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Das 100 Punkte Bewertungssystem und wie es verwendet wird.

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Der Wein-Schwede

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Das 100 Punkte Bewertungssystem und wie es verwendet wird.

BeitragMi 31. Jul 2019, 10:37

Etwas interessantes über wie das 100 Punkte System heute öfters leider verwendet wird, und wie es verwendet werden soll kann man hier lesen:

https://magazin.wein-plus.eu/klares-vot ... ktevergabe

Viele Grüsse
Rolf
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EThC

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Re: Das 100 Punkte Bewertungssystem und wie es verwendet wir

BeitragMi 31. Jul 2019, 12:21

...das ist ja letztlich auch nur eine Einzelmeinung, wie man die Skala anwenden könnte, jedoch leider ohne dabei konkret zu werden, was genau hinter der Bewertung steckt. Alles, was man dazu auf deren Heimseite findet, ist:

Auge: 5 WP
Nase: 15 WP
Mund: 25 WP
Gesamteindruck und Potenzial: 5 WP


...ist irgendwie auch nicht wirklich greif- bzw. nachvollziehbar, was da im Detail dahinter steckt, somit für mich genauso unbrauchbar wie viele andere Systeme. Die Tatsache, daß da beschrieben wird, was man grundsätzlich anders macht, macht es für mich nicht per se besser -und damit meine ich nachvollziehbarer- als deren "Konkurrenz".
Viele Grüße
Erich

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Der Wein-Schwede

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Re: Das 100 Punkte Bewertungssystem und wie es verwendet wir

BeitragMi 31. Jul 2019, 12:44

Hallo Erich,

Deine Punkte-Aufteilung (5+15+25+5) ist was R. Parker einmal einführte und benutzte.

Mein Punkt zu diesem Thema ist mehr was bei einer gewissen Punktenbewertung hinterstecken soll. In den 90er Jahren habe ich Wine Advocate subskribiert, alle zwei Monate hat man in den Briefkasten ca. 50 Seiten Weinbewertungen in Feinschrift bekommen.
Und der R. Parker hat alleine und selbst alles probiert und bewertet, seine Fa war damals nur er und seine Sekretärin.
Mit diesen Bewertungen im Gepäck habe ich Winzer und Weine in Burgund gesucht, und ich wusste dass schon bei 86-87 Punkte waren die Weine richtig gut, und 90 Punkter waren hervorragende Weine.

Heute sieht es bei allen Inflationspunkten leider ganz anders aus - und verlierer davon sind die Weinkonsumenten. Wenn man Lobenberg oder Falstaff liest kann man ja glauben dass es heute fast nur hervorragende Weine in der Welt gibt. Und alle "normal-gute" sind weg.
Wenn die Wein-Führer diesen Weg wählen, werden die langsam irrelevant.

Das wichtige ist für mich auch welche Beschreibung neben den Punkten steht, da fehlt es fast komplett bei Gault-Millau, Vinum und Eichelmann. Falstaff hat "Beschreibungen" aber die "Punkten" kann man überhaupt nicht ernst nehmen.
R. Parker war der Vorgänger - Punkte und Beschreibung. Wein-Plus hat es weiterentwickelt und beschreibt die Weine noch detalierter.

Ich kaufe keine jährliche dicke Wein-Führer Bücher mehr - habe sowieso keinen mehr Plats im Regal. :)

Viele Grüsse
Rolf
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EThC

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Re: Das 100 Punkte Bewertungssystem und wie es verwendet wir

BeitragMi 31. Jul 2019, 13:45

Der Wein-Schwede hat geschrieben:Wenn die Wein-Führer diesen Weg wählen, werden die langsam irrelevant.

