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Dekantieren oder Nicht?

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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weingeist

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Re: Dekantieren oder Nicht?

BeitragMi 26. Nov 2014, 10:25

stephane hat geschrieben:Zuletzt, ich bin davon überzeugt, dass es keine grandiose Weine, sondern nur grandiose Flaschen gibt: ....

Gute Einstellung, werde ich auch einmal ausprobieren. In Hinkunft trinke ich die Flasche und nicht den Wein.... :lol:
Liebe Grüße
weingeist
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stephane

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Re: Dekantieren oder Nicht?

BeitragMi 26. Nov 2014, 11:20

Sorry wenn das nicht so klar war, da ich nicht so gut die Sprache von Goethe beherrsche. :oops:

Ich habe natürlich von dem Inhalt der Flasche gesprochen. Es kann, und besonders bei alten Weinen, schon grosse qualitative Unterschiede zwischen 2 Flaschen von einer selben OHK geben.

Was ich gemeint habe war: Generally speaking, there is no great wine, but rather only great bottles (of this wine)
Beste Grüße,

Stephane der Franzose
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Gaston

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Re: Dekantieren oder Nicht?

BeitragMi 26. Nov 2014, 12:06

stephane hat geschrieben:Sorry wenn das nicht so klar war, da ich nicht so gut die Sprache von Goethe beherrsche. :oops:



Keine Sorge, dein Deutsch ist, vor allem wenn du es gelernt haben solltest, sehr sehr gut. Man kann das durchaus so formulieren wie du es formuliert hast. Der Spruch von Weingeist war wohl eher als Scherz gemeint. 8-)
Beste Grüße
Gaston
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weingeist

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Re: Dekantieren oder Nicht?

BeitragMi 26. Nov 2014, 12:44

Hello Stephane,

rellay, believe me, it was a joke, therefore the "big" :lol: at the end.
Liebe Grüße
weingeist
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stephane

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Re: Dekantieren oder Nicht?

BeitragMi 26. Nov 2014, 12:57

kein problem Weingeist, ich habe es überhaupt nicht ernst genommen :D

Beim nachlesen habe ich gedacht, dass meine Wörte teilweise unklar sein könnten, dehalb hab ich es auf English nochmal geschrieben.

Ich freue mich mit euch auf unsere gemeinsame Leidenschaft austauschen zu können!
Beste Grüße,

Stephane der Franzose
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weingeist

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Re: Dekantieren oder Nicht?

BeitragMi 26. Nov 2014, 16:28

Bei mir geht es hier nach folgendem Motto:

Je einfacher die Qualität (sowieso jung getrunken) wird direkt aus der Flasche eingeschenkt.

Je höher die Qualität (ebenfalls jung eingeschenkt, weil man den Wein probieren will), wird dieser schon einmal 12 bis 24 "gelüftet" (meist in einer Karaffe).

Je älter der Wein (nur hohe Qualität wird gelagert), desto mehr versuche ich den Luftkontakt vor dem Einschenken zu vermeiden. Dekantiert wird da maximal, damit ich vorhandenes Depot trennen kann. Oft kommt der Wein danach in die ausgewaschene Flasche retour.

Wobei es bei alten Weinen schon in beide Richtungen gehen kann, manchmal tut ihnen die Luft gut, manchmal verfliegen die letzten vorhandenen Aromen recht rasch.
Liebe Grüße
weingeist
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amateur des vins

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Re: Dekantieren oder Nicht?

