Korkschmecker richtig reklamieren - wie?

[susa]

Ich lese eben bei Thorsten in seinem Prioratthread

...die 3 letztjährig korkenden Weine, von denen uns die Winzer Ersatzflaschen zur Verfügung stellten...

Reklamiert Ihr auch Korkschmecker bei Winzern über Landesgrenzen hinweg und das klappt dann mit dem Ersatz?

Im Laden oder im Restaurant ist das ja ein Zug-um-Zug-"Geschäft", Wein korkt, wird reklamiert und ersetzt. So sollte es jedenfalls sein.**

Aber wenn ich im Urlaub beim Winzer eine Flasche erstanden habe, die eventuell erst nach Jahren trinke (nicht unwahrscheinlich bei Bordeaux) und die korkt, dann lege ich das unter -> pp - persönliches Pech ab.

Wie handhabt Ihr das?

lieben Gruß
susa

** kleine OT-Geschichte: Reklamation bei Aldi, Reklamationen bei Aldi gehen immer absolut problemlos
"Der Wein hatte Kork" - "Kein Problem, nehmen Sie sich eine neue Flasche"
Präsentiert wird eine zu freundlich geschätzt noch einem Fünftel gefüllte Flasche - mit Schraubverschluss

Im Laden ... ist das ja ein Zug-um-Zug-"Geschäft", Wein korkt, wird reklamiert und ersetzt. So sollte es jedenfalls sein.**

Hhhm, ich kaufe bei einem Händler einige Flaschen und lege sie erstmal ein paar Jahre weg, weil noch nicht trinkbar. Dann kommt die Sache mit dem Kork. vergiß es - in der Praxis habe ich noch fast alle Flaschen abschreiben können.

Hallo zusammen,

ich habe zuletzt vor ein paar Monaten eine korkende Saumagen Spätlese R aus 2001 von KR, die ich 2005 gekauft habe reklamiert und ohne wenn und aber Ersatz erhalten. Genauso bei Bürklin Wolf eine korkende Flasche Pechstein 2001. Da ich grundsätzlich keinen Wein direkt im Ausland kaufe, sondern dann lieber über Händler in D beziehe, hatte ich noch nie Probleme damit, Ersatz für einen Korker zu bekommen.

Viele Grüße

Nikolai

[Gerald]

Nach meiner bescheidenen Erfahrung sind echte Korkschmecker (TCA & Co) ja das geringste Problem mit dem Naturkork, viel häufiger habe ich zumindest Ärger mit schleichendem Kork und vorzeitiger Oxidation durch die starke Variabilität der Sauerstoffdurchlässigkeit. Und in solchen Fällen habe ich noch nie reklamiert, da ich das ohnehin für aussichtslos halte - da ja ohne Konterflaschen gar nicht zu beweisen.

Richtige Korkschmecker habe ich ein paar Mal beim Händler reklamiert (allerdings wenige Monate nach dem Kauf, Rechnung vorhanden) und anstandslos Ersatz bekommen.

Grüße,
Gerald

[susa]

Ja, mit Händlern ist das noch das geringste Problem, die wollen im Zweifel keinen Kunden verlieren.

Mir fiel nur wieder ein, dass mir bei den jeweiligen Châteaubesichtigungen z.B. sowohl Monsieur de Bailliencourt als auch Monsieur Thienpont versicherten, wann immer man ihnen eine Flasche korkigen Weines präsentieren würde, bekäme man natürlich umgehend Ersatz (wobei das ja eigentlich gar nicht möglich sei, weil ..... )

Den letzten korkigen Gazin hab ich aber auch schlicht und ergreifend in den Ausguss befördert. Mich hätte einfach interessiert, ob schon mal jemand bis an die Châteautüre gekommen ist, mit korkigem Wein.

lieben Gruß
susa

[thvins]

Hallo Susa,

ein schwieriges Feld. Ich habe auch schon in meiner Vor-Internet Zeit einige Male den Versuch gestartet, das leidige Korkproblem nicht unter pP abzutun. Unterschiedlichste Ergebnisse - deutsche Händler, die gleich darauf verwiesen, dass bei Kork kein Ersatz erfolgt - angeblich "gemäß internationaler Usancen" - no way... Minimierung des Problems nur durch zukünftiges Vermeiden dieses Händlers.

JWD bot dann den Austausch an, ich habe also beim nächsten JWD Besuch die eine oder andere Korkflasche bzw. deren Korken mitgenommen und bekam anstandslos Ersatz.

Bei Millesima habe ich einmal eine Subs - Flasche Sociando Mallet 1995 reklamiert, bei der ich ca. ein halbes Jahr nach Kauf einen Korkläufer bemerkt hatte. Unter der Hotline angerufen, darauf verwiesen, dass der Wein ja eigentlich noch lange liegen sollte vor dem Genuss - anstandslos gab es eine neue Flasche geliefert.

