Fahrplan für Neulinge ->Das Finden des eigenen Geschmacks

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
Bernd Schulz
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Re: Fahrplan für Neulinge ->Das Finden des eigenen Geschmack

Beitrag von Bernd Schulz »

Kreuzotter hat geschrieben:Das heißt also, dass der "systematische Weg" eher der ungewöhnlichere ist?
Mir liegt darüber keine Statistik :mrgreen: vor, aber ich würde erst einmal sagen, dass es sich so verhält.
Kreuzotter hat geschrieben:Bedeutet das also, das man sonst als Neuling sich einfach durchkosten sollte, auf Weinabenden, auf Weinverkostungen etc. und die Weine, die einem schmecken dann kauft und gut ist's, ohne "Tabellen und Auswertungen"?
Puh, jeder Jeck ist anders! In erster Linie geht es beim Wein ja um Genuss, und ich habe keine buchhalterische Veranlagung. Am Erstellen von Tabellen und deren Auswertung hätte ich keinen Spaß - wenn du ihn hast, dann erstelle Tabellen! Das bringt zwar nichts, aber schadet sicher auch nicht.

Herzliche Grüße

Bernd
amateur des vins
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Re: Fahrplan für Neulinge ->Das Finden des eigenen Geschmack

Beitrag von amateur des vins »

Kreuzotter hat geschrieben:Das heißt also, dass der "systematische Weg" eher der ungewöhnlichere ist?

Bedeutet das also, das man sonst als Neuling sich einfach durchkosten sollte, auf Weinabenden, auf Weinverkostungen etc. und die Weine, die einem schmecken dann kauft und gut ist's, ohne "Tabellen und Auswertungen"?
Ich weiß nicht, wie die Quote zwischen "Systematen" und "Chaoten" verteilt ist. Was auch immer für Dich funktioniert, ist ok.

Ich denke nur, daß Wein zu komplex und nichtlinear ist, als daß man mit - pardon - vergleichsweise einfacher Systematik sehr weit kommen könnte: Der Ausnahmen gibt es einfach zu viele. Die wenigsten Winzer haben das richtig gut im Griff, und die müssen das nur für ihre eigenen Weine hinbekommen. Was nicht bedeutet, es nicht zu versuchen. Aber nicht enttäuscht sein, wenn dieser Ansatz an seine Grenzen stößt, sondern für die Faszination offen sein. :idea:
Besten Gruß, Karsten
Sauternes
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Re: Fahrplan für Neulinge ->Das Finden des eigenen Geschmack

Beitrag von Sauternes »

Hallo,
das finden des eigenen Geschmacks ist ein spannender, faszinierender Weg, wenn ich nochmal neu anfangen könnte, würde ich sicher einiges anders machen, das weiß man aber meistens erst hinterher.
Ob es jetzt unbedingt erforderlich ist nur Rebsortenreine Weine zu probieren, würde ich verneinen, man kann sicher einigen probieren, jedoch auch Cuvees.
Wichtig halte ich noch, unterschiedliche Anbaugebiete gegeneinander zu testen, vielleicht sogar in einer Probe gemeinsam, dieses gegeneinander testen ist nämlich sehr spannend, da merkt man schnell welcher Wein von etwa 3 oder 4 in einer Probe, einem am besten gefällt, bei Bordeaux Weinen gibt es da oft die Möglichkeit von kleinen Flaschen à 0,375L , das reduziert die kosten.
Auch möglich, ein paar Weine in einer Probe aus dem gleichen Anbaugebiet, nach Möglichkeit aber in einer Preisregion, denn ein 10€ Wein dürfte es sehr schwer gegen einen 30€ Wein haben, gibt aber auch Ausnahmen.
Dann viel Spaß beim probieren :) .

