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Hefenoten im Wein und ihre Änderung mit der Reife

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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OsCor

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Hefenoten im Wein und ihre Änderung mit der Reife

BeitragMo 22. Apr 2024, 20:00

Hallo zusammen!

Es kommt immer wieder mal vor, dass ich an einen (deutschen) Chasselas oder einen Chasslie gerate. Grundsätzlich gefällt mir die meist vorhandene Fülle - was mir weniger gefällt, ist die für mich teilweise zu ausgeprägte Hefenote.
Wird diese im Reifeverlauf eigentlich reduziert?

Gruß
Oswald
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Bernd Schulz

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Re: Hefenoten im Wein und ihre Änderung mit der Reife

BeitragDi 23. Apr 2024, 00:13

Oswald, schön, mal wieder etwas von dir zu lesen! Ich kann auf deine Frage leider nur mit einer sehr laienhaften Antwort dienen: Die Hefenoten, die in etlichen sehr jungen Weinen zu finden sind, reduzieren sich nach meinen Erfahrungen mit einiger Reife deutlich. Warum das so ist, weiß ich aber nicht :oops: - da müssen unsere Naturwissenschaftler wieder mal ran....

Mich erstaunt ein wenig, dass du bei deutschem Gutedel häufig "Fülle" findest. Die Exemplare, die ich bislang getrunken habe, waren in der Regel eher körperarm und aromatisch zurückhaltend (was nicht unbedingt negativ zu Buche schlagen muss). Vielleicht liegt der von dir wahrgenommenen Fülle eine niedrige Säure zugrunde?

Herzliche Grüße

Bernd
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OsCor

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Re: Hefenoten im Wein und ihre Änderung mit der Reife

BeitragDi 23. Apr 2024, 08:06

Bernd Schulz hat geschrieben:Mich erstaunt ein wenig, dass du bei deutschem Gutedel häufig "Fülle" findest.

Hallo Bernd,

ich habe extra geschrieben Chasselas/Chasslie. Das sind bei uns in der Regel Gutedel, die länger auf der Hefe liegen. Die „normalen” Gutedel würde ich nur selten als füllig beschreiben.
Gerade jetzt handelt es sich um den ein paar Seiten vorher von Georg R. beschriebenen Greiner Gutedel Chasselas 2022 Landwein mit 0,6 Rz, 5,8 S, 11% alc.

Vielleicht kann man sich an den Hefeton gewöhnen, aber das wäre nicht mein Ziel. Wenn du die Erfahrung gemacht hast, dass diese Note abnehmen kann, wäre das schön. Im Moment traue ich mich nicht, eine weitere Flasche zu öffnen.

Danke für den Hoffnungsschimmer :-)
Oswald
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EThC

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Re: Hefenoten im Wein und ihre Änderung mit der Reife

BeitragDi 23. Apr 2024, 10:13

OsCor hat geschrieben:Wird diese im Reifeverlauf eigentlich reduziert?
...ich würde mal sagen, daß sich im zeitlichen Verlauf der geschmackliche Eindruck hinsichtlich der Hefe verfeinert, daß er ganz weg geht, könnte höchstens im Einzelfall mal passiert sein...
Viele Grüße
Erich

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Udo2009

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Re: Hefenoten im Wein und ihre Änderung mit der Reife

BeitragDi 23. Apr 2024, 12:19

OsCor hat geschrieben:... ich an einen (deutschen) Chasselas oder einen Chasslie gerate. ...was mir weniger gefällt, ist die für mich teilweise zu ausgeprägte Hefenote...

Hm... da bei Chasseas/Chasslie ja ausdrücklich damit "geworben" wird, bzw. dass zu den Eigenschaften des Weines gehört, dass er lange auf der Hefe liegt... was erwartest Du?
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EThC

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Re: Hefenoten im Wein und ihre Änderung mit der Reife

BeitragDi 23. Apr 2024, 12:32

Udo2009 hat geschrieben:Hm... da bei Chasseas/Chasslie ja ausdrücklich damit "geworben" wird, bzw. dass zu den Eigenschaften des Weines gehört, dass er lange auf der Hefe liegt... was erwartest Du?
...ein Wein, der lange auf der Hefe liegt, hat nach der Abfüllung nicht zwangsläufig hefige Aromen im Gepäck. Kann schon, muß aber nicht...
Viele Grüße
Erich

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OsCor

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Re: Hefenoten im Wein und ihre Änderung mit der Reife

BeitragDi 23. Apr 2024, 13:37

Udo2009 hat geschrieben:auf der Hefe liegt... was erwartest Du?