Einige *** oder Coup de Coeur Flaschen des Guide Hachette, die ich direkt bei französischen Winzern gekauft hatte, hatte ich telefonisch reklamiert, in dem ich freundlich das Problem schilderte (ist auch gut, wenn man französisch spricht) - hier gab es stets prompten Ersatz, bei Stammwinzern beim nächsten Besuch, bei Zufallsvorbeifahrten, wo ich nicht gleich wieder hin kam (Gaillac, einmal Chablis, einmal Rhône) kam ein kleines Paket.

Auch im Priorat habe ich bislang immer problemlos Ersatz bekommen, ein "verkorkster" Finca Dofi aus den 90ern war sogar der Türöffner für einen Besuch bei Alvaro Palacios.

Drei Korker auf 12 Flaschen war allerdings auch ein Extremfall, dafür hatten wir dieses Jahr auch keinen einzigen bei 34 Flaschen. Auch sonst - in diesem Jahr hielt es sich in engen Grenzen, drei Mal auf Holz geklopft...

Aus meinen Gesprächen mit Winzern - sowohl im Priorat, als auch in Frankreich habe ich immer wieder erfahren, dass auch die Winzer dies weitergeben an ihre Korklieferanten und gegebenenfalls auch den Lieferanten wechseln, wenn da eine Häufung vorkommt. Meist will der Winzer den Korken genau beschrieben haben oder vorgelegt bekommen wegen eventueller Chargenkennzeichen.

Auch als ich anfing, Prioratweine zu importieren, stellte ich meinen Winzern die Frage, wie sie damit umgehen - hier ist dann auch stets beteuert worden, dass man solche Reklamationen auf der Winzerseite ernst nimmt. Wer also einen übel riechenden Korken hat, der schicke mir diesen, sollte er die Flasche bei mir gekauft haben. Dann wird in jedem Falle eine Lösung gefunden.

Bei Korkschleichern oder Flaschenvarianzen ist das natürlich deutlich schwerer bis unmöglich. Auch das "hat mir nicht geschmeckt..." ist natürlich problematisch, denn dies läßt sich ja nicht auf den Winzer oder Händler abwälzen.

Aber wenigstens das echte TCA - Problem muss nicht pP sein... - ich denke aus heutiger Sicht sogar, dass Händler, die den entsprechenden Passus in ihren AGB führen, einfach keine Lust haben, sich mit dem Problem auseinander zu setzen und sich um ein wenig mehr an Service zu kümmern.

Ich reklamiere natürlich auch nicht jeden Brot- und Butterwein auf Teufel komm raus, aber bei teureren und hochgerühmten Flaschen habe ich erfahren, dass Versuch klug macht und dass ein freundliches Nachfragen beim Winzer oder Händler meist erfolgreicher ist als ein sich grämen über pP.

Also mein Rat: Freundlich nachfragen, den Korken auf jeden Fall nicht wegwerfen, sondern bereit halten und notfalls auf Anforderung versenden. Und auch wenn der Wein nicht mehr lieferbar ist, wird oft eine Regelung angeboten, mit der alle Seiten leben können.

Zu oft ärgert man sich über die "Servicewüste Deutschland", mit Schimpfen wird dies natürlich nicht besser, mit einer freundlichen Nachfrage merkt man aber auch, wer sich nicht in die "Servicewüste" eingemeinden lassen will.

[susa]

Danke Thorsten, das ist mal eine ausführliche und interessante Auskunft.

Vom Gazin hab ich noch ein Foto, wie er so im Ausguss liegt, ob das wohl auch akzeptiert wird?

Es ist ja wirklich so, dass teure Weine einen ganz anders ärgern, als wenn ich einen Copa Santa oder Rheingauer Gutsriesling entsorgen muss (wobei mir einfällt, dass ich noch nie einen korkigen Clavel-Wein hatte und der Copa Santa gehört zu unseren Brot- und Butterweinen).

Lieben Gruß
susa

[thvins]

Hallo Susa,

probier es doch einfach mal, du sprichst ja französisch und die Telefonnummer von Gazin steht ja auch im Hachette, sicher sogar deren Mail in neueren. Dann schick das Foto doch gleich mit.

Ich geb's aber zu, ich bestelle sehr oft in Deutschland und will dann nicht wegen 1er Flasche 10 Euro Versand zahlen. Wahrscheinlich reklamiere ich deshalb kaum.

Ich geb's aber zu, ich bestelle sehr oft in Deutschland und will dann nicht wegen 1er Flasche 10 Euro Versand zahlen. Wahrscheinlich reklamiere ich deshalb kaum.

Hallo Gerhard,

die Versandkosten (hin+zurück) gehen im Falle einer Nachlieferung zu Lasten des Händlers; für die Hinsendung hat bislang der Korken in einem "verstärkten" Umschlag gereicht.

Viele GRüße

Nikolai