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Riesling in Deutschland

BeitragVerfasst: Mi 9. Dez 2020, 10:28
von Mauritius
Hallo Freunde

Als blutiger Anfänger ist man froh um so ein Forum. Da kann man unbeschwert seine Frage stellen.
Ich habe jetzt einige Sorten und Regionen probiert und bin am Riesling hängen geblieben. Das ist die Sorte Wein, die mich momentan am meisten interessiert.

Ich habe mich daher etwas in die Geografie eingelesen. Bleibe ich erst einmal in Deutschland, sehe ich folgende Regionen:

Baden-Würtemberg
Baden
Würtemberg

Bayern
Franken

Hessen
Rheingau

Rheinland-Pfalz
Ahr
Mittelrhein
Mosel
Nahe
Rheinhessen
Pfalz

Weiss jemand, wo ich das Rheintal, das Rheinland und die Saar einordnen muss?

In Folge 42 der Webweinschule wird der Riesling des Rheingaus als schlank, die Version aus der Pfalz als „barock“ beschrieben.

Hat jemand Erfahrungen mit den Unterschieden dieser Regionen? Kann man überhaupt eine Abgrenzung vornehmen, im Sinne von: Die Moselweine haben dieses Attribut, die Weine aus der Pfalz jenes?

Besten Dank für Eure geschätzte Hilfe,
Mauritius

Re: Riesling in Deutschland

BeitragVerfasst: Mi 9. Dez 2020, 11:18
von Bernd Schulz
Hallo Mauritius,

das Anbaugebiet Mosel hieß über lange Zeit Mosel-Saar-Ruwer. Das hat man irgendwann in diesem Jahrtausend geändert - jetzt heißt es nur noch Mosel, und die Saar gehört dazu.

Das Rheintal beginnt im Norden (bei Königswinter) mit dem Anbaugebiet Mittelrhein. Weiter südlich (ab Kaub/Lorch) fließt der Rhein an den Hängen des rechtsrheinisch liegenden Rheingaus vorbei; am linken Rheinufer heißt das Anbaugebiet ab Bingen Rheinhessen. Es folgen die Pfalz und Baden, aber dort liegen die Weinberge schon relativ weit entfernt vom Rhein.

Mauritius hat geschrieben:In Folge 42 der Webweinschule wird der Riesling des Rheingaus als schlank, die Version aus der Pfalz als „barock“ beschrieben.


Ganz grob und pauschal gesehen passt das einigermaßen. Aber wirklich nur ganz grob und pauschal gesehen....

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Riesling in Deutschland

BeitragVerfasst: Mi 9. Dez 2020, 11:42
von EThC
...schau mal hier:

https://www.deutscheweine.de/service/lagenkarte/

Mauritius hat geschrieben:In Folge 42 der Webweinschule wird der Riesling des Rheingaus als schlank, die Version aus der Pfalz als „barock“ beschrieben.

Hat jemand Erfahrungen mit den Unterschieden dieser Regionen? Kann man überhaupt eine Abgrenzung vornehmen, im Sinne von: Die Moselweine haben dieses Attribut, die Weine aus der Pfalz jenes?


Wie Bernd schon schrieb, kann man das ganz ganz grob gelten lassen. Allerdings stelle ich fest, daß die Weine in den einzelnen Regionen immer vielschichtiger werden, da viele Winzer vermehrt "ihren" Wein machen und nicht "nach Altväter Sitte". Dazu kommen Einflüsse aus dem Klimawandel. Am beständigsten sind da z.B. die Einflüsse aus dem Boden, gerade das Schieferige ist für viele Mosel-Rieslinge prägend (auch wenn's das Gestein woanders auch gibt), hier ist die Riesling-Landschaft auch eher durch feinherbe bis fruchtsüße Rieslinge geprägt, während z.B. in der Pfalz eher trocken angesagt ist.

Je mehr Du aus den unterschiedlichen Regionen probierst, desto schneller wirst Du selbst die Unterschiede feststellen können. Praxis steht hier klar vor der Theorie. Und die eigene Wahrnehmung ist immer wichtiger als die Dogmen aus irgendwelchen Web-Quellen...

Re: Riesling in Deutschland

BeitragVerfasst: Mi 9. Dez 2020, 12:48
von Mauritius
Danke für die sehr hilfreichen Antworten. Das bringt mich ein grosses Stück weiter!

Gibt es den spezifische Rieslinge, die Euch begeistern und die Ihr mir ans Herz legen könnt?

Mit einem lieben Gruss,
Mauritius

Re: Riesling in Deutschland

BeitragVerfasst: Mi 9. Dez 2020, 12:48
von Allegro
Was bitte genau habe ich mir denn unter einem "barocken" Riesling vorzustellen ?
Eher üppig ? Und / Oder was sonst / noch ?

Re: Riesling in Deutschland

BeitragVerfasst: Mi 9. Dez 2020, 13:16
von Kle
Ehrlich gesagt, wende ich eine „barocke“ Definition unwillkürlich an, wenn ich überlege, ob ein verdeckter Wein aus der Pfalz stammt. Manchmal liege ich damit richtig. Barock ist für mich dann stämmig und ausladend, nicht plump, sondern würdevoll und beeindruckend. Schwerere, dichte, auch massive Weine, wenn noch eine gewisse Raffinesse dazukommt. Eher in sich ruhend, wobei sie eine große Schönheit entfalten, aber auch buchstäblich beschweren und ermüden können.

Gruß, Kle

Re: Riesling in Deutschland

BeitragVerfasst: Mi 9. Dez 2020, 13:25
von Allegro
Danke für Deine anschauliche Beschreibung, Kle.

Re: Riesling in Deutschland

BeitragVerfasst: Mi 9. Dez 2020, 13:26
von EThC
...ich verbinde das z.B. mit adipös wirkender Gelbfrucht. Muß nicht schlecht sein, braucht halt in der Regel ein etwas gehaltvolleres Essen.

Re: Riesling in Deutschland

BeitragVerfasst: Mi 9. Dez 2020, 14:24
von amateur des vins
Allegro hat geschrieben:Was bitte genau habe ich mir denn unter einem "barocken" Riesling vorzustellen ?
Eher üppig ? Und / Oder was sonst / noch ?
Jep, und Kurven statt Kanten, mal ebenso plakativ wie vereinfachend gesprochen. Ich verwende das Attribut auch bisweilen, und nicht nur auf Riesling beschränkt.

Re: Riesling in Deutschland

BeitragVerfasst: Mi 9. Dez 2020, 19:34
von Georg R.
Als ganz ganz grobe Orientierung möchte ich einen Arbeitskollegen zitieren, der mir bei einem Gespräch über Wein folgendes erzählt hat:
"Rieslinge von der Mosel sind mir zu süss"

Nun, er ist eher Biertrinker, doch dieser Satz (ohne dass ich ihn darauf angesprochen hätte) hat mich doch überrascht.

Denn meine eigenen, sehr beschränkten Erfahrungen, decken sich doch mit seiner Aussage.
Die Erzeuger von der Nahe oder Rheinhessen z.B. setzen eher auf durchgegorene Rieslinge, an der Mosel vertraut man immer noch dem dienlichen Zuckerschwanz.

Pfälzer Wein kann man - klimabedingt - oft mit Baden vergleichen.
Mundfüllend, warm, barock.

Alles ganz grob beobachtet, es gibt wie immer viele Ausnahmen.

Gruss
Georg