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Quantifizierbarkeit von Weinqualität

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Don Miguel

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Re: Quantifizierbarkeit von Weinqualität

BeitragMi 26. Jun 2013, 11:17

VillaGemma hat geschrieben:
Don Miguel hat geschrieben:Meine persönliche Meinung ist inzwischen auch, dass der Kopf das Ergebnis maßgeblich steuert und der Kopf wird einfach durch die Umstände unausweichlich beeinflußt und manipuliert.

Ja natürlich tut er das, aber genau daher macht Blindverkostung/Bewertung, ggf. sogar mit genannten schwarzen Gläsern, ja gerade soviel Sinn. Wenn man eben nicht weiß, was kommt.

Schon richtig, aber auch in einer Verkostung mit schwarzen Gläsern wird z. B. keine Reproduzierbarkeit von Ergebnissen erzeugt. Wenn 2 gleiche Weine angestellt werden, dann merkt das hier erst recht keiner und diese fehlende Reproduzierbarkeit von Ergebnissen war ja das Thema des verlinkten Artikels, um den es momentan geht.

Objektivität im Sinne wissenschaftlicher Genauigkeit kann es auch mit schwarzen Gläsern nicht geben, denn auch das Nichtwissen beeinflusst die subjektive Wahrnehmung, deshalb meine genannten Extremfallbeispiele, die einem dies theoretisch verdeutlichen sollen (@ charlie: das war natürlich nicht als Probenanleitung gedacht!).

Proben mit schwarzen Gläsern sind klasse und gleichzeitig furchtbar, sie lehren einem nämlichen Demut und zeigen schonungslos auf, wie unwissend man ist. Für das eigene Selbstbewußtsein ist es allerdings förderlicher, man probiert es lieber nicht :o :lol: !

Grüße
Don
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Gerald

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Re: Quantifizierbarkeit von Weinqualität

BeitragMi 26. Jun 2013, 11:26

Aber ganz allgemein wäre es ja eine sehr einfache Sache, bei größeren (Blind-) Verkostungen die Konsistenz der Bewertungen der einzelnen Verkoster mitzutesten. Es genügt, z.B. 3 Weine doppelt oder dreifach einzubringen, ohne dass die Verkoster wissen, um welche es sich handelt - also wie im verlinkten Beitrag beschrieben. Am Ende lässt sich ganz einfach ermitteln, ob die Verkoster konsistent gewertet haben oder nicht.

Dass eine so einfache, aber sicher sehr aussagekräftige Erweiterung einer Verkostung normalerweise nicht gemacht wird, kann nur einen einzigen Grund haben: das Ergebnis würde die meisten Verkoster deprimieren und die Aussagekraft der Verkostung auf den Boden der Realität bringen. :o

Oder wie würde man als Leser des Berichts einer Weinverkostung reagieren, wenn man nach dem spannenden Ranking lesen würde, dass der Sieger - bei anderer Probenreihenfolge - auch ganz am Ende stehen hätte können und umgekehrt ...

Grüße,
Gerald
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VillaGemma

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Re: Quantifizierbarkeit von Weinqualität

BeitragMi 26. Jun 2013, 11:35

klha hat geschrieben:Hallo VillaGemma

Wenn jedoch die Psyche die Bewertung und möglicherweise auch den Genuss so stark beeinflusst, dann kann man das ja auch bewusst nutzen (und nicht wie bei der Blindverkostung ungenutzt lassen). Kurz: Falls eine Person sich stark von Etikett und Prestige eines Weines beeinflussen lässt, beides Freude und Zufriedenheit mehrt, dann lohnt sich für sie doch der von der Qualität unabhängige Aufpreis für Etikett und Prestige.


Hallo Klaus,

klar kann man mit der Psyche "arbeiten"...und ich nehme auch einfach mal, dass so ziemlich jeder manipulierbar ist. Aber es ging ja darum, eine objektive Weinbewertung zu machen. Daher die Blindverkostung, um genau solche "Effekte" auszuschließen.

VG,
Robert

PS: Ich gebe mittlererweile so gut wie gar nix mehr auf anders Leuts Punkte, da es einfach sehr sehr subjektiv ist. Man muss daher immer selbst ran und probieren :)
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VillaGemma

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Re: Quantifizierbarkeit von Weinqualität

BeitragMi 26. Jun 2013, 11:42

Don Miguel hat geschrieben:Proben mit schwarzen Gläsern sind klasse und gleichzeitig furchtbar, sie lehren einem nämlichen Demut und zeigen schonungslos auf, wie unwissend man ist. Für das eigene Selbstbewußtsein ist es allerdings förderlicher, man probiert es lieber nicht :o :lol: !
Grüße
Don


Nojo...ich habe jetzt noch nicht so viel mit getestet, aber ich habe zum Thema ja auch einen Thread angefangen und konnte immerhin schon mal feststellen, dass ich und auch meine Frau, keine Probleme hatte, Weiß und Rot auseinanderzuhalten und dabei auch den wertigen Chardonnay von dem nicht so wertigen (kein Holzausbau), bzw. den franz. Roten vom Priorat zu erkennen. War kein Problem. Unterschiedliche Priotatos zB zu erkennen...ok, deutlich deutlich schwieriger, aber dann auch ohne schwarze Gläser für mich sehr schwierig. Da traue ich mir eher zu, unterschiedliche C9dP zu erkennen ;)
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Charlie

