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Re: Weinfehler - wenn ja welcher

Verfasst: Do 10. Okt 2013, 12:53
von Gerald
Hallo Herbert,

mit einer schlüssigen Erklärung dazu kann ich leider nicht aufwarten, mir ist jedenfalls noch nie ein vergleichbares Phänomen aufgefallen.

Es sei denn, es wären die berühmt-berüchtigten "feinstofflichen Schwingungen" der Biodynamiker. ;)

Grüße,
Gerald

Re: Weinfehler - wenn ja welcher

Verfasst: Do 10. Okt 2013, 19:02
von MichaelWagner
da hilft nur eins: Du solltest einfach immer nur dann trinken wenn er gerade nicht da ist :lol:

Re: Weinfehler - wenn ja welcher

Verfasst: Do 10. Okt 2013, 19:40
von weingeist
O. K., O.K. - ich glaube von Biodynamik war 1997 noch keine Rede.....und die Flasche wurde auch während der Lagerung nicht gedreht - Du weist schon, ein anderer Thread hier in diesem Forum .... ;)
Tja, und den Tipp mit "Trinken, wenn der Geruch gerade nicht da ist", kann ich leider nicht mehr ausprobieren, aber vielleicht beim nächsten Mal..... :lol:

Re: Weinfehler - wenn ja welcher

Verfasst: Fr 11. Okt 2013, 01:42
von MichaelWagner
Keine Rückstellprobe? Rookie :D !

Re: Weinfehler - wenn ja welcher

Verfasst: Fr 11. Okt 2013, 17:43
von weingeist
Nein, die ganze 0,375er Flasche zu Dritt (!) ausgetrunken. Ich wollte ja nur jemanden beweisen, dass man "Altweine" trinken kann. Na ja, sowas kann natürlich in die Hose gehen..... :lol:
Aber ----> drei oder vier Flaschen von dieser Medizin sollte ich noch im Keller draußen haben. Somit ----> die Hoffnung stirbt zuletzt ! :D

Weinfehler - wenn ja welcher

Verfasst: Di 3. Mai 2016, 17:25
von weingeist
Hallo liebe Weinfreunde!

Ich stehe vor einem Phänomen, das ich (auch nach bereits drei absolvierten Weifehlerseminaren ;) ) nicht so recht einordnen kann.

Mit dieser Einleitung möchte ich auf ein Erlebnis letzten Samstag, beim Besuch des Wachauer Weinfrühlings, überleiten, wo mein Bekannter und ich (ich denke wir beide sind keine ganz „unbeleckten“ Verkoster) bei einem Winzer eine absolut neue Erfahrung machten, die wir beide - siehe oben - nicht einordnen können.

Ich oute mich dazu nur soweit, dass es sich dabei um einen meiner persönlichen „Favorits“ handelt, den ich schon Jahre besuche, zu dem ich ein freundschaftliches Verhältnis habe, von dem ich etliche Flaschen Wein im Keller habe, der nicht gerade billig ist, wo ich von der Qualität aber noch nie enttäuscht wurde. Ich gebe auch zu, dass wir den Winzer bewusst nicht auf das „Problem“ angesprochen haben, da sicher auch seine Psyche - witterungsbedingt - in den letzten Tagen sowieso schon genug gelitten hat.

Verkostet haben wir 5 Grüne Veltliner und 3 Rieslinge im Bereich Federspiel und Smaragd, einen Gelben Muskateller (Federspiel) und einen Chardonnay (Smaragd). Alle Weine (bis auf einen Riesling S) und den Chardonnay (S) hatten in der Nase ein extremes „Stinkerl“. Anders kann man das nicht beschreiben (mich hat es an Gülle aus der Landwirtschaft erinnert). Das eigenartige an der Sache war, dass der Ton, wenn er sich nach dem Einschenken nicht sofort mit voller Wucht zeigte, mit Luftzufuhr nicht weniger, sondern eher noch stärker wurde.

Ich habe mir jetzt wieder einmal die Liste der Weinfehler vor Augen geführt, aber irgendwie passt unsere Erfahrung zu keinem der gängigen Verdächtigen so richtig.

Essig / Lösungsmittelton wie Uhu / Muff- oder Schimmeltöne – hätten wir im Geruch erkannt
Mäuseln – möglich (warmer Jahrgang, hohe ph-Werte) – aber bei allen Weinen?
Böckser – möglich, aber auch hier die Frage…bei allen Weinen?
Brettanomyces / unsaubere Kellerarbeit / unsaubere Gerätschaft – möglich, würde auch die Frage klären, warum fast bei allen Weinen?

