Hier ist aufgelistet, wie sich die Kosten anteilsmäßig auf den Einkaufspreis verteilen.
https://shop.weinamlimit.de/magazin/war ... er-kostet/Beim 2,99€ kostet der Ausbau im Keller also 24 cent, beim Aldi-Wein für 5€ dann vielleicht 40 cent. Der Ausbau im Keller beträgt beim 29,99€ Wein 1,26€, immerhin mehr als das Dreifache – was das für einen Unterschied in der Qualität macht, kann man bestimmt konkretisieren. Gleiches, was die Arbeit im Weinberg betrifft. Tatsächlich sind beides zusammen beim 29,99€ Wein aber tatsächlich nur 5,37€, also gerade mal ein Sechstel.
Du könntest aber auch entgegen, dass Wein eben zum einen ein Nutzgut, zum anderen aber auch ein ästhetisches Gut ist. Nutzgüter haben ihre Funktion sozusagen als Mittel zum Zweck und sind standardisierbar und austauschbar: dem entspricht der Wein in Reinform, wenn er einfach deshalb getrunken wird, um etwa den Alkoholpegel und die Geselligkeit zu erhöhen und entsprechend auch durch jeden anderen Wein oder sogar Bier oder Cocktails ersetzt werden könnte. Als ästhetisches Gutes in Reinform hat der Wein einen eigenen ästhetischen Wert, kann wie ein Kunstwert nicht einfach durch ein x-beliebiges anderes substituiert werden (selbst wenn dieses qualitativ gleichwertig wäre). Sein Wert (und damit der Preis) bemisst sich deshalb nicht an den ökonomischen Kosten, sondern an Kriterien von Schönheit, Eigenkomplexität, Originalität, Rarität etc.
Wenn jemand sagt, durch Massenproduktion erzeugter Aldiwein sei ebenso gut wie zehnmal so teurer Spitzenwein, könnte man mit gleichem Recht auch sagen, das in China massenhaft gefertigte Leinwandbild sei nicht schlechter als "Die große Badenden" von Cézanne; oder das Konzert des durchschnittlichen Pianisten nicht schlechter als das von Martha Argerich – schließlich hat der heutige chinesische Ölgemäldebetrieb eben die ökonomischen Kosten optimiert und der durchschnittliche Pianist ja vielleicht ebenso viel Aufwand, vor allem finanziellen, investiert wie Martha Argerich (und entsprechend müsste das Konzert von Frau Argerich genauso viel kosten, natürlich ist es aber teurer, da die Besucher bereit sind, mehr dafür zu bezahlen als für einen Noname-Pianisten und nicht, weil das Stück des Noname-Pianisten industriell eingeübt ist). Der Wert des Weins bemisst sich idealiter also nicht an seinen ökonomischen Kosten, sondern an seiner ästhetischen Größe, die von der Kunstfertigkeit des Winzerbetriebs abhängt. (De facto spielen natürlich andere Mechanismen wie Marketing und gesellschaftliches Prestige ebenso eine Rolle.)