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Punkte und Prädikate

Sterne, Punkte, Trauben - oder Obstkörbe
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Ollie

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Re: Punkte und Prädikate

BeitragDo 8. Jul 2021, 13:43

amateur des vins hat geschrieben:So kann ich das immerhin akzeptieren, wenn auch nicht nachempfinden. Und warum bei den Arien kaum, bei den Punkten hingegen deutlich differenziert wird, erschließt sich mir damit auch nicht.


Wobei ich jetzt schon wüsste, wer denn Arien vorbringt, aber nur meh-ene Punkte verteilt? Denn bei meinem "Strichmännchen" habe ich den Unterschied zu einem, sagen wir, Caravaggio mitgedacht, aber nicht mitgeschrieben. Ganz sicher ist der Caravaggio das "bessere" Bild. Auch wenn das Strichmännchen laut besungen wurde, so bleibt es doch bei den bereits erwähnten "maximal 90 Punkten" sind. Du musst also auch auf den Text der Arie hören! :lol:

amateur des vins hat geschrieben:"Man kann zwar alles essen, aber nicht alles wissen." :mrgreen:


:lol: MIndestens ein Mal, dann weiß man auch das. :mrgreen:

Cheers,
Ollie
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Ollie

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Re: Punkte und Prädikate

BeitragDo 8. Jul 2021, 14:43

UlliB hat geschrieben:Dabei blendest Du aber aus, dass das Konzept der Nicht-Chaptalisation etliche Jahrzehnte vor der "hochtechnologischen" (naja) Herstellung restsüßer Weine entstanden ist; beide Konzepte sollte man zunächst einmal getrennt betrachten.


Nun ja, die deutsche Winzerschaft ist ja durchaus den Traditionen verhaftet, auch über gerne mehr als "etliche Jahrzehnte" hinweg... Und vielleicht trapst da jar keene Nachtigall. Aber die von anti-französischen Ressentiments durchaus begleitete (getriebene?) Verweigerung der Chaptalisation (diese Weine wurden und werden im deutschen Selbstverständnis ja als ewas Besseres angesehen, auch und gerade im Vergleich zu den französischen Produkten - vgl. die deutsche AL trocken vs. das welsche GG), kombiniert mit der Einfühung der Sterilfiltration in ausgerechnet der "befreiten" Gegend Deutschlands, die in Frankreich noch immer "scherzhaft" als die départements de la rive gauche du Rhin bezeichnet werden - da hat schon was.

:P :mrgreen:

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Der Wein-Schwede

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Re: Punkte und Prädikate

BeitragDo 8. Jul 2021, 15:46

Frage:
Gibt es irgendwo anders in der Weinwelt ein Klassifizierungssystem wie das Deutsche Prädikatssystem?

Ein System wo der Zuckerinhalt der Trauben die "Qualität" garantieren soll. Dann könnte theoretisch der schlechteste Wein von einem "Terroir" in meinem Gartentreibhaus auch ein Auslese sein?
Nein, das kann doch nicht alles richtig sein. Geht nur mal ein Paar Jahrzehnten zurück wenn Rheinhessen "Flüssen" mit untrinkbaren restsüsslichen Liebfraumilch produziert hat.
Seit dann mit einem neuen Qualitätssystem wie in Frankreich (Terroir = Qualitätszeihen) produzieren die feinen Weinlagen in Rheinhessen die beste Rieslinge der Welt.

Für den normalen Weinkonsument sind doch diese zwei parallellen Systeme verwirrend.
Nur ein Beispiel, von einem Produzent gibt es z.B. diese zwei Weine:
- 2019 Dorsheim Goldloch Riesling Kabinett VDP.Grosse Lage
- 2019 Dorsheim Goldloch Riesling Grosses Gewächs
Wer ausserhalb wir "Winefreaks" versteht den sehr grossen Qualitätsunterschied dieser beiden Weine?

Nein, das alte Prädikatssystem hat überhaupt nie die Weinqualität befördert, und sollte nach meiner Meinung abgeschafft werden.
Ohne Einführung (welches jahr war das?) der VDP Qualitätspyramide (für trockene Weine!), wo würden die Deutsche Weine dann heute in der Welt stehen?

