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Slawonische oder Slowenische Eiche?

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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amateur des vins

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Re: Brunello di Montalcino

BeitragDi 1. Jun 2021, 11:01

Ollie hat geschrieben:Daß slowenische Eiche kein Ding ist, merkt man übrigens schon daran, daß niemand sonst von slowenischer Eiche spricht. Wirklich niemand setzt slowenische Eiche ein und erzählt ganz stolz davon. (Also von slowenischen "Terroir"-Winzern mal abgesehen.)
Damit begibst Du Dich auf dasselbe dünne Brett wie Hasi. Unerwartet, wenn ich das anmerken darf. ;)

Leute, ich glaube, ich muß den Tenor meines Einwandes nochmal verdeutlichen:
Wenn jemand die Rolle eines Wächters der Deutschen (und Italienischen) Sprache spielt, was ich durchaus schätze, muß er sich an den eigenen Maßstäben messen lassen. Ein starker Auftritt und MAJUSKELN alleine schaffen noch keine Fakten.

Im übrigen bin ich durchaus an belastbaren Daten zur Weinfaßgesamtproduktion aus slowenischen und slawonischen Quellen sowie deren Verwendung interessiert. Wäre toll, wenn jemand dazu Informationen hätte. "Slowenisch" wird in diesem Kontext viel zu häufig verwendet, als daß ich glauben mochte, die seien alle doof.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins

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Re: Brunello di Montalcino

BeitragDi 1. Jun 2021, 11:04

Gerald hat geschrieben:Denn sonst müsste meine Umgebung hier im Weinviertel (wo die Wälder aus geschätzt 50% Eichen bestehen) ja auch eine bedeutende Quelle sein, was in der Praxis aber eher nicht der Fall ist. :?
Fast keine Eichenart ist geeignet (drei, soweit ich weiß). Und sicherlich gibt es viele weitere Faktoren: Wuchsgeschwindigkeit, Stammform (für den Verarbeitungsaufwand und Verschnitt) usw. usf..
Besten Gruß, Karsten
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Ollie

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Re: Brunello di Montalcino

BeitragDi 1. Jun 2021, 11:36

amateur des vins hat geschrieben:Damit begibst Du Dich auf dasselbe dünne Brett wie Hasi. Unerwartet, wenn ich das anmerken darf. ;)


Mein Brett mag zwar dünn sein, aber es ist aus guter Burgundischer Spanbirke! :mrgreen:

amateur des vins hat geschrieben:"Slowenisch" wird in diesem Kontext viel zu häufig verwendet, als daß ich glauben mochte, die seien alle doof.


Das Oxford-Weinlexikon (Hallwag, 1995) schreibt auf S. 346: "Frankreich: Obwohl im 19. Jh. die baltische und slowenische Eiche am meisten geschätzt wurde, hat sich inzwischen doch die französische Eiche als Standard und Maßstab durchgesetzt."

Weiter auf S. 347:

"Slowenien, Bosnien-Herzegovina und Serbien sind gute Quellen an Eichenholz für die großen ovalen Fässer, wie die Weinerzeuger Italiens sie gerne benutzen (dort spricht man von auch von jugoslawischer oder slawonischer Eiche)."

Kann :roll: :lol: also sein, daß du recht hast.

Ob ein Erzeuger in Montebrullano also Fässer hat, deren Eiche tatsächlich aus Slawonien kommt oder von der er nur glaubt, sie käme aus Slawonien, dabei kommt sie aus Slowenien, oder ob umgekehrt, und/oder ob "slawonisch" ein tradtionell benutzter Begriff ist, der billigend (oder sogar wissentlich) in Kauf nimmt, daß die Eiche tatsächlich aus Slowenien kommt (auch wenn sie es meistens oder auch nur manchmal gar nicht tut), ist offenbar nicht eindeutig und muss im Einzelfall mit dem Erzeuger abgeklärt werden. Damit sind verallgemeinernde Aussagen wie meine, öhm, nicht so hilfreich. :oops: :shock:

Einigen wir uns auf ein Unentschieden? :ugeek: :mrgreen:

Cheers,
Ollie
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amateur des vins