...sind sie für mich schon lange. Die ganzen Punkte -egal in welcher Skala-, die so manchen Wein begleiten, nutze ich schon seit langer Zeit nicht mehr in auch nur irgendeiner Weise für meine Kaufentscheidungen. Die einzigen Punkte, denen ich zur Orientierung folge, sind meine eigenen, die hab' ich auch nur für mich nach meinen speziellen Maßstäben entwickelt. Und dabei eine Skala gewählt, die sonst -soweit ich weiß- keiner benutzt, um ganz vorsätzlich nicht vergleichbar zu sein. Aber ich will ja auch nix verkaufen...
Viele Grüße
Erich

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olifant

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Re: Das 100 Punkte Bewertungssystem und wie es verwendet wir

BeitragMi 31. Jul 2019, 14:46

EThC hat geschrieben:... dabei eine Skala gewählt, die sonst -soweit ich weiß- keiner benutzt, um ganz vorsätzlich nicht vergleichbar zu sein. ...


Soweit mich meine Erinnerung nicht trügt gab's in der letzten Dekade mal einen Englischen Weinkritiker der eine 25er Skala benutzt hat ... ;) ... eine Nachkaufbewertung hatte der jedoch nicht :lol:
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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Der Wein-Schwede

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Re: Das 100 Punkte Bewertungssystem und wie es verwendet wir

BeitragMi 31. Jul 2019, 15:14

Das Thema ich besprechen wollte, ist das weltweit benutzte 100 Punkte System, wie es für den Weinverbraucher verwendet werden soll und wie es „missbraucht“ wird.
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EThC

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Re: Das 100 Punkte Bewertungssystem und wie es verwendet wir

BeitragMi 31. Jul 2019, 16:31

Hallo Rolf,
daß das System mißbraucht oder freundlich formuliert "zurechtgerückt" wird, liegt doch in der Natur der Sache. Erzeuger, Händler, Kritiker und Verbraucher haben jeweils andere Ansprüche an ein Bewertungssystem, da wäre es aus meiner Sicht eher verwunderlich, wenn das die einzelnen Parteien nicht in die Richtung biegen würden, die Ihnen am meisten nützt. Auch die Kritiker profitieren in erster Linie von solch einer Punkteinflation, also wird man diese kaum aufhalten bzw. revidieren können.
Wenn man den Mechanismus dahinter verstanden hat, kann man damit entsprechend umgehen, meine ich. Der eine zieht halt je nach Quelle einfach pauschal 2, 5 oder 10 Punkte ab, der andere beachtet die Bewertungen gar nicht mehr...
Ich selbst verlasse mich deshalb in erster Linie auf
    - eigene Verkostungen
    - eigene Erfahrungen
    - Beschreibungen von Leuten (auch und gerade auch hier aus dem Forum), deren Geschmack ich einigermaßen gut einschätzen kann bzw. kalibriert habe
Viele Grüße
Erich

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stollinger

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Re: Das 100 Punkte Bewertungssystem und wie es verwendet wir

BeitragMi 31. Jul 2019, 17:00

Hallo Rolf,

danke für den Link, ich finde es interessant und gut, dass Wein-Plus so klar Stellung bezieht.

Gerade seitdem Parker selber nicht mehr bepunktet überbieten sich die internationalen Verkoster nur noch mit Höchstnoten. Als Verbraucher mit der Verkostungsinformation etwas anfangen zu können wird zunehmend schwerer. Wie auch bei Wein-Plus geschrieben, steht ziemlich die Zitation und damit die Reichweite im Anliegen der Verlage und Verkoster. So richtig klar ist mir das Geschäftsmodell nicht, aber dem Konsumenten eine brauchbare Information geben, und Abos verkaufen scheint es mir nicht mehr ausschließlich zu sein.

Im Bordeaux 2018 Faden hatten wir die Punkte-Inflation auch schon mal andiskutiert:

viewtopic.php?f=21&t=5328&p=120965#p120965

Interessant finde ich die Zahl von Hofschuster, dass er nur 8 von 200.000 Weinen (0.004%) 100 Punkte gegeben hat. Jeff Leve hingegen hat nach eingenen Angaben 187 mal bei ~19.000 Verkostungen die 100 Punkte vergeben:

https://www.wineberserkers.com/forum/vi ... 4#p2721624

Das sind fast 1% und mit einem Potenzgesetz irgendwie schwer zu vereinen (behaupte ich mal, ohne Prüfung).

