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Erfahrung mit zu warmer Lagerung

Alles zu "my cellar is my castle"
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Bernd Schulz

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Re: Erfahrung mit zu warmer Lagerung

BeitragDi 27. Sep 2022, 22:00

HerrDittsche hat geschrieben:Jemand der Geld damit verdient, dass Menschen Wein bei ihm lagern erzählt mir also davon wie wichtig es ist den Wein bei optimalen Bedingungen (also bei ihm) zu lagern?....


Und er unterlegt das, was er erzählt, nach Möglichkeit "wissenschaftlich". Das ist heutzutage ganz wichtig - alleine das Bildchen mit den chemischen Formeln duldet auf den ersten Blick keinen Widerspruch. ;)

Natürlich ist nicht alles, was der Herr Rainer verzapft, komplett verkehrt. Aber auf eine sehr geschickte Art (Chapeau :!: ;)) erweckt er den Eindruck, dass seine Sicht der Dinge komplett objektiv ist. Aus rein empirischen Gründen verhält es sich aber in meinen Augen mitnichten so. Vielmehr muss man die Sachlage noch genauer betrachten - und zwar vor allem auf der Basis von nackten Erfahrungen!

Herzliche Grüße

Bernd
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EThC

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Re: Erfahrung mit zu warmer Lagerung

BeitragMi 28. Sep 2022, 07:00

Bernd Schulz hat geschrieben:Natürlich ist nicht alles, was der Herr Rainer verzapft, komplett verkehrt. Aber auf eine sehr geschickte Art (Chapeau :!: ;)) erweckt er den Eindruck, dass seine Sicht der Dinge komplett objektiv ist. Aus rein empirischen Gründen verhält es sich aber in meinen Augen mitnichten so. Vielmehr muss man die Sachlage noch genauer betrachten - und zwar vor allem auf der Basis von nackten Erfahrungen!
...ich hab mir das jetzt auch mal durchgelesen und muß Bernd Recht geben! Was mir in erster Linie aufstößt, ist, daß da zuerst dargelegt wird, wie ungeheuer komplex das mit den vielen verschiedenen Reaktionsmechanismen ist und schlußendlich steht dann die Feststellung "Optimum bei 12 °C". Punkt! Wie kommt man da hin? Auch die Aussage, daß die Reaktionsmechanismen bei abweichenden Temperaturen unterschiedlich beschleunigt / gehemmt werden und sich damit die Reifungsergebnisse unterscheiden, ist sicher richtig, aber dann wird suggeriert, daß das Ergebnis, welches bei höherer Temperatur nach kürzerer Zeit vorliegt, per se schlechter ist, warum?
Und dann noch die "mehrere bar" Druckschwankung in der Flasche bei Temperaturwechsel, das hatte ich ich vor einigen Monaten schon mal rechnerisch widerlegt, müßte hier im Forum gewesen sein; da wurde anscheinend auch kritiklos irgendein Netzfund zueigen gemacht.

Also insgesamt ist dieser Artikel für mich auch mehr ein Blender... :cry:
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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NoTrollingerPlease

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Re: Erfahrung mit zu warmer Lagerung

BeitragMi 28. Sep 2022, 07:02

HerrDittsche hat geschrieben:Jemand der Geld damit verdient, dass Menschen Wein bei ihm lagern erzählt mir also davon wie wichtig es ist den Wein bei optimalen Bedingungen (also bei ihm) zu lagern? Das ist natürlich eine riesige Überraschung :mrgreen:


Lieber HerrDittsche und Bernd, hier liegt Ihr falsch. Rainer hat mit Wein beruflich nichts zu tun. Er ist (soviel ich weiß) Chemiker und für mich einer der kompetentesten und seriösesten Menschen, die ich im Netz je kennengelernt habe. Was er schreibt hat immer zu 100% Hand und Fuß!
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vonKorf

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Re: Erfahrung mit zu warmer Lagerung

BeitragMi 28. Sep 2022, 08:35

HerrDittsche hat geschrieben:Jemand der Geld damit verdient, dass Menschen Wein bei ihm lagern erzählt mir also davon wie wichtig es ist den Wein bei optimalen Bedingungen (also bei ihm) zu lagern?....


Durchaus erstaunlich ist es auch, dass jemand, der in einem über 10 Jahre durchgeführten Experiment eindrucksvoll festgestellt hat, dass es auf ein paar Grad mehr oder weniger bei der Lagerung wirklich nicht ankommt, nun in einem anderen Artikel diese Erkenntnisse relativiert, da sie ja nur für die robusten(?) Bordeaux-Genossen gelten würden, jedoch z.B. nicht für sensiblere Geister aus dem Burgund. Denn: „Wein reift idealerweise bei einer Temperatur von zirka 12 bis 14 Grad und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 65-75 Prozent.“ Punkt. Also doch!
Und weiter: „Zu warm gelagerter Wein kann also unerwünschte Aromen hervorbringen, besonders wenn es sich um Weißwein, Champagner oder eine delikate Rotweinsorte wie beispielsweise Pinot Noir handelt. Für solche Weine sind gute Lagerbedingungen matchentscheidend.“ So ist das also! - und die „unerwünschten Aromen“ sind im Artikel bereits verlinkt auf eben diese Schweizer Wein-Lagerungsstätte, für den der hier im Forum genannte „Rainer", sowie des Autors Freund und Kupferstecher "Philipp" arbeitet! Am Ende des Artikels dann die konkrete und unverblümte Werbung dafür. Hm….

