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Flaschenvarianzen

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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robertz

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Re: Flaschenvarianzen

BeitragDi 11. Jan 2011, 11:31

Hallo

Ich würde hier insbesondere die Themen Filter und Flaschen inkl. Flaschenfüllung ansprechen.

Die zumeist benutzten Kieselgur-Filter (mit nur grobporigen Filter, wie die meisten Winzer versichern) läßt je nach Filterzustand sicher genügend durch.

Desweiteren möchte ich die Flaschen und Abfüllanlagen ansprechen, die nicht wirklich steril sind.

Wie oft sieht man bei den Winzern die Paletten mit den „neuen“ Flaschen im Hof auf die nächste Abfüllung warten.

Wer schon einmal bei einer Abfüllung dabei war, wird auch sicher bestätigen, das die eigentliche Abfüllung nicht steril abläuft.

Ich sehe es aber wie Peter (pivu).
Bei Topweinen hab' ich kein Problem mit Flaschenvarianzen, vorausgesetzt sie sind fehlerfrei.


Das Schöne am Kulturgut „Wein“ ist doch, dass er sich laufend verändert und den Liebhaber immer wieder erstaunen und erfreuen kann. Und damit sind auch die Flaschenvarianzen insbesondere bei älteren Weinen inkludiert.

Grüsse Robert
Vergeblich klopft, wer ohne Wein ist, an der Musen Pforte. ;)
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JDW2309

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Re: Flaschenvarianzen

BeitragDi 11. Jan 2011, 12:01

Chris hat geschrieben:
Theorie und Praxis unterscheiden sich hier. Wenn ich überlege wie oft ich schon vom Winzer gehört habe das der Wein eher 15,5% hat, man aber auf das Etikett nur 15 druckt. :shock: :o


Es ist wirklich so, dass man hier um 0,5% Vol abweichen darf, zum anderen bitte ich euch das nicht gleich als skandalös oder Etikettenschwindel abzumahnen, denn wir haben hier in Deutschland eines der besten Kontrollnetze weltwein was Wein betrifft und auch wirklich annerkannte Messverfahren wie das HPLC.

robertz hat geschrieben:
Die zumeist benutzten Kieselgur-Filter (mit nur grobporigen Filter, wie die meisten Winzer versichern) läßt je nach Filterzustand sicher genügend durch.


Man man man, ja der Kieselgurfilter ist aber nicht die entgültige Filtration, allein kurz vor den Füller wird nochmal ein Schichtenfilter mit EK-Schichten (Entkeimungsschichten) geschaltet!

robertz hat geschrieben:Desweiteren möchte ich die Flaschen und Abfüllanlagen ansprechen, die nicht wirklich steril sind.


Ja die kommen unsteril in die Füllung werden jedoch kurz vor der Flaschenfüllung nochmal durchgespült!
Ich bitte also nochmal genau zu recherchieren bevor diese Behauptungen zu machen, da sie einfach ein falsches Bild angeben und dann gleich die Leute in den nächsten Weinladen gestürmt kommen und fragen, wieso der Wein so unsauber behandelt worden ist. Da wirklich nicht jeder mit diesen genauen Abläufen vertraut ist, ist es dadurch so leicht Missverständnisse hervor zu rufen. Ich sag's mal so, Kellerarbeit sind auch zu 50-60% Arbeiten die darauf beruhen alles was mit Wein in Berührung kommt oder kommen könnte steril und sauber zu halten!
Zuletzt geändert von JDW2309 am Di 11. Jan 2011, 12:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Gerald

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Re: Flaschenvarianzen

BeitragDi 11. Jan 2011, 12:13

Hallo,

Ich sag's mal so, Kellerarbeit sind auch zu 50-60% Arbeiten die darauf beruhen alles was mit Wein in Berührung kommt oder kommen könnte steril und sauber zu halten!


ich denke auch, dass die von Robert genannten Annahmen die absolute Ausnahme sind. Denn gerade bei restsüßen Weinen würde unsteriles Arbeiten ja sehr schnell auffallen (im Extremfall mit erkennbarer Nachgärung und Flaschenbruch).

Grüße,
Gerald
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robertz

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Re: Flaschenvarianzen

BeitragDi 11. Jan 2011, 13:09

Ich habe von Sterilität und nicht „mangelnder Hygiene“ oder „schlampiger schmutziger Arbeit“ gesprochen.

Mit Sterilisation (auch: Sterilisierung) bezeichnet man Verfahren, durch die Materialien und Gegenstände von lebenden Mikroorganismen einschließlich ihrer Ruhestadien (z.B. Sporen) befreit werden. Den damit erreichten Zustand der Materialien und Gegenstände bezeichnet man als „steril“.
In der Praxis gelingt eine vollständige Sterilisation nicht mit 100%iger Sicherheit. Es wird deshalb eine Reduktion der Anzahl an vermehrungsfähigen Mikroorganismen um einen je nach Anwendungsbereich bestimmten Faktor (in Zehnerpotenzen) gefordert oder eine bestimmte Wahrscheinlichkeit der vollständigen Sterilisation. Zum Beispiel wird gefordert, dass der Restgehalt an vermehrungsfähigen Mikroorganismen in einer Einheit des Sterilisierguts höchstens 10−6 koloniebildende Einheiten beträgt, das heißt: In einer Million gleichbehandelten Einheiten des Sterilisierguts darf maximal ein vermehrungsfähiger Mikroorganismus enthalten sein.


