Hallo liebe Weinfreunde!
Ich stehe vor einem Phänomen, das ich (auch nach bereits drei absolvierten Weifehlerseminaren
) nicht so recht einordnen kann.
Mit dieser Einleitung möchte ich auf ein Erlebnis letzten Samstag, beim Besuch des Wachauer Weinfrühlings, überleiten, wo mein Bekannter und ich (ich denke wir beide sind keine ganz „unbeleckten“ Verkoster) bei einem Winzer eine absolut neue Erfahrung machten, die wir beide - siehe oben - nicht einordnen können.
Ich oute mich dazu nur soweit, dass es sich dabei um einen meiner persönlichen „Favorits“ handelt, den ich schon Jahre besuche, zu dem ich ein freundschaftliches Verhältnis habe, von dem ich etliche Flaschen Wein im Keller habe, der nicht gerade billig ist, wo ich von der Qualität aber noch nie enttäuscht wurde. Ich gebe auch zu, dass wir den Winzer bewusst nicht auf das „Problem“ angesprochen haben, da sicher auch seine Psyche - witterungsbedingt - in den letzten Tagen sowieso schon genug gelitten hat.
Verkostet haben wir 5 Grüne Veltliner und 3 Rieslinge im Bereich Federspiel und Smaragd, einen Gelben Muskateller (Federspiel) und einen Chardonnay (Smaragd). Alle Weine (bis auf einen Riesling S) und den Chardonnay (S) hatten in der Nase ein extremes „Stinkerl“. Anders kann man das nicht beschreiben (mich hat es an Gülle aus der Landwirtschaft erinnert). Das eigenartige an der Sache war, dass der Ton, wenn er sich nach dem Einschenken nicht sofort mit voller Wucht zeigte, mit Luftzufuhr nicht weniger, sondern eher noch stärker wurde.
Ich habe mir jetzt wieder einmal die Liste der Weinfehler vor Augen geführt, aber irgendwie passt unsere Erfahrung zu keinem der gängigen Verdächtigen so richtig.
Essig / Lösungsmittelton wie Uhu / Muff- oder Schimmeltöne – hätten wir im Geruch erkannt
Mäuseln – möglich (warmer Jahrgang, hohe ph-Werte) – aber bei allen Weinen?
Böckser – möglich, aber auch hier die Frage…bei allen Weinen?
Brettanomyces / unsaubere Kellerarbeit / unsaubere Gerätschaft – möglich, würde auch die Frage klären, warum fast bei allen Weinen?
Übrigens, hätte man sich das „Stinkerl“ wegdenken können, wären die Weine am Gaumen ein Genuss gewesen. Nur so sind sie ein Totalausfall. Vielleicht hat ja jemand von Euch eine Erklärung dafür oder dazu (Andi Kolwentz, der ja bekanntlich ein hervorragender Sensoriker ist, wird dazu von meinem Bekannten auch noch befragt). Wobei, schon klar, Ferndiagnosen sind immer problematisch.