http://www.amazon.de/gp/product/3844806 ... 741_snp_dp
kennt es jemand?
Burmeisters neues Buch
- octopussy
- Beiträge: 4405
- Registriert: Do 23. Dez 2010, 11:23
- Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
- Wohnort: Hamburg
Re: Burmeisters neues Buch
Nein, sieht aber interessant aus. Ich habe mir das Buch einmal bestellt und werde nach Lektüre berichten.
Beste Grüße, Stephan
- octopussy
- Beiträge: 4405
- Registriert: Do 23. Dez 2010, 11:23
- Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
- Wohnort: Hamburg
Re: Burmeisters neues Buch
Jetzt bin ich durch mit Burmeisters neuem Buch und recht glücklich darüber. Denn große Freude hat mir die Lektüre von "Mittelrheinwein - ein dionysisches Portrait" - nicht bereitet. Den Vorgänger dieses Buches - "Weinromantik und Terroirkultur" kenne ich nicht. Insofern fehlt mir vielleicht ein Baustein zur Einordnung des Nachfolgers. Davon unabhängig habe ich aber einfach keinen Zugang dazu gefunden.
Dr. Jens Burmeister, Chemiker und Mittelrheinwein-Freak, stellt in seinem Buch in zwölf Kapiteln zwölf Winzer und Weinbaubetriebe des Mittelrheintals vor und begibt sich dabei auf zahlreiche kurze historische, kulturelle und musikalische Exkurse. Im Mittelpunkt seiner tagebuchartigen Erzählung steht der Zusammenhang zwischen Wein und Kultur, v.a. Musik. Er sucht zu fast jedem vorgestellten Wein ein musikalisches Pendant heraus, was einen etwas biederen, bildungsbürgertümlichen und auch arg gewollten Eindruck hinterlässt. Durchaus bewundernswert ist insofern die Vorstellungskraft des Autors, es fällt jedoch schwer, diese musikalischen Zuordnungen nachzufühlen. Hinzu kommt, dass die immer gleiche Beschreibung der Weine mit den immer gleichen Vokabeln nach einer Zeit gewaltig nervt, zumal Burmeister viele Worte benutzt, um gefühlt mehrmals das Gleiche zu sagen. Eine Kostprobe (über den 2009 Oelsberg Riesling Großes Gewächs von Lanius-Knab):
Das größte Manko des Buches ist für mich, dass es Burmeister nicht gelingt, seine gedanklichen Fragmente in einen Kontext zu bringen, der sich durch das Buch zieht, einen Bogen zu spannen, Gemeinsamkeiten zu finden oder Widersprüche aufzuzeigen. Burmeister vergleicht fast nie (außer mit Musik), er ordnet Weine nicht ein. Seine Exkurse stehen leer im Raum. Er schlägt oftmals einen interessanten Weg ein, kehrt aber auf halbem Weg wieder um. Die Persönlichkeit der Winzer bringt Burmeister nicht besonders gut rüber, auch wenn er sich darum bemüht. Auch über die Übersetzung der Persönlichkeit der Winzer in ihre Weine und stilistische Eigenheiten von Winzern und Lagen erfährt man hier erschreckend wenig. Am Ende bleibt ein Gefühl der Leere. Seine sicherlich vorhandene große Begeisterung für das Mittelrheintal und seine Weine vermag Burmeister in seinen arg biederen Beschreibungen nicht zu vermitteln, jedenfalls mir nicht.
Dr. Jens Burmeister, Chemiker und Mittelrheinwein-Freak, stellt in seinem Buch in zwölf Kapiteln zwölf Winzer und Weinbaubetriebe des Mittelrheintals vor und begibt sich dabei auf zahlreiche kurze historische, kulturelle und musikalische Exkurse. Im Mittelpunkt seiner tagebuchartigen Erzählung steht der Zusammenhang zwischen Wein und Kultur, v.a. Musik. Er sucht zu fast jedem vorgestellten Wein ein musikalisches Pendant heraus, was einen etwas biederen, bildungsbürgertümlichen und auch arg gewollten Eindruck hinterlässt. Durchaus bewundernswert ist insofern die Vorstellungskraft des Autors, es fällt jedoch schwer, diese musikalischen Zuordnungen nachzufühlen. Hinzu kommt, dass die immer gleiche Beschreibung der Weine mit den immer gleichen Vokabeln nach einer Zeit gewaltig nervt, zumal Burmeister viele Worte benutzt, um gefühlt mehrmals das Gleiche zu sagen. Eine Kostprobe (über den 2009 Oelsberg Riesling Großes Gewächs von Lanius-Knab):
Ein oder zweimal kann man solche Analysen gut lesen, 100 Mal nicht. Denn mindestens jeder zweite Wein ist "streng würzig" und/oder "salzig-mineralisch" und jeder Nachhall ist "intensiv" und "lang". Einen kurzen Nachhall findet Burmeister nie, selbst bei den einfachsten Weinen nicht.Das 2009er Große Gewächs von Jörg Lanius aus dem Oelsberg erinnert in der Nase an Schiefer, Äpfel, Pfirsiche, Honig und strenge Gewürze. Am Gaumen ist es intensiv, cremig und strengwürzig-apfelfruchtig, unterstützt von festem Säure-Rückgrat und dezenter Süße. Der sehr intensive, lange Nachhall wird von fruchtigen, salzig-mineralischen und strengwürzig-pfeffrigen Aromen geprägt. Das ist ein mächtiges, komplexes Großes Gewächs mit fruchtig-kräutriger Nase auf einem soliden, mineralisch-strengwürzigen Fundament. Ein wirklich beeindruckendes Riesling-Statement aus dem Oelsberg. Dieser Wein erinnert mich ein bisschen an den ersten Satz von Mahlers 3. Sinfonie mit ihrem Gemisch aus beeindruckend bombastischen, nachdenklichen und spielerisch-grotesken Momenten...
Das größte Manko des Buches ist für mich, dass es Burmeister nicht gelingt, seine gedanklichen Fragmente in einen Kontext zu bringen, der sich durch das Buch zieht, einen Bogen zu spannen, Gemeinsamkeiten zu finden oder Widersprüche aufzuzeigen. Burmeister vergleicht fast nie (außer mit Musik), er ordnet Weine nicht ein. Seine Exkurse stehen leer im Raum. Er schlägt oftmals einen interessanten Weg ein, kehrt aber auf halbem Weg wieder um. Die Persönlichkeit der Winzer bringt Burmeister nicht besonders gut rüber, auch wenn er sich darum bemüht. Auch über die Übersetzung der Persönlichkeit der Winzer in ihre Weine und stilistische Eigenheiten von Winzern und Lagen erfährt man hier erschreckend wenig. Am Ende bleibt ein Gefühl der Leere. Seine sicherlich vorhandene große Begeisterung für das Mittelrheintal und seine Weine vermag Burmeister in seinen arg biederen Beschreibungen nicht zu vermitteln, jedenfalls mir nicht.
Beste Grüße, Stephan