BeitragDi 23. Okt 2018, 10:45

Aus gegebenem Anlaß und weil es thematisch paßt, reanimiere ich mal diesen Thread. Anlaß ist, daß ich beim Aufräumen alter RSS-Feeds über diesen jetzt 3 Monate alten SPON-Artikel gestolpert bin. Mal ungeachtet der Tatsache, daß der Teaser "Warum Weindekanter Unfug sind" reißerisch ist und auch nicht zum Text paßt, bin ich über diese Passage gestolpert:
Was im Holzfass oder auf der Hefe gereift ist, sollte karaffiert werden. "Also zum Beispiel ein großer Riesling oder ein Chardonnay aus Kalifornien mit nussigen Aromen." [...] Reduktive, unter Luftabschluss im Stahltank ausgebaute Weine dagegen eher nicht: "Ein knackiger Sauvignon Blanc aus Neuseeland muss nicht in die Karaffe."
Und das verstehe ich nicht: Ich dachte immer, Belüftung solle primär Sauerstoff eintragen, also oxidieren (natürlich nur in geringem Maße). Deshalb wird im Text ja auch erwähnt, daß das bei alten und eh schon Richtung Oxidation tendierenden Weinen mitunter keine so gute Idee sein könnte.

Ob der Weißwein aus dem Holzfaß kommt oder nicht, sagt erstmal wenig darüber aus, ob er oxidativ oder reduktiv ausgebaut wurde. Ausbau sur lie reduziert, dort bin ich mit Belüftung prinzipiell d'accord. Aber gerade stark reduzierte Weine, aus dem Stahltank oder nicht, profitieren meiner Meinung nach am ehesten von Belüftung!

Im Gegenzug sind nussige Aromen bei Chardonnay für mich eher ein Hinweis, daß der Wein schon etwas gereift sein könnte. Hier wäre ich mit dem Karaffieren vorsichtig.

Würde mich freuen, wenn wir da vielleicht doch etwas Systematik reinbekämen! :ugeek:

PS:
Gerade letztens hatte ich einen hochklassigen 2010er reinsortigen Mourvèdre. Die Nase hat mich initial an leichte Oxidation (sic!) denken lassen. Aber nach Schwenken des Glases ging das weg; blieb das Glas einen Moment stehen, kam es wieder. Nach einigen Stunden war der Effekt schwächer, und am nächsten Tag war nichts mehr davon zu bemerken. Belüftung hat also zweifelsfrei geholfen! Erkennbar reduziert war der Wein aber nicht.

Ich habe beim Weingut nachgefragt. Ferndiagnosen sind natürlich schwierig, und sie waren dort zunächst auch ratlos, aber der Önologe meinte schließlich, es könnte sich um flüchtige Säure (volatile acidity) gehandelt haben. Von diesem Thema habe ich garkeine Ahnung, und es wäre Anlaß für einen eigenen Thread...
Besten Gruß, Karsten
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EThC

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Re: Dekantieren oder Nicht?

BeitragDi 23. Okt 2018, 11:39

Das ist wieder einer dieser vielen Versuche, eine allgemeingültige Regel aufzustellen, die sich an zwei bis markanten Charakteristika festmachen läßt. Was aus meiner Sicht bei dem komplexen Thema Wein von vornherein aussichtsloser Unsinn ist.

Ich karaffiere eher selten, wenn, dann in solchen Fällen, in denen der Wein frisch aus der Flasche noch völlig spaßbefreit ist. Und das ist bei mir in der Regel eine spontane Einzelfallentscheidung am lebenden Objekt. Ansonsten ist es für mich viel reizvoller, die Entwicklung im Glas nachzuvollziehen, da merkt man dann insbesondere beim Bukett auch die Dynamik der Veränderung. Denn wer riecht schon ständig an seiner Karaffe rum?

Es gibt aus meiner Erfahrung genügend große Rieslinge, die sofort "da" sind, das gleiche gilt für nussige Chardonnays. Auch knackige Sauvignons können mit Luft stark gewinnen, aber ein Karaffenautomatismus ergibt sich dadurch für mich nicht. Einzig richtig: je älter der Wein, desto eher besteht die Gefahr, daß er mit Luft recht schnell zusammenfällt, deshalb wäre ich hier auch doppelt vorsichtig...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
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Bernd Schulz

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Re: Dekantieren oder Nicht?