Rein "persöhnlich" schmeckt alles oberhalb 3-4 gram Zucker pro Liter für mich "süsslich", und ich bin natürlich nicht "neutral". Auch als "geselliger" Wein muss ein Wein für mich trocken sein, und ich kenne keinen hier zu Hause der restsüssliche Weine mag (ausser edelsüsse Dessertweine). Aber das habe ich auch ab und zu von Winzern in Deutschland und Frankreich (Elsass) gehört - "Aha, der Skandinavische Geschmack".

War letzte Woche auf Durchreise in Deutschland und habe nun meinen Lagerbestand von Burgunderweinen "aufgetankt" :)
Sehe auch das mein Lagerbestand von (trockenen ;) ) Rieslingweinen aufgetankt werden muss - eine zweite Runde wird bald fällig sein! :)

Viele Grüsse
Rolf
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EThC

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Re: Punkte und Prädikate

BeitragDo 8. Jul 2021, 16:53

Der Wein-Schwede hat geschrieben:Frage:
Gibt es irgendwo anders in der Weinwelt ein Klassifizierungssystem wie das Deutsche Prädikatssystem?
...in Österreich! Da gibt's dann allerdings kein Kabinett, dafür noch Strohwein und Ausbruch. :geek:
Der Wein-Schwede hat geschrieben:Seit dann mit einem neuen Qualitätssystem wie in Frankreich (Terroir = Qualitätszeihen) produzieren die feinen Weinlagen in Rheinhessen die beste Rieslinge der Welt.
...ob das wirklich die ganze Wahrheit ist, sei mal dahingestellt, schließlich hat der VDP auch lange daran festgehalten, daß die Weine für EL / GL mindestens Spätlesequalität aufweisen müssen, sich also auch bei den trockenen Sachen trotz Prädikatsverbot am Prädikatssystem orientiert.
Der Wein-Schwede hat geschrieben:Nein, das alte Prädikatssystem hat überhaupt nie die Weinqualität befördert, und sollte nach meiner Meinung abgeschafft werden.
Ohne Einführung (welches jahr war das?) der VDP Qualitätspyramide (für trockene Weine!), wo würden die Deutsche Weine dann heute in der Welt stehen?
...so drastisch würde ich das nicht sehen, auch wenn die Abkehr vom reinen Oechsle-Denken zu einem Gutteil vom VDP bzw. deren Winzern getragen wird, aber es gibt genügend Aktivitäten außerhalb des VDP, die ebenfalls in diese Richtung laufen bzw. liefen. Die Frage, wo man heute ohne den VDP stehen würde, ist müßig, denn alle Gedanken dazu sind höchst spekulativ und bringen letztlich kein brauchbares Ergebnis. Jedenfalls denke ich nicht, daß die deutsche Weinwelt ohne den VDP komplett den Bach runtergegangen wäre, die Kräfte, die da waren, hätten sich halt anderweitig gebündelt. Aber immerhin gibt es ja nun per Gesetz das Erste und das Große Gewächs für alle, mal sehen, wo das noch hinführt...

...mit den GG's ging's beim VDP übrigens 2002 los...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Der Wein-Schwede

