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Absurd teuer und trotzdem ihr Geld wert

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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EThC

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Re: Absurd teuer und trotzdem ihr Geld wert

BeitragSo 9. Jan 2022, 22:42

glauer hat geschrieben:Bezüglich "günstigerer" Weine bin ich nicht der Ansicht die seien vor allem zur Erdung notwendig.
...vor allem nicht, aber auch! Außerdem ist der Begriff "Erdung" bei mir weder negativ noch abwertend besetzt.
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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thvins

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Re: Absurd teuer und trotzdem ihr Geld wert

BeitragDo 3. Feb 2022, 10:11

Ich finde, diese Frage kann man immer nur im ganz konkreten Einzelfall beantworten, wenn man den Wein gerade getrunken hat - am Besten vielleicht sogar erst mal blind...

Ich mache es mal an den besten Grenache-Weinen aus La Figuera klar - der L´ Espectacle mit einem Preis von fast 100 € die Flasche (inzwischen deutlich drüber) ist die preisliche Benchmark am Ort seit seinem Beginn in 2004. Und als wir diesen Wein das erste Mal vorgestellt bekommen haben, waren wir so verzückt, dass wir gesagt haben, fast 100 €, aber klar, warum nicht - wert ist er es allemale.

Dann fanden wir am gleichen Ort den Pater, ebenso 100% Grenache und für eine Flasche Espectacle bekam man 3 bis 4 Flaschen Pater, der uns fast genau so gut gefiel. In dem Moment erkannten wir aber nicht den Espectacle als überteuert, sondern den Pater als Schnäppchen, obwohl er preislich für viele auch schon das Ende der Fahnenstange her macht.

Inzwischen gab es etliche Gelegenheiten, wo blind neben einem Pater auch ein Espectacle auf dem Tisch stand. Und meist sahen wir beide fast gleichauf, nicht immer der Espectacle vor Jaume´s Weinen. Dennoch würden wir nie auf die Idee gekommen sein, den Espectacle als zu teuer zu sehen.

7 Jahre später begann Jaume neben dem Pater einen 2. reinsortigen Grenache zu machen, den Cerverola, von dem es jeweils nur unter 300 bis fast 600 Flaschen gab und der preislich etwa das anderthalbfache des Pater kostet.

Vor einigen Jahren machten wir - mit dem Winzer am Tisch - eine Blindprobe von 24 100% Grenache, 20 Weine dabei von Jaume, darunter fast alles damalige vom Cerverola und eine repräsentative Pater - Vertikale. Eine der Fragen war auch: Würde der deutlich teurere Cerverola sich qualitativ abheben vom Pater? Kurz beantwortet - es war nicht so. Es ist eine Frage der Stilistik, aber dann vor allem eine Frage der Seltenheit, die hier den höheren Preis rechtfertigte. Auch der Winzer war sich hier mit uns einig, auch er erkannte nicht alles richtig und auch er bevorzugte punktemäßig oft knapp den Pater.

Dennoch - im Vergleich mit der vor Ort Preisbenchmark Espectacle sind alle Cerverolas und Paters eben Schnäppchen und nicht Normalität im Gefüge...

Ähnliche Beobachtungen werden sicher auch die Bordeaux-Fraktion oder die Burgund-Fraktion machen.

Unabhängig von diesem Thread umtreibt mich aber eine andere Frage - einfach weil sie sich mir aufgrund meines Alters und der allgemeinpolitischen Lage (Angst vor Krieg so akut wie seit Jahrzehnten vielleicht nicht mehr) stellt...

Wie würdet ihr mit Eurem Kellerbestand umgehen, wenn ihr erfahren würdet, ihr habt nur noch x Tage / Wochen Zeit? Was trinkt ihr dann zuerst weg?

