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ist dieser Keller zu warm?

Alles zu "my cellar is my castle"
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Fasano

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Re: ist dieser Keller zu warm?

BeitragSo 22. Dez 2019, 09:47

Es geht nicht um eine lückenlose Historie, die gibt es bei +/-50 jährigen Flaschen natürlich nicht. Die Flaschen die ich in den Neunzigern gekauft habe liegen seitdem jedenfalls bei optimaler Temperatur auch im Sommer. Das sind immerhin schon mehr als zwanzig Jahre. Bei reifen alten Flaschen kann nur optimale Lagerung einen weiteren Genuss garantieren. Da sind 20 Grad einfach zu viel. Wer seine Flaschen nur maximal 20 Jahre aufheben möchte und keinen Altflaschenbestand hortet für den spielt das alles eine untergeordnete Rolle.
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Bernd Schulz

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Re: ist dieser Keller zu warm?

BeitragSo 22. Dez 2019, 10:00

Fasano hat geschrieben: Das sind immerhin schon mehr als zwanzig Jahre. Bei reifen alten Flaschen kann nur optimale Lagerung einen weiteren Genuss garantieren. Da sind 20 Grad einfach zu viel.


Mehr als eine Behauptung kann ich in dieser Aussage nicht erkennen.

In meinem suboptimalen Keller, der im Sommer oft auf deutlich über 20 Grad kommt, lagern etliche Rieslinge aus den frühen 90ern über etliche Jahre. Probleme konnte ich bei diesen Weinen nicht entdecken, und ich rechne auch für die Zukunft nicht mit lagerbedingten Genussverlusten.

Aber vielleicht ist beim BDX hinsichtlich der Lagerung alles anders als beim Riesling..... :?:

Beste Grüße

Bernd
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Jochen R.

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Re: ist dieser Keller zu warm?

BeitragSo 22. Dez 2019, 10:04

Fasano hat geschrieben:Es geht nicht um eine lückenlose Historie, die gibt es bei +/-50 jährigen Flaschen natürlich nicht. Die Flaschen die ich in den Neunzigern gekauft habe liegen seitdem jedenfalls bei optimaler Temperatur auch im Sommer. Das sind immerhin schon mehr als zwanzig Jahre. Bei reifen alten Flaschen kann nur optimale Lagerung einen weiteren Genuss garantieren. Da sind 20 Grad einfach zu viel. Wer seine Flaschen nur maximal 20 Jahre aufheben möchte und keinen Altflaschenbestand hortet für den spielt das alles eine untergeordnete Rolle.

Danke für die Rückmeldung!
Ich behaupte jetzt einmal, dass es wenig bringt, wenn du deine Altweine seit
den 90zigern im Klimaschrank liegen hast und sie zuvor 30 Jahre irgendwo
suboptimal bis schlecht gelagert waren.

Ich glaube es ist auch kein Märchen, dass die Weine im Mouton-Raritätenkeller
auch mal die 20 Grad-Marke knacken und die (das Weingut) scheinen das locker
zu nehmen. Jeder nach seiner Facon!

Viele Grüße,
Jochen
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Georg R.

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Re: ist dieser Keller zu warm?

BeitragSo 22. Dez 2019, 10:53

Unser Keller erreicht in den Sommermonaten regelmässig die 20 Grad Marke, dem Restbestand an Bordeauxweinen aus den 80er Jahren hat das nicht geschadet - nicht ein Ausfall bisher (3x auf Holz klopft)

Gruss
Georg
Man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen: Wasser, mäßig genossen, ist unschädlich.
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Wendelin

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Re: ist dieser Keller zu warm?

BeitragDo 14. Jul 2022, 15:50

Gerald hat geschrieben:Hallo,

mein "Keller" (eigentlich mehr eine Art Erdloch mit Ziegelwänden und Naturboden) entspricht auch eher dem Schmerikon-Keller von Adrian, also Temperatur zwischen ca. 10 °C im Winter und bis knapp über 20 °C im Sommer, dazu aber noch 100% Luftfeuchtigkeit, die die Etiketten in wenigen Jahren zerstört - verkaufen könnte ich meine Weine nicht mehr, ist aber auch nicht mein Ziel.

Merkwürdigerweise reifen die Weine (bei mir überwiegend österreichische Weißweine) sogar eher langsamer als unter den "idealen" Bedingungen im Weingut. Also wenn bei einer Verkostung ein Weingut einen Altwein präsentiert, den ich zufälligerweise auch im Keller habe, ist meine Flasche oft weniger in der Reife fortgeschritten. Ist mir mehrmals bei Weinen der Domäne Wachau aufgefallen, aber auch bei Weingütern im Weinviertel. Keine Ahnung, woran das liegt. Vielleicht die 100% Luftfeuchtigkeit, die den Naturkork optimal abdichten lässt?

Grüße
Gerald


Hallo Gerald,

ich habe nun schon mehrfach Eure Diskussionen in diesem Thread verfolgt und auch in ähnlichen Threads und komme zum Schluss, dass es für Rotweine schon in Ordnung ist, wenn die Temperatur im Keller über das Jahr hinweg zwischen 8 und 19 Grad schwankt. Das ist erfreulich.

Du bist hier bei Weißweinen offenbar ähnlich entspannt. Kann ich Smaragde aus der Wachau auch 10 Jahre und mehr lagern, wenn die Temperatur im Sommer an der 20-Grad-Marke kratzt? Ich habe keine Tag-Nacht-Schwankungen.

