Hallo Rolf,
danke für den Link, ich finde es interessant und gut, dass Wein-Plus so klar Stellung bezieht.
Gerade seitdem Parker selber nicht mehr bepunktet überbieten sich die internationalen Verkoster nur noch mit Höchstnoten. Als Verbraucher mit der Verkostungsinformation etwas anfangen zu können wird zunehmend schwerer. Wie auch bei Wein-Plus geschrieben, steht ziemlich die Zitation und damit die Reichweite im Anliegen der Verlage und Verkoster. So richtig klar ist mir das Geschäftsmodell nicht, aber dem Konsumenten eine brauchbare Information geben, und Abos verkaufen scheint es mir nicht mehr ausschließlich zu sein.
Im Bordeaux 2018 Faden hatten wir die Punkte-Inflation auch schon mal andiskutiert:
viewtopic.php?f=21&t=5328&p=120965#p120965Interessant finde ich die Zahl von Hofschuster, dass er nur 8 von 200.000 Weinen (0.004%) 100 Punkte gegeben hat. Jeff Leve hingegen hat nach eingenen Angaben 187 mal bei ~19.000 Verkostungen die 100 Punkte vergeben:
https://www.wineberserkers.com/forum/vi ... 4#p2721624Das sind fast 1% und mit einem Potenzgesetz irgendwie schwer zu vereinen (behaupte ich mal, ohne Prüfung).
@Ollie argumentiert ja mit einem Auswahl-Effekt, den wird es auch geben. Aber in dem Ausmaß? Dann müsste Hofschuster ja Weine trinken, die um drei Größenordnungen schlechter sind als die von Leve (oder Leve mehr als 99% der Verkosteten Weine nicht publizieren, weil sie ihm dafür zu schlecht sind).
EThC hat geschrieben:...das ist ja letztlich auch nur eine Einzelmeinung, wie man die Skala anwenden könnte, jedoch leider ohne dabei konkret zu werden, was genau hinter der Bewertung steckt. Alles, was man dazu auf deren Heimseite findet, ist:
Auge: 5 WP
Nase: 15 WP
Mund: 25 WP
Gesamteindruck und Potenzial: 5 WP
...ist irgendwie auch nicht wirklich greif- bzw. nachvollziehbar, was da im Detail dahinter steckt, somit für mich genauso unbrauchbar wie viele andere Systeme. Die Tatsache, daß da beschrieben wird, was man grundsätzlich anders macht, macht es für mich nicht per se besser -und damit meine ich nachvollziehbarer- als deren "Konkurrenz".
Teile ich so nicht. Für mich ist viel erheblicher, ob mir der Verkoster in seinen Motiven (warum macht er Verkostungen öffentlich, was ist sein Geschäfftsmodell) und in seinen Vorlieben bekannt ist, als dass mir sein genaues Punkteschema aufgeschlüsselt ist. Deshalb finde ich es im Sinne der Transparenz sehr gut, wie Wein-Plus mit dem Thema umgeht. Grandios wäre natürlich auch eine Häufigkeitsverteilung der Punkte. Vielleicht fragt das mal jemand bei Hofschuster an.
EThC hat geschrieben:Der Wein-Schwede hat geschrieben:Wenn die Wein-Führer diesen Weg wählen, werden die langsam irrelevant.
...sind sie für mich schon lange. Die ganzen Punkte -egal in welcher Skala-, die so manchen Wein begleiten, nutze ich schon seit langer Zeit nicht mehr in auch nur irgendeiner Weise für meine Kaufentscheidungen.
Kann ich für mich nicht behaupten. Unterbewusst werde ich davon schon beeinflusst, genau so wie von irgendwelchen Prozenten/Rabatten. Da ich keinen großen Weinhändler kenne, der nicht mit Punkten wirbt, gehe ich davon aus, dass es den meisten von uns so geht. Deshalb werden die Weinführer für mich (leider) nicht irrelevant, sonder teilweise irreführend. Zumindest in ihrer Funktion als Verbraucherberatung. Teure Weine kauft man als Konsument halt aus einem emotionalen Impuls heraus, nicht rational.
Auf Weinführer und Bewertungen möchte ich trotzdem nicht verzichten.
Manchmal mache ich einen Wein auf, der sich unerwartet hochwertig zeigt und kann ihm nicht gut Aufmerksamkeit schenken weil ich zu müde/keine Zeit/doch keine Lust auf Alkohol etc. habe. Da finde ich eine grobe punktemäßige Beurteilung ganz praktisch, um so etwas zu vermeiden.
Auch, wenn ich eine Meinung zu einem Wein nach dem Verkosten habe, interessiert mich schon, was andere davon halten.
Da reicht mir aber auch eine grobe Skala mit einer nüchternen Einschätzung, wie z.B. die von 12-20 von RVF:
12 - 13.5: vin correct
14 - 15,5: bon vin
16 - 17.5: trés bon vin
18 - 19 : grand vin
19.5 - 20: vin exceptionell
Im Informationszeitalter ist es nicht mehr das Problem, die Information zu bekommen, sondern die Herausforderung, die Qualität der Information einschätzen und gewichten zu können und unwichtiges und falsches auszusortieren.
Grüße, Josef