Auch ich gehöre zu denen, die seit Jahren sich den Keller bestückt haben und wenn es sich ergab, auch mal mit der einen oder anderen teureren Flasche (absurd teuer würde ich aber nicht sagen wollen). Los ging es einst mit der Bemerkung in meinem ersten Guide Hachette, dass es sich jeder ernsthafte Weinliebhaber schuldig wäre, einmal im Leben einen Lafite getrunken zu haben (getrunken, nicht verkostet)... Gut, damals waren selbst solche Weine noch halbwegs bezahlbar für einen Nicht-Besser-Verdienenden Freak...

Oft schleiche ich um die eine oder andere teure Flasche ewig rum und sage mir: Heute nicht... Müßte ich aber mit der Endlichkeit des eigenen Lebens planen, dann würde ich vermutlich meine Strategie ändern und nicht mehr mit mir geizen, sondern sagen, ich fange von oben an, weg zu trinken: zunächst die Jahre- und jahrzehntelang gelagerten Ikonenweine und die eigenen Höchst-Bewerteten... Langweilig würde es mir da sicher auch nicht bei werden, eher beflügelnd für den Rest des verbleibenden Lebens...
Beste Grüße

Torsten

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mixalhs

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Absurd teuer und trotzdem ihr Geld wert

BeitragDo 3. Feb 2022, 22:22

"Absurd teuer" ist für mich ein Wein, der sehr teuer und sein Geld nicht wert ist. Das Absurde ist ja gerade, dass die Qualität der Ware dem Preis nicht entspricht. Ein Wein, der 5000 Euro kostet und sein Geld wert ist, ist sehr teuer, aber nicht absurd teuer.

Mein Fazit: Alle absurd teuren Weine sind ihr Geld nicht wert. Ohne Ausnahme.


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Michael24

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Re: Absurd teuer und trotzdem ihr Geld wert

BeitragFr 4. Feb 2022, 05:25

Die ursprüngliche Frage finde ich ja sehr berechtigt. Bei mir sind es die Burgunder von Pacalet oder Maison Harbour die Preise zwischen 100 und 200 Euro für mich rechtfertigen. So ein Wein zum richtigen Zeitpunkt bleibt unvergessen.

Lg,
Michael
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Sauternes

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Re: Absurd teuer und trotzdem ihr Geld wert

BeitragFr 4. Feb 2022, 09:22

Mein teuerster Wein bisher war von 4G Wine Estate, der G 2015, mit ca. 400€ schon echt teuer, aber für mich jetzt nicht absurd teuer, weil ein fantastisches Weinerlebnis. Normal ist das überhaupt nicht meine Liga, aber mal etwas außergewöhnliches sich gönnen, darf schon sein.
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ledexter

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Re: Absurd teuer und trotzdem ihr Geld wert

BeitragSo 12. Feb 2023, 09:44

Ich habe mir zu sensorischen Übungszwecken :mrgreen: nun auch über die Jahre einige große Weine besorgt wie 1985 Palmer, 1983 Picon Comtesse, 2000 Troplong Mondot, 2001 Leoville Las Cases, 2001 Pichon Baron, 2001 Figeac, 1983 Vieux Chateau Certan, sowie verschiedenste Montrose, Haut Bailly, Canon, Calon Segur Jahrgänge.

Eine Lehre meiner Verkostungen ist, bizarre Preise führen nicht zwangsläufig zu übernatürlicher Qualität. Weil manchmal werden in der Fachpresse, als auch der eigenen Vorstellung, die gloreichen Kultweine einer Region, in mythische Sphären gehoben. Meine schönsten Weinerlebnisse spielten sich aber dann doch fast immer unter 100 Eur ab. Ein 2000er La Dame de Montrose kann einen 1998 Montrose schlagen. Deswegen habe ich bis jetzt auch noch Abstand von den 1st Growth gehalten, weil sich für mich hier im Vergleich zu anderen Bordeaux, die ja (fast) ebenbürtige Mitstreiter sind, noch nicht das „value for the money“ Gefühl einstellen will. Was nicht heißt, dass ich nicht irgendwann bei der richtigen Gelegenheit, schwach werde. :lol: Und jeden Tag erweitert sich das eigene Wissen, zu einem kompletteren Kompass, im niemals endenden Weinwunderland.

