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Apfelsaft pressen - kennt sich ein Winzer aus??

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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zirkuszansiba

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Apfelsaft pressen - kennt sich ein Winzer aus??

BeitragSa 22. Okt 2011, 14:22

Hallo ,

ich weiß ich bin hier in einem Weinforum und habe eine Frage zum Herstellen von Apfelsaft -also eigentlich bin ich falsch, sorry.
Leider habe ich kein Forum im Netz gefunden, das sich mit der Saftherstellung befasst. Ich nehme an, dass sich einige Winzer auch mit dem Apfelsaftpressen beschäftigen und Erfahrungen haben - deshalb meine Anfrage in diesem Forum.

Ich habe eine Idee einer mobilen Mosterei und habe einige Fragen.
Als "Zirkusdirektor" (www.zirkus-zansiba.de) unseres Kinderzirkus bin ich mit dem mobilen Einsatz von Technik vertraut und kenne die Vorzüge, zu den "Kunden" zu fahren.

Aus Neugier und Interesse bin ich zu einer Korb- Spindelpresse gekommen, die ihren Ursprung im Weinbau hatte. Sie ist ziemlich groß und schwer und liefert pro Pressung ca 60 L Apfelsaft. Dabei ist ein elektrischer Muser. Diese Jahr haben wir zum ersten Mal Apfelsaft hergestellt und es klappte bestens und war ein großer Spaß für alle.

Als Pädagoge und Bastler hege ich seit geraumer Zeit die Idee einer mobilen Mosterei im Handbetrieb und ohne Strom. Bitte denken Sie nicht an Wirtschaftlichkeit in der Saftmenge oder des Menscheneinsatzes. Bei der Idee geht es darum, mit Kinder- und Jugendgruppen oder Menschen mit Behinderung usw... ein sinnvolles und doch einigermaßen effizientes Erlebnis und Ergebnis zu erzielen.

Meine Idee besteht darin, dass ich mit der Mosterei zu den Kunden auch einfach auf die grüne Wiese kommen kann und danach Apfelsaft in Bag in Box mit nach Hause genommen werden kann.

Vorhanden ist bisher ein großer Transportbus und ein Autotransportanhänger und die erwähnte Presse.
Über die Zeitung habe ich ein sehr günstiges Angebot für eine sehr alte und schwere Obstmühle ( Handbetrieb), die mit Steinen mahlt und einer zweiten Obstpresse meines Vormates.
Den Zustand finde ich bald heraus, nehmen wir an beides ist nutzbar.

Aus der Premiere mit meiner Obstpresse kommt die Überlegung mit 2 Pressen zu arbeiten, da doch ziemlich lange Wartezeiten auftreten - man hätte 5X mehr Obst durch den Muser lassen können...

Die Idee ist, dass ich einen Grundrahmen schweiße, der - gelagert auf Schwerlastrollen - einfach auf meinen Autotrailer hochgezogen werden kann.
Auf diesem Grundrahmen sind die 2 Pressen und die Obstmühle fest verschraubt.

Soweit kann ich mir das alles gut vorstellen und sehe das als relativ einfach anzufertigen. Worüber ich bisher unklar bin: Wie kommt der Saft - also ca 500 - 600 Liter Tagesleistung - in die Bags in Boxes?

Meine erste Idee: Einen großen Edelstaltopf und einen dicken Gaskocher darunter - über den Zapfhahn läuft der 90 Grad Saft in die B I B.

Ein Bekannter hat für eine Feldküche, die bei Demonstrationen usw kochen, enorm leistungsstarke Gaskocher gebaut. Er meint, dass man mit solch einem Kocher dann Karamel am Boden löffeln kann - besser wäre ein Simmertopf / Wasserbadtopf. Wie sehen Sie das? Wie stark darf / soll die Leistung eines Gaskochers sein -klar, das hängt von der Topfgröße ab. Macht dieser Gedankengang überhaupt Sinn? Wie viele Töpfe und Kocher müßte man gleichzeitig betreiben? Wie ist das wenn man fleißig rührt?

Eine andere Möglichkeit - ich stelle mir das sehr spaßig vor: 2 Stück von "Omas altem Küchenherd", in denen Feuer gemacht wird, die Kochplatte abgenommen und direkt der Topf auf das Feuer. Aber da besteht bestimmt wieder Karamelgefahr?

Dann habe ich über den Gas - Durchlauferhitzer nachgedacht. Macht dieser Gedanke Sinn? Wie kommt der Druck zustande? Wie hoch muss der Apfelsaft lagern um nicht nur tröpfchenweise zu fliessen?