@Ollie argumentiert ja mit einem Auswahl-Effekt, den wird es auch geben. Aber in dem Ausmaß? Dann müsste Hofschuster ja Weine trinken, die um drei Größenordnungen schlechter sind als die von Leve (oder Leve mehr als 99% der Verkosteten Weine nicht publizieren, weil sie ihm dafür zu schlecht sind).

EThC hat geschrieben:...das ist ja letztlich auch nur eine Einzelmeinung, wie man die Skala anwenden könnte, jedoch leider ohne dabei konkret zu werden, was genau hinter der Bewertung steckt. Alles, was man dazu auf deren Heimseite findet, ist:

Auge: 5 WP
Nase: 15 WP
Mund: 25 WP
Gesamteindruck und Potenzial: 5 WP


...ist irgendwie auch nicht wirklich greif- bzw. nachvollziehbar, was da im Detail dahinter steckt, somit für mich genauso unbrauchbar wie viele andere Systeme. Die Tatsache, daß da beschrieben wird, was man grundsätzlich anders macht, macht es für mich nicht per se besser -und damit meine ich nachvollziehbarer- als deren "Konkurrenz".


Teile ich so nicht. Für mich ist viel erheblicher, ob mir der Verkoster in seinen Motiven (warum macht er Verkostungen öffentlich, was ist sein Geschäfftsmodell) und in seinen Vorlieben bekannt ist, als dass mir sein genaues Punkteschema aufgeschlüsselt ist. Deshalb finde ich es im Sinne der Transparenz sehr gut, wie Wein-Plus mit dem Thema umgeht. Grandios wäre natürlich auch eine Häufigkeitsverteilung der Punkte. Vielleicht fragt das mal jemand bei Hofschuster an.

EThC hat geschrieben:
Der Wein-Schwede hat geschrieben:Wenn die Wein-Führer diesen Weg wählen, werden die langsam irrelevant.

...sind sie für mich schon lange. Die ganzen Punkte -egal in welcher Skala-, die so manchen Wein begleiten, nutze ich schon seit langer Zeit nicht mehr in auch nur irgendeiner Weise für meine Kaufentscheidungen.


Kann ich für mich nicht behaupten. Unterbewusst werde ich davon schon beeinflusst, genau so wie von irgendwelchen Prozenten/Rabatten. Da ich keinen großen Weinhändler kenne, der nicht mit Punkten wirbt, gehe ich davon aus, dass es den meisten von uns so geht. Deshalb werden die Weinführer für mich (leider) nicht irrelevant, sonder teilweise irreführend. Zumindest in ihrer Funktion als Verbraucherberatung. Teure Weine kauft man als Konsument halt aus einem emotionalen Impuls heraus, nicht rational.

Auf Weinführer und Bewertungen möchte ich trotzdem nicht verzichten.
Manchmal mache ich einen Wein auf, der sich unerwartet hochwertig zeigt und kann ihm nicht gut Aufmerksamkeit schenken weil ich zu müde/keine Zeit/doch keine Lust auf Alkohol etc. habe. Da finde ich eine grobe punktemäßige Beurteilung ganz praktisch, um so etwas zu vermeiden.

Auch, wenn ich eine Meinung zu einem Wein nach dem Verkosten habe, interessiert mich schon, was andere davon halten.

Da reicht mir aber auch eine grobe Skala mit einer nüchternen Einschätzung, wie z.B. die von 12-20 von RVF:

12 - 13.5: vin correct
14 - 15,5: bon vin
16 - 17.5: trés bon vin
18 - 19 : grand vin
19.5 - 20: vin exceptionell

Im Informationszeitalter ist es nicht mehr das Problem, die Information zu bekommen, sondern die Herausforderung, die Qualität der Information einschätzen und gewichten zu können und unwichtiges und falsches auszusortieren.