Hier der Link zum Nachlesen:
https://vvwine.ch/2020/08/hilfe-35-grad ... ig-lagern/

Gruß
Wolfgang
Zuletzt geändert von vonKorf am Mi 28. Sep 2022, 14:41, insgesamt 3-mal geändert.
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Kle

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Re: Erfahrung mit zu warmer Lagerung

BeitragMi 28. Sep 2022, 09:34

Bernd Schulz hat geschrieben:
HerrDittsche hat geschrieben:Vielmehr muss man die Sachlage noch genauer betrachten - und zwar vor allem auf der Basis von nackten Erfahrungen!

Herzliche Grüße

Bernd

es ging mir auch durch den Kopf. Trotz der vielen Untersuchungen wird immer noch über diese Themen diskutiert, weil sich die Weine in der Praxis so unterschiedlich verhalten. Ist es nicht auch geradezu unmöglich, Laborerkenntnisse auf eine reale Flasche zu übertragen, da sie während ihrer Lebenszeit „unfassbar“ vielen Faktoren ausgesetzt sein kann? Ich meine, die Reaktionen eines Medikamentes im menschlichen Körper ist sicher leichter vorherzusagen als die Lagerbedingungen unzähliger Weinfreunde. Aber das Medikament muss in Studien mit tausenden Teilnehmern unter normierten Bedingungen überprüft werden. Der große Flaschentest steht, glaube ich, noch aus. Und falls er kommt, wird möglicherweise festgestellt, dass Weine unterschiedlicher Winzer/Jahrgänge womöglich noch schwerer kalkulierbar und noch individueller sind als andere Probanden.

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
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theater69

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Re: Erfahrung mit zu warmer Lagerung

BeitragMi 28. Sep 2022, 09:40

Gern möchte ich auch meinen Senf noch dazugeben:
Ich habe bei der Wohnungsauflösung meiner Mutter im sonnenbeschienenen Eckregal neben dem Küchenfenster, senkrecht stehend, also optimale Lagerung bei kühlen Temperaturen und ohne Lichteinfall :mrgreen: eine Flasche Rotwein eines verhältnismäßig unbekannten Winzers von der Nahe gefunden. Laut Etikett ein Allerweltswein, absolut nix besonderes, nur schon mindestens 15 Jahre alt.
Ich freue mich noch heute, daß ich den Inhalt nicht gleich dem Ausguß übereignet habe. Der nach allen Regeln der Kunst falsch gelagerte Wein war absolut noch genießbar.
LG
Andreas

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Es soll keiner so wenig Wein trinken, dass er seiner Gesundheit schadet (Marc Aurel)
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amateur des vins

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Re: Erfahrung mit zu warmer Lagerung

BeitragMi 28. Sep 2022, 10:20

vonKorf hat geschrieben:Durchaus erstaunlich ist es auch, dass jemand, der in einem über 10 Jahre durchgeführten Experiment eindrucksvoll festgestellt hat, dass es auf ein paar Grad mehr oder weniger bei der Lagerung wirklich nicht ankommt, nun in einem anderen Artikel diese Erkenntnisse relativiert
[...]
Am Ende des Artikels dann die konkrete und unverblümte Werbung [für eben diese Schweizer Wein-Lagerungsstätte].
[...]
https://vvwine.ch/2020/08/hilfe-35-grad ... ig-lagern/
Oops! :evil: Danke dafür.

@Adrian Magst Du hier dazu was schreiben?
Besten Gruß, Karsten
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Rieslingfan

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Re: Erfahrung mit zu warmer Lagerung

BeitragMi 28. Sep 2022, 15:32

HerrDittsche hat geschrieben:Jemand der Geld damit verdient, dass Menschen Wein bei ihm lagern erzählt mir also davon wie wichtig es ist den Wein bei optimalen Bedingungen (also bei ihm) zu lagern? Das ist natürlich eine riesige Überraschung :mrgreen:


Hallo HerrDitsche,

in deinem Fall sehe ich eine zumindest halbwegs zufriedenstellende Beantwortung deiner Ausgangsfrage höchstens darin, dass du mehrere unabhängige Wissenschaftler aus diversen Ländern damit beauftragst eine entsprechende Studie über die Lagerung von Wein bei höheren Temperaturen zu starten. ;)
Gruß Markus
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HerrDittsche