Am Anfang hatte ich auch eine Öffnungshemmung. Aber spätestens, seit ich den Film Sideways mal wieder gesehen habe, ist diese gefallen. *Spoiler* Die Essenz des Filmes ist, lebe im hier und jetzt, warte nicht auf einen Zeitpunkt der vielleicht nie kommen wird, öffne den 1961 Cheval Blanc noch heute wenn dir danach ist :twisted:
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Rieslingfan

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Re: Absurd teuer und trotzdem ihr Geld wert

BeitragSo 12. Feb 2023, 15:40

Hierbei handelt es sich um ein schwieriges Thema, da mitunter diverse Faktoren ausschlaggebend sein können.

Meine Weine bewegen sich überwiegend im Preissegment von Gutsweinen, d. h. zwischen 12-20€. Dazu kommen in geringerer Anzahl Weine zwischen 20-35€ ins Spiel, sowie einzelne Weine bis zu 70€.

Die absolute Schmerzgrenze sehe ich persönlich bei 100€, wobei ich zu diesem Preis max. eine Flasche kaufen würde.

Schließlich kommt es auch auf das Preis-Leistungs-Verhältnis an und hier steht die in der Regel dezente Qualitätssteigerung sehr teurer Lagenweine gegenüber guten Basisweinen, eher selten im Verhältnis zu dem extremen Preisunterschied.

Grundsätzlich bedeutet "Absurd teuer" für mich auch, wenn ich den Preis eines Weins nicht einigermaßen plausibel nachvollziehen kann.

Beispiel: Ein mir von früher bekanntes Weingut hat den Preis eines Weines der sich Jahrelang unter Berücksichtigung der üblichen Preisanpassung zuletzt bei 26€ bewegt hatte, ab dem Folgejahrgang auf 48€ angehoben. Wobei dieser Wein sehr gut ist, aber eine Steigerung hinsichtlich der Qualität hat diese enorme Preisanhebung nicht gebracht.
Gruß Markus
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EThC

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Re: Absurd teuer und trotzdem ihr Geld wert

BeitragSo 12. Feb 2023, 17:22

Rieslingfan hat geschrieben:Ein mir von früher bekanntes Weingut hat den Preis eines Weines der sich Jahrelang unter Berücksichtigung der üblichen Preisanpassung zuletzt bei 26€ bewegt hatte, ab dem Folgejahrgang auf 48€ angehoben. Wobei dieser Wein sehr gut ist, aber eine Steigerung hinsichtlich der Qualität hat diese enorme Preisanhebung nicht gebracht.
...wie schon an anderer Stelle erwähnt: Abkehr von einer Preiskalkulation weitgehend basierend auf Gestehungskosten und Hinwendung zu einer Preisgestaltung, welche mehr oder ganz auf einer Markteinschätzung basiert. Marktwirtschaft halt...
Viele Grüße
Erich

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weingollum33

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Re: Absurd teuer und trotzdem ihr Geld wert

BeitragSo 12. Feb 2023, 18:39

Dies ist ein komplexes Thema, das viele Facetten hat! Entsprechend bekommt dieser Thread aktuell auch wieder erfreulicherweise etwas mehr Aufmerksamkeit.

