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Re: Der PGV-Wein, das Misterium des PLV-Siegers...

BeitragVerfasst: Do 27. Sep 2012, 16:08
von vanvelsen
Hoi Philipp,

ich sehe deinen Punkt absolut. Im Moment, wo man den Wein geniesst sollte die Geld-Komponente ausgeblendet werden - sonst geniesst man ja nicht wirklich. Man denkt im Moment des sportlichen Fahrens über Passstrassen (mit Ferrari oder Audi) oder beim feinen Essen (im Gourmet-Restaurant oder der gemütlichen Kneipe an der Ecke) ja auch nicht ständig ans Geld.

Wär ja schrecklich - tolle Kurve, shit, schon wieder 20 Rappen Benzin durch und 50 Rappen Reifen abgenutzt und 10 Euro Abschreiber generiert.
Wär ja schrecklich - diese Schupfnudel kostete eben 1 Euro...

Mit etwas Distanz zum Erlebnis macht man sich aber automatisch Gedanken dazu. War das Passfahrt-Erlebnis mit dem Ferrari nun wirklich besser als die mit dem Audi? Bin ich bereit und im Stande dafür mir den Ferrari zu leisten? Oder reicht der Audi für meine Zwecke? In welchem Typ Restaurant habe ich mehr Genuss fürs Geld erhalten? Gourmet oder gemütliche Kneipe? Das kann, muss und wird zuletzt jeder für sich entscheiden müssen.

Insofern glaube ich ist das PLV-Mysterium (oder etwas provokativer Misterium) gar kein Misterium ist, wenn man es zeitlich vom Genussmoment entkoppelt.

Gruss,

Adrian (mit einem weiteren Burgunder auf dem Genussradar für heute Abend)

Re: Der PGV-Wein, das Misterium des PLV-Siegers...

BeitragVerfasst: Do 27. Sep 2012, 16:19
von sociando
hi adrian,

wobei einige hier auch geschäftlich mit dem thema wein zu tun haben, und dort mag schon rein berufshabituell das kaufmännische kalkül beim genuss mitschwingen. ala marx "das sein bestimmt das bewußtsein".

best, martin

Re: Der PGV-Wein, das Misterium des PLV-Siegers...

BeitragVerfasst: Do 27. Sep 2012, 20:02
von argentum
Hei sociando

Jep, das ist ein weiterer Punkt... Wobei man da ja sogar verschwörungstheoretische Tendenzen ausmachen könnte. Vermainstreamen des Geschmackes, knappe Verfügbarkeit...

Zudem spielt es einfach eine Rolle, sich von dieser Vorstellun lösen zu können - was mir selber ja auch nciht immer gelingt, aber mir persönlich bewusst macht, dass es meinen Genuss beeinflusst (Luxus ists ja eh). Ich mag eigentlich auch im Nachhinein nicht drüber nachdenken, ob und wie und wenn... Sondern es zählt was war, unabhängig vom Rest.

Re: Der PGV-Wein, das Misterium des PLV-Siegers...

BeitragVerfasst: Fr 28. Sep 2012, 09:10
von joern_ribu
Hallo zusammen,

interessante Diskussion; ich finde es spannend, Eure verschiedenen Ansichten und Herangehensweisen an das Thema Weingenuß und Preise zu lesen.

Bei mir ist es so, dass ich beim Kauf schon sehr genau auf die Preise und Bewertungen achte - vor allem wenn ich mich in Anbaugebiete vortaste, in denen ich mich noch nicht so auskenne aber Erfahrungen sammeln will. Und da kaufe ich dann schon bspw. eher einen 92-Punkte-Wein für 18 Euro, als einen gleich hochbewerteten für 28 Euro. Bei einem limitierten Budget (das ja doch nie ausreicht... :oops: ) kann ich so einfach mehr Vielfalt in meinen Keller holen, und auch bei mir landen selten mehr als 3 Flaschen eines Weins im Keller, jedenfalls bei einer Erstbestellung. Bei Weinen und Winzern, die ich schon länger kenne, kann das durchaus anders sein :D