Übrigens, hätte man sich das „Stinkerl“ wegdenken können, wären die Weine am Gaumen ein Genuss gewesen. Nur so sind sie ein Totalausfall. Vielleicht hat ja jemand von Euch eine Erklärung dafür oder dazu (Andi Kolwentz, der ja bekanntlich ein hervorragender Sensoriker ist, wird dazu von meinem Bekannten auch noch befragt). Wobei, schon klar, Ferndiagnosen sind immer problematisch.

Re: Weinfehler - wenn ja welcher

Verfasst: Di 3. Mai 2016, 17:54
von Gerald
Hallo Herbert,

für mich klingt das recht deutlich nach einem Böckser (da gibt es ja viele Varianten). Vielleicht wollte der Winzer möglichst reduktiv vergären (um die "Mineralik" herauszustreichen?) und das ist einfach schiefgegangen? Ich könnte mir auch vorstellen, dass sich die unangenehmen Aromen erst in der Flasche aus noch geruchlosen Vorläufern gebildet haben, sonst hätte er die Flaschen wohl nicht zur Verkostung angestellt.

Aber warum gleich fast alle Weine auf einmal betroffen sind? Vielleicht hat er irgendetwas in seiner Vinifikation umgestellt, wo noch nicht genug Erfahrungswerte vorhanden sind?

Es könnte aber auch sein, dass nur der Zeitpunkt gerade ungünstig ist und die Note nach ein paar Monaten in der Flasche wieder verschwindet. An der Mosel gibt es ja Winzer aus der Sponti-Fraktion, wo so etwas geradezu zum "Stil der Hauses" gehört, sagt man (persönliche Erfahrungen damit habe ich nicht, viele andere hier im Forum können dazu aber bestimmt etwas sagen) ...

Vielleicht interessant zum Nachlesen: viewtopic.php?f=57&t=1120&start=30#p64964

Grüße,
Gerald

Re: Weinfehler - wenn ja welcher

Verfasst: Di 3. Mai 2016, 18:07
von Ollie
Wenn's riecht wie ein Verdauungsproblem faules Ei, dann ist es meist ein Schwefelboeckser. Die moegliche Verbindung zur Weinbereitung ist: Spontanhefen koennen schwefelhaltige Verbindungen erzeugen. Oder: Um die Mikroflora niederzuhalten, wird gelegentlich der Most (vor der Gaerung) geschwefelt, was dann wiederum die Produktion von Vorlaeufersubstanzen ermoeglicht/foerdert. Usw.

Von restsuessen Moselweinen, die einen nach einiger (recht kurzer) Zeit auf Flasche extremst anpupsen :lol: , weiss man, dass sie sich mit einigen Jahren Flaschenlager beruhigen. Ob und in welchem Masse das auch bei trockenen Weinen passiert, weiss ich allerdings nicht, da ich nie einen trockenen Wein mit Boeckser hatte.

Cheers,
Ollie

Re: Weinfehler - wenn ja welcher

Verfasst: Di 3. Mai 2016, 18:28
von weingeist
Hallo Gerald und Ollie!
Gerald hat geschrieben:Hallo Herbert, für mich klingt das recht deutlich nach einem Böckser (da gibt es ja viele Varianten). Grüße, Gerald
Ollie hat geschrieben:Wenn's riecht wie ein Verdauungsproblem faules Ei, dann ist es meist ein Schwefelboeckser. Cheers, Ollie

Eure Reaktionen sind "weltmeisterlich", dabei gibt's heuer nur eine Europameisterschaft... :lol: Danke!

War im Prinzip auch unsere erste Vermutung. Mein Bekannter brachte dann eine eventuell "schiefgegangene" Eiweisschönung ins Spiel. Wobei - wiederum Frage an alle - was könnte da wirklich so in die Hose gehen (ohne dass ich jetzt den gesamten Vorgang nachlesen muss)?

Re: Weinfehler - wenn ja welcher

Verfasst: Di 3. Mai 2016, 23:22
von Ollie
Wenn man mit einem faulen Ei schoent? :lol: Nee, keine Ahnung, was die Schoenung verboecksern soll. Bei Weissweinen kommt ja eh nur eine Mostschoenung (mit Kasein, einem Eiweiss) in Frage, um Tannine auszufaellen. Das Kasein sollte aber keine Bildung von Schwefelwasserstoff usw. beguenstigen.

Mostklaerung hingegen reduziert das Boeckserpotential zwar, aber ob bzw. dass im Umkehrschluss aus einem Boeckser eine mangelnde Klaerung folgt, ist mir nicht so plausibel. Jedenfalls habe ich von einem solch direkten Zusammenhang nie gelesen (was nichts heissen mag, ich bin ja kein Winzer). Vielleicht gibt es aber den indirekten Zusammenhang von truebem Most, den man betont reduktiv verarbeitet (damit er nicht braun wird), was die Bildung von einem H2S-Boeckser beguenstigt. Da waere der truebe Most aber nur der Anlass, nicht jedoch die Ursache.

Cheers,
Ollie