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Re: Erfahrung mit zu warmer Lagerung

BeitragMi 28. Sep 2022, 19:09

Rieslingfan hat geschrieben:
HerrDittsche hat geschrieben:Jemand der Geld damit verdient, dass Menschen Wein bei ihm lagern erzählt mir also davon wie wichtig es ist den Wein bei optimalen Bedingungen (also bei ihm) zu lagern? Das ist natürlich eine riesige Überraschung :mrgreen:


Hallo HerrDitsche,

in deinem Fall sehe ich eine zumindest halbwegs zufriedenstellende Beantwortung deiner Ausgangsfrage höchstens darin, dass du mehrere unabhängige Wissenschaftler aus diversen Ländern damit beauftragst eine entsprechende Studie über die Lagerung von Wein bei höheren Temperaturen zu starten. ;)


Weil ich einfach so aufgestellte Behauptungen hinterfrage und Aussagen von Personen mit eindeutigen Interessenkonflikten kritisch sehe? Ich betrachte das einfach als gesunden Menschenverstand. Aber es soll jeder auf seine Art glücklich werden. Und wenn man eben gerne alles glaubt was die Werbung einem erzählt, dann ist das auch in Ordnung.
Ich für meinen Teil bin mit den Erfahrungsberichten hier sehr zufrieden. Man sollte wohl diese ganzen angeblichen Regeln nicht zu ernst nehmen und einfach ausprobieren was funktioniert. Die meisten hier sind mit der Lagerung in ihren suboptimalen Kellern ja recht zufrieden. Ich habe jetzt auch einen recht hochwertigen Spätburgunder, der laut Expertise noch vier oder fünf Jahre in der Flasche braucht, in meinem suboptimalen Keller liegen. Mal sehen ob mich dann wirklich in ein paar Jahren nach dem öffnen schlimme Suppe erwartet ;)

Gibt da auch noch so eine schöne Geschichte:
Im Affengehege eines Zoos wurde mal ein psychologischen Experiment durchgeführt. Auf einem Podest im Gehege wurde eine Banane platziert. Jedes mal wenn ein Affe die Banane nehmen wollte wurden alle Affen mit einem Schlauch nass gespritzt. Nach kurze Zeit wurde jeder Affe der an die Banane wollte von den anderen zurechtgewiesen. Die Zeit verging, Affen starben oder gingen in andere Zoos, neue kamen. Und alle neuen wurden von den anderen von der Banane abgehalten. Auch als irgendwann kein Affe mehr da war, der den Wasserschlauch noch erlebt hat. Es durfte keiner an die Banane auf dem Podest, aber keiner der Affen wusste wieso. Und mit dem Wasserschlauch stand schon längst niemand mehr da.
Ob das so wirklich durchgeführt wurde oder nur eine schöne sinnbildliche Geschichte ist weiß ich nicht. Die Aussage ist aber wohl wahr: Wenn eine Regel existiert die keiner sinnvoll begründen kann, dann lohnt es sich vielleicht die Regel mal kritisch zu hinterfragen.
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patriktakesphotos

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Re: Erfahrung mit zu warmer Lagerung

BeitragSa 1. Okt 2022, 10:56

Hallo zusammen,

ich starte mal so: vielen lieben Dank für diesen wirklich spannenden und interessanten Beitrag! Ich habe tatsächlich alles gelesen und auch die vielen Links geklickt, die mit Berichten / Beispielen verschiedene Erfahrungen teilen.

Ich habe aktuell keinen Klimaschrank. Mein Keller (Kellerabteil, Neubau, ca. 5 Jahre, keine besondere Isolation) wird doch im Sommer recht warm. Um mir mal ein genaues Bild zu machen, habe ich mir einen kleinen Temp / Feuchte-Logger gekauft. Die ersten 50 Tage (alle 2h ein Messpunkt) habe ich heute exportiert. Und eigentlich, bin ich damit bisher ganz zufrieden.

Die Hitzeperdiode ist war zwar recht warm (Aufzeichnungen gehen vom 11.08. bis heute, den 01.10.), aber die Tag/Nacht-Schwankungen liegen bei den allermeisten Tagen bei maximal 0,1°C, was ich als sehr stabil erachte. Auch die Luftfeuchtigkeit ist recht stabil, steigt / fällt manchmal um gute 5%, aber meiner Meinung nach sollte das unkritisch sein. Über lange gelagerte Weine kann ich leider noch nichts berichten, da ich den Keller erst seit ca. einem Jahr als Lager nutze. Ziel ist eine Lagerung von ca. 10 Jahren, im Keller liegt vor allem Riesling und etwas Pinot.

Ich bin gespannt wie es weitergeht und werde ggf. alle paar Monate mal ein kleines Update über die Messwerte geben.

Danke euch allen für die spannenden Infos und grüße aus Stuttgart!
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