Die Wurzelechtheit, strittig?

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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Desmirail
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Die Wurzelechtheit, strittig?

Beitrag von Desmirail »

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Charlie
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Re: Die Wurzelechtheit, strittig?

Beitrag von Charlie »

"Gemeint sind damit Weine von Rebstöcken, die vor der Reblauskatastrophe produziert wurden"
Wieso denn? Man konnte doch danach auch noch wurzelecht pflanzen und tut es wahrscheinlich auch heute noch.
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Desmirail
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Re: Die Wurzelechtheit, strittig?

Beitrag von Desmirail »

@Charlie,

das meine ich auch, außerdem soll es in Chile jede Menge wurzelechte Reben geben ... dort wäre ein "Vergleich" möglich.

Naja, :roll:
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Gerald
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Re: Die Wurzelechtheit, strittig?

Beitrag von Gerald »

Ich glaube auch, dass Sigi Hiss Recht mit der Behauptung hat, dass veredelte Reben bessere Weine ergeben (oder zumindest das Potenzial dazu haben, wenn man die Möglichkeiten geschickt nützt). Denn es gibt ja genau die passenden Unterlagsreben, je nachdem ob sie in trockenen oder regenreichen Gebieten gepflanzt werden sollen etc.

Wird auch kein Zufall sein, dass so gut wie allen mehrjährigen Obstkulturen veredelte Pflanzen der Normalfall sind.

"Wurzelechte Reben" sind meiner Ansicht nach eher ein Mythos, der sich aus der Seltenheit ergibt und nicht aus einer qualitativen Überlegenheit.

Grüße,
Gerald
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Desmirail
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Re: Die Wurzelechtheit, strittig?

Beitrag von Desmirail »

Gerald hat geschrieben:
"Wurzelechte Reben" sind meiner Ansicht nach eher ein Mythos...


... und Mythen, das wissen wir alle, sind manchen Menschen in der Weinwelt tausende €uros wert, womit alles wieder ad absurdum geführt wird.
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UlliB
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Re: Die Wurzelechtheit, strittig?

Beitrag von UlliB »

Charlie hat geschrieben:"Gemeint sind damit Weine von Rebstöcken, die vor der Reblauskatastrophe produziert wurden"
Wieso denn? Man konnte doch danach auch noch wurzelecht pflanzen [...]

Ja, in Deutschland war das bis vor einigen Jahren in Gemeinden, die nie Reblausbefall hatten, erlaubt - und Neubepflanzungen mit wurzelechten Reben wurden von einigen Winzern auch lange Zeit praktiziert. Insbesondere an der Mosel sind einige Gemeinden nie von der Reblaus betroffen gewesen, und dort gibt es noch heute einiges an wurzelechten Beständen, sofern nicht flurbereinigt wurde. Die meisten davon stammen aus Anpflanzungen, die nach dem Erscheinen der Reblaus in Europa erfolgt sind. Insofern ist dier Artikel zumindest irreführend, und die Behauptung, dass "wurzelechte Rebstöcke heute nur noch in sandigen Böden oder in aussergewöhnlich hohen Lagen [stehen]", ist schlicht falsch - auf die Mosel trifft weder das eine noch das andere zu. Geringe Reste wurzelechter Bestände gibt es auch in anderen Gegenden, z.B. im Piemont.

[...] und tut es wahrscheinlich auch heute noch.

In Deutschland nicht mehr, das ist seit einigen Jahren ganz explizit verboten. Ich meine auch, dass dieses Verbot EU-weit gilt, kann mich da aber irren.

Gruß
Ulli
ff2000
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Re: Die Wurzelechtheit, strittig?

Beitrag von ff2000 »

(Vorsicht Laie!)
Vitaceae sind noch recht junge Gewächse und neigen deshalb noch stärker zur Mutation. Siehe z.B. Weißburgunder, der eine Mutation des Grauburgunder ist. Oder Samtrot, der ein mutierter Schwarzriesling ist, der wiederum aus Pinot Noir mutiert ist. Mein Weinbaubuch sagt auch, dass ein Vorteil der Veredlung eben das Unterbinden der Mutierung durch Wurzelschlagen ist. Aus einem Wurzelechten Weinberg wird dadurch natürlich noch kein gemischter Satz, aber leichte Differenzen bei zumindest einem Teil der Reben kann es so durchaus geben, was dem Wein dann etwas Persönliches geben könnte.

Beim Obst sind es andere Gründe. Nicht alles lässt sich per Steckling vermehren. Einzelne Zwetschgen sind da die Ausnahme. Man müsste dann per Sämling vermehren. Und leider ist auch nicht jede Sorte Samenecht. Um also tatsächlich eine Sorte mit den ihr eigenen Eigenschaften zu vermehren MUSS man veredeln.
Mit der Unterlage hat man dann auch noch andere Möglichkeiten. Schwachwachsende liefern extrem zügig und viel Ertrag, leiden aber unter schwacher Standfestigkeit. Starkwachsende (Sämlings)Unterlagen bieten bessere Standfestigkeit, haben aber einen sehr späten Fruchteinsatz, teilweise erst nach 10 Jahren.
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