Wie ist die Idee eines Wärmetauschers? In meiner Zugmaschine habe ich vor Jahren einen Plattenwärmetauscher von Alva Lavel verbaut, um Pflanzenöl vorzuwärmen und damit zu fahren. Dazu benötigt man aber Druck, den habe ich in diesem Fall nicht...
Ein Rohrwärmetauscher im Wasserbad. Wäre das eine Möglichkeit?

Die ganze Sache soll möglichst kostensparsam entstehen. Am günstigsten und doch effizient stelle ich mir 2 - 3 auf dem geschweißten Grundrahmen montierte "Omas Küchenherde" oder Gaskocher vor. Dann 2 Bierfässer mit Zapfhahn versehen oder Edelstahltöpfe.

Könnte das funktionieren?

Noch eine ganz andere Frage: Haben Sie Erfahrung in der Nutzung der Reste - Trester - als Viehfutter? Da wir Schafe haben denke ich darüber nach - und probiere aus - ob die Reste, in Fässer gedrückt und luftdicht verschlossen, eine Milchsäuregärung durchlaufen, sodass die Reste im Winter verfüttert werden können. ( ähnlich wie Sauerkraut oder Maissilage) Bei der mobilen Mosterei würde viel davon anfallen - da steckt bestimmt Potenzial in der Größe der Herde...

Über eine Antwort und Einschätzung von Ihnen würde ich mich sehr freuen.

Liebe Grüße, Felix Prüfer
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susa

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Re: Apfelsaft pressen - kennt sich ein Winzer aus??

BeitragSa 22. Okt 2011, 18:39

Hallo Felix

es tut mir ja leid, dass Deine Frage so unbeantwortet im Raum steht, aber leider kann ich Dir da auch nicht weiterhelfen. Ich denke aber, dass bei Deiner Fragestellung eher Maschinenbauer oder ein Landmaschinentüftler helfen können als ein Winzer.

Dass man die Apfeltrester noch verfüttern kann, hab ich mal irgendwo gelesen, allerdings stand da nichts dabei, dass man sie noch vergoren hätte. Ich find das leider nicht mehr, ich google mich schon durch die Weltgeschichte, aber das hast Du vermutlich auch schon gemacht. Ich vermute, da ist der Zuckergehalt zu hoch, d.h. es wird sich wahrscheinlich eine nicht geringe Menge Alkohol bilden und ob das den Viechern bekommt ;). Ob das geht, kannst Du sicher am einfachsten bei einem Apfelsaft- oder Afelweinhersteller erfahren. Ruf hier mal an, die Leute sind eigentlich ganz nett, vielleicht haben sie den einen oder anderen Tipp für Dich.

http://www.matschundbrei.de

lieben Gruß
susa
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
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Re: Apfelsaft pressen - kennt sich ein Winzer aus??

BeitragSa 22. Okt 2011, 18:44

Hallo Herr Zirkusdirektor!
Die recht detaillierte Frage versuche ich im besten Sinne zu beantworten. Prinzipiell scheint das Presskonzept ja zu stehen und nun ist noch die Abfüllung zu lösen.
Hier würde ich deutlich vom Selbstbau abraten, da die Vorgänge der Pasteurisierung und Abfüllung hinsichtlich der hygienischen und rechtlichen Bedingungen ziemlich kompliziert sind.
Verlässlicher und leistungsfähiger sind Geräte für den professionellen Einsatz, die beide Schritte auf einmal erledigen können. Leider kann ich dazu keine konkreten Empfehlungen posten, doch die Stichworte "Pasteur kaufen" oder "Fruchtsaftdispenser" führen rasch zum Ziel jedweder Wünsche und Preisvorstellungen.
Allerdings benötigen derartige Maschinen Strom, der wird wohl unumgänglich werden. Vielleicht lässt sich ja ein Aggregat oder auch Solarkollektoren einsetzen.

Trester ist generell als Viefutter geeignet, da ich allerdings kein Landwirt bin, würde ich da genauere Auskünfte doch lieber einem werten Kollegen vom Fach überlassen :)

Zuletzt noch eine Randbemerkung: mit deinen Korbpressen bist du in der schonenden Spitze der Weinpressen angekommen. Mengenleistung ist nicht unbedingt die Stärke dieser Variante. Vielleicht schaust du mal nach einer sogenannten "Siebandpresse" oder auch nach einer "Hydropresse". Beide Arten könnten für dich interessant sein. Auch hier hilft wieder die Suchmaschine, wie auch generell Begriffe rund um den Winzer hilfreich sein können, Anbieter von günstigen Gebrauchtmaschinen zu finden.
Viel Erfolg!
"A German wine label is one of the things life's too short for, a daunting testimony to that peculiar nation's love of detail and organization."
Kingsley Amis Everyday Drinking

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