Hallo Ulli!
UlliB hat geschrieben:Zwar gibt es im Rahmen des Klimawandels mehr ausgedehnte Phasen ohne Niederschlag, aber die Luftfeuchtigkeit nimmt (physikalisch bedingt zwangsläufig) zu, und die höheren Temperaturen auch nachts begünstigen die Ausbreitung von Pilzkrankheiten. Praktisch alle Winzer, mit denen ich über das Thema gesprochen habe, haben berichtet, dass der Pilzdruck etwa seit der Jahrtausendwende laufend zunimmt. Mitunter nimmt das schon dramatische Formen an, so in Bordeaux 2018, als biologisch arbeitende Betriebe zwischen 60 und 80% der Ernte durch falschen Mehltau verloren haben, da sie mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die Ausbreitung nicht eindämmen konnten. 2018 war aber ein heißes und generell sehr trockenes Jahr...
Ich möchte der These, dass der Pilzdruck durch den Klimawandel zunimmt zwar nicht völlig widersprechen, würde das aber auf einzelne Weinbauregionen oder (zunehmende) Extremjahrgänge beschränken und nicht als generelle Aussage stehen lassen. Insbesondere deine Verknüpfung der Peronospora in Bordeaux mit den heißen und sehr trockenen Klimabedingungen 2018 ist nicht geeignet, um sie zu stützen.
Peronosporasporen brauchen flüssiges Wasser, um keimen und die Rebe infizieren zu können, deshalb kommt sie bei heißem, trockenen Wetter (auch wenn die Luftfeuchte da in der Nacht manchmal hoch sein kann) nicht vor, sondern nur nach Regen oder Tau (und dabei umso intensiver, je wärmer es dabei ist). Peronospora ist deshalb auch immer schon in Gebieten mit höheren Niederschlägen ein größeres Problem (Bordeaux, nördlicheres Europa), während sie in den trockeneren Regionen des Südens und Südostens weniger oder zumindest weniger oft extrem bedrohlich wird. Dort gibt es dafür traditionell größere Schwierigkeiten mit Oidium, das kein flüssiges Wasser, sondern nur sehr hohe Luftfeuchte braucht und den Wechsel von heißen, schwülen Tagen mit etwas kühleren Nächten mit hoher Luftfeuchte liebt.
Wenn es in Bordeaux 2018 große Peronospora-Probleme gab, dann nicht weil 2018 heiß und sehr trocken war, sondern weil es - und das ist für Bordeaux nicht ungewöhnlich und war auch schon vor dem Klimawandel nicht selten - zur für die Peronospora richtigen Zeit bei verhältnismäßig milden Temperaturen geregnet und längere Blattnässe gegeben hat.
Bei typischem Peronospora-Wetter stoßen die biologischen Bekämpfungsmaßnahmen inklusive Kupfer schnell an ihre Grenzen, nicht zuletzt wegen der kürzeren Wirkungsdauer und der reinen Oberflächenwirkung, die die seit der letzten Spritzung gewachsenen Pflanzenteile nicht schützen kann und auch schnell vom Regen (der zur Pero-Infektion führt) abewaschen wird.