Von diesem eher analytischen und budgetgeleitetem Denken kann ich mich aber beim Weingenuß dann doch entkoppeln - unter anderem weil zwischen Kauf und Öffnen der Flasche ja meist soviel Zeit vergangen ist, dass mir der genaue Preis der Flasche sowieso nicht mehr gegenwärtig ist (und in meiner Kellerverwaltung trage ich den Wein erst nach Genuß aus). Interessant wird der Preis erst wieder, wenn sich die Frage stellt, ob man von dem Wein oder Winzer noch deutlich mehr oder öfter kaufen sollte.

Re: Der PGV-Wein, das Misterium des PLV-Siegers...

BeitragVerfasst: Fr 28. Sep 2012, 11:52
von sociando
hallo jörn,

ja finde ich auch. beim lesen deines posting kam mir die frage, was eigentlich das stärkere gefühl beim trinken bei euch sein würde (falls man mal doch gleichzeitig an den preis denkt), und damit eventuell auch beim kaufverhalten für euch entscheidender ist :

1) wenn man sich freut, ein schnäppchen gemacht zu haben "ach der ist so lecker, und dabei war der soooo preiswert!"

2) man sich ärgert, viel geld für enttäuschenden genuß ausgegeben zu haben "das soll so eine granate sein, und kostet auch dementsprechend, und dann schmeckt der so lau...".

also triumph vs. frust - beides dinge, die ja wohl beim thema weingenuß und PLV des öfteren eine rolle spielen. ich glaube, bei mir wäre eher variante 1) wichtiger - auch fürs kaufverhalten (typisch deutsch!). bei variante 2) kann man sich immer noch einreden, eine schlecht flasche oder den falschen zeitpunkt erwischt zu haben - also external attribuieren.

cheers, martin

Re: Der PGV-Wein, das Misterium des PLV-Siegers...

BeitragVerfasst: Fr 28. Sep 2012, 15:52
von Birte
Ich kann mich nie darüber ärgern, zu viel Geld für einen mittelmäßigen oder schlechten Wein ausgegeben zu haben. Das Vergnügen, mich schriftlich oder mündlich darüber aufzuregen, ist so groß, dass sich die Investition auf jeden Fall gelohnt hat.

Re: Der PGV-Wein, das Misterium des PLV-Siegers...

BeitragVerfasst: Fr 28. Sep 2012, 15:59
von Gerald
Ich kann mich nie darüber ärgern, zu viel Geld für einen mittelmäßigen oder schlechten Wein ausgegeben zu haben. Das Vergnügen, mich schriftlich oder mündlich darüber aufzuregen, ist so groß, dass sich die Investition auf jeden Fall gelohnt hat.


Das klingt einleuchtend. So gesehen wäre unser bescheidenes Forum sogar eine gemeinnützige psychosoziale Einrichtung ;)

Grüße,
Gerald

Re: Der PGV-Wein, das Misterium des PLV-Siegers...

BeitragVerfasst: Fr 28. Sep 2012, 19:20
von sociando
Gerald hat geschrieben:So gesehen wäre unser bescheidenes Forum sogar eine gemeinnützige psychosoziale Einrichtung ;)


...dachte immer das wäre längst klar Bild

Re: Der PGV-Wein, das Misterium des PLV-Siegers...

BeitragVerfasst: Fr 28. Sep 2012, 19:38
von Gerald
...dachte immer das wäre längst klar


mir nicht, denn sonst hätte ich längst eine öffentliche Förderung beantragt. :D

Grüße,
Gerald

Re: Der PGV-Wein, das Misterium des PLV-Siegers...

BeitragVerfasst: Fr 28. Sep 2012, 22:00
von argentum
Ich find Birtes Ansatz geht in die richtige Richtung ehrlich gesagt...

Denn alles andere hindert am Genuss und das ist doch wirklich schade, wenn man sich mit ner Pulle an den Tisch, auf den Balkon oder sonst wohin setzt... AMEN