Eine eingebaute Flaschen-Spülanlage in der Flaschenfüllstraße ist doch überall die Norm. Die mir bekannten Winzer verwenden aber weder „Reinräume“ noch „Hitzesterilisation“ etc bei der Abfüllung ihrer Weine.

Ich vermute, dies wäre auch nicht im Sinne der „Weinliebhaber“ beim Naturprodukt Wein.

Ich wollte hier keinem Winzer, Weinhändler etc auf die Füsse treten, wollte jedoch eine mögliche Ursache von Flaschenvarianzen ansprechen.

Sorry

Robert
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pivu

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Re: Flaschenvarianzen

BeitragDi 11. Jan 2011, 13:49

Man könnte fast meinen, nicht 100% hygienisch arbeitende Winzer verstoppeln ihre Weine, um voraussehbare Flaschenvarianzen bis hin zu -Fehlern auf den Kork schieben zu können. Diese wiederum behaupten, der Alternativ-Verschluss (der die Reinheit der Weine betont) passe nicht zur Stilistik des Hauses.

Ciao
Peter
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Gerald

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Re: Flaschenvarianzen

BeitragDi 11. Jan 2011, 15:08

Wobei man vielleicht nicht einmal ausschließen sollte, dass das eigentliche Problem von einer Kombination beider Ursachen kommen könnte. Also wenn die vom Kork in den Wein abgegebenen Stoffe (siehe Experiment mit den in reinem Wasser eingeweichten Korken) von Mikroorganismen verstoffwechselt werden, die es durch nicht perfekte Hygiene in den Wein geschafft haben.

Ist aber nur Spekulation ohne jeglichen Beleg ...

Grüße,
Gerald
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thvins

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Re: Flaschenvarianzen

BeitragDi 11. Jan 2011, 15:22

Hallo Gerald,

ich möchte hier nochmals meine Frage von weiter oben wiederholen, wo ich mich als Trinker von häufig unfiltriert abgefüllten Weinen geoutet habe - meintst du bzw. andere Experten, dass auch dort ein Grund für Flaschenvarianzen begründet sein könnte?
Beste Grüße

Torsten

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Gerald

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Re: Flaschenvarianzen

BeitragDi 11. Jan 2011, 15:29

Hallo Torsten,

meintst du bzw. andere Experten


danke für die Blumen, aber als Experte würde ich mich hier nicht fühlen. Ich kann nur das anwenden, was ich seinerzeit an der Uni über Mikrobiologie und Biochemie gelernt habe - und das war nicht speziell zum Thema Wein.

Nun ja, unfiltrierte Weine enthalten meines Wissens ja auch nicht mehr sehr viele Mikroorganismen (mal abgesehen von Experimentalweinen, die "hefetrüb" gefüllt werden). Dazu haben sie ja ihre Tätigkeit - zumindest bei trockenen Weinen nach erfolgtem BSA - schon eingestellt, entweder mangels verwertbarer Nährstoffe (z.B. Zucker) oder aufgrund ungünstiger Umweltbedingungen (insb. Alkohol, SO2 und evtl. CO2). Da sich das nach der Abfüllung ja auch nicht mehr ändert, halte ich diese Theorie für relativ unwahrscheinlich - wenn auch nicht absolut unmöglich.

Grüße,
Gerald
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AH.

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Re: Flaschenvarianzen

BeitragDi 11. Jan 2011, 16:53

Als Ursache dafür kann ich mir jedenfalls nur den Naturkork vorstellen. Oder eben eine wieder aufgenommene Tätigkeit von Mikroorganismen nach der Füllung. Aber letzteres klingt für mich eher sehr unwahrscheinlich.

Hallo Gerald,

ist es nicht, siehe z.B.

J. Sci Food Agric 1992, 60, 165-178
The Origin of Ethylphenols in Wines
Pascal Chatonnet,* Denis Dubourdieu, Jean-Noel Boidron and Monique Pons

In the same batch of wine, bottled for 12 months (wine
A) and 24 months (wine B), only certain bottles presented
an intense phenolic character due to the presence of
important quantities of 4-ethylphenol. The microbiological
analysis of these wines on DHSA medium
revealed the presence of Brettanomyces sp only in the
samples presenting the phenolic characteristic


Sicherlich ist es richtig, daß unfiltrierte Weine ein wesentlich höheres Risiko einer Kontamination aufweisen. Das betrifft besonders "Barrique"-Weine, die allesamt (!) mit Brett belastet sind.

Gruß

Andreas
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Gerald

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Re: Flaschenvarianzen

BeitragDi 11. Jan 2011, 17:37

Hallo Andreas,

klar, bei Brettanomyces ist das sicher ein Risiko. Es dürfte aber nicht so viele Mikroorganismen geben, die im abgefüllten Wein vorkommen können und ähnlich "resistent" gegen Alkohol & co wie diese Hefeart sind. Aber in dem einen oder anderen Fall könnte es den Kork schon von der "Schuld" entlasten ...

Grüße,
Gerald
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