Ein sehr guter Freund von mir - kein Wein-Nerd - wurde vor Kurzem 60 Jahre und häufig habe ich ihm mit oder ohne Anlass die ein oder andere Flasche trinkreifen Wein aus meinem Keller überlassen. Häufig haben sie ihm einfach Spaß gemacht. Zum runden Geburtstag wollte ich mich nicht lumpen lassen und habe ihm einen Nuits Saints Georges Aux Chaignots 2006 von Mugneret-Gibourg überreicht. Ein Wein für den ich vor geraumer Zeit im Abverkauf ca. 40 € bezahlt habe. Wie die aktuelle Entwicklung in Burgund leider nun mal ist, handelt es sich hierbei um eines der Weingüter mit besonders gesteigerter Nachfrage, so dass die aktuellen Preise für ältere und jüngere Jahrgänge mE nicht mehr im Verhältnis zum Inhalt stehen. Winesearcher spuckte vor ca. einem Jahr einen Preis von ca. 250 € pro Flasche aus - heute bereits nahezu 400 €! Ich habe meine übrigen Flaschen des Weines bereits getrunken und finde ihn gut - aber auch nicht mehr - zur damaligen Zeit ein angemessener Preis. Dummerweise kam mein Freund auf die Idee, den Wein zu googlen und sah die aktuell aufgerufenen Preise. Für ihn ist das absurd und dekadent einen solch teuren Wein zu trinken. Diese Flasche konnte er nicht mehr unbeschwert genießen. Ich wohne in einer Weingegend und wer hier deutlich mehr als 10 € für eine Flasche "Woi" ausgibt, der wird schnell komisch beäugt.

Ein anderes gutes Beispiel sind die Weine von Jean-Marie Fourrier. Auch diese Weine genießen einen gewissen Kultstatus und die Preise sind entsprechend in astronomische Höhen geschnellt. Während mir seine Weine ausgesprochen gut gefallen, bin ich froh in der Vergangenheit von Village-Weinen bis zu dem ein oder anderen Premier Cru genügend Tropfen im Glas gehabt zu haben, so dass ich mich nun von der ein oder anderen Flasche auch trennen kann. Auch hier sind die Preise so hoch, dass ich mir dafür andere spannende neue Tropfen in deutliche höherer Flaschenanzahl leisten kann. Und ja ich möchte vieles mal getrunken haben, aber eben nicht alles zu jedem Preis.

Ich kann sehr gut die Neugierde und das Streben nach dem ganz besonderen Trinkerlebnis verstehen. Selber habe ich diesem Drang häufig genug nachgegeben und tue dies auch heute noch - allerdings mit sehr unterschiedlichen Erfolgserlebnissen. Es gibt viele Faktoren, die über das endgültige subjektive Urteil im Glas entscheiden: der Anlass zum Öffnen, die eigene Stimmung und die eigenen Erwartungen, Reifestadium / Trinkzeitpunkt der Flasche und und und ... Ein "singender" guter Wein kann dem großen Wein die Show stehlen, wenn dieser nicht zum guten Zeitpunkt aufgemacht wird, so einfach ist das mE. Häufig haben sehr hochwertige Weine in Top-Jahrgängen nach der Primärfruchtphase eine lange Adoleszenzphase, aus der sie nur mit ein wenig Glück hervorzulocken sind. Selbst wenn sie aber auch einfach nur im Trinkfenster sind und noch nicht wirklich auf dem Höhepunkt - hat das Trinken häufig mehr mit einer akademischen Beurteilung zu tun, als mit Genuss. Das Potential halt erkennen - aber macht das Freude oder führt es eher zur Enttäuschung? Ich bin schon auch häufig enttäuscht, da ich mir natürlich etwas anderes erhofft habe.

Vor diesem Hintergrund sind meine Erfahrungen mit höherwertigen Weine > 100 € bzw. >> 100 € einfach durchwachsen. Wie im ersten Absatz bereits erwähnt, spielt natürlich auch die Preisentwicklung bei sehr gefragten Weinen ein Rolle, sich hieraus ergebende Preise rechtfertigen nicht unbedingt den Inhalt. Ganz zu schweigen von ggf. eigenen großen Erwartungen an ganz besondere Flaschen ...

Ich habe aber natürlich auch positive Erinnerungen an besondere und teure Flaschen. Ich habe beispielsweise aus dem Geburtsjahrgang meiner Frau einen gereiften Portwein Colheita der Quinta de Noval aus Portugal mitgebracht und diesen an ihrem Geburtstag gemeinsam im Freundeskreis getrunken. Gott sei Dank hat keiner nach dem Preis gefragt! Die meisten haben den Wein einfach getrunken, genossen und wollten mehr, da der Wein tatsächlich auch spannend im Glas zu verfolgen war ... er änderte sich ständig ... An dieses gemeinsame Erlebnis erinnere ich mich sehr gerne.