Grüße Heiko
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EThC
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Re: Fahrplan für Neulinge ->Das Finden des eigenen Geschmack

Beitrag von EThC »

Luki25-7 hat geschrieben:Ich dachte vor einigen Jahren noch, dass ich vor allem auf trockene, schwere, meist spanische Rotweine [oder aus Übersee] stehe.
...der Klassiker schlechtin! War bei mir so ähnlich, nur daß meine Dickweine vor 30 Jahren vorwiegend aus Italien kamen, Macho-Merlots mit 16 Umdrehungen aus dem Veneto, auch gerne Ripassa, Amarone, aber auch Barolo etc. Und der Rotweinanteil lag bei gut 90 %. Heute sind's 77 % Weißwein (rot nur noch 17 %) und die bevorzugten Sachen sind filigraner, vielschichtiger geworden. Und der ganze Freakstuff (z.B. aus dem Jura und von den wilden Österreichern etc.) schreckt mich auch keineswegs ab...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Dilbert
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Re: Fahrplan für Neulinge ->Das Finden des eigenen Geschmack

Beitrag von Dilbert »

Ich kann mich da meinen Vorrednern nur anschließen. Habe so 1989/90 angefangen mich für Wein zu interessieren. Da gab's noch kein Internet, kein Weinforum und kein Social Media! :o
Informationen gab's in den wenigen Fachlektüren wie z.B. Alles über Wein oder Vinum. Die Ausgaben habe ich regelrecht verschlungen. Das waren übrigens auch die Zeiten, in denen ein Bordeaux mit 91-92 Punkten in der Alles über Wein schon ein Spitzenwein war!! Aber letztendlich hilft nur probieren, daran hat sich nach wie vor nichts geändert. Durch das Internet ist die Trefferquote nur deutlich dichter geworden, da man praktisch über jeden Wein irgendwo irgendeine Info findet. Man muss es eben nur interpretieren können. Dazu hilft dann einfach wieder probieren, probieren, probieren!! :mrgreen:
Und wie hier auch schon erwähnt wurde: jeder Wein hat seine Zeit, natürlich trinke ich heute eher einen Pinot Noir, einen klassischen Rioja oder einen Bordeaux alter Schule (gibt's die eigentlich noch?? :( ). Aber zu einem deftigen südfranzösischen Gericht passt dann auch ein ebensolcher Rotwein. Überhaupt trinke ich Wein fast ausschließlich zum Essen. Ich finde es immer wieder spannend Wein und Essen zu kombinieren - und da sind wir auch wieder beim Thema der Vielfalt. Denn zu den allermeisten Gerichten lässt sich auch ein passender Wein finden - wenn man sich selbst nicht zu sehr einschränkt in seinen Vorlieben!

Also: probieren, probieren, probieren!

In solchen Momenten lässt sich auch gut Faust zitieren:
Wenn Ihr's nicht fühlt, Ihr werdet's nicht erjagen!! :mrgreen: :mrgreen:

Gruß,
Jochen
„Eine Magnum-Flasche? Genau die richtige Größe für einen schönen Abend. Vorausgesetzt, man beginnt mit einem Champagner, man endet das Menu mit einem Sauternes, und man ist allein daheim…“
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puschel
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Re: Fahrplan für Neulinge ->Das Finden des eigenen Geschmack

Beitrag von puschel »