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Re: Punkte und Prädikate

BeitragDo 8. Jul 2021, 17:33

EThC hat geschrieben:
Der Wein-Schwede hat geschrieben:Frage:
Gibt es irgendwo anders in der Weinwelt ein Klassifizierungssystem wie das Deutsche Prädikatssystem?
...in Österreich! Da gibt's dann allerdings kein Kabinett, dafür noch Strohwein und Ausbruch. :geek:
OK, danke für die Info.
Der Wein-Schwede hat geschrieben:Seit dann mit einem neuen Qualitätssystem wie in Frankreich (Terroir = Qualitätszeihen) produzieren die feinen Weinlagen in Rheinhessen die beste Rieslinge der Welt.
...ob das wirklich die ganze Wahrheit ist, sei mal dahingestellt, schließlich hat der VDP auch lange daran festgehalten, daß die Weine für EL / GL mindestens Spätlesequalität aufweisen müssen, sich also auch bei den trockenen Sachen trotz Prädikatsverbot am Prädikatssystem orientiert.
Ja klar, sonst würde man ja nicht das nötige Alkohollevel erreichen!
Der Wein-Schwede hat geschrieben:Nein, das alte Prädikatssystem hat überhaupt nie die Weinqualität befördert, und sollte nach meiner Meinung abgeschafft werden.
Ohne Einführung (welches jahr war das?) der VDP Qualitätspyramide (für trockene Weine!), wo würden die Deutsche Weine dann heute in der Welt stehen?
...so drastisch würde ich das nicht sehen, auch wenn die Abkehr vom reinen Oechsle-Denken zu einem Gutteil vom VDP bzw. deren Winzern getragen wird, aber es gibt genügend Aktivitäten außerhalb des VDP, die ebenfalls in diese Richtung laufen bzw. liefen. Die Frage, wo man heute ohne den VDP stehen würde, ist müßig, denn alle Gedanken dazu sind höchst spekulativ und bringen letztlich kein brauchbares Ergebnis. Jedenfalls denke ich nicht, daß die deutsche Weinwelt ohne den VDP komplett den Bach runtergegangen wäre, die Kräfte, die da waren, hätten sich halt anderweitig gebündelt. Aber immerhin gibt es ja nun per Gesetz das Erste und das Große Gewächs für alle, mal sehen, wo das noch hinführt...
Auch wenn nur einige Hundert Winzer Mitglieder in der VDP sind, gibt es ja doch sehr sehr viele andere Winzer welche das VDP System "inoffiziell" angenommen haben - gut so finde ich.
Mein Beispiel mit dem "Goldloch - Riesling" zeigt eindeutig warum das alte Prädikatssystem nun unnötig und fällig ist meine ich.


...mit den GG's ging's beim VDP übrigens 2002 los...
Danke für die Info!
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Bernd Schulz

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Re: Punkte und Prädikate

BeitragDo 8. Jul 2021, 17:45

Der Wein-Schwede hat geschrieben:Nein, das kann doch nicht alles richtig sein. Geht nur mal ein Paar Jahrzehnten zurück wenn Rheinhessen "Flüssen" mit untrinkbaren restsüsslichen Liebfraumilch produziert hat.


Das Zeug heißt zwar hier in Deutschland (in Russland oder Großbritannien ist es anders) nicht mehr "Liebfrauenmilch", aber es bevölkert immer noch unter zeitgemäßeren Namen in Massen die Regale der Verbrauchermärkte. Gehe doch bei deinem nächsten Deutschlandbesuch einfach mal in einen Discounter und schau dir an, was dort so alles (unter anderem sehr häufig aus Rheinhessen) herumsteht!

Der Wein-Schwede hat geschrieben:Seit dann mit einem neuen Qualitätssystem wie in Frankreich (Terroir = Qualitätszeihen) produzieren die feinen Weinlagen in Rheinhessen die beste Rieslinge der Welt.


Ach was! Schon weit vor der Einführung des "neuen Qualitätssystems" gab es in Rheinhessen genug herausragende Weingüter. Das, was ich von z.b. St. Antony oder Gunderloch aus den 90ern probiert habe, legt sogar die Vermutung nahe, dass diese Erzeuger damals eher auf einem höheren Niveau als heute gearbeitet haben. Und auch in der 2. und 3. Reihe fanden sich etliche gute Winzer. Klar, heute sind es mehr geworden, aber das hängt nur wenig mit dem VDP und seinen Bestrebungen zusammen, sondern liegt einfach daran, dass in Europa zu viel Wein produziert wird, weshalb junge Winzer immer wieder erkennen, dass sie sich nur dann auf dem Markt behaupten und ein gutes Auskommen erzielen können, wenn sie Ehrgeiz entwickeln und auf Qualität setzen. Im 98er GM betrug die Anzahl der gelisteten Erzeuger 374, in der 2010er Ausgabe waren es schon 938. Mit dem "neuen Qualitätssystem wie in Frankreich" hat das aber wenig bis nichts zu tun.