Es ist nicht so, dass ich zum ersten Mal einen Wein getrunken habe, der länger auf der Hefe lag. Es ist nur so, dass mir zum ersten Mal die Hefenote zu markant war.
Ich lass den jetzt einfach mal liegen.

Gruß
Oswald
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olifant

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Re: Hefenoten im Wein und ihre Änderung mit der Reife

BeitragDi 23. Apr 2024, 13:49

Hallo OsCor,

schon unter "Hefeautolyse" gegoogelt?

Bei Wiki, wein+ und Raumland gibt es entsprechende Einträge, die im Wesentlichen das bereits Gesagte spiegeln.
Einschränkend wird i.W. auf Sekt, weniger auf Wein, Bezug genommen.

In meinen Erfahrungen mit (Weiß-) Weinen die in ihrer Jugend viel hefige Noten mitbrachten, v.a. "Naturweine", stellte ich bisher stets einen Rückgang, bzw. "Wandlung" der extrem hefigen Eindrücke fest.
So ganz verschwindet diese nicht unbedingt, aber es bleiben eher Gebäck-, denn Hefenoten, z,B. "klassisch" Brioche, so mein Eindruck.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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OsCor

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Re: Hefenoten im Wein und ihre Änderung mit der Reife

BeitragDi 23. Apr 2024, 19:20

Hallo Ralf,

ich verstehe zwar, was Hefeautolyse heißt, hatte aber noch nie davon gehört. Hefe- und Briochenoten habe ich hier im Forum tatsächlich auch immer nur im Zusammenhang mit Schaumweinen wahrgenommen.
Leider wird nirgends in den verlinkten Artikeln (Danke dafür!) eine Angabe zum zeitlichen Verlauf gemacht. Ich werde beim Winzer mal anfragen, ob er dazu was sagen kann.

Gruß
Oswald
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Lars Dragl

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Re: Hefenoten im Wein und ihre Änderung mit der Reife

BeitragDi 23. Apr 2024, 20:30

Hallo Oswald!

Nach meiner Erfahrung binden sich die hefigen Noten im Laufe der Zeit schon ein bzw. sie verändern sich einfach und schmecken eben nicht mehr unmittelbar nach Hefe. Gutedel ist jetzt auch nicht unbedingt dafür bekannt, dass er super lange reifen kann; aber natürlich gibt es solchen auch. Da wirst du also schon einen Wein einlagern müssen, der das auch verträgt.
Andererseits könnte die von dir beschriebene "Fülle" auch vom Aufrühren der Hefe kommen, wie das mache beim Chardonnay machen. Das ginge dann grob gesprochen aber etwas zu Kosten der Frische, Struktur und wie ich meine auch der Lagerfähigkeit (auch hier wird es wieder Ausnahmen geben). Das Aufrühren fördert nämlich den BSA und Gutedel hat ohnehin eher nicht so viel Säure. Wenn entsprechend etwas früh gelesen wurde, dann ginge das möglicherweise schon wieder eher. Da spekuliere ich jetzt aber.
Ich persönlich kaufe diese Art Gutedel eigentlich nicht. Eine Wette würde ich trotzdem nicht eingehen, so ich nicht wirklich von der Reifefähigkeit des Weins überzeugt wäre. Da tue ich mich aber bei so füllig-weichen Schmuseweinen jedoch ziemlich schwer. Wenn sich nur die Hefenote besser einbinden soll, sonst aber schon alles passt, dann passt möglicherweise nichts mehr, wenn die Hefenote sich wie gewünscht entwickelt hat.

Herzliche Grüße

Lars
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