BeitragDi 23. Okt 2018, 11:58

EThC hat geschrieben:Das ist wieder einer dieser vielen Versuche, eine allgemeingültige Regel aufzustellen, die sich an zwei bis markanten Charakteristika festmachen läßt. Was aus meiner Sicht bei dem komplexen Thema Wein von vornherein aussichtsloser Unsinn ist.

Ich karaffiere eher selten, wenn, dann in solchen Fällen, in denen der Wein frisch aus der Flasche noch völlig spaßbefreit ist. Und das ist bei mir in der Regel eine spontane Einzelfallentscheidung am lebenden Objekt. Ansonsten ist es für mich viel reizvoller, die Entwicklung im Glas nachzuvollziehen, da merkt man dann insbesondere beim Bukett auch die Dynamik der Veränderung. Denn wer riecht schon ständig an seiner Karaffe rum?


In beiden Absätzen schließe ich mich Erich vollumfänglich an!

EThC hat geschrieben:Einzig richtig: je älter der Wein, desto eher besteht die Gefahr, daß er mit Luft recht schnell zusammenfällt, deshalb wäre ich hier auch doppelt vorsichtig...


Für alte Rotweine mag das zutreffen. Bei Rieslingen aus den 60er und 70er Jahren habe ich dagegen in 99,9 Prozent aller Fälle die Erfahrung gemacht, dass sie durch Belüftung gewinnen! Es ist bei solchen Altweinen auch fast immer kein Problem, die halb geleerte Flasche noch einen Tag stehen zu lassen. Ich bin halt einfach nur zu faul zum Dekantieren....und vor allem zum Spülen der Karaffe.... :oops:

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins

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Re: Dekantieren oder Nicht?

BeitragDi 23. Okt 2018, 12:39

Och, ich halte das nicht für aussichtslosen Unsinn. :P

Zum einen bedeutet "Regel" ja nicht, daß sie ausnahmslos perfekt gölte. Zum anderen befinden wir uns hier nicht in Klausur, sondern im öffentlichen Unterforum "Allgemeines Weinwissen". Und letztlich finde ich bedenklich, wenn nicht näher qualifizierte Sommeliers mit ebensolchen Allgemeinplätzen zitiert werden, die nach meinem Dafürhalten - und das würde ich gerne diskutieren - auch noch teilweise systematisch in die falsche Richtung gehen.
EThC hat geschrieben:Ich karaffiere eher selten, wenn, dann in solchen Fällen, in denen der Wein frisch aus der Flasche noch völlig spaßbefreit ist. Und das ist bei mir in der Regel eine spontane Einzelfallentscheidung am lebenden Objekt. Ansonsten ist es für mich viel reizvoller, die Entwicklung im Glas nachzuvollziehen
Das halte ich genauso, und vermute dies von der großen Mehrzahl der hier versammelten Freaks. Aber "völlig spaßbefreit" kann eben verschiedene Ursachen haben, und nicht jede findet in Karaffieren den geeigneten Umgang.

"Oxidativ" oder "reduktiv" wird nicht jedem etwas sagen. Wenn dann jemand "knackiger NZL-SB aus dem Stahl muß nicht in die Karaffe" liest, wundert er sich vielleicht, warum das so ein unzugängliches Zeug ist. Und der Käufer des 10jährigen "Chardonnay aus Kalifornien mit nussigen Aromen", der den Wein morgens für das Galadinner in die extra neuerworbene Karaffe gibt, ist dann vielleicht unglücklich, abends nur noch ungenießbare Plörre vorzufinden. Der ungeschwefelte Naturwein wurde hier weiter oben auch schon erwähnt. Was tun mit dem 30jährigen Vintage Port? Wie ist die Tendenz bei trocken oder süß? Usw. usf. ...

Sorry, wenn ich mal wieder in Richtung Advocatus Diaboli gerutscht bin. :twisted:
Zuletzt geändert von amateur des vins am Di 23. Okt 2018, 12:44, insgesamt 1-mal geändert.
Besten Gruß, Karsten
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