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Teefilter?

Verfasst: Di 24. Okt 2017, 10:39
von amateur des vins
Mal angenommen, ich habe eine Flasche Wein mit hoffnungslos zerbröseltem Korken, oder einen mit massivem Depot, keine Zeit/Lust/ruhige Hand, und auch keinen Dekantierfilter griffbereit:

Ist beim Dekantieren durch einen Teefilter (Zellstoffbeutel) mit signifikanten Geschmacksveränderungen resp. -einbußen zu rechnen?

Meinen Tee gieße ich in der Regel mit freischwimmendem Blatt in einer Kanne auf, aber mit Teefilter kann ich auch bei feinstem Darjeeling keinen Unterschied erkennen. Jetzt wäre die Frage, ob die Geschmacksträger im Wein größer als die im Tee sind, und (wenn ja) wie die Porengröße des Filters ist. Ich vermute mal, die Siebe in Dekantiertrichtern dürften um Größenordnungen weitmaschiger sein?

Ich werde das demnächst mal ausprobieren, aber sicher nicht mit Topwein. Vielleicht hat von Euch jemand in der Verzweiflung schon mal zu diesem Mittel gegriffen?

PS: Bei der Suche den Tee-Thread entdeckt... Vielleicht sollte ich den mal reaktivieren. ;

Re: Teefilter?

Verfasst: Di 24. Okt 2017, 11:14
von NoTrollingerPlease
Hallo Karsten,

interessante Frage. Ich glaube mich zu erinnern, das Michael Broadbent Damenstrumpfhosen bevorzugt(e) :D
Ich nutze meinen WMF Chromagan Trichter mit Filter, was angeblich den Wein komplett verändert. Ich habe da aber noch nie etwas gemerkt. Ein Teefilter sollte rein vom Material her noch viel neutraler sein...

Berichte mal, ob Dir was auffällt.

VG
Dirk

Re: Teefilter?

Verfasst: Di 24. Okt 2017, 11:39
von Ollie
Vorschlag fuer ein sehr billiges Experiment: Heisses Wasser mit (leerem) Teefilter o.ä. ziehen lassen, ggf. mehrere Tassen mit unterschiedlicher Dauer und eine mit kaltem (Zimmertempertaur) Wasser. Das Filterwasser in seinen unterschiedlichen Versionen gegen neutrales Wasser probieren im Dreieckstest. Als Pirat Wasser einschleusen, in dem ein Edelstahlloeffel stand, wegen ionischer AKtivierung und so. Und das Experiment jeweils an Wurzel- und Fruchttag durchfuehren. 8-)

Cheers,
Ollie

Re: Teefilter?

Verfasst: Di 24. Okt 2017, 11:53
von Gerald
Habe das zwar noch nicht ausprobiert. Allerdings kann ich mir schwer vorstellen, dass ein geschmackneutraler Zellulosefilter bei kurzzeitigem Kontakt auch nur im entferntesten so viel verändern kann wie die Baumrinde (die ja jede Menge Substanzen in den Wein abgibt) über mehrere bis viele Jahre. Und diese wird ja auch von den meisten Weinfreunden akzeptiert bzw. sogar aktiv gewünscht. :o

Im übrigen würde ich annehmen, dass geschmackliche Änderungen durch Teefilter bei bestimmungsgemäßem Einsatz (also für Tee) viel stärker auffallen würden als bei Wein. Einerseits wegen der hohen Temperaturen, andererseits, da Tee ja quantitativ wesentlich weniger Inhaltsstoffe als Wein hat und Veränderungen daher stärker zu bemerken wären.

Grüße,
Gerald

Re: Teefilter?

Verfasst: Di 24. Okt 2017, 11:56
von austria_traveller
Ollie hat geschrieben:Und das Experiment jeweils an Wurzel- und Fruchttag durchfuehren. 8-)
:lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

Re: Teefilter?

Verfasst: Di 24. Okt 2017, 12:19
von amateur des vins
Hi Ollie, man erkennt doch sofort den Physiker, der den relevanten Aspekten systematisch auf den Grund geht. 8-) Allerdings ist Dir hier ein kleiner Lapsus unterlaufen, denn das Nonplusultra und somit die unangefochtene Referenz stellt ja wohl zweifellos Levitiertes Wasser in der Vollmondabfüllung dar!

Gerald, meine Frage zielt nicht darauf ab, ob der Zellstoff Substanzen abgibt, sondern welche er entnimmt (→Porengröße), was ja das Wesen eines Filters ist. ;)

Re: Teefilter?

Verfasst: Di 24. Okt 2017, 12:37
von thvins
Mein Extremfall - Supergau war vor ein paar Jahren eine Flasche, wo nicht der Korken bröselte, sondern beim Druckausüben auf das Kellnermesser gleich ein Stück Glas vom Flaschenhals sprang. Nun sind kleine Glasstückchen im Wein nochmal eine andere Kategorie als Bröselkork, aber das einzige, was ich rettenderweise zur Hand hatte war stinknormale Küchenrolle. Also in der allergrößten Verzweiflung dort durch gefiltert... Ich kannte den Wein, wie er sein sollte - Filterergebnis: Keine Geschmacksveränderung , kein durchgegangenes Splitterchen - alles gut. Seit dem bin ich schmerzfreier, was das zur Not bei Bröselkork filtern angeht. Wobei die Korkstücken in der Regel schon nicht mal durch ein normales Sieb passen. Mit dem Depot bin ich da nicht so zimperlich, manch einer schmiert sich das ja als Delikatesse aufs Brot... Solange der Wein nicht zu einer Minischlückprobe gebraucht wird, wo der letzte dann nur noch die festen Bestandteile ins Glas bekommt, ist alles gut.

Re: Teefilter?

Verfasst: Di 24. Okt 2017, 12:51
von Gerald
Gerald, meine Frage zielt nicht darauf ab, ob der Zellstoff Substanzen abgibt, sondern welche er entnimmt (→Porengröße), was ja das Wesen eines Filters ist. ;)
ich habe leider auf die Schnelle keine Informationen zur Porengröße gefunden, sie wird sich aber wohl im Bereich vieler µm handeln - damit kann man gelöste Substanzen wirklich nicht abhalten.

Grüße,
Gerald

Re: Teefilter?

Verfasst: Di 24. Okt 2017, 12:58
von EThC
Ich habe das schon einige male mit weißen Teefiltern praktiziert, entweder wegen Kork- bzw. Glassplitterbefall oder bei unfiltrierten Sachen, bei denen mir der Trub dann doch too much war. Unfiltriert und filtriert habe ich dabei nur ein paar mal gegeneinander probiert, aber bis auf eine Ausnahme nie einen signifikanten Unterschied festgestellt. Bei der Ausnahme war noch einiges an Hefe im Wein und die filtrierte Variante schmeckte dann etwas weniger brotig.

Re: Teefilter?

Verfasst: Di 24. Okt 2017, 13:03
von EThC
Gerald hat geschrieben:ich habe leider auf die Schnelle keine Informationen zur Porengröße gefunden, sie wird sich aber wohl im Bereich vieler µm handeln - damit kann man gelöste Substanzen wirklich nicht abhalten
Um gelöste Stoffe -wie z.B. Salze, aber auch Organik- aus einer Flüssigkeit herauszufiltern, bräuchte man schon Membranen, mit Filterpaieren geht das nicht, da könnten allenfalls recht langkettige Polymere drin hängenbleiben.