Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
So 7. Aug 2011, 20:05
Hallo,
kuerzlich hatte ich ein interessantes Gespraech mit einem Winzer, der seine Weine bevorzugt so ausbaut, dass sie relativ wenig Alkohol enthalten.
Dies hat er damit begruendet, dass sein Wein so bekoemmlicher sei. Hohe Alkoholkonzentrationen enthielten "giftige" Alkohole wie Methanol und andere Nervengifte.
Stimmt das?
Klar ist, dass Alkohol ueberhaupt als gesundheitsschaedlich einzustufen ist. Mich wuerde nun interessieren, ob hohe Alkoholkonzentrationen tatsaechlich nur ueber "giftigere" Alkohole zu erreichen sind.
Einen schoenen Abend SchwarzerZierfahlner
sociando
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So 7. Aug 2011, 23:11
hallo schwarzerzierfahlner, willst du den vieltrinkern hier etwa angst machen ? alkohol in geringen mengen ist auch keineswegs als gesundheitsschädlich einzustufen sondern kann sogar förderlich sein wie man weiss. viele grüsse, martin
es lebe die freiheit! es lebe der wein! (johann wolfgang von goethe, faust, auerbachs keller)
susa
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Mo 8. Aug 2011, 07:47
Moin
Der Gerald wird das sicher gleich viel besser erklären als ich, der ist Chemiker.
Ich denke, der Herr spricht das Thema der Begleitalkohole an, die meines Wissens immer entstehen und nicht nur bei höher alkoholischen Weinen, da sind die Anteile vielleicht ein wenig höher aber auch vernachlässigbar. Begleitalkohole sind erst in Dosen gesundheitsschädlich sind, die in der Regel nicht oder nur bei wirklich hochprozentigen Destillaten erreicht werden.
lieben Gruß susa
Red wine with fish. Well, that should have told me something. James Bond in From Russia with Love
Gerald
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Mo 8. Aug 2011, 08:16
Ich würde mal pauschal sagen "Winzerlatein" Bei den "giftigen" Alkoholen muss man zwischen Methanol (1 Kohlenstoffatom) und den sog. Fuselalkoholen (3-6 Kohlenstoffatome) unterscheiden. "Unser" Alkohol (Ethanol) hat 2 Kohlenstoffatome. Methanol entsteht während der Gärung aus Pektin der Früchte und ist gerade bei Wein kein wirkliches Thema - anders als bei Fruchtbränden. Methanol wird im Körper zum hochreaktiven und stark giftigen Formaldehyd oxidiert und ist für die Erblindung nach Konsum schlecht hergestellten Schnapses verantwortlich. Fuselalkohole (jetzt meist "Begleitalkohole" genannt) hingegen entstehen aus Proteinen, die gebildete Menge hängt aber ganz wesentlich von der Hefe ab. Meines Wissens sind sie auch in sauber hergestelltem Wein - gleich welchen Alkoholgehalts - kein wirkliches Thema. Wenn man ganz sicher gehen möchte - Achtung, jetzt werde ich mich bestimmt unbeliebt machen - sollte man vielleicht Weine mit Reinzuchthefen und Bakterienkulturen für den BSA bevorzugen, da deren Bildung der Begleitalkohole bekannt ist, während es bei spontan vergorenen Weinen davon abhängt, welche Stämme sich eben gerade durchsetzen. In der Praxis halte ich das aber auch für nicht notwendig, die Konzentrationen dürften so oder so nicht gesundheitlich relevant sein. Grüße, Gerald
susa
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Mo 8. Aug 2011, 13:14
aha, da hat also wer versucht, seine Reinzuchthefen zu begründen *undwech lg s
Red wine with fish. Well, that should have told me something. James Bond in From Russia with Love
Mo 8. Aug 2011, 20:32
Hallo,
vielen Dank fuer die Antworten.
Das mit dem "Winzerlatein" hatte ich mir fast gedacht. Das machen ja viele Winzer gerne, dass sie eine Zweiteilung der Welt vornehmen: Sich selbst und z.B. Taugenichtse.
Moechte noch jemand eine Lanze fuer die Spontanvergaerung brechen? Oder sind alle mit Geralds Ausfuehrungen einverstanden?
Noch einen schoenen Abend, SchwarzerZierfahlner
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Mo 8. Aug 2011, 21:14
Mal davon abgesehen - Alkohol ist für den Körper immer Gift. Vor allem für Nieren und Hirn. Habe deshalb heute ein "nichtalkoholisches" Getränk im Glas - einen Fendant
Servus Wolfgang
Gerald
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Di 9. Aug 2011, 07:13
Hallo,
nur damit ich nicht missverstanden werde: ich habe selbstverständlich nicht behauptet, dass spontan vergorene Weine höhere Konzentrationen an "Fuselalkoholen" enthalten, sondern nur dass man es schwer vorhersehen kann, da man ja nicht vorab weiß, welche Hefestämme sich tatsächlich dann durchsetzen. Und die Begleitalkohole werden meines Wissens in einer "normalen" Weinanalyse ja nicht bestimmt, da dies deutlich aufwändiger als die einfachen Parameter (Alkohol, RZ, Gesamtsäure, SO2 frei/gebunden) ist.
Bei Reinzuchthefen ist die Tendenz zur Bildung der Begleitalkohole bekannt. Ob Stämme speziell danach selektioniert werden, weiß ich hingegen nicht. Wahrscheinlich ist das in Wein ohnehin normalerweise kein so großes Thema.
Grüße, Gerald
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