Dilbert hat geschrieben:Ich kann mich da meinen Vorrednern nur anschließen. Habe so 1989/90 angefangen mich für Wein zu interessieren. Da gab's noch kein Internet, kein Weinforum und kein Social Media! :o
Informationen gab's in den wenigen Fachlektüren wie z.B. Alles über Wein oder Vinum. Die Ausgaben habe ich regelrecht verschlungen.
Also: probieren, probieren, probieren!...
Hallo Kreuzritter,
hab 1985 angefangen mich für Wein zu interessieren und auch zu probieren, verkosten und trinken.
Und ja, wie Jochen schreibt: Nichts geht über probieren, probieren, probieren!
Du musst anfangen einen Wein zu "erschmecken" :D
Und "Verkostungserfahrungen" schriftlich festhalten, ist mit Sicherheit hilfreich.
Ich würde mit sortenreinen Weinen, sprich jeweils gleichen Rebsorten anfangen aus unterschiedlichen Anbaugebieten und diese gegenüberstellen. Später dann natürlich auch Cuvées probieren.
Und wie schon geschrieben wurde - die Vorlieben ändern sich. Hab ich 1985 halbtrockene und restsüße Weißweine bevorzugt, sollte ca 10 Jahre später ein Weißwein wie auch ein Rotwein möglichst trocken sein.... heute bin ich wieder ueberwiegend Restsüß-Trinker was Weißweine betrifft, jedoch nach dem Motto: Der "Anlass - wie auch das Essen" bestimmt den Wein - die Rebsorte, die Ausbaustufe. ... :mrgreen:
Es wird in jedem Fall für Dich spannend!

Gruß Adi
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Kreuzotter
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Re: Fahrplan für Neulinge ->Das Finden des eigenen Geschmack

Beitrag von Kreuzotter »

Danke für Eure Tipps und Ideen zur Geschmacksfindung bei Weinen.

Sowas ist wohl ein Lebensprojekt, aber ich bin gerne dabei.

Ich leser weiter gespannt mit.
zum Üben aller französischer Nasallaute: "un bon vin blanc"
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Kreuzotter
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Re: Fahrplan für Neulinge ->Das Finden des eigenen Geschmack

Beitrag von Kreuzotter »

Und ja, es ist schon spannend an Erfahrungen. Weine sind ja doch wie "rohe Eier".

Vor einer Woche eine "Casa Ermita 2017" geöffnet, der brauchte gekühlt bis zum angenehmen Trinken 4 Stunden Belüftung in der Karaffe, dann war er richtig lecker.

Ein Tempranillo von 2015 gestern aus der Kühle geöffnet, karaffiert, der war nach 2 Stunden richtig lecker. Dann gabs ein Telefonat von 2 Stunden, ich wollte ihn anschließend weiter trinken (nach insgesamt 4 Stunden Belüftung dann) und er war gekippt und nicht mehr genießbar.

Der eine wurde also nach 4 Stunden richtig lecker, der andere hat nach dieser Zeit sein geöffnetes Leben schon hinter sich.

Das ist echt spannend. :-)
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EThC
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Re: Fahrplan für Neulinge ->Das Finden des eigenen Geschmack

Beitrag von EThC »

Kreuzotter hat geschrieben:Der eine wurde also nach 4 Stunden richtig lecker, der andere hat nach dieser Zeit sein geöffnetes Leben schon hinter sich.
...mir wurde mal gesagt, daß das auch in ganz erheblicher Weise vom Ausbau abhängt, demnach seien Weine, die unter totalem oder weitgehenden Sauerstoffausschluß vergären und reifen, relativ empfindlich gegen Luftsauerstoff, die die auch in gewissem Maße bei der Vinifizierung mit Sauerstoff in Kontakt kommen (z.B. durch Verwendung von porösen Behältern wie Holz, Beton, Keramik oder sogar offenen Bottichen) bzw. denen man auch ein längeres Hefelager zugesteht, halten da teils erheblich länger durch. Wobei das längst nicht alle Einflußfaktoren sind. Manche meiner Weine haben auch nach einer oder sogar drei Wochen nach der Öffnung noch nicht abgebaut, sondern sich lediglich umgebaut; das sind dann die spannenderen Erlebnisse...
Viele Grüße
Erich

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Sauternes
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Re: Fahrplan für Neulinge ->Das Finden des eigenen Geschmack

Beitrag von Sauternes »

Eine nicht endenwollende Entdeckungsreise.
Und wenn man denkt schon genug schöne Weine gefunden und einiges davon im Keller eingelagert zu haben, dann meldet sich das Neugiersymdrom und neue Weine müssen entdeckt werden :o :) , Ach wie herrlich.
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