Es schlummert auch noch manche, sehr hochwertige und teure Flasche in meinem Keller, aber insgesamt geht der Trend nicht mehr zu den besonders teuren Flaschen ... ganz zu schweigen davon, dass es gar nicht so viele außergewöhnliche Anlässe gibt, einen ganz besonderen Tropfen zu servieren ...

Nicht zuletzt ist mir ein Zitat von Olifant in einem anderen Thread in Erinnerung:
So richtig Weine des Jahres ... kann ich so im Eigentlichen nicht verzeichnen. Es erschien schwierig für mich, sich so richtig auf Einfach Genuss einzulassen. Zu groß war mir das Hintergrundrauschen aus Klimawandel, Terrorkrieg und Corona-Nachwehen - irgendetwas hat dies in mir verändert.
Dafür hatten die eher kleinen Genüsse Renaissance.

Auch wenn ich das nicht immer beherzige, so kann ich Gedanken und Empfinden gut nachvollziehen!
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Kle

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Re: Absurd teuer und trotzdem ihr Geld wert

BeitragSo 12. Feb 2023, 19:44

ledexter hat geschrieben:Ich habe mir zu sensorischen Übungszwecken :mrgreen: nun auch über die Jahre einige große Weine besorgt wie 1985 Palmer, 1983 Picon Comtesse, 2000 Troplong Mondot, 2001 Leoville Las Cases, 2001 Pichon Baron, 2001 Figeac, 1983 Vieux Chateau Certan, sowie verschiedenste Montrose, Haut Bailly, Canon, Calon Segur Jahrgänge.

Eine Lehre meiner Verkostungen ist, bizarre Preise führen nicht zwangsläufig zu übernatürlicher Qualität. Weil manchmal werden in der Fachpresse, als auch der eigenen Vorstellung, die gloreichen Kultweine einer Region, in mythische Sphären gehoben. Meine schönsten Weinerlebnisse spielten sich aber dann doch fast immer unter 100 Eur ab. Ein 2000er La Dame de Montrose kann einen 1998 Montrose schlagen. Deswegen habe ich bis jetzt auch noch Abstand von den 1st Growth gehalten, weil sich für mich hier im Vergleich zu anderen Bordeaux, die ja (fast) ebenbürtige Mitstreiter sind, noch nicht das „value for the money“ Gefühl einstellen will. Was nicht heißt, dass ich nicht irgendwann bei der richtigen Gelegenheit, schwach werde. :lol: Und jeden Tag erweitert sich das eigene Wissen, zu einem kompletteren Kompass, im niemals endenden Weinwunderland.

Am Anfang hatte ich auch eine Öffnungshemmung. Aber spätestens, seit ich den Film Sideways mal wieder gesehen habe, ist diese gefallen. *Spoiler* Die Essenz des Filmes ist, lebe im hier und jetzt, warte nicht auf einen Zeitpunkt der vielleicht nie kommen wird, öffne den 1961 Cheval Blanc noch heute wenn dir danach ist :twisted:

Dein Beitrag erinnerte mich daran, dass ich mir bei Weinen schon deutlich unter 100 Euro keinen Mehrwehrt mehr von einem höheren Preis verspreche. Es kann ihn geben und ich hoffe darauf, sehe ihn aber als Glückssache an.
Ganz anders als im Bereich von Weinen, die bis 50 Euro kosten.
Aber wenn Bob Dylan kurz vor seinem 82. Geburtstag auf der nächsten Runde seiner Rough and Rowdy Ways Tour in Japan für Tickets, die schnell ausverkauft sein werden, zwischen umgerechnet 388 und 160 Dollar verlangen kann, dann auch nicht, weil er besser als Billie Eilish singt, die dort für die teuersten Plätze weniger nimmt als er für die günstigsten.

Gruß, Kle
—People may laugh as they will—but the case was this.
Tristram Shandy
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