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Re: Brunello di Montalcino

BeitragDi 1. Jun 2021, 11:47

Ollie hat geschrieben:Ob ein Erzeuger in Montebrullano also Fässer hat, deren Eiche tatsächlich aus Slawonien kommt oder von der er nur glaubt, sie käme aus Slawonien, dabei kommt sie aus Slowenien, oder ob umgekehrt, und/oder ob "slawonisch" ein tradtionell benutzter Begriff ist, der billigend (oder sogar wissentlich) in Kauf nimmt, daß die Eiche tatsächlich aus Slowenien kommt (auch wenn sie es meistens oder auch nur manchmal gar nicht tut), ist offenbar nicht eindeutig und muss im Einzelfall mit dem Erzeuger abgeklärt werden. Damit sind verallgemeinernde Aussagen wie meine, öhm, nicht so hilfreich. :oops: :shock:
Nicht die Lösung aller Fragen, aber dennoch interessant:
http://www.winewisdom.com/articles/non- ... s-its-say/
Daraus:
This is Slavonian oak territory – a staple of traditional European winemaking. According to the FAO (Food and Agriculture Organisation of the United Nations), Slavonian oaks of the Danubian plains of ex-Yugoslavia (part of Hungary before the first world war) are of very high quality. Bosnia and Croatia equally split the majority, with the rest divided between Slovenia, Serbia and Montenegro. They suggest the best quality Slavonian oak comes from the north-eastern plains of Croatia.
Das könnte einen zu der Annahme verleiten, es gebe slowenisch-slawonische Eiche. Mir ist nicht klar, ob Slawonien nun auf kroatisches Territorium beschränkt ist, oder dieser Landstrich grenzübergreifend ist. Letzteres erscheint mir plausibler.
"Equally split" ist wahrscheinlich unpräzise aus diesem Dokument http://www.fao.org/3/x5365e/x5365e04.htm zitiert. Die Tabelle dort gibt aber nur Hartholz allgemein an. Und man entnimmt ihr, daß die slowenische Hartholzproduktion immerhin 30% der kroatischen beträgt. Das würde ich als nichtvernachlässigbar bezeichnen.
Edit caveat: Da der FAO-Artikel von "Jugoslawien" spricht, ist er vermutlich schon etwas älter. Wahrscheinlich sogar von 1952. :shock:

Ollie hat geschrieben:Einigen wir uns auf ein Unentschieden? :ugeek: :mrgreen:
Unbedingt! 8-) :mrgreen:
Zuletzt geändert von amateur des vins am Di 1. Jun 2021, 11:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Ollie

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Re: Brunello di Montalcino

BeitragDi 1. Jun 2021, 12:16

amateur des vins hat geschrieben:Mir ist nicht klar, ob Slawonien nun auf kroatisches Territorium beschränkt ist, oder dieser Landstrich grenzübergreifend ist. Letzteres erscheint mir plausibler


Mein Großvater väterlicherseits kommt aus Slawonien, deswegen bin ich befugt darauf hinzuweisen, daß Slowenien nicht mal in der Nähe der Region Slawonien liegt. Daher meine Annahme, daß Italiener, die Herkunft sonst auf gerade/ungerade Hausnummern herunterbrechen, durchaus imstande seien, Slawonien und Slowenien zu unterscheiden und dies auch tun.

Wird hier allerdings eine Eichenart gemeint (nicht im botanischen Sinne, aber im Sinne der Eigenschaften), dann kann deutsche Eiche halt auch aus Österreich, der Nordschweiz, Ostbelgien und Teilen Frankreichs, der Niederlanden, Dänemarks, der Tschechischen Republik und aus halb Polen kommen. :lol: Hier ist dein zitierter Artikel etwas uneindeutig.

Übrigens geht jener weiter mit:

Slavonian oak is widely used in the traditional and classic Italian wines of the Veneto, Tuscany and Piedmont.


