maha hat geschrieben:Ich kenn mich jetzt im Abfüll- / Packprozess bei Weingütern nicht so gut aus, und ich kann mir auch vorstellen dass es hier große Unterschiede zwischen kleinen Familienbetrieben und riesen Châteaus gibt, vielleicht kann jemand mehr dazu sagen.
Werden Flaschen nach dem Abfüllen direkt anschließend hintereinander auch in Kisten verpackt?
Evtl passiert das in einem kleinen Betrieb so, aber bei den meisten werden die Flaschen doch wahrscheinlich erst irgendwo zwischen gelagert und erst später verpackt, so daß man nicht von in sich geschlossenen "Chargen" sprechen kann. Sprich die Ansammlung in den Kartons ist doch eher zufällig.
Genauso das Verkorken. Ich kann mir vorstellen dass ein ganzer Sack Korken in die Maschine geschüttet wird und welcher Korken auf welcher Flasche landet ist genauso Zufall, so daß man die Flaschen nicht exakt einer Kork Charge zuordnen kann.
Oder bin ich da komplett auf dem Holzweg?
Ich nehme an, das bezieht sich auf die Frage, ob es für die restlichen neun Flaschen ein erhöhtes Risiko gibt, wenn aus einer 12er-Kiste schon zwei der drei zuerst entnommenen Flaschen gekorkt haben - und man die dann besser auf ebay oder sonstwo vertickt?
In der Vergangenheit hat es Fälle gegeben, in denen komplette Korklieferungen an einen Abnehmer kontaminiert waren und in der Folge komplette Jahrgänge dieser Erzeuger praktisch vollständig "erwischt" wurden. Ein bekannter Fall in Deutschland war Loch / Herrenberg, wo man anschließend komplett auf Kronkorken umgestelt hat; es hat ähnliche Fälle nach meiner Erinnerung auch in Frankreich und in Italien gegeben, die dann auch vor Gericht gelandet waren - die Namen der damals betroffenen Erzeuger habe ich aber nicht mehr parat.
Es scheint, dass die Korkindustrie zumindest dieses Problem mittlerweile im Griff hat, das heißt, das Problem ist mittlerweile mehr oder minder sporadisch geworden. Und hier stellt sich dann die oben genannte Frage: gibt es so etwas wie ein "Klumpenrisiko"?
Im ersten Schritt der Produktion ist das vermutlich so. Es ist unwahrscheinlich, dass nur ein kleines Stück einer Korkplatte, aus der die Korken ausgestanzt werden, kontaminiert ist - vermutlich sind das größere Bereiche oder gleich die ganze Platte, so dass viele oder alle Korken, die aus dieser einen Platte gestanzt werden (das sind etliche Dutzend) betroffen sind.
Danach gibt es aber weitere Prozessschritte, und hier dürfte es zu einer gründlichen Durchmischung kontaminierter mit unkontaminierten Korken kommen. Die Korken werden erzeugerspezifisch bedruckt, sie werden silikonisiert oder kunststoffbeschichtet, sie werden abgepackt - all das ist zwangsläufig mit Vermischung verbunden, und schließlich kommt es auf der Abfüllmaschine selbst zu einer Art Randomisierung.
Am Ende bleibt es nur bei der stochastischen Wahrscheinlichkeit, dass es einen bei einer Gesamt-Korker-Quote von x% gleich mehrfach hintereinander erwischt. Aber auch beim Roulette kommt manchmal 6 oder 7 mal hintereinander rot, obwohl die Wahrscheinlichkeit für schwarz bei fast 50% liegt...
Soweit zur Theorie. Die Praxis kann mitunter schmerzhaft sein. Ein Extremfall ist bei mir eine 12er-OHK Pichon Baron 1989, bei der 5 der bislang 7 entnommenen Flaschen verkorkst waren. An und für sich ist das ein genial guter Wein, und über hohe Korkschmeckerquoten ist da nichts berichtet worden, und eine zeitgleich von einem Freund erworbene Kiste hat bisher bei 6 Flaschen null Ausfall gezeigt... vermutlich nur Pech...
Gruß
Ulli