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Re: Quantifizierbarkeit von Weinqualität

BeitragMi 26. Jun 2013, 13:19

Don Miguel hat geschrieben:denn auch das Nichtwissen beeinflusst
Vor allem das Nichtwissen
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olifant

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Re: Quantifizierbarkeit von Weinqualität

BeitragMi 26. Jun 2013, 13:40

Gerald hat geschrieben:Aber ganz allgemein wäre es ja eine sehr einfache Sache, bei größeren (Blind-) Verkostungen die Konsistenz der Bewertungen der einzelnen Verkoster mitzutesten. Es genügt, z.B. 3 Weine doppelt oder dreifach einzubringen, ohne dass die Verkoster wissen, um welche es sich handelt - also wie im verlinkten Beitrag beschrieben. Am Ende lässt sich ganz einfach ermitteln, ob die Verkoster konsistent gewertet haben oder nicht.

Dass eine so einfache, aber sicher sehr aussagekräftige Erweiterung einer Verkostung normalerweise nicht gemacht wird, kann nur einen einzigen Grund haben: das Ergebnis würde die meisten Verkoster deprimieren und die Aussagekraft der Verkostung auf den Boden der Realität bringen. :o

Oder wie würde man als Leser des Berichts einer Weinverkostung reagieren, wenn man nach dem spannenden Ranking lesen würde, dass der Sieger - bei anderer Probenreihenfolge - auch ganz am Ende stehen hätte können und umgekehrt ...

Grüße,
Gerald


Hallo Gerald,

hast du dich mal durch die links meinerseits gelesen? (weinhof Kobler blog). Armin Kobler ist in der Südtiroler Weinszene sehr aktiv und richtet u.a. Profiverkostungen aus, einschl. deren Bewertungen.
Er betrachtet die Ergebnisprofile der Verkoster, Streuung der Ergebnisse, usw. - m.E. sehr interessant, aber dsicher nicht plakativ und vllt. etw. analytisch trocken.
Viele der hier angesprochenen Punkte werden in seinen 3 Artikeln gut beleuchtet.
Anscheinend hat's aber keiner hier gelesen ;)
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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Gerald

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Re: Quantifizierbarkeit von Weinqualität

BeitragMi 26. Jun 2013, 13:53

Hallo Ralf,

natürlich habe ich die Links (Beiträge von A. Kobler) gelesen. Wenn er selbst Veranstaltungen ausrichtet, kann er natürlich leicht diese Konsistenzprüfungen einbauen.

Bei den meisten Weinwettbewerben wie auch Weinguides dürfte das aber - soweit mir bekannt ist - nicht erfolgen, und genau darum ging es mir. Warum macht man das nicht, wenn der Aufwand ohnehin gering ist? Vermutlich da dem Veranstalter ohnehin bekannt ist, dass das Ergebnis deprimierend sein würde und niemand den Wettbewerb mehr ernst nehmen könnte.

Bei physikalisch-chemischen Messungen würde das bedeuten, dass ich ein Messverfahren einsetze, das ich bewusst vorher nicht auf seine Tauglichkeit (z.B. Wiederholbarkeit der Messergebnisse) geprüft habe, da ich davon ausgehe, dass mein Verfahren ungeeignet ist. :o

Bei "Murphy's laws" gibt es eine Empfehlung für das Labor: am besten nur eine einzige Messung durchführen, dann braucht man nicht über Vertrauensbereiche und Ähnliches nachdenken. ;)

Oder ein Astrologe, der zur Sicherung seines Lebensunterhaltes Horoskope erstellt (obwohl er als rational denkender Mensch davon ausgeht, dass sie nicht zutreffen werden).

Grüße,
Gerald
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Gerald

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Re: Quantifizierbarkeit von Weinqualität

BeitragMi 26. Jun 2013, 13:59

Auf seinem Blog stellt Dirk Würtz übrigens gerade die Frage, ob es korrekt ist, dass der neue Falstaff-Guide Deutschland ca. 500 Euro für das Einreichen der Weine verlangt.

http://wuertz-wein.de/wordpress/2013/06 ... kein-geld/

Wenn man davon ausgeht, dass die dort vergebenen Punkte ohnehin keinerlei Aussagekraft haben, stellt sich diese Frage eigentlich gar nicht mehr. Dann sind die 500 Euro einfach das Honorar für die Veröffentlichung, quasi eine Anzeigenwerbung. ;)

Grüße,
Gerald
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mixalhs

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Re: Quantifizierbarkeit von Weinqualität

BeitragMo 2. Okt 2017, 14:58

Kleiner Beitrag zu Messung auf unterschiedlichen Skalen:

Bild


Die Parkersche Skala, an der ich mich orientiere, ist diese:

96-100:
An extraordinary wine of profound and complex character displaying all the attributes expected of a classic wine of its variety. Wines of this caliber are worth a special effort to find, purchase, and consume.

90 - 95:
An outstanding wine of exceptional complexity and character. In short, these are terrific wines.

80 - 89:
A barely above average to very good wine displaying various degrees of finesse and flavor as well as character with no noticeable flaws.

70 - 79:
An average wine with little distinction except that it is a soundly made. In essence, a straightforward, innocuous wine.

60 - 69:
A below average wine containing noticeable deficiencies, such as excessive acidity and/or tannin, an absence of flavor, or possibly dirty aromas or flavors.

50 - 59:
A wine deemed to be unacceptable.
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