Grüße, Josef
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Bernd Schulz

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Re: Das 100 Punkte Bewertungssystem und wie es verwendet wir

BeitragMi 31. Jul 2019, 17:38

stollinger hat geschrieben:Für mich ist viel erheblicher, ob mir der Verkoster in seinen Motiven (warum macht er Verkostungen öffentlich, was ist sein Geschäftsmodell) und in seinen Vorlieben bekannt ist, als dass mir sein genaues Punkteschema aufgeschlüsselt ist.


Vor allem die Vorlieben des Verkosters spielen für mich eine große Rolle. Denn aus ihnen resultiert, ob ich seinen Bewertungen in vielen Fällen wenigstens einigermaßen folgen kann. Ich war etliche Jahre Wein-Plus-Mitglied; vor anderthalb Jahren habe ich mein Abo endlich (viel zu spät!) gekündigt. Denn Marcus Hofschusters Bewertungen waren für mich zu häufig nicht nachvollziehbar (mit den Punkten im ehemaligen GM zum Beispiel kam ich deutlich besser zurecht). Was nutzt mir eine strenge Handhabung des Punktesytems, wenn derjenige, der die Punkte vergibt, offenbar mit ganz anderen als meinen Maßstäben Wein probiert? Ich erinnere mich noch gut an einen 2003er Pfälzer Spätburgunder, den ich mir vor knapp 15 Jahren, als ich noch deutlich unsicherer war, aufgrund seiner 89 Hofschuster-Punkte zu einem ziemlich günstigen Kurs bestellt habe. Das Zeug erwies sich leider als massiv alkohöllische Trinkmarmelade, deren fast schon portige Noten an alles Mögliche erinnerten, nur nicht an Spätburgunder....

Herzliche Grüße

Bernd
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Der Wein-Schwede

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Re: Das 100 Punkte Bewertungssystem und wie es verwendet wir

BeitragMi 31. Jul 2019, 19:00

Bernd Schulz hat geschrieben:Vor allem die Vorlieben des Verkosters spielen für mich eine große Rolle. Denn aus ihnen resultiert, ob ich seinen Bewertungen in vielen Fällen wenigstens einigermaßen folgen kann. Ich war etliche Jahre Wein-Plus-Mitglied; vor anderthalb Jahren habe ich mein Abo endlich (viel zu spät!) gekündigt. Denn Marcus Hofschusters Bewertungen waren für mich zu häufig nicht nachvollziehbar (mit den Punkten im ehemaligen GM zum Beispiel kam ich deutlich besser zurecht).

Ja, das zeigt wie unterschiedlich die Präferenzen/Vorlieben sein können.
Für mich ist es 100% umgekehrt, die GM Bewertungen kann ich manchmal gar nicht nachvollziehen. Da bekommen manchmal straffe mineralische Weine hohe Punkte und manchmal werden auch breite, flache Weine hoch bewertet. Wenn dann keine Beschreibungen daneben stehen werden die Bewertungen für mich nutzlos. D.h. ich habe kein Vertrauen daran.

Bernd Schulz hat geschrieben:Ich erinnere mich noch gut an einen 2003er Pfälzer Spätburgunder, den ich mir vor knapp 15 Jahren, als ich noch deutlich unsicherer war, aufgrund seiner 89 Hofschuster-Punkte zu einem ziemlich günstigen Kurs bestellt habe. Das Zeug erwies sich leider als massiv alkohöllische Trinkmarmelade, deren fast schon portige Noten an alles Mögliche erinnerten, nur nicht an Spätburgunder....

Das überrascht mich, der Hofschuster ist ja für seine Vorlieben für straffe und mineralische Weine bekannt.
Vielleicht hat sich seine Präferenzen durch die Jahren geändert?
Bei mir stimmt es auf jedenfall, alles was ich nach seinen Bewertungen probiert habe, stimmt öfters sehr gut.
Aber, ich bin nur seit knapp einem Jahr Mitglied.

Und, kein anderer macht so präzise und umfangsreiche Beschreibungen.
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