Seriously? :lol: :lol: :lol:

Cheers,
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harti

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Re: Brunello di Montalcino

BeitragDi 1. Jun 2021, 13:32

Vielen Dank für die anregende Diskussion. Bezüglich der Slawonischen Eiche sind bei mir allerdings noch Fragen offen geblieben, insofern habe ich weiter recherchiert. Nach Studium dieses Beitrags sind nunmehr alle Klarheiten restlos beseitigt:

https://dewiki.de/Satire-1/Slawonische_Eiche

Kann mir jemand sagen, ob ich den Aussagen dieses Artikels trauen kann :?:

Grüße

Hartmut
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amateur des vins

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Re: Brunello di Montalcino

BeitragDi 1. Jun 2021, 13:59

Ollie hat geschrieben:Wird hier allerdings eine Eichenart gemeint (nicht im botanischen Sinne, aber im Sinne der Eigenschaften)
Es gibt wohl tatsächlich eine Quercus robur subsp. slavonica, und sie wird auch außerhalb Slawoniens angetroffen [Link]. Aber Taxonomie ist ja eh so'ne Sache...
Besten Gruß, Karsten
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Ollie

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Re: Brunello di Montalcino

BeitragDi 1. Jun 2021, 14:10

amateur des vins hat geschrieben:s gibt wohl tatsächlich eine Quercus robur subsp. slavonica, und sie wird auch außerhalb Slawoniens angetroffen [Link]. Aber Taxonomie ist ja eh so'ne Sache...


Na, wenn slawonische Eiche auch in Deutschland angetroffen werden kann, kann sie das schon lange in Slowenien. Es ist also der Bestand an slawonischen Eichen, der gemeint ist in deiner Originalquelle:

"Slavonian oaks [die Bäume] of the Danubian plains of ex-Yugoslavia (part of Hungary before the first world war) are of very high quality. Bosnia and Croatia equally split the majority, with the rest divided between Slovenia, Serbia and Montenegro. They suggest the best quality Slavonian oak comes from the north-eastern plains of Croatia [also aus Slawonien, duh].


harti hat geschrieben:Kann mir jemand sagen, ob ich den Aussagen dieses Artikels trauen kann :?:


Da Brandenburg ziemlich akkurat beschrieben ist, würde ich bejahen.

Cheers,
Ollie
Zuletzt geändert von Ollie am Di 1. Jun 2021, 15:01, insgesamt 1-mal geändert.
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austria_traveller

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Slawonische oder Slowenische Eiche?

BeitragDi 1. Jun 2021, 14:29

Speedsocke hat geschrieben:Da habe ich ja jetzt etwas angezettelt...

Gar nicht !
Ich hab wieder was gelernt - ich war auch immer der Meinung das es slowenische Eiche war :?
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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olifant

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Re: Brunello di Montalcino

BeitragDi 1. Jun 2021, 15:39

Ollie hat geschrieben:
amateur des vins hat geschrieben:Mir ist nicht klar, ob Slawonien nun auf kroatisches Territorium beschränkt ist, oder dieser Landstrich grenzübergreifend ist. Letzteres erscheint mir plausibler


Mein Großvater väterlicherseits kommt aus Slawonien, deswegen bin ich befugt darauf hinzuweisen, daß Slowenien nicht mal in der Nähe der Region Slawonien liegt. ...


Nach inzwischen erfolgtem, in der kürze der Zeit selbstredend rein oberflächlichem, Studium diversem historischen im weltweiten Netz frei zugänglichem Kartenmaterials, ohne mich jedoch auf verwandtschaftliche Herkunft berufen zu können, darf ich Ollie dahingehend beipflichten, das die topografische Schnittmenge von Slowenien ("der Krain") und Slawonien (ostl. Landesteil des ehem. Köngreichs Kroatien-Slawonien) keine Überschneidungen bietet, jedoch der ehemalige nordwestliche Grenzeverlauf Slawoniens, zwischen den Donauzuflüssen Sau und Drau, durchaus an Steiermärkische Gebiet traf, welches jedoch im Osten Slawoniens angrenzte. Dem zu Folge könnte es am Fluss Sau wohl einen gemeinsamen Grenzpunkt, qua Vierländereck Slawonien / Steiermark / Kroatien / Krain, geben haben.
https://i2.wp.com/deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/wp-content/uploads/2017/11/Koenigreich_Kroatien_und_Slavonien.jpg?ssl=1
Das Kartenmaterial und die Beurteilung ist hierbei jedoch aufgrund diverser politischer Verwerfungen und der resultierenden Veränderung von Grenzverläufen nicht zwingend eindeutig.

Letzlich müssen wohl die für die Fassherstellung verwendeten Eichen befragt werden.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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