Herzliche Grüße

Bernd
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Der Wein-Schwede

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Re: Punkte und Prädikate

BeitragDo 8. Jul 2021, 18:10

Hallo Bernd,

ja das weiß ich dass die alten Müller-Turgau Weinberge gerodet sind, und das erbärmliche Liebfraumilch Zeug weg ist. Gott sei Dank…

Wir können wahrscheinlich auch einig sein dass die Deutsche generelle Weinqualität nie besser als heute gewesen ist, und wird jedes Jahr noch besser.
Vor allem gibt es ja viele mehr Winzer welche Topqualität produzieren.
Für Riesling kaufe ich persönlich am liebsten Weine im 13 bis 25 Euro Bereich von Schlossgut Diel und Weingut Knewitz.
Dort habe ich meine PLV Favoriten gefunden (auch wenn es natürlich eine Menge andere auch vorhanden sind).

Terroir und Winzerhandschrift entscheiden ja die Qualität, nicht Oechsle.
Ich verstehe leider nicht warum ein unnötiges und verwirrendes System, welche auch nicht qualitsbefördernd ist überhaupt noch da sein soll.
Aber das System wird von sich selbst noch Schritt für Schritt aussterben.

Viele Grüße
Rolf
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Ollie

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Re: Punkte und Prädikate

BeitragDo 8. Jul 2021, 18:13

Bernd Schulz hat geschrieben:Mit dem "neuen Qualitätssystem wie in Frankreich" hat das aber wenig bis nichts zu tun.


Darüber kann man geteilter Ansicht sein, und ich bin es auch, deshalb sage ich mal: Jein.

Nicht weil das Qualitätssystem "wie in Frankreich" ist, sondern weil es überhaupt ein Qualitätssystem gab - und zwar das des VDPs mit seinem Großen Gewächs. Also: Nicht weil das GG besser war als alle anderen Weine, sondern weil es das GG konzeptionell überhaupt existierte. Daß es irgendwas mit Burgund zu tun haben sollte, war halt notwendige Rechtfertigungslehre.

Ohne dieses Konzept wären diese extrem hohen Preissteigerungen in der Breite(!) nicht möglich gewesen. Weil auf einmal ein mäßiges GG 30 Euro am Markt realisieren konnte, wurde es auch für Nicht-VDP-Winzer attraktiv und mögoch, in die 15-Euro-Klasse vorzudringen. (Daß diese Wein richtig gut sind, ist ja genau der Punkt bei amateurs GG-v-1G-Messreihe.) Müllen etwa könnte ohne das GG niemals so hohe Preise für seine trockenen Rieslinge verlangen. Daß auch die Prädikatsweine von Rhein und Mosel preislich zulegen konnten, ist die Reaktion auf den Trockenboom.

Cheers,
Ollie
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Der Wein-Schwede

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Re: Punkte und Prädikate

BeitragDo 8. Jul 2021, 18:17

Endlich ein bisschen „Debatte“!
Auf meine Weinbewertungen bekomme ich ja keine Reaktionen. :lol: ;)
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Bernd Schulz

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Re: Punkte und Prädikate

BeitragDo 8. Jul 2021, 18:28

Der Wein-Schwede hat geschrieben:ja das weiß ich dass die alten Müller-Turgau Weinberge gerodet sind....


Rolf, da weißt du mehr als ich. Ich sehe so etwas wie das hier https://www.getraenkewelt.de/wein/wein-deutschland/rheinhessen-weiss/schoppenstecher-mueller-thurgau-qba-lieblich-1-0l-9-5-vol/a-181 immer noch häufig genug....

Der Wein-Schwede hat geschrieben:Wir können wahrscheinlich auch einig sein dass die Deutsche generelle Weinqualität nie besser als heute gewesen ist


Da sind wir uns einig. Nur bezüglich der Ursachen sind wir etwas anderer Meinung :mrgreen:.

Herzliche Grüße

Bernd
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