkehrt, wenn die Winzerin in zukünftigen Verkostungen mit - nicht objektiv beweisbaren - Punkteabzügen "bestraft" wird. Wahrscheinlich haben schon mehrere Winzer Ähnliches erlebt, aber aus weiser Voraussicht nichts unternommen.

Einzige Abhilfe gegen solche Probleme bzw. Auswüchse der Weinguides ist eine Meinungsvielfalt, am besten (auch) von Verkostern ohne finanzielles Interesse wie hier in den Foren bzw. der VKN-Datenbank. Mag sein, dass ein Profil besser verkosten kann, allerdings stellt sich immer die Frage der Objektivität (man denke an die oft kolportierten Zuwendungen an die Verkoster) ...

Grüße,
Gerald
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susa
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Re: "Der Weinführer und die Winzerin"

Beitrag von susa »

Als ich das heute morgen gelesen hab, hab ich gedacht, das ist ein alter Hut und noch vom 01. April.

lg
s
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
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BerlinKitchen
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Re: "Der Weinführer und die Winzerin"

Beitrag von BerlinKitchen »

Gerald hat geschrieben:
Einzige Abhilfe gegen solche Probleme bzw. Auswüchse der Weinguides ist eine Meinungsvielfalt, am besten (auch) von Verkostern ohne finanzielles Interesse wie hier in den Foren bzw. der VKN-Datenbank.
Ich sag nur Schwarmintelligenz
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Dirk Würtz
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Re: "Der Weinführer und die Winzerin"

Beitrag von Dirk Würtz »

Martin hat irgendwie recht: "Schwarmintelligenz" ist bestimmt die Lösung für die Zukunft. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese Art von Weinführer - einige wenige, mehr oder minder "kompetente" Personen verkosten - eine echte Zukunft hat. Wenn überhaupt, dann gibt es eine neue Lichtgestalt, irgendwo, irgendwann (Parker like) aber sicher nicht mehr mit diesem Markteinfluss. Letzteres ist so oder so bei allen diesen Führern nicht mehr messbar. Ich persönlich lege beispielsweise fast nur noch Wert auf Empfehlungen anderer Verbraucher. Je mehr Meinungen es da zu einem Produkt gibt, umso besser ist das.
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Gerald
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Re: "Der Weinführer und die Winzerin"

Beitrag von Gerald »

Hallo Dirk,

das Thema wurde ja schon oft genug diskutiert, wird aber natürlich mit einem solchen "Anlassfall" wieder neu belebt. ;)

Ich denke auch, dass die "offiziellen" Weinguides ein Auslaufmodell aus der Zeit vor Web 2.0 sind und ihre Existenzberechtigung mehr als fraglich ist. Nur wissen das noch nicht alle Käufer dieser Werke :D

Das Grundproblem ist meiner Meinung nach, dass die Guides die Weine beim Winzer anfordern und kostenlos erhalten (oft sogar Verkostungsgebühren einheben). Wenn der Winzer seine Weine dann nicht richtig bewertet findet, reicht er einfach im nächsten Jahr nicht mehr ein. Wenn das mehrere Topwinzer tun, will niemand mehr den Guide kaufen, wo die angesehensten Winzer fehlen. Da muss der Guide wohl Zugeständnisse machen ...

Einzige Abhilfe wäre, wenn die Weine über "mystery shopping" gekauft - man vergleiche die Vorgangsweise bei Restauranttests - und am besten blind + offen (zwei Durchgänge mit anschließender Diskussion der Unterschiede) bewertet würden. Da wurde uns aber schon oft von den Verkostern der Weinguides mitgeteilt, dass das praktisch nicht durchführbar ist, sowohl aus logistischen als auch finanziellen Gründen. Daher bleibt man eben bei der - meiner Meinung nach - nutzlosen bisherigen Variante :shock:

Grüße,
Gerald
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octopussy
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Re: "Der Weinführer und die Winzerin"

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

ich bin da anderer Meinung. Die viel zitierte "Schwarmintelligenz" konzentriert sich nämlich nach meiner Wahrnehmung schnell auf einige wenige Erzeuger, Weine und Weinstile und wird so sehr selektiv. Das Problem für die Winzer wird die Erstaufmerksamkeit. Hat man diese nicht, kriegt man schlicht gar keine Aufmerksamkeit mehr. Hat man sie bekommen (z.B. indem man kostenlose Muster nicht nur an Wein-Plus oder Gault Millau oder Eichelmann, sondern auch an Blogger geschickt hat oder sich bei einem Händler positionieren kann), potenziert sich die Aufmerksamkeit oftmals. Denn die Konsumenten brauchen einen Gedankenanstoß für ihre Kaufentscheidungen. Diese kommt eben bei webaffinen Weinfreunden schnell über Händler oder Online-Publikationen.

Schaut man sich hier im Forum um, geht es doch meist um dieselben Winzer: van Volxen, Heymann-Löwenstein, Keller, Emrich-Schönleber, von Winning, usw. Neuentdeckungen sind selten, und wenn sie vorkommen, dann macht das schnell die Runde und potenziert sich. Hinten rüber fallen die - oftmals mindestens ebenso guten oder teils noch besseren - kleinen Erzeuger, die einfach nicht so laut trommeln. Oder die einfach keine gute Geschichte haben (z.B. die von Quereinsteigern oder von den Söhnen und Töchtern, die den Weingütern der Eltern neues Leben einhauchen).

