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Produktionskosten bei Weiss- und Rotwein

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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_AL_

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Re: Produktionskosten bei Weiss- und Rotwein

BeitragMo 4. Jul 2011, 10:54

Gerald hat geschrieben:
zumindest nach gängigen Methoden der Kostenrechnung können sie nicht günstiger anbieten, da mit den "kalkulatorischen Zinsen" ja die fiktiven Zinsen einberechnet werden, egal ob sie jetzt tatsächlich anfallen (Fremdkapital) oder nicht (Eigenkapital), um zu einheitlichen Kosten unabhängig von den Eigentümerstrukturen zu kommen. http://de.wikipedia.org/wiki/Kalkulatorische_Zinsen


Ups, wenn ich das so lese, weiss ich, warum ich Geisteswissenschaften studiert habe - in Mathe-Klausuren habe ich gerade noch die Kurve durch "folgerichtig" bekommen...

Aber mal ohne komplexe Berechnungen: Kann eine einzelne Flasche in der Gesamtkalkulation denn wirklich mehr als 50 Dollar kosten? Zumindest Rorbert Parker sieht dort seine persönliche Einkaufgrenze, denkt also, dass kein Wein kalkulatorisch mehr "wert" sein kann/sollte. Wobei ich mich auch frage, wann sich RP seine letzte Flasche selbst gekauft hat.

Beste Grüße
Alexander
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Gerald

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Re: Produktionskosten bei Weiss- und Rotwein

BeitragMo 4. Jul 2011, 10:57

Hallo Harti,

ich glaube eigentlich nicht, dass der zusätzliche Aufwand - wie von dir erwähnt - so groß ist, um die teilweise eklatanten Preisunterschiede zu rechtfertigen.

Noch ein Rechenbeispiel zu den kalkulatorischen Zinsen:

Wie im Falstaff berichtet, wurde das Château Les Carmes Haut Brion für 18 Millionen Euro verkauft (4,7 ha).

Wenn wir jetzt - ganz vereinfacht - diesen Preis mit 5% p.a. umrechnen und auf die Flaschenzahl (grob mit 40 hl/ha) beziehen, kommt man - wenn ich mich nicht verrechnet habe - auf ca. 36 Euro pro Flasche - alleine für die kalkulatorischen Zinsen ...

Grüße,
Gerald
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harti

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Re: Produktionskosten bei Weiss- und Rotwein

BeitragMo 4. Jul 2011, 11:03

Gerald hat geschrieben:Hallo Harti,

ich glaube eigentlich nicht, dass der zusätzliche Aufwand - wie von dir erwähnt - so groß ist, um die teilweise eklatanten Preisunterschiede zu rechtfertigen.

Noch ein Rechenbeispiel zu den kalkulatorischen Zinsen:

Wie im Falstaff berichtet, wurde das Château Les Carmes Haut Brion für 18 Millionen Euro verkauft (4,7 ha).

Wenn wir jetzt - ganz vereinfacht - diesen Preis mit 5% p.a. umrechnen und auf die Flaschenzahl (grob mit 40 hl/ha) beziehen, kommt man - wenn ich mich nicht verrechnet habe - auf ca. 36 Euro pro Flasche - alleine für die kalkulatorischen Zinsen ...

Grüße,
Gerald

Hallo Gerald,

es geht in der Frage m.E. um einen generellen Vergleich - also ceteris paribus - und nicht um eine Erklärung der hohen Bdx-Preise (siehe auch die Thread-Einordnung). Aber vielleicht kann Daniel etwas dazu sagen.

Grüße

Hartmut
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Gerald

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Re: Produktionskosten bei Weiss- und Rotwein

BeitragMo 4. Jul 2011, 11:08

Hallo Harti,

du hast schon Recht, es geht aus der Eingangsfrage nicht ganz klar hervor, worauf sie sich eigentlich bezieht. Ich hätte sie einfach auf den Endpreis bezogen, der sich ja aus vielen verschiedenen Faktoren zusammensetzt, von denen ein Teil "abstrahierbar" ist (also bei anderen Weingütern der Region ähnlich hoch, insb. Personalkosten, Maschinen etc.), ein anderer Teil aber eben nicht, da er genau mit dem Boden, der Marke etc. verbunden ist. Wenn man nur den ersten Teil betrachtet, könnte ich jedenfalls die unterschiedlichen Preise zwischen Rot- und Weißwein nicht erklären (aber auch nicht die Preise für Bdx, Burgund & Co ganz allgemein) ...

Grüße,
Gerald
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DerFranki

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Re: Produktionskosten bei Weiss- und Rotwein

BeitragMo 4. Jul 2011, 11:13

_AL_ hat geschrieben:Kann eine einzelne Flasche in der Gesamtkalkulation denn wirklich mehr als 50 Dollar kosten? Zumindest Rorbert Parker sieht dort seine persönliche Einkaufgrenze, denkt also, dass kein Wein kalkulatorisch mehr "wert" sein kann/sollte.


Wir haben aber leider keinen Spaß am „kalkulatorischen Wert“ eines Weines, sondern am Geschmack oder auch am Gefühl, das wir mit einem Wein verbinden.
Und da gehen, zumindest mir, die Pferde manchmal durch. ;)

Wie bei allen Dingen, wird auch beim Wein die Luft oben dünn.
Die Steigerung von 84 auf 85 Punkte sollte es noch für 1,-€ geben, die von 99 auf 100 wohl nicht mehr. ;)
(sage ich, wo ich doch im Moment mit dem Gedanken schwanger gehe ein Leica-Objektiv zu kaufen).
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Weinzelmännchen

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Re: Produktionskosten bei Weiss- und Rotwein

BeitragMo 4. Jul 2011, 17:46

Liebe Forianer!

Danke für die anregenden Diskussionsbeiträge. Das ich erst jetzt von einem Auswärtstermin komme und ich mich heute beruflich mit Bier (nur abstrakt, nicht praktisch) beschäftigen musste, nachfolgend die gewünschten Klarstellungen:

1. Meine Ausgangshypothese lautet, dass die Gestehungskosten für Rotwein höher liegen als für Weisswein. Hartmut hat diese Hypothese bekräftigt.

2. Mir geht es um generelle Aussagen über Gestehungskosten, wobei ich spezielle Süßweine (TBA etc) ausnehmen will. Daher spielen kalkulatorische Zinsen oder Gestehungskosten von Grund und Boden keine Rolle, wohl aber Anschaffungs- und Wartungskosten des Equipments, ebenfalls allfällig unterschiedliche Personalkosten.

3. Nur wenn Rotwein auf "teureren" Böden als Weisswein gedeihen sollte, was nicht in meine Hypothese fällt, wäre Grund und Boden in Ansatz zu bringen.

4. Speziellen Fassausbau habe ich explizit aus der Kalkulationsgrundlage herausgenommen, weil es hier schon um die "Weinveredelung" geht. Ich will bloß wissen, welche Kostenunterschiede bestehen, um aus Trauben fertigen Wein zu machen, wobei ich von der auch hier schon angewandten Prämisse des ceteris paribus ausgehe (zB vergleichbare übliche Hektarerträge der jeweiligen Rebsorte etc; wenn zB weisse Rebsorten im Durchschnitt 60 im Ertrag bringen, rote hingegen im Durchschnitt bloß 40 wäre dieser generelle Unterschied zu berücksichtigen).

Alle Klarheiten beseitigt :roll: ?
MvG
(Mit vinophilen Grüssen)

Daniel
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