Ich frage das deshalb so ausdrücklich, weil mein Eindruck war, dass die gehobenen Weißwein-Winzer noch stärker betonen, dass der Wein gut gelagert werden muss, als die Rotwein-Winzer. Z.B. hat uns Richard Walzer in Krems dringend davon abgeraten, einen Keller zu verwenden, in dem es im Sommer 18 Grad und im Winter nur 8 Grad hat. Ist das aus Deiner Sicht übertrieben?

Mein Eindruck: Als Winzer strebst Du nach Perfektion, selbstverständlich rätst Du immer zu optimalen Lagerbedingungen. Aber vermutlich hat der Winzer noch nie den Realitätstest gemacht. Die Leute im Forum hier aber schon. Und offenbar wird hier vieles nicht so heiß gegessen wie befürchtet...

LG

Wendelin
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Gerald

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Re: ist dieser Keller zu warm?

BeitragDo 14. Jul 2022, 16:28

Hallo Wendelin,

ja, aus meiner (rein persönlichen) Sicht ist das stark übertrieben. Die Smaragde der Domäne Wachau aus den Jahren 2001 und 2002 - das sind meine derzeit ältesten - sind gerade in sehr schöner Altwein-Verfassung trotz (oder wegen?) meines suboptimalen Kellers.

Und die Weine mit Schraubverschluss (seit 2006) altern noch langsamer. Also ich würde mir da wirklich keine Sorgen machen.

Grüße
Gerald
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Gerald

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Re: ist dieser Keller zu warm?

BeitragFr 15. Jul 2022, 07:43

Noch etwas dazu: mein Fazit ist jedenfalls, dass der für die Lagerung / Lagerfähigkeit mit Abstand wichtigste Zeitabschnitt der bis zum Verlassen der Weinflasche ab Weingut ist. Also die Weinqualität im engeren Sinn, eventuell noch ergänzt durch den Verschluss (man denke an den Ärger mit dem Naturkork). Aber bei der Lagerung zu Hause kann man nicht mehr so viel falsch machen, so lange man es jetzt nicht komplett übertreibt ...

Grüße
Gerald
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Wendelin

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Re: ist dieser Keller zu warm?

BeitragFr 15. Jul 2022, 08:00

Danke, Gerald.

Das ist mal eine ganz neue Perspektive.

Kurzer "background": Mein Keller im klassischen Wiener Altbau-Haus, aber der Boden ist betoniert --> keine Erde. Dennoch vergleichsweise kühl, wir halten bei knapp 20 Grad während den all-sommerlichen Hitzewellen. Im Winter 8 Grad, wenn es wirklich kalt ist draußen. Luftfeuchtigkeit bei optimalen 80%, es schimmelt nicht, ist aber auch nicht zu trocken. Dunkel, gesondert versperrbar.

Jetzt hab ich bei Freunden um die Ecke ein bisschen eingelagert, die haben einen alten Natursteinkeller mit Erde am Boden, ebenfalls Wiener Altbau. Es hat 100% Feuchtigkeit, die Etiketten leiden, Luft ist aber nicht muffelig, sondern gut. Ich war der Meinung, dort müsste die Temperatur im Sommer niedriger sein als in meinem Keller. Bislang war das aber ein Irrtum (heute 15. Juli, die letzten Tage waren recht kühl), auch dort hat es schon 18 Grad. Wenn jetzt eine richtige Hitzewelle kommt, werden wir sehen, ob es dann womöglich doch Unterschiede gibt. Vermutlich wird es im Winter nicht so kalt dort. Ich habe bislang aber noch nicht wirklich verstehen können, weshalb es Rotweinen oder Weißweinen schaden sollte, wenn sie im Winter nicht 12 Grad haben, sondern 8 Grad. Wenn das Ganze nämlich schön langsam und nicht plötzlich abkühlt, dann kann das den Wein ja wohl nicht "stressen".

Danke jedenfalls für Deinen wertvollen Input!
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Gerald

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Re: ist dieser Keller zu warm?

BeitragFr 15. Jul 2022, 08:17

Ist vielleicht eine "Verschwörungstheorie" ;) aber wenn man die Frage der optimalen Lagerung derart hochschraubt, dann wäre das sicher eine willkommene Gelegenheit für den Produzenten, etwaige Beschwerden über eine eventuell ungünstige Reifeentwicklung damit an den Konsumenten zurückzuschieben. Natürlich nur ein reines Gedankenspiel, ich möchte niemand etwas unterstellen ...

Grüße
Gerald
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Re: ist dieser Keller zu warm?

BeitragFr 15. Jul 2022, 13:50

Wendelin hat geschrieben:Ich habe bislang aber noch nicht wirklich verstehen können, weshalb es Rotweinen oder Weißweinen schaden sollte, wenn sie im Winter nicht 12 Grad haben, sondern 8 Grad. Wenn das Ganze nämlich schön langsam und nicht plötzlich abkühlt, dann kann das den Wein ja wohl nicht "stressen".
...was im Wesentlichen beim Abkühlen passiert, ist, daß der Druck in der Flasche durch das sich verringernde Flüssigkeitsvolumen abnimmt und leichter Luft incl. Sauerstoff in die Flasche gelangen kann, sofern diese mit einem permeablen Verschluß versehen ist. Die Geschwindigkeit der Abkühlung spielt da m.E. keine Rolle, entscheidend ist die mittlere Druckdifferenz über die Zeit. Ansonsten könnte ich mir höchstens noch vorstellen, daß unter einer bestimmten Temperatur manche Stoffe im Wein nicht mehr löslich sind und ausfallen, andererseits würde ich jedoch vermuten, daß das mehr Theorie denn Praxis ist, denn zumindest die weißen Sachen werden vor dem Servieren ja auch gut runtergekühlt und beim Wiedererwärmen gehe ich auch davon aus, daß diese Vorgänge -wenn sie denn überhaupt stattfinden- reversibel sind.
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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