Das ist nicht unähnlich dem Problem der "Filter Bubble" (cf. das Buch von Eli Pariser), nur dass der unsichtbare Filter hier nicht per Algorithmus angelegt ist, sondern human-selektiv geschieht. Ich finde das sehr schade. Es geht viel verloren. Wenn es den Gault Millau oder andere zentrale und die Breite abdeckende Publikationen nicht gäbe, wären mir persönlich sehr viele gute Winzer schlicht unbekannt geblieben. Denn nicht jeder gute Winzer hat die Story, die den Bloggern gefällt. Und auch nicht jeder Winzer hat Lust, 20 Bloggern Probepakete zu schicken (das ist auch eine Geldfrage). Da sind Gault Millau, Eichelmann & Co. deutlich einfacher für die Vermarktung. Und für mich als Kunden machen sie auch das Leben einfacher. Ich muss nicht erst 20 Blogs durchforsten (nur um immer wieder das Gleiche zu lesen, übrigens), sondern habe alle wichtigen Weine eines Jahrgangs auf einen Blick.

Deshalb gibt es aus meiner Sicht kein entweder oder. Sondern die zentrale Bewertung einer großen Masse von Weinen macht sich gut neben der dezentralen Bewertung einiger weniger Weine.
Beste Grüße, Stephan
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Gerald
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Re: "Der Weinführer und die Winzerin"

Beitrag von Gerald »

Hallo Stephan,

da ist sicher etwas dran. Vielleicht braucht man wirklich beides, die Weinguides für die "Talentesuche" und die Meinungsvielfalt für die Einschätzung konkreter Weine.
Und auch nicht jeder Winzer hat Lust, 20 Bloggern Probepakete zu schicken (das ist auch eine Geldfrage)
na ja, ich finde so etwas ohnehin nicht die ideale Lösung. Denn wenn man als Blogger ab und zu kostenlose Probepakete bekommt, wird man sich naturgemäß hüten, die Weine schlecht zu bewerten. Mir sind solche Verkostungsnotizen am liebsten, wo jemand (Amateur oder Profi) den Wein ganz regulär einkauft und zuhause verkostet (nicht nur Probierschluck, sondern wirklich zum Trinken). Am besten über mehrere Tage. Da zeigt sich nach meiner bescheidenen Erfahrung ein Wein ganz anders als bei einer "Massenverkostung" (und seien es "nur" 30 oder 40 Weine pro Tag).

Grüße,
Gerald
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Re: "Der Weinführer und die Winzerin"

Beitrag von thvins »

Danke Stephan - genau das ging mir so durch den Kopf, als ich die vorangegangenen Postings las

Schwarmintelligenz - gut und schön, aber man kann oft nicht warten, bis dieser Effekt einsetzt bzw. transparent wird. Neue Winzer benötigen den "Erst-aufmerksamen Entdecker" und selbst der reicht nicht, selbst da machen sich 5 oder 10 "Experten" besser als nur einer - und je klingender der Name, desto neugieriger sind eben halt viele Weinfreunde, wenn sie nicht dem Experten ihres Vertrauens folgen. Und erst wenn dann diese Weinfreunde multiplikatorisch auftreten, erst dann kann der Schwarmintelligenzeffekt einsetzen...

Das dauert mitunter zu lange, Weine in kleinen Auflagen können schneller ausverkauft sein, ehe ein Schwarmintelligenzeffekt einsetzen kann. Neuen Winzern kann die Luft ausgehen, bevor sie bekannt werden - dann haben wir den brotlosen Künstler vor uns, dessen Berühmtheit erst nach seinem Tode offenbar wird... (gut, ich überspitze da etwas).
Nicht jeder Weinkäufer tritt multiplikatorisch in Erscheinung - ich glaube sogar, die Wenigsten tun das. Das zieht sich also endlos hin, bis man von einer signifikanten Menge an Bewertungen eines und desselben Weines sprechen kann.

Insofern behalten kompetente Einzelpersonen durchaus die Leuchtturmfunktion auch in Zukunft. Und Schwarmintelligenz bestätigt oder entlarvt hinterher...

Ich beobachte das ganze gut an den Weinen meiner Selektion - bei einem neuen, bislang noch völlig unbekannten Hersteller dauert es etwa ein bis anderthalb Jahre, bis ein annähernder Durchbruch geschafft ist. In dieser Zeit frühestens entscheidet es sich, ob man mit dem Erzeuger weiterarbeiten kann oder nicht. Und manches muss man einfach fallen lassen, auch wenn es einem leid tut, weil eben der Schwarm nicht ins Schwärmen kommt - weil es gar keinen Anfangsschwarm gibt... Das heißt aber nicht, dass dieser Wein schlechter wäre als andere - er ist einfach zu wenig in den Fokus geraten.

Das ist genau das, was Stephan mit der selektiven Auslese dessen meint, mit welchem sich ein Schwarm auseinandersetzt - oder eben nicht.

Für einen Anfangsanstoß bezüglich eines neuen Weingutes hilft mir ein "Parker" - selbst wenns ein Miller ist, manchmal mehr, dessen Wein ins Rollen zu bringen, der bei mir zur Zeit der Parker - Bewertung längst schon durch war... Dagegen ist der Schwarmintelligenzeffekt oft eher der Auslöser dafür, dass sich viele relativ zeitgleich auf ein und den selben Wein stürzen, während andere wochen- gar monatelang nicht oder kaum nachgefragt werden. Bis sich dann urplötzlich vor genau diesem Wein ein Schwarm aufbaut...
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
jetzt mit richtiger Startseite...
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Birte
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Re: "Der Weinführer und die Winzerin"

Beitrag von Birte »

Ich denke ganz nostalgisch an die Zeit zurück, als ich meine Sonntage mit einem Weinführer verbracht habe. Auf was für Neuentdeckungen seid Ihr dadurch aufmerkasm geworden??? Auf die bin ich immer über Proben, Händlerempfehlungen oder private Empfehlungen aufmerksam geworden. Bis die, und dann meist niedrig bepunktet, als Neuentdeckung in einem Weinführer erscheinen, ist der Winzer grau.
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